Paulinhos Comeback - nicht der einzige Xabi-Alonso-Effekt - kicker
Bundesliga

Paulinhos Comeback - nicht der einzige Xabi-Alonso-Effekt

Leverkusens Brasilianer feiert unter dem neuen Trainer seine Auferstehung

Vom Saulinho zu Paulinho - nicht der einzige Xabi-Alonso-Effekt

Paulinho bedankte sich nach seinem Treffer bei den Fans.

Paulinho bedankte sich nach seinem Treffer bei den Fans. IMAGO/siwe

Am Ende wurde es dann fast etwas kitschig: Amine Adli schickte Paulinho mit einem gut getimten Pass in die Tiefe, der Brasilianer, erst zwei Minuten zuvor eingewechselt, kontrollierte das Zuspiel und schloss allein vor Alexander Schwolow eiskalt zum 4:0 ab.

Was für ein Wechselbad für den Brasilianer. Am Dienstag im Champions-League-Spiel in Porto hatte ihn der damalige Cheftrainer Gerardo Seoane erneut nicht ins Aufgebot berufen und lieber einen zweiten Ersatztorhüter und Ayman Azhil, der keine Einsatzchancen besitzt, auf die Ersatzbank gesetzt, auf der er zudem noch Plätze frei gelassen hatte.

Paulinho bot sich im Training an

Xabi Alonso hingegen nominierte Paulinho für das Schalke-Spiel und protegierte dann dessen Auferstehung. Der Techniker hatte sich in den zwei Einheiten unter dem neuen Coach angeboten, wurde so vom Saulinho zum Paulinho. "Ein Trainerwechsel ist auch immer eine Chance für alle, sich zu zeigen. Deswegen hat Xabi ihn mitgenommen", stellte Geschäftsführer Simon Rolfes fest.

Xabi Alonso selbst erklärte: "Es war meine Entscheidung mit dem Klub, dass wir Paulinho noch einmal auf dem Platz sehen wollen." Nachdem sich der Spanier vergewissert hatte, dass es keinen außersportlichen Grund gegen Paulinhos Nominierung gab, berief er diesen. Nach dem 4:0 erklärte er: "Ich habe vor ein paar Tagen angefangen: Jeder zählt, jeder kann helfen. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt, aber jetzt ist er Teil des Teams."

Ihr bestimmt die Startelf! Nicht ich.

Xabi Alonso

Für den zuvor abgeschriebenen Paulinho hat sich die Tür wieder geöffnet. Jetzt soll er komplett hindurch gehen. "Ich möchte", fordert Xabi Alonso unmissverständlich, "dass er noch mehr möchte. Er hatte großen Einfluss in den gerade mal fünf Minuten. Ich sage den Spielern immer: Ihr bestimmt die Startelf! Nicht ich. Wenn du die Position haben willst, zeig es! Dann wirst du sie bekommen."

Seoane hatte schwache Trainingsleistungen für die Nichtberücksichtigung des Angreifers angeführt, der 21-Jährige selbst sprach vor ein paar Wochen von einer "politischen Entscheidung", nachdem ein Verkauf des Brasilianers im August gescheitert war - auch weil dieser aus Klubsicht seine ganz eigenen Vorstellungen hatte hinsichtlich der Modalitäten.

Lob für die Doppelsechs

Paulinhos Wiederbelebung als Bayer-Profi war aber natürlich nicht die einzige Auswirkung des Trainerwechsels. So setzte Xabi Alonso zum einen auf ein 3-4-3-System, in dem die beiden Sechser Robert Andrich und Charles Aranguiz immer als Einheit und mit engem Kontakt zur Abwehrkette agierten.

Stabilität war das oberste Gebot. "Kontrolle können wir haben, wenn wir wissen, was wir tun", erklärte der Spanier und stellte mit Blick auf das Duo Andrich/Aranguiz fest: "Mir hat es wirklich gefallen, wie die zwei gespielt haben. Wie sie verstanden haben, warum wir so spielen wollen, warum wir gewisse Dinge machen."

Bayer läuft unter Xabi Alonso anders an

In dieser Formation wirte die Werkself defensiv extrem stabil. Auch weil Xabi Alonso anders anlaufen ließ: So attackierten die beiden Halbstürmer, Callum Hudson-Odoi und Moussa Diaby, den Schalker Spielaufbau, wohingegen sich Mittelstürmer Patrik Schick etwas zurückfallen ließ, um die Eröffnung auf einen Sechser zu blockieren. "Diese Punkte hat Xabi in jeder Übung seit Donnerstag methodisch gut aufgebaut", lobt Rolfes die Arbeit des früheren Weltklassespielers.

Auch wenn vieles funktionierte, wie geplant, wurden auch altbekannte Probleme offensichtlich. Bis zum 1:0 in der 38. Minute ließ es Bayer an Präzision beim finalen Pass mangeln. Und auch nach dem schnellen 3:0 nach der Pause wirkte vieles in der Offensive schlampig.

Andrich erkennt noch Verbesserungsbedarf

"Im Thema, richtig und konzentriert Dinge zu Ende zu spielen" haben wir in der letzte halben Stunde zu wünschen übrig gelassen“, analysierte Andrich treffend, "da ist auf jeden Fall noch Verbesserungsbedarf - aber das kommt mit dem Selbstvertrauen."

So wollte Andrich trotz aller Veränderungen gegen einen extrem schwachen Gegner, der keinen echten Prüfstein darstellte, nicht in Euphorie verfallen. Bedürfen doch die all diese ersten kleinen Schritte nach vorne ihre nachhaltige Bestätigung gegen erstligataugliche Kontrahenten.

Stephan von Nocks