Wladimir Iljitsch Lenin in Geschichte | Schülerlexikon | Lernhelfer

Wladimir Iljitsch Lenin

Herkunft und Jugendjahre

WLADIMIR ILJITSCH LENIN, als WLADIMIR ILJITSCH ULJANOW am 22.04.1870 in Simbirsk/Russland geboren, entstammt bürgerlichen Verhältnissen. Sein Vater, ein Schulinspektor, wurde in den russischen Beamtenadel aufgenommen; die Vorfahren der Mutter waren Ärzte und Grundbesitzer.
1879 bis 1887 Besuchte LENIN das Gymnasium in Simbirsk.
Ausgelöst durch die Hinrichtung seines älteren Bruders ALEXANDER wegen dessen Beteiligung an der Vorbereitung eines Anschlags auf den Zaren ALEXANDER III., schloss sich LENIN 1887 der revolutionären Bewegung an. Nach dem Abitur studierte LENIN in Kasan und Samara Jura und eröffnete 1893 eine Anwaltskanzlei in St. Petersburg.

Revolutionäre Betätigung, wissenschaftliche Arbeit und Verfolgung

1893 zog Lenin in die Hauptstadt Sankt Petersburg. Mit seinem späteren Gegner JULIJ MARTOW (1873-1923) gründete er hier 1895 den „Kampfbund zur Befreiung der Arbeiterklasse“. LENIN wurde im darauffolgendem Jahr von der Polizei verhaftet und inhaftiert. Von 1897 bis 1900 wurde Lenin nach Sibirien verbannt und heiratete dort seine Petersburger Kampfgefährtin NADESHDA KONSTANTINOWNA KRUPSKAJA (1869-1939), die ihm nach Sibirien gefolgt war.
In dieser Zeit beschäftigte er sich intensiv mit dem Marxismus und analysierte die Voraussetzungen für eine Revolution in Russland („Die Entwicklung des Kapitalismus in Russland“, 1899).
1900 ging LENIN ins Exil nach Deutschland, England und in die Schweiz und gründete in Deutschland die für russische Leser gedachte Zeitschrift „Iskra“ (deutsch = der Funke).
Zunächst befasste er sich mit der Notwendigkeit der Umgestaltung der sozialdemokratischen Partei („Was tun?“, 1902). Sein Ziel war die Schaffung einer Partei „neuen Typs“, die anders als die sozialdemokratische Massenpartei straff organisiert und zentralisiert und als „Vorhut der Arbeiterklasse“ revolutionäres Gedankengut in dieser verbreiten sollte. Dieser Entwurf wurde zum Grundstein seiner später als Leninismus bezeichneten Lehre. 1903 spaltete LENIN die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands (SDAPR) auf deren Londoner Kongress mit dem Entwurf eines entsprechenden Parteistatuts und übernahm die Führung der radikalen „Mehrheitler“ (Bolschewiki). Die „Minderheitler“ (Menschewiki) hingegen strebten eine bürgerlich-demokratische Revolution an.
1905 war LENIN nach Russland zurückgekehrt, um an den in Folge des vom Zaren verlorenen Russisch-Japanischen Krieges entflammten revolutionären Aufständen teilzunehmen. Diese wurden jedoch niedergeschlagen und LENIN musste vor erneuten Repressionen wieder ins Ausland flüchten. In den folgenden Jahren hielt er sich vor allem in der Schweiz auf, wo er die philosophischen Seiten des Leninismus entwickelte („Materialismus und Empiriokritizismus“,1909).
Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 stellten sich die westeuropäischen sozialdemokratischen Parteien in den Dienst der Vaterlandsverteidigung. LENIN kritisierte dies und forderte die Umwandlung des Weltkrieges in einen Bürgerkrieg; Allein Kriege, die die proletarische Revolution förderten, seien gerecht. Er begriff den Weltkrieg als Folge des Monopolkapitalismus („Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“, 1917).
Nach der bürgerlich-demokratischen Februarrevolution 1917 in Russland unter ALEXANDER F. KERENSKI kritisierte LENIN vom Schweizer Exil aus zunächst das aus seiner Sicht zögerliche Vorgehen der Bolschewiki unter JOSEF W. STALIN. Mithilfe des deutschen Geheimdienstes (der sich durch Förderung LENINS die Schwächung des Kriegsgegners Russland versprach) gelangte LENIN in einem verschlossenen Güterwagen via Deutschland nach Schweden. Im April schließlich erreichte er Petrograd (St. Petersburg), wo er mit feinem Gespür für die Wünsche der Massen seine „Aprilthesen“ („Frieden um jeden Preis“, „Alles Land den Bauern“, „Alle Macht den Räten“) verkündete. Die provisorische russische Regierung konnte sich hingegen zu keinen durchgreifenden Reformen durchringen.
Im Juli 1917 unterstützten die Bolschewiki einen bewaffneten Aufstand von Arbeitern und Soldaten, der jedoch fehlschlug. LENIN flüchtete erneut nach Finnland, wo er in „Staat und Revolution“ seine Gedanken über die Herrschaft der Bolschewiki niederlegte.

WLADIMIR ILJITSCH ULJANOW, genannt LENIN (1870–1924)

WLADIMIR ILJITSCH ULJANOW, genannt LENIN (1870–1924)

Am 25./26. Oktober 1917 (nach gregorianischer Zeitrechnung 6./7. November) stürzten die Bolschewiki (vorbereitet von LEO D. TROTZKI) die Regierung KERENSKI. LENIN übernahm zwei Tage später den Vorsitz des Rates der Volkskommissare und etablierte die „Diktatur des Proletariats“: Erste Amtshandlungen galten dem Friedensschluss mit Deutschland unter Inkaufnahme territorialer Verluste (Vertrag von Brest-Litowsk, 1918), der Enteignung allen privaten Landbesitzes, dem Verbot bürgerlicher Parteien und der Einschränkung der Pressefreiheit. Jegliche Opposition ließ LENIN hart unterdrücken.

Der III. Gesamtrussische Sowjetkongress

Am 25. Januar 1918 nahm der III. Gesamtrussische Sowjetkongress erwartungsgemäß LENINS „Deklaration der Rechte des werktätigen und ausgebeuteten Volkes“ an. Die „Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik“ wurde ausgerufen. Die russische Räterepublik war geboren. Die jeweils untergeordneten Räte wählten nun die Übergeordneten. Das heißt, nach den Wahlen zum Dorf- oder Stadtsowjet war es mit der Wahl für alle diejenigen schon zu Ende, die nicht in den Rat gewählt worden sind. Und selbst der Wahlgang auf unterster Ebene sollte nicht allen offenstehen. Im Artikel 65 der Verfassung, die im Juli 1918 in Kraft trat, heißt es:

Nicht wählen und nicht gewählt werden können... Personen, die zur Erzielung von Gewinn Lohnarbeit in Anspruch nehmen, Personen, die von nicht erarbeitetem Einkommen leben ..., private Händler, Handels- und Bankvermittler, Mönche und geistliche Diener der Kirchen und religiösen Kulte, Angestellte und Agenten der ehemaligen Polizei ... sowie Mitglieder des ehemaligen Herrscherhauses in Russland ...“

ROSA LUXEMBURG zählte zu den prominentesten Kritikern:

„Ohne allgemeine Wahlen, ungehemmte Presse- und Versammlungsfreiheit, freien Meinungskampf erstirbt das Leben in jeder der öffentlichen Institutionen, wird zum Scheinleben, in dem die Bürokratie allein das tätige Element bleibt. Das öffentliche Leben schläft allmählich ein, einige Dutzend Parteiführer ... dirigieren und regieren ..., und eine Elite der Arbeiterschaft wird von Zeit zu Zeit zu Versammlungen aufgeboten, um den Reden der Führer Beifall zu klatschen, vorgelegten Resolutionen einstimmig zuzustimmen, im Grunde also eine Cliquenwirtschaft - eine Diktatur allerdings, aber nicht die Diktatur des Proletariats, sondern die Diktatur einer Handvoll Politiker...“.

Bürgerkrieg und Aufbau der Wirtschaft

Bis 1922 tobte ein erbitterter Bürgerkrieg, in dem die Rote Armee unter TROTZKI am Ende gegen die von ausländischen Truppen unterstützten „Weißen“ obsiegen konnte. In den ersten Jahren hatte für LENIN der Aufbau der sowjetischen Wirtschaft oberste Priorität („Sozialismus ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung“); Der „Kriegskommunismus“ und die Wirren des Bürgerkriegs führten jedoch zu Hungersnöten und dem drohenden Zusammenbruch der Wirtschaft. 1921 machte LENIN einen Teil der Verstaatlichungen wieder rückgängig (Neue Ökonomische Politik), was zu wirtschaftlicher Stabilisierung führte.
Hatte LENIN zunächst das Übergreifen der proletarischen Revolution von Russland in andere Länder erwartet und davon das Überleben der russischen Revolution abhängig geglaubt, so widmete er sich nach dem Ausbleiben der Weltrevolution der Entkolonialisierung Asiens mithilfe der 1919 gegründeten Kommunistischen Internationale.
Ab 1919 ließ LENIN zunehmend abweichende Meinungen innerhalb der Partei unterdrücken (Verbot der Fraktionsbildung, 1921) und bündelte die Macht in einem engen Führungszirkel durch Gründung von Politbüro und Sekretariat. 1922 proklamierte LENIN die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR).
Waren Machtübernahme und -erhaltung der Bolschewiki nicht zuletzt den überragenden taktischen und strategischen Fähigkeiten des Staatsmanns LENIN zu verdanken, so schien er doch, geschwächt von mehreren Schlaganfällen und den Folgen eines Pistolenattentats 1918 am Ende seines Lebens skeptisch bezüglich der Zukunft der Sowjetunion zu sein.

Das Attentat auf Lenin

Am 30.8.1918 wurde W. I. LENIN Opfer eines Attentats, als er das Moskauer Michelson-Werk verließ. Der Führer der Bolschewiki erlitt zwei Schussverletzungen - im Brustraum und in der linken Schulter. Angeblich soll die 28-jährige Anarchistin FANIA KAPLAN geschossen haben. Sie trug jedoch bei der Verhaftung einen Browning bei sich, aus dem kein Schuss abgefeuert worden ist. Dennoch informierte bereits fünf Tage nach dem Attentat das Regierungsblatt „Iswestija“ über die Exekution der KAPLAN.
Am 21.01.1924 starb LENIN in Gorki bei Moskau. Zuletzt hatte er vor dem großen Einfluss STALINS auf den Parteiapparat und zunehmender Bürokratisierung gewarnt.

LENIN und der Personenkult

LENIN, dem selbst jeglicher Personenkult zuwider war, wurde in der Sowjetunion höchste Verehrung zuteil. So wurde sein Leichnam in einem Mausoleum auf dem Roten Platz in Moskau beigesetzt und Petrograd 1924 in Leningrad (seit 1991 wieder St. Petersburg) umbenannt. Die Verehrung stieg noch, nachdem STALINS Politik nach dessen Tod heftigster Kritik unterzogen wurde und diesem der Verrat „leninscher Prinzipien“ vorgeworfen wurde. Die Grundlagen für die stalinsche Repressionspolitik wurden jedoch bereits von LENIN z. B. durch die Ausschaltung der Meinungsfreiheit und die Einführung eines Einparteiensystems gelegt.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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