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Google-Gründer Sergey Brin : Kommt das neue Luftschiff-Zeitalter? Der Energiewende würde es helfen
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Rose Parade 2024
picture alliance / ZUMAPRESS.com Ein Good Year-Luftschiff fliegt während der 135. Rose Parade in Pasadena, Kalifornien, am Montag, 1. Januar 2024, am Mond vorbei.
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Das US-Unternehmen LTA Research mit dem Investor und Google-Gründer Sergey Brin an der Spitze plant die Renaissance von Zeppelinen, die schwere Lasten transportieren. Kommt einem doch bekannt vor. Und wäre in Deutschland, wo Windmühlenflügel ständig Straßen versperren, höchst nützlich. Habeck jedenfalls ist interessiert.

Luftschiffe, die als Zeppeline ihren Weg in die Historie fanden, erlebten ein sehr kurzes glorreiches Zeitalter des luxuriösen Passagierverkehrs. 1937 beendete die Explosion des Luftschiffs Hindenburg den ersten Teil der Saga. Mitte der 1990er-Jahre startete der zweite Teil der Luftschiff-Saga in Brandenburg. Damals schickte sich die Firma CargoLifter AG an, die angestaubte Idee in Form des CL160 wieder auf Reisen zu senden. Nun sollten die Riesen schwere Lasten über weite Strecken transportieren. Es war ein charmanter Gedanke, zum Beispiel Rotorblätter von Windkraftanlagen ganz ohne Polizeieskorte auf Bundesautobahnen – und über eine fast unbegrenzte Entfernung – hinweg zu bewegen. Mit mehr als 250 Metern war der neue CargoLifter angedacht. Doch 2002 endet auch dieser Traum mit der Insolvenz von Cargo-Lifter und die Idee verfiel erneut in einen Winterschlaf.

Unterm Strich hörte und sah die Welt kaum noch etwas von den ehemaligen Himmelsriesen, einmal von Showflügen der Goodyear-Zeppeline abgesehen. Doch jetzt beginnt der dritte Teil der Saga und er spielt in der Gegenwart: Der US-Milliardär Sergey Brin hat sich nämlich der Erfindung des Luftschiffs angenommen. Brin war gemeinsam mit seinem Kompagnon Larry Page ab September 1998 mit Google steinreich geworden. „Wir wünschen Herrn Brin viel Glück und Erfolg und freuen uns über jede erfolgreiche Aktivität in Richtung Luftschiffe, denn die hilft auch allen anderen Projekten“, lautet eine Grußadresse von Cargo-Lifter an den Amerikaner. Die ehemalige deutsche Pleite-Firma ist nämlich nicht untergegangen, sondern wie ein Luftschiff wieder aufgestiegen. Das Team um Carl-Heinrich von Gablenz macht in Ballons immer dort, wo ein Kran nicht ausreicht, um Schweres zu heben.

„Leichter als Luft”

Doch zurück zu Herrn Brin. 2015 gründet der in den Vereinigten Staaten die Firma „LTA Research“, was übersetzt für „Leichter als Luft” steht. Reden möchte man auf Anfrage des Magazins Business Punk noch nicht über die neue Firma und deren Ziele, denn dafür sei es „noch zu früh”. Immerhin erwähnen die Amerikaner: „Im letzten Jahrhundert haben Innovationen im Transportwesen es uns ermöglicht, mehr Menschen und Güter zu transportieren – weiter, schneller und länger. Doch die meisten modernen Verkehrsmittel sind sehr kohlenstoffintensiv.“ Nun bahne man „einen neuen Weg zum kohlenstofffreien Transport, der zu einer saubereren Welt beiträgt und die humanitäre Hilfe ergänzt. Dafür nutze man die Fortschritte in der Fertigung, um sie (die Luftschiffe) sicherer, stärker und effizienter als je zuvor zu machen.” Ist das alles nur PR?

Mitte der 2010-er-Jahre begann LTA-Geschäftsführer Alan Weston damit, in Archiven über Luftschiffe zu recherchieren und mit deren Konstrukteuren zu sprechen. Er redete auch mit den Ingenieuren der Luftschiffbau Zeppelin GmbH und Goodyear Tire and Rubber Company und machte sich an die Arbeit. Typisch USA: Nach nur fünf Wochen Bauzeit flog das erste Modellluftschiff in Mountain View, Kalifornien.

Ein Jahr lang den kalifornischen Luftraum unsicher machen

Dann ging es Schlag auf Schlag: Die Firma eröffnete ein Forschungs- und Entwicklungslabor in Akron, Ohio und begann mit dem Bau. Der Riese Pathfinder 1 wurde von Grund auf neu gedacht. An die 3.000 geschweißten Titannaben und 10.000 kohlefaserverstärkten Polymerrohre machen das Ungetüm leicht genug, um nicht brennbares Helium – anstelle des hochexplosiven Wasserstoffs – als Auftriebskraft zu nutzen. Der Pathfinder 1 ist 124,50 Meter lang, besitzt zwei 150-Kilowatt-Dieselgeneratoren für den Hybridanntrieb und 24 Batterien, die die 12 Elektromotoren mit Strom versorgen. Erreichte Geschwindigkeit: bis zu 120 Kilometer pro Stunde. Seit September hat er eine Erlaubnis für Flugtests. Ein Jahr lang können die Ingenieure den kalifornischen Luftraum mit ihrem Riesenvehikel unsicher machen.

Im Wirtschaftsministerium in Berlin, wo Robert Habeck die Energiewende plant und über vieles stolpert - so auch über endlose Genehmigungsprozesse für Schwertransporte, die Windmühlenflügel mühsam über die Autobahn transportieren, ist man darauf aufmerksam geworden. Insgesamt sei Fliegen „Leichter als Luft“ ein etabliertes Prinzip, das sich bis heute jedoch aufgrund verschiedener technischer und ökonomischer Limitationen nicht für eine Anwendung in großen Maßstab durchgesetzt habe, heißt es aus dem Habeck-Ministerium. „Grundsätzlich begrüßt das Ministerium jede Innovation, die dazu beiträgt, bislang ungelöste (Logistik-)Probleme am Boden zu lösen“, sagt ein Sprecher weiter und versichert: Man werde „die Entwicklungen in diesem Bereich weiterhin interessiert beobachten“.

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