Christina Rau: „Du hast unser Land vorangebracht“ | Vorwärts
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Christina Rau: „Du hast unser Land vorangebracht“

von Christina Rau · 7. April 2014

Ein persönlicher Glückwunsch von Christina Rau zum 70. Geburtstag des Alt-Kanzlers und ehemaligen SPD-Vorsitzenden Gerhard Schröder.

Zu deinem besonderen Geburtstag bin ich mit guten Gedanken bei dir und wünsche dir ein fröhliches Geburtstagsfest mit Doris und den Kindern und all denen, die mit euch sein werden, um dich und mit dir zu feiern, alte Geschichten zu erzählen und gemeinsam auf die Zukunft anzustoßen. Lass dir ganz herzlich gratulieren und alles Gute für die kommenden Jahre wünschen.

Wenn ich an dich denke, dann mischen sich Erinnerungen an den Bundeskanzler und seine politischen Entscheidungen, von denen manche wichtigen, die unser Land vorangebracht haben, heute zu wenig bewusst und andere bis heute umstritten sind, mit den Eindrücken aus unseren persönlichen Begegnungen, bei offiziellen Anlässen, mehr noch aber im privaten Kreis.

Du hast in deinem Leben viel erreicht. Das wäre nicht möglich gewesen ohne die Kraft, die Energie und die Ausdauer, die dich nicht erst in deinen Jahren als Bundeskanzler ausgezeichnet haben, gepaart mit einem außergewöhnlich guten Gespür für Stimmungen und für den richtigen Moment zu handeln. Bei aller eigenen Leistung hast du nicht vergessen, woher du kommst und dass du Chancen nutzen konntest, die durch politische Entscheidungen für ein offeneres Bildungswesen geschaffen worden waren. Das haben viele Menschen bei Reden von dir, gerade in Zeiten von Wahlkämpfen, immer wieder gespürt, und das hat sicher zu dem großen Respekt beigetragen, den auch viele für dich empfinden, die nicht mit allem einverstanden waren, was du politisch für richtig gehalten hast.

DasNeinzum Irak-Krieg: Für Frieden und Selbstbestimmung

In all den Jahren deiner politischen Arbeit gab es wohl keine Situation, in der du von den Menschen in Deutschland über alle sozialen und politischen Unterschiede hinweg so viel Zustimmung und Unterstützung erfahren hast, wie bei deiner Entscheidung, dass sich Deutschland nicht an einem Krieg gegen den Irak beteiligt.

Ich erinnere mich gut daran, wie froh Johannes und ich damals waren. Du hast damit ein doppeltes Zeichen gesetzt: gegen die immer stärkere Militarisierung des Denkens und der Politik, die kein Problem wirklich löst und meistens neues, großes Leid schafft, und für ein Deutschland, das selbst darüber entscheidet, wie es seiner Verantwortung in der Welt am besten gerecht werden kann.

Nach dem Tsunami 2004: Deutsche Hilfe für Südostasien

Nach der verheerenden Tsunami-Katastrophe Ende Dezember 2004 im Süden und Südosten Asiens hast du mich gefragt, ob ich mich darum kümmern wolle, dass die große Hilfsbereitschaft von Bürgern, Kommunen, Schulen, Unternehmen und vielen Initiativen im Rahmen einer Partnerschaftsinitiative Fluthilfe so schnell und so gut wie möglich bei den betroffenen Menschen ankommt. Ich habe das gerne getan als deine persönliche Beauftragte, wie du mich damals vorgestellt hast. Das war eine ebenso spannende wie beglückende Erfahrung, bei der ich mir deines Rückhalts und deiner Unterstützung immer sicher sein konnte. Dir ging es darum, beim Wiederaufbau in den betroffenen Regionen zu helfen, damit Menschen wieder neuen Lebensmut finden können, und zugleich wolltest du dafür sorgen, dass nachhaltige Partnerschaften entstehen, und du wusstest natürlich auch, dass das zum Bild beiträgt, das sich die Menschen weit über die betroffenen Regionen hinaus von unserem Land machen. Ich bin noch heute froh darüber, dass ich bei diesen Aufgaben mithelfen durfte.

In der Zeit, als du Bundeskanzler warst – Johannes war Bundespräsident, hat sich zwischen euch ein besonders intensiver und regelmäßiger Austausch entwickelt, der sich nicht nur auf politische Themen beschränkte. Auch nach Johannes’ Amtszeit blieb es bei diesen Begegnungen – Begegnungen jenseits des politischen Betriebs mit seinen Routinen und Ritualen, Begegnungen von Mensch zu Mensch, weit über gegenseitigen Respekt hinaus. Besonders in der Zeit, als es Johannes nicht gut ging, war es eine wärmende Freude, wenn du, manchmal auch mit Doris und den Kindern, vorbeikamst. Dafür bin ich dir besonders dankbar.

Autor*in
Christina Rau

Die Ehefrau des ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau war 2005 die „Persönliche Beauftragte“ von Kanzler Schröder für Tsunami-Opfer. Ihre Würdigung ist aus der Festschrift „Gerhard Schröder zum Siebzigsten“.

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