Eintracht Frankfurt: Rätsel um Knauff und Lindström – SGE-Abschied im Sommer?
  1. Startseite
  2. Eintracht

Eintracht plötzlich flügellahm

KommentareDrucken

Weil Jesper Lindström und Ansgar Knauff nicht in Tritt kommen, fehlt dem Spiel von Eintracht Frankfurt Tempo - und die Kostic-Lücke bleibt ungefüllt.

Frankfurt – Es war vor ziemlich genau einem Jahr im Stadtwald, im Nike-Gebäude, als Eintracht Frankfurt einen Medientag veranstaltete. Große Ereignisse warfen ihre Schatten voraus, in Sevilla stand ein nicht ganz unwichtiges letztes Spiel an, und einer aus der Frankfurter Entourage musste einen regelrechten Slalom durch einen dichten Dschungel aus Mikrofonen, Kameras, Lampen hinter sich bringen. Und immer wieder Fragen beantworten, Fragen, die er auch nicht so richtig beantworten konnte. Es war ja wie im Märchen für Ansgar Knauff gelaufen, dieses letzte halbe Jahr im Dress von Eintracht Frankfurt.

Frankfurts Lindström und Knauff kommen nicht in Tritt.
Frankfurts Lindström und Knauff kommen nicht in Tritt. © HMB-Media/Kessler-Sportfotografie/Imago

Dabei hatte der damals 20-Jährige, geboren in Göttingen, mit ghanaischen Wurzeln, aufgewachsen bei seiner alleinerziehenden Mutter, vier Monate zuvor noch in der Reserve von Borussia Dortmund in der Dritten Liga gespielt, jetzt meisterte der Jungspund den Parcours souverän, redete frei und viel und fast druckreif, sagte hier einen Aufsager, gab dort ein Statement in Englisch, war offen, unkompliziert, authentisch. Ja, da war er ganz oben, dieser Junge, nach Toren gegen Barcelona und West Ham, und später wurde der frei von der Leber weg spielende, unbekümmerte Außenspieler Europapokal-Sieger, sogar zum besten Nachwuchsspieler Europas gekürt.

Eintracht Frankfurt: Rätsel um Ansgar Knauff

Man muss sich das nochmals ins Gedächtnis rufen, wenn man denselben Ansgar Knauff an diesem Wochenenden auf Schalke hat Fußball spielen sehen. Eingewechselt nach einer Stunde, schon länger kein Stammspieler mehr, und dann hat er die große Möglichkeit zum 3:1, halblinks allein vor dem Tor. Aber Knauff dreht ein, will sich den Ball auf den stärkeren rechten Fuß legen - und rutscht aus. Vertan die Chance, das Spiel zu entscheiden.

Diese Szene steht sinnbildlich für diese Saison, in der es nicht so gut läuft für Ansgar Knauff, den Leihspieler vom BVB. Seinen Stammplatz, auf dem linken oder rechten Flügel, er kann beides, hat er verloren, zuletzt kam er eher von der Bank zum Einsatz, nur ein einziges Tor hat er in 33 Pflichtspieleinsätzen erzielt, das ist natürlich wenig für einen Offensiven. Und selbst, als die Konkurrenz auf beiden Flügeln - Aurelio Buta, Eric Dina Ebimbe, Luca Pellegrini oder Christopher Lenz - verletzt war oder schwächer spielte, schaffte Knauff es nicht, sich dauerhaft durchzusetzen. Er hat ein wenig seine Unbekümmertheit, seine Lockerheit verloren, vielleicht ist so eine Delle aber auch normal für einen 21-Jährigen, dessen Zukunft auch noch ungewiss ist. Er möchte gerne in Frankfurt bleiben, ob das gelingt, wird auch von den Verhandlungen mit dem BVB abhängen. Und ob die Eintracht fünf Millionen Euro zahlt, wird sicherlich davon abhängen, ob der neue Trainer mit Knauff plant.

Lindström kommt nicht in Form – Eintrachts Pokalfinale als Ziel

Auch ein anderer offensiver Flügelstürmer kommt aktuell nicht wie gewünscht in Tritt: Jesper Lindström. Der schnelle Däne war sicherlich ein Grund dafür, dass die Hessen im Herbst derart gut aufgespielt hatten, von seinem Tempo und seiner neuen Torgefährlichkeit (neun Treffer, vier Vorlagen) profitierte die Mannschaft enorm. Er war es, der mit seinem Spurts die Lücken riss, er war es, der gemeinsam mit dem anderen Sprinter Randal Kolo Muani kaum zu halten war. Doch dann rissen im Training Anfang März zwei Bänder im Sprunggelenk. Lindström, der auch eine passable WM mit Dänemark spielte und spätestens seitdem mit einem Wechsel auf die Insel liebäugelt, war erst einmal für knapp zwei Monate draußen - und ist bis heute nicht wirklich wieder reingekommen.

Das ist nicht gut, denn mit einem Dänen in Form ist Eintracht Frankfurt um ein Vielfaches stärker. Die Kreativen Mario Götze und Daichi Kamada haben eine Anspielstation mehr, Kolo Muani wird im Angriff entlastet. Trainer Oliver Glasner weiß das natürlich noch besser, auch deswegen hat er Lindström nach seiner Genesung relativ schnell wieder eingesetzt, erst mal ein paar Minuten gegen den FC Augsburg, dann in Hoffenheim gleich von Anfang an. Im Blick dabei: Das Pokalfinale am 3. Juni, dort sollte der 23-Jährige dann durchstarten, dazu benötigte er Spielpraxis. Der Plan leuchtete ein, doch bislang geht er nicht auf: Lindström kommt nicht in Schwung. Wenig bis nichts klappt, er findet keine Bindung zum Spiel, verhaspelt sich, bleibt mit den Dribblings hängen. Lindström bekommt auch gar keine Spannung auf den Platz, fast wirkt er so, wie vor knapp zwei Jahren, als er von Bröndby IF kam und große Probleme hatte, sich an die Bundesliga zu gewöhnen.

Weniger als zwei Wochen - und nur noch ein Spiel gegen den SC Freiburg hat die Eintracht, um Lindström wettbewerbsfähig zu bekommen, damit er fürs Endspiel gegen RB Leipzig ein Faktor sein kann. Im Grunde ist den Hessen die komplette Flügelzange weggebrochen, die Lücke, die Filip Kostic gerissen hat, ist offen, nicht mal im Ansatz geschlossen.

Touré ist ein Risiko

Diese Hoffnung, über Spiele zur Topform zu kommen, hatte Trainer Glasner auch bei Almamy Touré. Der Verteidiger hatte ebenfalls vor einem Jahr gezeigt, dass er seinen Mann stehen wird als er gebraucht wurde - er sprang wie selbstverständlich für den verletzten Martin Hinteregger auf der Zielgeraden ein. Aber auch dieses Vorhaben scheint sich aktuell nicht wiederholen zu lassen. Touré, der lange keine Rolle spielte und keinen Vertrag mehr erhält, streut zu viele Fehler ein, ist immer wieder unkonzentriert. Auf Schalke erst verursachte er den späten Ausgleich. Immerhin: Auf seiner Position hat Glasner Alternativen: Makoto Hasebe ins Zentrum und Tuta zurück auf seine angestammten Posten des rechten Innenverteidigers. Er sollte nicht zögern.

Auch interessant

Kommentare