Bad Krozingen – Es ist eine Nachricht, die empört und traurig macht. Alt-Bundespräsident Walter Scheel (94) wird von seiner Ehefrau Barbara (75) im Pflegeheim offenbar so vernachlässigt, dass die Heimleitung besorgt das Bundespräsidialamt alarmieren ließ. Das berichtet die BILD am SONNTAG.

Jetzt schaltet sich der „Freundeskreis Walter Scheel“, der das Andenken des Altbundespräsidenten bewahren will, ein.

Vorstandsmitglied Manfred Vohrer ist entsetzt: „Der Freundeskreis Walter Scheel ist bestürzt und erschüttert über die Umstände, unter denen Bundespräsident a.D. Walter Scheel seinen Lebensabend verbringen muss. Seit Langem wird jeder Versuch, die Lebensumstände Walter Scheels auf diskretem Wege zu verbessern, von seiner Ehefrau im Keim erstickt. Das Verhalten Barbara Scheels gegenüber ihrem Mann und in der Öffentlichkeit ist beschämend.“

Seit zwei Jahren lebt der ehemalige Außenminister und FDP-Vorsitzende im Parkstift „St. Ulrich“ in seiner Wahlheimat Bad Krozingen.

Angehörige anderer Heimbewohner beklagten sich jetzt gegenüber der Heimleitung über den unwürdigen Zustand des ehemaligen Staatsoberhaupts. Seine Kleidung sei alt und verschmutzt. Zudem könne Scheel durch ständige Einmischung seiner Frau gegenüber dem Pflegepersonal nicht ausreichend versorgt werden.

Hinter dem Pflege-Drama verbirgt sich eine Familien-Tragödie.

Die drei erwachsenen Kinder aus Scheels Ehe mit der unvergessenen Mildred Scheel (starb 1985) können nicht helfen. Barbara Scheel, so sagen Freunde, unterbinde den Kontakt. Tochter Cornelia (51) hat ihren Vater seit vielen Jahren nicht mehr gesehen. Sie darf ihn im Pflegeheim nicht besuchen.

Vor drei Jahren erhielt Barbara Scheel eine Vorsorge-Vollmacht für ihren Mann, mit der sie vom Aufenthaltsort bis zu geschäftlichen und finanziellen Dingen über ihn bestimmen kann.

Nun beraten die Kinder, ob sie eine Kontrollbetreuung für die Ehefrau ihres Vaters beantragen.

FDP-Vize Wolfgang Kubicki (62) zu BILD: „Man kann nur an Frau Scheel appellieren, ihrer Verantwortung für den Altbundespräsidenten nachzukommen. Ich werde mich um den Fall kümmern.“

Barbara Scheel wollte sich auf BILD-Anfrage nicht äußern.