Western-Filme: Die besten Western-Filme aller Zeiten
Western-Filme erzählen von der rauen Männergesellschaft einer erloschenen Epoche und den Anfängen Amerikas. Ein Ritt durch die Geschichte des ältesten Genres der Welt.
Butch Cassidy & Co: Diese Western-Filme ließen die Kinokassen ordentlich klingeln. Hier kommen die zehn erfolgreichsten Kassenschlager: |
1. Butch Cassidy und Sundance Kid (1969), 517 Mio. US-Dollar |
2. Das war der Wilde Westen (1962), 392 Mio. US-Dollar |
3. Der mit dem Wolf tanzt (1990), 294 Mio. US-Dollar |
4. Maverick (1994), 177 Mio. US-Dollar |
5. Erbarmungslos (1992), 171 Mio. US-Dollar |
6. Cat Ballou (1965), 146 Mio. US-Dollar |
7. Weites Land (1958), 105 Mio. US-Dollar |
8. Massai - Der große Apache (1954), 96 Mio. US-Dollar |
9. Der Texaner (1976), 91 Mio. US-Dollar |
10. Pale Rider (1985), 83 Mio. US-Dollar |
Western-Filme in den 40ern
In den 40ern wurde das Western-Genre von den epischen Western eines John Ford oder Howard Hawks dominiert. Fords durchgängig mit John Wayne besetzte Kavallerie-Trilogie ("Bis zum letzten Mann", "Der Teufelshauptmann", "Rio Grande") zeichnete zwar ein idealisiertes Bild der Armee, bereicherte das Genre aber auch mit seinen klassischen Grundkonstellationen. Hawks machte mit dem umstrittenen Billy-the-Kid-Western "Geächtet" Jane Russell zum beliebtesten Pin-up-Girl der Kriegszeit und schuf mit "Red River" den bis dahin visuell aufregendsten Western der Ära.
Beide Regisseure vereinen in ihren Filmen den poetischen Mythos des Western mit der bitteren Ahnung vom bevorstehenden Verlust der alten Werte des Westens. Die unterschwellige Melancholie einiger dieser Filme nahm durchaus Grundzüge der Spätwestern vorweg.
Western-Filme in den 50ern
In den 50ern entwickelte sich der Wildwestfilm zu seiner vollen Blüte. Er zeigte Helden in der Krise, die von alten folkloristischen Leitbildern abwichen, beispielhaft verkörpert von Gary Cooper in Fred Zinnemanns "Zwölf Uhr mittags". Der mit vier Oscars prämierte Klassiker beschrieb den einsamen Kampf eines Sheriffs gegen eine Bande Gesetzloser, während die "ehrbaren" Bürger sich feige hinter seinem Rücken versteckten.
"High Noon" (Originaltitel) war als Allegorie auf den Kampf der Opfer der von Senator Joseph Mc-Carthy angezettelten Kommunistenhatz in den USA angelegt und setzte als erster Western die Einheit von Raum und Zeit als Spannungsträger ein. Der Film wurde zum überragenden Kassenerfolg, obwohl nicht alle ihn mochten. Howard Hawks fand die Figur des Sheriffs zu passiv und weinerlich. Deshalb drehte er sechs Jahre später den Anti-"High Noon"- Western "Rio Bravo", in dem John Wayne einen harten, durchsetzungsfähigen Sheriff spielte. "Zwölf Uhr mittags" leitete die Ära der sogenannten Edelwestern ein. Filme wie Otto Premingers "Fluß ohne Wiederkehr", William Wylers "Weites Land", John Fords "Der schwarze Falke", Marlon Brandos "Der Besessene" oder "Der letzte Zug von Gun Hill" von John Sturges boten großes Starkino, variierten archetypische Konflikte und schwelgten in opulenten Bildern.
Western-Filme in den 60ern
Doch bereits in den frühen 60ern zeichnete sich der Niedergang des Genres ab. Zu viele "große" Western waren gedreht worden, die Prärie war quasi abgegrast, es wurde schwieriger, der Gattung immer wieder neue innovative Geschichten zu entringen. Als Folge davon kam es zu einem extremen Auseinanderdriften innerhalb des Genres. Es entstanden einerseits Filme, die die alten Formeln geradezu aufeinander türmten und mit Hochglanzoptik aufpeppten, wie etwa das von Japans Meisterregisseur Akira Kurosawa inspirierte Gunfighterepos "Die glorreichen Sieben" oder John Waynes Rentnerwestern "El Dorado".
Auf der anderen Seite gab es brüchige, ganz und gar unpatriotische Antiwestern, die vom Niedergang der großen Illusion des Wilden Westens kündeten. Filme wie "Der Mann, der Liberty Valance erschoß" oder "Cheyenne" betrieben eine bittere, schonungslose Demontage der alten Mythen und Legenden - und waren noch dazu beide von Großmeister John Ford inszeniert, der dem Westmann-Kult im Kino einst zu seiner Größe verholfen hatte. "Wenn die Wahrheit über die Legende herauskommt, drucken wir trotzdem die Legende", lautet der Schlüsselsatz aus "Liberty Valance". Der Film erzählt die Geschichte eines Gouverneurs, dessen Ruhm daher rührt, dass er angeblich vor langer Zeit den Banditen Liberty Valance erschossen hat - was sich als Lüge herausstellt, die aus pragmatischen Gründen unterdrückt wird. "Liberty Valance" markierte das erste Aufeinandertreffen der Genretitanen John Wayne und James Stewart, wobei Wayne naheliegenderweise den alten Wilden Westen symbolisiert und Stewart den "Cowboy" mit Manieren und Anzug. Die Zeiten ändern sich und Land auf Brutalität und nackter Gewalt errichtet worden war. "Heaven's Gate" trieb das United-Artists-Studio in den Ruin und wurde als unpatriotisches Machwerk gescholten.
Western-Filme der Neuzeit
Über zwanzig Jahre später zeigte die TV-Westernserie "Deadwood" im Prinzip nichts anders, wurde aber mit Preisen überhäuft. Nach dem "Heaven's Gate"-Debakel schien der Western klinisch tot, bis Clint Eastwood ihm zu einem Revival verhalf. Mit "Pale Rider" und "Erbarmungslos" legte er zwei Spätwestern vor, die pessimistische Abgesänge auf die Zeit des alten Westens waren. Fast gleichzeitig bescherte Kevin Costner dem Genre ein weiteres Meisterwerk: "Der mit dem Wolf tanzt". Das bildgewaltige Epos war im Grunde eine Modernisierung des 40 Jahre alten Western "Der gebrochene Pfeil", in dem James Stewart den Friedensstifter zwischen Weißen und Apachen spielt.
Costners Indianerwestern räumte sieben Oscars ab und ist mit einem weltweiten Einspielergebnis von 424 Millionen Dollar einer der erfolgreichsten Western aller Zeiten. Das Genre war wieder einmal von den Toten auferstanden, und über die Jahre erlebte es immer wieder kleinere Revivals. "Wyatt Earp", "Open Range" oder "Todeszug nach Yuma" demonstrierten beeindruckend, welch unglaublicher Reichtum im ältesten Genre der Filmgeschichte steckt. Oder wie es ein Genrekenner einst formulierte: Der Western kann gar nicht sterben, denn es gibt nichts, das ihn ersetzen könnte.
Höhepunkte aus rund 100 Jahren Western-Filme
1903 Der große Eisenbahnraub
Der erste Western, der je gedreht wurde, war eine Inszenierung von Edwin S. Porter.
1939 Union Pacific
Patriotischer Lobgesang auf den beschwerlichen Bau der ersten transkontinentalen Eisenbahn, lose inspiriert von John Fords frühem Westernepos "Das eiserne Pferd".
1943 Ritt zum Oxbow
Der erste Western, der sich kritisch mit Lynchjustiz beschäftigte.
1944 Buffalo Bill, der weiße Indianer
William A. Wellman inszenierte die gloriose Hymne auf den Indianerfreund Buffalo Bill.
1948 Red River
Der erste große Western von Howard Hawks beschrieb einen Viehtrieb.
1949 Der Teufelshauptmann
John Fords melancholischer Kavalleriewestern gilt als bester Film von John Wayne.
1952 Zwölf Uhr Mittags
Fred Zinnemanns Meisterwerk wurde von Publikum und Kritik bejubelt und gewann 1953 vier Oscars.
1957 Vierzig Gewehre
Samuel Fullers dritter Western war ein wuchtiges Requiem auf den Wildwestmythos.
1959 Der letzte Zug von Gun Hill
Der Edelwestern von John Sturges beschreibt eine eskalierende Familientragödie.
1959 Der Besessene
Die einzige Regiearbeit von Marlon Brando: ein äußerst harter, aber auch sehr ambitionierter Western.
1962 Der Mann, der Liberty Valance erschoss
John Ford beerdigt symbolisch die Träume und Werte des untergehenden alten Westens.
1964 Cheyenne
Bittere Anklage der Unterdrückung der Indianer durch die Weißen von John Ford.
1966 Zwei glorreiche Halunken
Der dritte Teil von Sergio Leones Dollar-Trilogie zählt zu den berühmtesten Western aller Zeiten und ist eigentlich ein Prequel.
1966 Man nannte ihn Hombre
Martin Ritts Klassiker mit Paul Newman ist nach dem Rezept von John Fords "Ringo" aufgebaut.
1968 Spiel mir das Lied vom Tod
Westernklassiker von Sergio Leone mit dem legendärsten aller Ennio-Morricone-Soundtracks: Wer dem Eisenbahnbau im Weg steht, wird von Killer Frank - gespielt von Henry Fonda - abserviert. Doch der hat die Rechnung ohne die Witwe (Claudia Cardinale) eines ermordeten Farmers gemacht - und ohne den mundharmonika-spielenden Charles Bronson.
1968 The Wild Bunch
Sam Peckinpahs Todesballade war von exzesshafter Gewalt und ist der definitive Film über den Untergang der Helden des alten Westens.
1970 MacCabe & Mrs. Miller
Robert Altmans demystifizierender Antiwestern zählt zu den großen Werken amerikanischer Filmkunst.
1980 Long Riders
Spannender, ultrabrutaler Outlawwestern von Actionregisseur Walter Hill.
1993 Tombstone
Kurt Russell sorgt als Wyatt Earp in der Goldgräberstadt Tombstone für Gerechtigkeit.
1994 Wyatt Earp
Episch angelegter Western mit Kevin Costner in der Rolle des legendären Gesetzeshüters.
2006 Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford
Der Titel fasst den Film zusammen: Brad Pitt und Sam Shepard in einer Geschichtsbuchversion über das letzte Jahr im Leben des Banditen Jesse James.
2008 Todeszug nach Yuma
Christian Bale und Russell Crowe in einem packenden Remake des Western "Zähl bis drei und bete" (1957).