Das Alter macht Sorgen: Gemeinde braucht junge Ärzte
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Das Alter macht Sorgen: Gemeinde braucht junge Ärzte

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Der Generationswechsel in den Praxen muss gelingen, ansonsten wird die Versorgung schlechter. Wickede sei bei den Praxisstrukturen allerdings gut aufgestellt, berichtet die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe.
Der Generationswechsel in den Praxen muss gelingen, ansonsten wird die Versorgung schlechter. © Charisius/dpa

Aktuell ist die Versorgung zwar gut, doch die Altersstruktur macht Sorgen: Die Gemeinde Wickede braucht junge Ärzte.

Wickede – Die Praxisaufgabe des Werler Kinderarztes Dr, Clemens Lieining Ende Mai betrifft auch einige Wickeder. Viele Eltern aus der Ruhrgemeinde lassen ihr Kinder aktuell noch dort untersuchen, müssen sich in Zukunft aber einen neuen Arzt für ihren Nachwuchs suchen. Angesichts der wenigen Kinderärzte in der Umgebung ist das allerdings gar nicht so einfach. Ein Grund mehr dafür, dass der Ausschuss für Bildung, Kultur, Soziales und Sport mal einen Blick auf die allgemeine ärztliche Versorgung in Wickede geworfen hat.

Als Referent war dafür Ansgar von der Osten von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) zu Gast. Er stellte direkt zu Beginn klar: „Das größte Problem, das wir bei der Sicherstellung der ärztlichen Versorgung haben, ist die Altersstruktur.“ Ein Großteil der Ärzte in der Umgebung sei bereits über 60 Jahre alt, werde in nächster Zeit also aufhören. In Wickede betreffe das die Hälfte der acht vorhandenen Hausärzte. Aktuell sei die Gemeinde mit dieser Zahl zwar gut aufgestellt, so von der Osten, doch der demographische Wandel könne das eben schnell ändern.

Es braucht junge Ärzte, die sich Niederlassung in Wickede vorstellen können

Elementar sei es daher, junge Ärzte anzulocken, die sich eine Niederlassung in Wickede vorstellen können. „Dabei sind besonders die Praxisstrukturen wichtig“, erklärte von der Osten. „Mit alten und schwachen Strukturen lockt man keine jungen Ärzte an.“ So habe eine Umfrage unter Medizinstudenten ergeben, dass diesen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, geregelte Arbeitszeiten sowie die Zusammenarbeit mit einem guten Team wichtig seien. Das führe meist zu einer Präferenz, sich lieber als Arzt in einer Praxis anstellen zu lassen, anstatt selbstständig eine zu eröffnen oder zu übernehmen. „Wickede ist da aber auf einem guten Weg“, meinte von der Osten. Fünf der acht Wickeder Hausärzte arbeiten laut der KVWL in eine Kooperationspraxis, die anderen drei betreiben eine Einzelpraxis.

Um den ärztlichen Versorgungsstand zu ermitteln, rechnet die KVWL die Gemeinde Wickede mit den Nachbarkommunen Ense und Werl im sogenannten Mittelbereich Werl zusammen. In diesem Bereich verfügt Wickede über die höchste Hausarztdichte, weshalb auch Patienten aus Ense und Werl in die hiesigen Praxen strömen. Aktuell liegt der Versorgungsgrad für die drei Kommunen bei rund 85 Prozent. Bis zum Soll von 100 Prozent könnten sich noch fünf weitere Vollzeitärzte in diesem Bereich niederlassen.

Eine gute Versorgung, aber..

Wenn es um Fachärzte – zu denen auch Kinderärzte gehören – geht, ist der Kreis Soest die Bezugsgröße für Wickede. Momentan verzeichnet die KVWL hier mit einem Versorgungsgrad von fast 112 Prozent eine gute Versorgung. Aber: „Wenn Dr. Liening seine Praxis in Werl schließt, rutschen wir unter das Soll“, mahnte von der Osten. „Wir setzen deshalb alle Hebel in Bewegung, um Dr. Liening zu ersetzen. Das wird aber wohl nicht bis Ende Mai gelingen.“

Für die Suche nach einem Nachfolger und die Besetzung von freien Arztstellen ist ausschließlich die KVWL zuständig. Die Gemeinde wird sich dabei nicht einschalten. „Die Zuständigkeit dafür liegt nicht bei uns“, meinte Bürgermeister Dr. Martin Michalzik. Daher gebe es keine Überlegungen, bei ausbleibendem Erfolg in der Nachfolgersuche für Dr. Liening eigenständig einen Kinderarzt für Wickede zu finden.

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