Schauspiel-Star Jörg Hartmann las aus „Der Lärm des Lebens“
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Schauspiel-Star Jörg Hartmann las aus „Der Lärm des Lebens“

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Jörg Hartmann sitzt auf einem Stuhl, lacht und hält seine Brille in der Hand.
Sein Faber ist eine „Fremdfigur“: Jörg Hartmann in Bad Wildungen. © Eva-Maria Schmidt

Beim Literarischen Frühling las Tatort-Schauspieler Jörg Hartmann aus seinem Buch „Der Lärm des Lebens“ und plauderte aus dem privaten Nähkästchen.

Bad Wildungen – Als Jörg Hartmann während seiner Lesung am Samstagabend ins Publikum fragt, ob es noch Zeit für weitere Abschnitte aus seinem Buch „Der Lärm des Lebens“ habe, ruft eine Besucherin: „Die ganze Nacht.“

„Haben wir ein Date, wir zwei?“, erwidert der Schauspieler lachend: „Ich bin auf Schloss Waldeck. Wenn die Bergbahn noch fährt.“

Der 54-Jährige hätte beim Literarischen Frühling in der mit 500 Gästen ausverkauften Wandelhalle am Kurpark in Bad Wildungen der Moderation von Veranstalterin Christiane Kohl nicht bedurft. Gut vorstellbar, dass der vor allem als Dortmunder „Tatort“-Ermittler Peter Faber bekannte Schauspieler auch als Standup-Comedian Erfolge feiern könnte.

Schauspielerische Glanzleistung, nicht nur im TV

Der aufgekratzte, vor Witz sprühende Vortrag aus seinem Bestseller ist eine schauspielerische Glanzleistung – mit viel Ruhrpott-Charme und inklusive einer extra schiefen Gesangseinlage. Hartmann, 1969 in Herdecke geboren, liest da von der Beerdigung seines nach langer Demenz gestorbenen Vaters. Sie endet in einer wilden Party, die dem Verstorbenen gefallen würde: „Alle lachten sich scheckig.“

„Westfälische Seligkeit“, „Dezenz ist Schwäche“. Wie Hartmann diesen fröhlichen Leichenschmaus schildert, dabei in die Vergangenheit des Vaters abschweift, wie er auf einmal den Siebenjährigen im Luftschutzkeller vor Augen hat, wo sich ein brauner Hilfspolizist aufspielt, das gehört zu den stärksten Passagen der Lesung.

Hartmann war lange Ensemblemitglied an der Berliner Schaubühne, bundesweit bekannt wurde er durch die TV-Serie „Weissensee“. Sein Ziel war, mit dem Buch Erinnerungen zu sammeln, sagt er im Gespräch mit Christiane Kohl: Es erzählt von seiner Herkunft, seinem Werdegang, auch von den in der NS-Zeit als vermeintlich „unwertes Leben“ bedrohten gehörlosen Großeltern und eben seinem „Vatter“, dem jüngsten von vier Söhnen.

Nicht hübsch genug für Romantik-Filme?

Als Hartmann den Dreher als bunten Hund und Rampensau beschreibt, ob bei „Albert“ in der Kneipe oder bei Handballer-Grillfesten, reagiert Kohl: „Von irgendwem müssen Sie’s ja haben.“ Warum er aber ausschließlich unangenehme Typen spiele, will sie noch wissen – „depressiv, cholerisch oder bei der Stasi“. Blitzschnelle Replik: „Für Rosamunde Pilcher bin ich nicht hübsch genug.“

Sein „Tatort“-Kommissar spaltet die Zuschauer, dabei sei dieser Faber doch gar nicht unangenehm, findet Hartmann. Die Rolle sei aber, was Schauspieler eine „Fremdfigur“ nennen: „Wir machen diesen Beruf, weil wir alles ausloten wollen.“

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