Hei�t es "Es w�re sch�n, wenn ihr dabei sein k�nnt." oder ,wenn ihr dabei sein k�nntet."? [Fragen zum Modus (Indikativ � Konjunktiv)]   —   grammatikfragen.de
Ergebnis 1 bis 3 von 3
  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Hei�t es "Es w�re sch�n, wenn ihr dabei sein k�nnt." oder ,wenn ihr dabei sein k�nntet."?

    Wie ich auf die Frage gesto�en bin:
    Einladungstext im Internet

    Guten Tag,
    ich habe einen vorgefertigten Einladungstext im Internet gefunden. In diesem steht, "wenn ihr dabei sein k�nnt". Ich habe gedacht, es m��te "wenn ihr dabei sein k�nntet" hei�en. Was ist richtig, oder geht auch beides?
    Lieben Gru�, Claudia

  2. #2
    Registriert seit
    03.07.2014
    Ort
    Gie�en
    Beitr�ge
    271

    Standard

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verst�ndlichkeit von grammatischen Erkl�rungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lekt�re der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachsystem

    Ihre Grammatikfrage betrifft den Modus des Verbs k�nnen. Die zwei von Ihnen vorgeschlagenen Varianten unterscheiden sich dahingehend, ob der Konjunktiv oder der Indikativ im Nebensatz verwendet wird:

    Beispiel

    Es w�re sch�n, wenn ihr dabei sein k�nnt. (= Indikativ)
    Es w�re sch�n, wenn ihr dabei sein k�nntet. (= Konjunktiv)


    Die Verwendung des Konjunktivs l�sst sich dar�ber erkl�ren, dass es sich bei dem zweiten Teilsatz um einen Konditionalsatz handelt, der einen vorgestellten Wunschzustand ausdr�cken soll. Konditionals�tze zeichnen sich wesentlich dadurch aus, dass mit ihnen eine Bedingung angegeben wird. Die Bindung f�r das Sch�n-Sein (das erfreuliche Ereignis) w�re in Ihrem Beispiel, dass die Adressaten der �u�erung zu einem angek�ndigten Anlass erscheinen. Da der Sprecher in Ihrem Beispiel noch nicht wei�, ob die Adressaten bei dem Anlass dabei sein k�nnen, wird also nur ein potentieller Zustand ausgedr�ckt. Dass es sich hierbei lediglich um einen m�glichen Zustand handelt, kann durch den Konjunktiv im Konditionalsatz unterstrichen werden. Der Ausdruck von Potentialit�t ist ein typischer Funktionsbereich des Konjunktivs II, was die folgenden Beispiele aus dem Duden 9 W�rterbuch der sprachlichen Zweifelsf�lle verdeutlichen soll:

    Beispiel

    Wenn sie k�me, w�re ich froh.
    Wenn ich Zeit h�tte, w�rde ich das erledigen.
    Ohne dich w�ren sie nicht so weit.
    Wenn er doch hier w�re!


    Auf Basis dieser Erl�uterung w�re die folgende Variante m�glich:

    Beispiel

    Es w�re sch�n, wenn ihr dabei sein k�nntet.


    Zudem spricht f�r die Wahl des Konjunktivs, dass dieser h�flicher und weniger fordernd wirkt als eine vergleichbare Variante mit Indikativ.

    Es ist jedoch auch m�glich Konditionalgef�ge im Indikativ zu formulieren. Der Satz w�rde dann lauten:

    Beispiel

    Es ist sch�n, wenn ihr kommt.


    Mit dieser Variante nimmt der Sprecher keine Haltung dazu ein, ob er es f�r wahrscheinlich/m�glich h�lt, dass die H�rer wirklich kommen oder nicht. Er beschreibt lediglich den Zusammenhang zwischen dem Kommen der H�rer und der Freude des Sprechers.

    Die sich nun stellende Frage ist, ob auch eine Kombination von Indikativ und Konjunktiv m�glich ist. Es also lauten kann:

    Beispiel

    Es w�re sch�n, wenn ihr kommt.


    Diesbez�glich hei�t es in der Dudengrammatik, Randnummer 1775:
    Beide Teils�tze [eines Konditionalgef�ges] weisen normalerweise denselben Verbmodus auf.
    Nach dieser Regel w�re die obige Variante also nicht m�glich. Dennoch hei�t es im Duden 9:
    Gelegentlich ‒ vor allem in der gesprochenen Sprache ‒ steht nur ein Teilsatz eines Konditionalgef�ges im Konjunktiv II, der andere dagegen im Indikativ:

    Beispiel

    Wenn du wirklich etwas in dieser Angelegenheit unternehmen willst, dann m�sstest du es anders planen.
    Sollte das Hochwasser kommen, dann wird die Durchfahrt gesperrt.
    F�r diese Kombination aus Konjunktiv II + Indikativ w�rde sprechen, dass durch die einmalige Markierung des Konjunktivs plus die Verwendung des Subjunktors wenn, der prototypisch einen Konditionalsatz einleitet, hinreichend deutlich wird, dass es sich nur um eine m�glicherweise eintretende Bedingung handelt. Das hei�t, dass im Sprachgebrauch zwar beide von Ihnen vorgeschlagenen Varianten vorkommen, inwiefern sie jedoch standardsprachlich anerkannt sind, ist fraglich. Mit der Wahl des Konjunktivs sind Sie jedenfalls auf der sicheren Seite. Zudem k�nnte man unterschiedliche Bedeutungsnuancen herauslesen, so wirkt beispielsweise die Wahl des Indikativs vergleichsweise schroffer als die des Konjunktivs.
     


    Sprachgebrauch

    Um zu �berpr�fen, ob der Konjunktiv f�r den Konditionalsatz gew�hlt wird, wenn dieser bereits im Hauptsatz verwendet wird, wurde eine kleine Untersuchung des Sprachgebrauchs mithilfe von Google durchgef�hrt. Das Ergebnis zeigt die nachfolgende Tabelle:

    Treffer in Google
    Es w�re sch�n, wenn ihr dabei sein k�nnt. ca. 551 Treffer
    Es w�re sch�n, wenn ihr dabei sein k�nntet. ca. 883 Treffer
    Es w�re sch�n, wenn du dabei sein kannst. ca. 6 Treffer
    Es w�re sch�n, wenn du dabei sein k�nntest. ca. 425 Treffer

    Die Trefferzahlen zeigen, dass zwar teilweise der Indikativ im Nebensatz verbreitet ist, der Konjunktiv aber in der Tendenz noch �berwiegt. Entsprechend tendieren die Sprachbenutzer zur folgenden Variante in Ihrem Beispiel:

    Beispiel

    Es w�re sch�n, wenn ihr dabei sein k�nntet.


    Hinweis zu Googledaten: Die Sprachgebrauchsdaten werden mit dem wissenschaftlich fundierten Recherchesystem des Instituts f�r deutsche Sprache Mannheim COSMAS II erhoben und durch Googlebefunde erg�nzt. Die erg�nzende Googlesuche ist notwendig, da in der Textsammlung des IdS (DeReKo = Deutsches Referenzkorpus), obwohl diese inzwischen 24 Milliarden Wortformen umfasst, die gefragten Varianten h�ufig nur relativ selten vorkommen. Bei Google finden sich h�ufig deutlich mehr Treffer, die Zahlen sind aber aus den folgenden beiden Gr�nden mit Vorsicht zu genie�en:

    1. Google unterscheidet nicht zwischen "echten" Sprachgebrauchstreffern und metasprachlichen Diskussionen. Die Frage zu downgeloadet/gedownloadet in unserem Forum bspw. ist auch ein Treffer bei Google. Insgesamt betrachtet machen die metasprachlichen Diskussionen aber in aller Regel den deutlich geringeren Anteil an den Gesamttreffern aus.

    2. Google bem�ht sich um personalisierte und schnelle Suchergebnisse, die Treffergenauigkeit steht hier also nicht im Vordergrund. Dennoch - und deshalb wird hier trotz der genannten Einschr�nkungen auf Google zur�ckgegriffen - lassen sich doch Eindr�cke �ber allgemeine Gebrauchstendenzen gewinnen.
     


    Fazit: Es kann also festgehalten werden, dass Sie mit der nachfolgenden Variante auf der standardsprachlich sicheren Seite w�ren:

    Beispiel

    Es w�re sch�n, wenn ihr dabei sein k�nntet.


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  3. #3
    Unregistriert Gast

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