25. Mai 2023 - Ausgabe 22 - Das Blog der Leser
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25. Mai 2023 – Ausgabe 22

 

Leserbriefe zum Titelthema „»Wenn die Staatsmänner weise wären…«“. Gespräch mit Henry Kissinger geführt von Matthias Naß und Heinrich Wefing

 

Erinnert man sich an die schaurigen Zeiten dieses Politikers während des Vietnamkriegs und seine Sicht auf eine Notwendigkeit dieses Versagens und Verbrechens der Amerikaner, wird sein Verweis, dass nicht alle Schuld bei Putin liegt, zum untauglichen Versuch der eigenen Exculpation. Den Zweifel an seiner historischen Bedeutung nährt er mit dem eigenen Geständnis, dass es ein natürliches Dilemma für „jeden Staatsmann“ ist, in einer begrenzten Zeitspanne an langfristigen Lösungen arbeiten zu müssen. Völlig der Auffassung Putins gleich wird Kissinger, wenn er absolute Prinzipien mit radikalen und überfordernden Folgen für eine Gesellschaft als legitime Handlungsmaxime gelten lässt. Juristisch darf dieses Verständnis als Begründung und Legitimation für ein kriegsverbrecherisches Handeln angesehen werden. – Jürgen Dressler

 

Das Interview ist eine Glanzleistung auf schwierigem (um nicht zu sagen „vermintem“) Terrain! Dabei schonungslos und folglich beunruhigend! Und die Schuldfrage im Doppelpack: NATO-Beitritt und Vietnamkrieg – Kissinger sagt dabei aber ganz klar, dass die Mitverantwortung anderer Akteure nichts entschuldigt! – Kilian Rinne

 

Es tut ja so gut, mal so kluge Analysen und Gedanken zur aktuellen Lage zu lesen. Danke dafür! – Erika Altenburg

 

Ich hole heute die Zeit aus meinem Briefkasten und denke, mich trifft der Schlag. Henry Kissinger grinst mich an. Vietnamkrieg-Kissinger. Kambodschakrieg-Kissinger. Operation Condor-Kissinger. Einer der schlimmsten Menschen, die je auf dem Angesicht dieser Erde wandelten. Ernsthaft? Dass er sich mal gut mit Putin verstanden hat, glaube ich sofort. Gang recognize Gang. Dieser Mann hat so viel Blut an seinen Händen, dass mir alleine die Vorstellung, dass er in Wohlstand und Freiheit und bei wachem Geist 100 Jahre alt werden durfte, während er so viele Leben weit vor ihrer Zeit zerstört und ausgelöscht hat, treibt mir die bittere Galle hoch. Kissinger gehört nach Den Haag wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, nicht auf den Titel der Zeit. – Anne Keller

 

Dieses Interview zeigt dem die Politik verfolgenden Zeitgenossen, wie sehr sich die Qualität unserer Politiker in den letzten Jahrzehnten verschlimmert hat. Statt vernunftbasierter Politik, die zwar die eigene Haltung glaubhaft vertritt, zugleich aber auch anerkennt, dass der „Gegner“ eventuell recht haben könnte, sind heute wieder Ideologen in der Politik tätig. Kissinger sieht klar, dass wir uns heute in einer ähnlichen Situation wie vor dem 1. Weltkrieg befinden. Man lebt unbeschwert dahin (von den Öffentlich-Rechtlichen mit Blödel-Shows bei Laune gehalten) und übersieht mit dem damaligen und heutigen Überlegenheitsgefühl, wie sehr wir in die Katastrophe treiben. Wir liefern zunächst Helme, dann Haubitzen und Schützen – und Kampfpanzer und demnächst wohl auch Kampfjets, um den bösen Aggressor zu bekämpfen. Gleichzeitig drohen wir Putin und allen auf russischer Seite beteiligten Personen mit der Verurteilung durch den internationalen Strafgerichtshof, fordern bereits jetzt Reparationszahlungen für zerstörte Gebäude und Infrastruktur und manche fordern gar, gleich ganz Russland zu vernichten. Wer noch einigermaßen Verstand besitzt, wird vielleicht erkennen, dass ein dermaßen in die Enge getriebener Gegner vermutlich keine Lust verspüren wird, seine Aggression einzustellen und die beschriebenen Konsequenzen zu tragen. Hier zeigt sich die Qualität unserer heutigen Politikergeneration, die offensichtlich nicht verstanden hat, wie sehr sie mit ihrer Kriegsrhetorik die Bevölkerung – wie vor dem 1. Weltkrieg – in den Abgrund treibt. Diese Politikergeneration hat nicht verstanden bzw. erlebt, wie nahe wir vor 60 Jahren (Cuba-Krise) besonders in Ost – und Westdeutschland vor der atomaren Apokalypse standen. Nach der damaligen Nato-Doktrin, sollte Deutschland das atomare Schlachtfeld werden. Die deutsche Bevölkerung spielte in diesen Überlegungen keine Rolle. Deutschland war als atomare Wüste vorgesehen. Es liegt nahe, dass sich an dieser Nato-Doktrin auch heute nicht viel geändert hat. Vermutlich wird dann nicht nur Deutschland, sondern auch Polen und eventuell Frankreich betroffen sein. Von einem Politiker, der auch nur annähernd das Format eines Henry Kissingers hat, würde man erwarten, dass er sich dieser Gefahr bewusst ist und entsprechend vor – und umsichtig handelt. Leider ist bei unseren heutigen Politikern keiner zu finden, der ein solches Format hat. – Wolfgang Sibold

 

Bin weder Russland – noch Putinversteher. Aber allein für die Feststellung, dass die Schuld an dem Ukraine-Krieg nicht ausschließlich bei Russland liegt, hat sich das Interview mit dem großen Henry Kissinger überaus gelohnt. – Matthias Bartsch

 

Das Interview mit Henry Kissinger hat mich beeindruckt. Vor knapp zehn Jahren habe ich diesen brillanten Analytiker auf einem China-Symposium in Hamburg gemeinsam mit Helmut Schmidt erlebt. Auch heute hat er nichts an Gedankenschärfe verloren. Von deutschen oder europäischen Politikern habe ich noch keine so überzeugenden Worte zum Krieg zwischen der Ukraine und Russland sowie zur Beendigung dieser furchtbaren Auseinandersetzung gelesen. Aber die zweite Seite des Gesprächs – insbesondere die Fragen zum Krieg in Vietnam und Kambodscha – hat mich sehr enttäuscht. Sollte dieser Teil als Rechtfertigung und Beruhigung der durch 1968 geprägten Journalisten-Gewissen dienen? – Michael Grabicki

 

Ich empfinde es als ein starkes Stück, dass Sie einem Kriegsverbrecher wie Henry Kissinger zwei komplette Zeitungsseiten zur Selbstdarstellung und Rechtfertigung zur Verfügung stellen, ohne dass Sie dessen Aussagen mit den ja bekannten und konkreten Fakten zu seiner persönlichen Verantwortung, die ja nicht nur seine Rolle im Vietnamkrieg betrifft, wirklich konfrontieren. Was immer der Grund gewesen sein mag, einen Hundertjährigen nicht allzu sehr mit bohrenden journalistischen Fragen zu quälen: Es wäre erklärungsbedürftig gewesen, warum die Interviewer Matthias Naß und Heinrich Wefing so vorgegangen sind. Mindestens ein kritischer Kommentar zum Interview mit Hinweis auf ein paar unstrittige Fakten, z.B. die Unzahl der zivilen Opfer seines Handelns, wäre nötig gewesen, um Leser*innen, die sich mit den Details der z.T. jahrzehntelang zurückliegenden Ereignissen nicht so intensiv befasst haben, die Möglichkeit der Einordnung zu bieten. Ein solcher Kommentar wäre auch eine klare Botschaft einer sich als kritisch-liberal verstehenden Zeitung gewesen, dass die Redaktion dreiste Rechtfertigungsversuche für Kriegsverbrechen und Menschrechtsverletzungen auch als solche bewertet, anstatt offen zu lassen, ob er nun ein Verbrecher ist oder nicht. Die Redaktion ist bei anderen Akteuren des politischen Geschehens deutlich weniger nachsichtig. – Klaus Kurtz

 

Die Titelseite Henry Kissinger zu widmen ist angesichts seiner Vergangenheit mehr als fragwürdig. Die Hinweise im Artikel zu seinen „Schattenseiten“ sind ziemlich verharmlosend. Henry Kissinger war mehr als nur mitverantwortlich für die massiven Bombardements und weiteren Kriegsverbrechen der USA in Vietnam und Kambodscha. Er hat sich erheblich dafür eingesetzt. Kissinger und Nixon diskutierten entsprechend vorliegenden Tonband Protokolle auch den Einsatz von Atombomben um den Krieg mit allen Mitteln zu gewinnen. Kissinger war ebenso der aktive Betreiber des Sturzes von Präsident Alliende in Chile. Seine Rolle als „Friedensstifter“ ist auch eher fragwürdig. Er hat gemacht was Nixon wollte. Angesichts dieser Fakten sind die Titelseite zum 100. Geburtstag und die ganzen Lobeshymnen im Artikel völlig fehl am Platz. Ein kritischere Auseinandersetzung mit Mr. Kissinger wäre wünschenswert gewesen. – Thomas Nieden

 

Jedwede Außenpolitik, so Henry Kissinger, sollte kluge und weise strategische Ziele anstreben. Mit Blick auf die Ukraine entdeckt er fahrlässige Versäumnisse des Westens, so z.B. die Nichtbeachtung der Erniedrigung Russlands, die er als massgebliche Triebfeder für die politische Eskalation ausmacht. Sie scheinen Dostojewskij gelesen zu haben, Mr. Kissinger! – Dagmar Hahn

 

Mit künstlicher Intelligenz hätte es vermutlich nie einen Vietnamkrieg gegeben. Und nicht Hundertausende von Toten und Opfern. Noch heute sterben zahlreiche Menschen an dem durch die USA großflächig verminten Gelände. Wer dies mit zu verantworten hat, sollte nicht den mörderischen, von Russland begonnenen Krieg in der Ukraine der Nato mit in die Schuhe schieben. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Man kann auch nicht im Ernst sagen, Hitler wäre nicht alleine schuld am 2. Weltkrieg gewesen, sondern die Gegenmächte hätten auch ihren Teil Schuld daran gehabt. Nein, Putin ist, wie Hitler, der alleine Verantwortliche für den Krieg, die Kriegsgräuel und Massaker an Zivilisten. Ihn „besser nicht vor Gericht zu stellen“ spricht diesen skrupellosen Kriegstreiber, der eine einzige Blutspur hinterlässt, nur frei. Hitler, hätte er nach dem Ende des 2. Weltkriegs noch gelebt, wäre auch vor Gericht gestellt worden und wie Göring und andere Nazigrößen zum Tode verurteilt worden. Es ist nur gut, dass Henry Kissinger keine politische Macht mehr hat, seine in die Irre gehenden Vorstellungen und Gedanken umzusetzen. Die Geschichtsschreibung wird im übrigen seine Rolle und Verstrickung im Vietnamkrieg festschreiben, unerbittlich, für Jahrhunderte und Generationen. Daran werden auch Altersweisheit – und Milde nichts ändern. – Axel Spellenberg

 

Kissinger hat Recht, Putin kann nicht vor Gericht, das geht nicht. Zumindest noch einer müsste dann auch zur Rechenschaft gezogen werden, und das geht gar nicht. Zu schreiben, wen genau ich da meine, geht sowieso auch nicht. – Ilse Papsch

 

Ihr Gespräch mit dem hundertjährigen Henry Kissinger, die beiden Seiten „Glauben und Zweifeln“, das Gespräch mit Peter Altmaier, das Dossier über Marina Owsjannikowa und viele weitere aufklärerische Artikel: die sehr gute Pfingst-Ausgabe der „Zeit“ hat wieder einmal gezeigt, dass diese Zeitung zu denen gehört, die mehr wert sind als das Geld, das wir Leser und Leserinnen dafür bezahlen. – Franz Alt

 

Schon hochinteressant das Interview mit Kissinger in der „Zeit“ zu deren Mitherausgebern Gräfin Dönhoff und Helmut Schmidt er ein besonderes Verhältnis hatte. Der ehemalige Historiker reagiert dünnhäutig auf die Kritik an der Vietnampolitik und der Bombardierung Kambodschas seines Dienstherrn US-Präsident Nixon, da er als ehemaliger US-Außenminister zweifellos eine große Mitverantwortung trug. Über Helmut Schmidt und dessen Zwang, unter dem Hitler-Regime leben zu müssen, sagt Kissinger : „Man konnte in diesem System nicht überleben ohne es in gewisser Weise zu unterstützen“. Was genau Kissinger damit meint bleibt unklar. Oder meint er Schmidts Dilemma, einen jüdischen Großvater zu haben und er nicht wusste, ob die Nazis das wussten und er damit einer latenten Gefahr ausgesetzt war ? Es ist zu vermuten, dass Schmidt, wie viele Deutsche, früher oder später, von den Konzentrationslagern für die Ermordung der europäischen Juden erfuhr. Als Wehrmachtsoffizier muss er auch von den Massakern gegen die Juden in den besetzten Gebieten der überfallenen Länder etwas gehört oder sogar gewusst haben. Kissingers Eltern verließen zusammen mit ihren Kindern früh genug Deutschland um ihrer wahrscheinlichen Vernichtung zu entgehen. Verwandte von ihm, die blieben, wurden später von den Nazis umgebracht. Da kommt auch noch die Person Marion Dönhoff ins Spiel deren preußische Tugenden Kissinger bewunderte. Hier erinnert man sich noch an den Spruch von Lafontaine in Richtung Helmut Schmidt, dem er ironisch seine Sekundärtugenden vorhielt. Waren damit nicht auch die „preußischen Tugenden“ gemeint ? Brüder von Dönhoff waren Nazis während sie sich eher nach links orientierte. Ihre Hinwendung zu der entstehenden Demokratie nach dem Krieg verlief nicht ohne Brüche da sie z.B. die Kriegsverbrecherprozesse der Alliierten kritisch sah.

Kissinger Einlassung über den verbrecherischen Krieg Putins gegen die Ukraine versucht, unter Hinweis auf historische Fakten, dessen notorische Missachtung der Rechte souveräner Staaten zu relativieren. Er mag Recht haben, dass auf der Krim mehr Russen als Ukrainer leben. Nur hatte Russland nach der Übernahme ukrainischer Atomwaffen (früher sowjetisch) vor 20 Jahren die Souveränität der Ukraine anerkannt -und dazu gehörte auch die Krim. Das mag auch ein Grund sein für die politische Indifferenz von Kanzlerin Merkel und insbesondere ihres Koalitionspartners SPD gegenüber der brutalen Politik Putins im Tschetschenien-Konflikt, der politisch-militärischen Infiltration des ukrainischen Donbass, dem Angriff auf Georgien und 2014 die Besetzung der Krim. Dachten Kanzlerin Merkel und Außenminister Steinmeier hier ähnlich wie Kissinger, dass die Krim ja eigentlich zu Russland gehört -ungeachtet der völkerrechtlichen Lage ? Wurde das Recht der „kleinen“ Ukraine mit ihrem Status als souveräner Staat von deutscher Seite aus Gründen der politischen Opportunität zugunsten Putins missachtet ? – Klaus Reisdorf

 

Henry Kissinger ist eine lebende Legende. Er spricht aus den Erfahrungen eines Politikers, der zu seiner Zeit das politische Weltgeschehen mitbestimmt hat. Von besonderem Interesse ist für mich deshalb seine Einschätzung zum Ukraine – Krieg. Die Ukraine steht kurz vor einer großen Gegenoffensive, ich hoffe, dass sie Erfolg haben wird. Trotzdem ist das ein heikler Moment in diesem Krieg. Ich hätte nichts anderes erwartet, als dass Henry Kissinger Putins Angriffskrieg auf die Ukraine verurteilt. Als erfahrener Taktiker mahnt er den Westen aber zu einem sachlichen Umgang mit Putin an und zeigt mit Blick in die Zukunft auf, dass Europa und Russland ihre Beziehungen neu aufbauen müssen. Sonst wird es keinen dauerhaften Frieden in Europa geben. Diese Worte kommen zur richtigen Zeit. – Regine Stock

 

Womit könnte man begründen, dass H. Kissinger kein Kriegsverbrecher ist? Wem die vielen unschuldigen Toten in Vietnam, Kambodscha und Laos als Schuldvorwurf nicht ausreichen, dem biete ich noch den von K. und der CIA inszenierten Putsch in Chile an, in dessen Folge viele tausend Menschen im Auftrag des an die Macht gebrachten Diktators Pinochet gefoltert und getötet wurden. Meine Eltern arbeiteten damals ehrenamtlich für Amnesty International und haben überlebende Opfer betreut und später persönlich kennengelernt. Ich habe nie verstanden, wie Gräfin Dönhoff mit diesem machtgeilen, zynischen und selbstgefälligen Politiker befreundet sein konnte. Und die Verleihung des Friedensnobelpreis an den menschenrechtsverletzenden Sicherheitsberater eines korrupten US-Präsidenten trug maßgeblich zur Entwertung dieser Auszeichnung bei. – Sven Herfurth

 

„Putin vor Gericht? Besser nicht!“ sonst droht eine Verlängerung des Krieges sagt Kissinger. Könnte er noch andere Gründe für seine Meinung haben? Warum unterwerfen sich die USA nicht der Jurisdiktion des Internationalen Strafgerichtshofs? Es wäre doch peinlich, wenn nicht nur Putin verurteilt würde, sondern gar auch Henry Kissinger für die Kriegführung in Vietnam, die letzterer nicht für diskussionswürdig, da zulässig hält. Manche sind da anderer Ansicht, vielleicht auch der Gerichtshof. Das wäre aber wohl gar nicht zu erwarten bei unseren honorigen amerikanischen Freunden und unseren gemeinsamen Werten. Wir sind und bleiben untadelig! Das wusste keiner besser als der lebenslange Freund des Jubilars: Helmut Schmidt, die Ikone der ZEIT. Kann es sein, dass sich da Willy Brandt im Grabe umdrehen würde? – Gerd Wimmer

 

Wo würden sich im Rückblick nicht auch Fehler finden? Welch große Lebensleistung! Welch großer Mann! Welcher Schmerz, dass ein solches Leben nur möglich wurde durch Flucht aus unserem Land. Ein besonders dankenswertes Interview der ZEIT! – Steffen Heinemann

 

Da steht das Wort eines hundertjähriges Staatsmannes und Friedensnobelpreisträgers mit Welteinfluss. Und ich frage mich, kann ich, mit meinen bescheidenen Blick als ZEIT-Leser, da überhaupt mitreden? Ich muss, denn ich traue diesen Männern nicht. Das Fundament von Kissingers Weltsicht besteht aus existentiellen Bedrohungen. Seine prägenden Kindheitserfahrungen waren Nazidiktatur, Flucht und die Ermordung vieler seiner nächsten Verwandten. Später bestimmten der Kampf gegen Stalin und die Vernichtung des Kommunismus seine politische Weltkarriere. Die Nazidiktatur wurde vernichtet, aber Hitlers „Mein-Kampf-Weltbild“ wird von vielen weiterhin verehrt. Die Sowjetunion ist zerfallen, aber der diktatorische Allmachtsanspruch kommunistischer Herrscher ist lebendiger denn je. Warum? Wer, wenn nicht einer mit jahrzehntelanger weltpolitischer Erfahrung könnte wenigstens versuchen, dieses widersprüchliche Phänomen zu erklären, hätte als 100-jähriger Staatsmann den einzigartigen Erfahrungsraum zur Verfügung, um aus den eigenen Entscheidungen klüger und weiser geworden zu sein! Fehlanzeige. Kissinger sieht die Welt, wie er sie seit seiner Kindheit gesehen hat, bedroht. KI ist nun die neue Weltbedrohung, und sie ist noch schlimmer als alles zuvor. 100jährig arbeitet er 15 Stunden täglich, um aufzuklären, in der Überzeugung, der Welt (seiner Anhänger) den Weg aus der Gefahr zeigen zu können. Ich sehe da allesamt Männer am Werk, besessen von der Überzeugung, durch die eigene Machtfülle die Welt (mit welchen Mitteln auch immer) in geordnete Bahnen lenken zu können. Und ihre Anhänger blicken zu ihnen herauf, und laufen ihnen treu ergeben hinterher. Diese Männer vor Gericht zu bringen würde wenig ändern, so lange wir ihrem Denken und ihren Überzeugungen weiterhin anhängen. Globale Probleme erfordern ein globales Handeln. Davon sind wir noch weit entfernt, so lange eine Person Kriegsverbrecher und zugleich Friedensnobelpreisträger sein kann. – Jürgen Pilz

 

Henry Kissinger war als Regierungsberater und als amerikanischer Aussenminister immer ein Verfechter der harten Realpolitik und seine Entscheidungen waren oft sehr umstritten. Er hat durch die Befürwortung des Bombardements der USA auf das neutrale Kambodscha, die Regierung destabilisiert und erst den Weg frei gemacht für die blutige Terrorherrschaft der Roten Khmer und den Genozid von Millionen ermordeter Kambodschaner. Er hat durch seine Entscheidung schwere Schuld auf sich geladen, eine Schuld die ihm nie vergeben werden kann und mit der er leben muss. Ein törichtes nordisches Komitee hat Ihm dennoch den Friedensnobelpreis verliehen, obwohl der Krieg in Vietnam noch nicht beendet war. Henry Kissingers politisches Fühlen, Denken und Handeln, müssen wohl im Kontext der damaligen Zeit und der Umstände gesehen werden, aber für seine Entscheidungen in Kambodscha, in Chile und Argentinien wäre er aus heutiger Sicht wohl ein Kriegsverbrecher. Wir können nach so langer Zeit nicht urteilen oder verurteilen, denn Henry Kissingers andere Seite war sein analytischer Verstand und seine diplomatische Gabe und seine Verhandlungsfähigkeit .Er war ein herausragender Diplomat und hat sich persönlich immer wieder für einen Frieden im Nahostkonflikt, die Beendigung des Kalten Kriegs und eine Annäherung zwischen China und den USA eingesetzt. Henry Kissinger, war ein großer Politiker, ein begnadeter Diplomat ist heute ein 100 – jähriger alter weißer weiser Mann. welcher rückblickend auf seine lange politische Erfahrung mit Recht darauf hinweist, dass ein Frieden zwischen Russland und der Ukraine oberstes Gebot ist und Politiker diplomatisch und weise darauf hinarbeiten müssen, ohne dabei die Zeit nach dem Krieg zu vergessen, denn ein Europa und eine Welt ohne Russland ist nicht vorstellbar. Happy Birthday Mr. Kissinger. – Sebastian Franz Tokar

 

In dem ganzen Interview versäumt Herr Kissinger, deutlicher von grundsätzlicher Menschenwürde mit ihren Rechten und Pflichten auszugehen. Stattdessen das übliche Kreisen um strategisch-diplomatische Standards, deren Darstellungen er doch gar nicht mehr verpflichtet sein müsste. In einem Punkt allerdings hat er Recht: Man sollte Putin besser nicht vor Gericht stellen. Abgesehen davon. dass das höchstwahrscheinlich auch gar nicht möglich sein wird, wäre es auch überflüssig. Denn der ist bereits in Gefangenschaft. Seine absurden Rechtfertigungsversuche für seine Kriegsführung sind die Gitterstäbe, hinter denen er sich verschanzt. Anstatt die hinter sich zu lassen, macht er sie noch dichter, um nur ja nicht zu der Einsicht zu kommen, dass sein ganzes Konzept nicht nur kontraproduktiv ist, sondern auch auf ungerechtfertigten Angriffen auf die Ukraine und der Verachtung gegenüber allen Menschen beruht, die sich um Gerechtigkeit bemühen. – Christoph Müller-Luckwald

 

Die deutschen Medien fallen fast auf die Knie vor Kissinger. Wohl vor der Kombination von Prominenz und 100 Jahren. Und was noch? Immerhin durfte der Interviewer – fast – unfallfrei Kissingers Rolle in Allendes Chile-Putsch, in Vietnam und Kambodscha erwähnen … Was mich zu diesem Kommentar provoziert, ist das Kissinger-Zitat als Aufmacher und Titel der Ausgabe 22: „Putin vor Gericht? Besser nicht.“ Müssen wir annehmen, dass ein solches Zitat auch vor fast 80 Jahren z.B. auf Hitler anwendbar wäre? Und ist der Internationale Gerichtshof in Den Haag nur für die Verurteilung „kleinerer „Kriegsverbrecher aus Afrika und dem Balkan zuständig ? Wir scheinen immer noch den Realpolitikern in der Tradition der George Kennans und John Mearsheimers glauben zu wollen. Denen folgten im Wesentlichen – gerade, was eine gewünschte Realität angeht – de facto ausnahmslos alle Politiker und viele Journalisten im „Westen“ … und folgen weiterhin … wehrhafte Demokratie auch für Journalisten geht anders. – Axel Below

 

Sehr geehrte „ZEIT-Redaktion“, sehr geehrte Interviewer, ich erlaube mir, ihnen heute zu schreiben, um meinen Dank für das am 25. Mai 2023 abgedruckte Interview mit Henry Kissinger anläßlich seines 100sten Geburtstages zu übermitteln. Auch bedanke ich mich mit den besten Wünschen für die kommende Zeit bei dem Jubilar und dafür, dass er so umfänglich über seine Arbeit und sein Leben Auskunft gegeben hat. Ich selbst las das Interview in zwei Etappen in unserer Stadtbibliothek, weil es für mich äußerst aufschlußreich und von großem Interesse war und ist. Ich denke schon jetzt sehr viel darüber -nach-, denn aus meiner Sicht ergeben sich aus dem, was der Mensch und politische Experte Henry Kissinger zu Vergangenem und zu Gegenwärtigem zu sagen hat, z. T. völlig neue Bewertungen und Handlungsanalysen. Einige persönliche Gedanken erlaube ich mir am Schluß zu äußern: 1. Mir war bislang nicht bewußt, dass Henry Kissinger der Republikanischen Partei angehört, was sich eigentlich aus den Präsidenten, für welche er arbeitete, ergibt; worüber ich jedoch noch nicht nachgedacht hatte und was ich sehr interessant finde… 2. Wenn man 2014 sein hohes Niveau politischen Denkens, verbunden mit einem diplomatischen Ethos sowohl in der Sprache als auch der Herangehensweise an Welt-Politisches-Geschehen und deren Regierungen als Maß – stab für das Vorgehen in der Ukraine und die Beziehungsgestaltung zu Rußland als Beispiel und Handlungsweg angenommen hätte, gebe es heute 99,9 % keinen Krieg. Damals wäre ein politischer Wille zu Frieden erkannt worden. Wenn ein Leben, gleich in welchem Volk, zählen würde, könnten auch eine Regierung wie die USA und die Regierungen der Nato-Staaten ihren Hochmut und ihren Macht – und Kriegs-Willen aufgeben, um einem Menschen ein Mandat zu erteilen, dessen Aussichten auf positive Friedensverhandlungen gut ständen, damit Soldaten, falls sie wöllten, nach Hause zurückkehren und am Leben bleiben könnten – für ihre Familien. Aber Leben an sich zählen nicht – wer hat das eigentlich wann so verordnet? 3. Eine persönliche Erschütterung: In seinem Buch: „Der Osten: eine westdeutsche Erfindung“ beschreibt Dirk Oschmann die Mühe -des Westens-, -den Osten – in die passende Form zu erfinden und ihn in allen Bereichen definieren zu wollen und zu großen Teilen definiert zu haben. In dem Bewußtsein von Henry Kissinger und seinen politischen Rückbetrachtungen kommt der Osten gar nicht vor. „Das ist der blinde Fleck“, sagte ich laut vor mich hin, als ich folgendes las: …“Autonomie (der EU) innerhalb eines atlantischen Rahmens, warum? Wenn die europäischen Nationen zu bloßen Gehilfen der USA gemacht werden, können sie keine eigenen Konzepte und Vorstellungen von ihrer Rolle in der Welt entwickeln. Aber nur wer eine solche nationale Perspektive hat wird auch bereit sein, Opfer auf sich zu nehmen. D e u t s c h l a n d stand in der Nachkriegszeit nie vor dieser Aufgabe, Opfer zu bringen, anders als Frankreich oder Großbritannien, deshalb ist die Entwicklung in Deutschland im Moment so extrem wichtig….“ Dass Deutschland in der Nach-Kriegs-Zeit sowohl aus der Bundes-Republik Deutschland als auch aus der Deutschen Demokratischen Republik bestand, und diese sehr wohl in dem Abtragen der Kriegsschuld gegenüber der damaligen Sowjetunion viele Opfer brachte, scheint Henry Kissinger nicht gegenwärtig, wie sicher vielen anderen auch nicht. -Den Osten – kann man einfach vergessen, ebenso wie seine 40jährige Geschichte und die Werte der Menschen, welche durch diese Zeit geprägt wurden. Täte man es nicht, würde man nämlich, das ist meine Hypothese, in den Jahren vor und nach dem Krieg auf dem Territorium der Ukraine eventuell verstehen können, dass sich -im Osten – ohne Marshall – Plan eine ganz andere Geisteshaltung zu den Themen Krieg oder Frieden im Allgemeinen und im Besonderen entwickelt hat. Der eine Teil sind die Sowjetunion und Rußland, der andere jedoch auch ein Friedenswillen, geboren aus der Ge – schichte Deutschlands und einem Grundansatz aus der Idee einer sozialistischen Gesellschaft, der man nach 1989 nur noch Hohn und Spott zollte. Fazit: Was, wenn schon ein so erfahrener, gebildeter und wacher Politiker mit einem bedachtsamen Geist und einem, wenn auch in einem alten System verhafteten, Gedanken an das Gleichgewicht der Kräfte, wie Henry Kissinger, an diesem Punkt zu finden ist, kann man dann von Joe Biden, Antony Blinken und anderen US amerikanischen Politikern vor und hinter den Kulissen erwarten ? Mir fallen nur noch Krieg und Macht ein. 4. Ich beziehe mich an dieser Stelle nicht auf Kambodscha, erlaube mir dennoch die Frage: Wann erkennen die USA, dass sie in Zukunft keine Sonderrolle mehr in der Welt und deren autonomen Völkern spielen werden und wann wird es so etwas wie ein -Unrechts-Bewußsein – geben ? Sich gegen eine Vorführung von Präsident Putin vor dem Menschenrechtsgerichtshof auszusprechen ist dankenswert, sich fairer Weise jedoch gleich daneben stellen zu wollen, dies gesagt in Richtung USA, Deutschland, Frankreich und Großbritannien, wäre auch eine Option (die Anklageschriften liegen vor). 5. „Haben Sie Hoffnung für die Zukunft?“ – „Ich bin insofern optimistisch, als wir es mit lösbaren Problemen zu tun haben, aber sie drängen sehr…“. – – – K I als neues Mysterium // – Was mich äußerst betrübt ist die Tatsache, dass Henry Kissinger die digitale Entwicklung in seinen Zukunftsüberlegungen in den Vordergrund stellt (mit recht), aber dass er mit keinem Wort die Gefahr der Klima-Katastrophe, der extremen Wetterverhältnisse und der dramatischen Abnahme der Ressourcen erwähnt. In diesem Jahr 2023 war der *Erd-Erschöpfungs-Tag*, der Tag, an welchem die Ressourcen für dieses Jahr verbraucht waren, am 04. Mai. Was die Erde braucht ist die Einsparung von Energie durch menschliches Denken und Handeln und Vertrauen bildende Maßnahmen, um eine friedliche Koexistenz der Völker mit dem Ziel zu erreichen, gemeinsam für den Erhalt des Planeten arbeiten zu können. D a s muß die Zeiten-Wende sein, ansonsten, befürchte ich, werden sich die Mysterien überschlagen. Es wäre schön, wenn sich in seinem Buch im nächsten Jahr ein Kapitel zu -Zukunft und Klima – finden läßt. Nochmals vielen Dank und: Venceremos im Andenken an Chile und alle Lateinamerikanischen Länder, welche etwas anderes werden wollten als kapitalistisch. Welch schrecklichen Preis zahlen sie dafür bis heute! Mit den besten Wünschen für die journalistische Arbeit, welche sich nun auch durch die Erkenntnisse aus dem Interview speisen kann… – Ilse Sabine Düben

 

In Ihrem ausführlichen Interview mit Henry Kissinger anlässlich seines 100. Geburtstages (Titel-Story der Ausg. Nr. 22/2023) geht es um seine Ansichten zum Krieg in der Ukraine, dem Verhältnis der USA zu China, künstliche Intelligenz, die Rolle Deutschlands und Europas, Kissingers Verhältnis zu Deutschland sowie seine Verbindungen zur ZEIT, den US-amerikanischen Vietnamkrieg (insb. Bombardierung von Kambodscha) und Kissingers Einstellung zur Zukunft. Ich bin treuer Leser Ihrer Zeitung. Gleichwohl bin ich über die Gewichtung der von Ihnen ausgewählten Themen und den Raum, den Sie Herrn Kissinger zur Darstellung der Geschehnisse in Südostasien lassen (zu einem Zeitraum also, als dieser Mann auf dem Zenit seiner Macht stand), überaus unglücklich. Kritik an seinen damaligen Entscheidungen bezeichnet Kissinger im Gespräch mit Ihnen als „Propaganda“. Die Bombardierung von Kambodscha rechtfertigt er in völkerrechtlich unvertretbarer Weise. Angeblich hätten die Luftangriffe zudem „kaum zivile Opfer gehabt“. Diese Sichtweise kann ich ganz und gar nicht teilen, und das Gegenteil wurde bereits mehrfach in substantiierter Weise belegt. Die in Kissingers Zeit als Nationaler Sicherheitsberater fallenden geheimen Luft-Offensiven („Operation Menu“ und „Operation Freedom Deal“) wurden mit Langstreckenbombern des Typs Boeing B-52 durchgeführt, der eine Bombenlast von mehreren Tonnen hat und weite Flächen über mehrere Quadratkilometer komplett zerstören kann. Eine Unterscheidung zwischen militärischen und zivilen Objekten ist damit so gut wie unmöglich. Insgesamt wurden im Rahmen der beiden Operationen mehrere hunderttausend Tonnen Bomben abgeworfen, zehntausende Zivilisten kamen ums Leben. Vor diesem Hintergrund möchte ich die Aussage Kissingers in Ihrem Interview „Putin vor Gericht? Besser nicht!“ wohl eher als Selbstschutz denn als das Gemeinwohl im Fokus habendes Statement betrachten.

Mein Eindruck ist, dass Sie mit Ihrem Interview Herrn Kissinger eine Bühne zur Fortführung seiner unzutreffenden Darstellungen aus seinen Memoiren geben. Darin stellt er sich bspw. auch als Stimme der Vernunft und der Mäßigung gegenüber dem damaligen US-Präsidenten Richard M. Nixon in Bezug auf die militärische Intervention in Vietnam dar. Die im Nachhinein vom US-Außenministerium veröffentlichten Regierungsprotokolle von Gesprächen zwischen Nixon und Kissinger belegen aber, dass Kissinger bei der militärischen Eskalation eine tragende Rolle spielte. Aus den Regierungsprotokollen zeigt sich auch, dass Kissinger allgemein um zivile Opfer nicht besorgt war. Im Rahmen der von ihm forcierten Bombardierung ziviler Einrichtungen (darunter das Bạch Mai Krankenhaus) in Hanoi Ende 1972 (Operation Linebacker II) zur Erzwingung des Pariser Abkommens sagte er wortwörtlich zu Nixon: „I would […] recommend that we start bombing the bejeezus out of them within 48 hours of having put the negotiating record out […] I would like to bomb for two weeks within this framework, because they might accept it by New Year’s, if they get a terrific shock, now.“ Zwei Tage vor Beendigung der Bombardierung Hanois, die über 1.000 Menschen das leben kostete, sagte Kissinger zu Nixon hinsichtlich der Fortführung der Operation: „And, frankly, one day’s bombing doesn’t make any difference.“ Zudem, und dieser Teil fehlt leider im Interview komplett, hat Herr Kissinger sich bereits in den 1950er Jahren als außenpolitischer Hardliner und Befürworter außenpolitischer Eskalationen profiliert. Dies belegt etwa ein von ihm im Jahr 1955 veröffentlichter Artikel, in dem er schrieb:

“Grey-areas – the nations of Asia, Africa, Latin America and the Middle East – are either „for“ the United States and „against“ the Soviet Union or vice versa.“ Der sinnlose Krieg in Südostasien unter massiver Intervention der USA zwischen 1964 bis 1973 hat Millionen Menschen das Leben gekostet. Mit den Folgen dieses Krieges hat die Region mit unzähligen Kriegsversehrten, fortlaufend verseuchten Böden, Blindgängern usw. noch heute zu kämpfen. Kissinger war einer der stärksten Befürworter einer Radikalisierung des bewaffneten Konflikts. 1966 schrieb er hierzu: “The war in Vietnam is dominated by two factors: Withdrawal would be disastrous, and negotiations are inevitable. […] Negotiations could start only after the enemy had been crushed.“ In Ihrem Interview berichtet Kissinger stolz von seiner fortlaufenden Arbeitsfreude (15 Stunden am Tag). Wäre das Gespräch einmal auf ein mögliches Engagement in Richtung Wiedergutmachung und Beseitigung von Kriegsschäden gekommen, hätte ihr Interviewpartner wahrscheinlich nicht so viel zu berichten gehabt. Bei Ihrem ausführlichen Interview (knapp 30.000 Zeichen) inklusive Titelblatt habe ich den Eindruck, dass es zu einer verzerrten Wahrnehmung der historischen Ereignisse verleitet und Kissingers Person als auch sein Wirken in unangemessener Weise überhöht. Einige der Kommentare von LeserInnen auf der Webpräsenz von ZEIT ONLINE verstärken diese Sorge. Ich wünsche mir daher in Zukunft von Ihnen eine differenziertere Berichterstattung – mehr professionelle Distanz und weniger Kuschelkurs. Der SPIEGEL hat in seiner jüngsten Ausgabe gezeigt, wie das geht. Wem die Akte Kissinger zu dick ist, sollte sie am besten gar nicht erst anfassen. – Felix Klickermann

 

Hinterlistiger kann sich Kissinger, als immer noch wirkungsmächtigeer Grandseigneur der Außenpoltik, wohl kaum für Putin einsetzen und im dessen Sinne Propaganda treiben. Zwar verurteilt er scharf den von Putin befohlenen Überfall auf die Ukraine und befürwortet inzwischen sogar die NATO-Mitgliedschaft der Ukraine, aber es steht zu befürchten, dass zwei andere seiner Aussagen im kollektiven Gedächtnis wohl nur hängen bleiben werden: 1. Kissinger bewertet es als einen Fehler, Putin als Kriegsverbrecher zu behandeln. Dass er damit den zivilisatorischen Fortschritt, den die Nürnberger Prozesse für die Menschheit gebracht haben, implizit ad absurdum führt, scheint ihn nicht zu interessieren – ganz zu schweigen, dass mit Putin’s kriegerisches Vorgehen auch die Friedensordnung in Europa und weltweit angegriffen wurde. 2. Kissinger unterstellt dem Westen eine Mitschuld am Angriffskrieg gegen die Ukraine, bzw., wie er es formuliert, dass nicht „alle Schuld bei Putin liegt.“. Demgegenüber rät er aber von einem Prozess gegen Putin ab, wo vor Gericht dieser Aspekt thematisiert und gewichtet werden müsste. Schade eigentlich um diese verwirrenden, nicht gerade zielführenden Beiträge, denn zusammen mit Schröder, dessen „Freundschaft“ zu Putin er auch verteidigt, könnte er hervorragend den Advokaten und Kronzeugen für Putin’s, aus seiner Sicht nur zum Teil zu verantwortende, „Politik“ abgeben. – Winfried Boczki

 


 

 

Leserbriefe zu „Der gute Geist“ von Thomas Assheuer

 

Thomas Assheuer hat recht mit seiner Zeitdiagnose; auch die Anmaßung des Westens, als einziger kultureller Raum „zivilisiert“ zu sein, wird von ihm klar und ohne Umschweife benannt. Sich angesichts des derzeitigen Siegeszuges illiberaler, hybrider Gesellschaftsmodelle, die auf Angst gründen und den Menschen Sicherheit und Ordnung vorgaukeln, resigniert zurückzuziehen und rein pessimistisch in die Zukunft zu blicken, ist unbestritten der falsche Weg. Thomas Assheuers Ausblick und Analyse wirkt desillusionierend und illusionär zugleich: nicht der Geist der Vernunft und Humanität zwinge die Menschheit zu planetarer Zusammenarbeit, sondern der pure Überlebensinstinkt, der sich im Angesicht der drohenden Katastrophe in den „guten Geist“ weltweiter Solidarität verwandele. Bis es dazu überhaupt kommen sollte, wird allerdings noch einige Zeit vergehen. Die Auswirkungen der Klimakrise treffen den Globalen Süden besonders hart und unmittelbar, während die Industriestaaten des Nordens im Kern an ihrem ausbeuterischen Umgang mit der Natur festhalten – aus panischer Angst vor Wohlstandsverlusten. Es sind leider nicht nur „fossilkapitalistische Lobbygruppen“, die einen solidarischeren Umgang hintertreiben, sondern bürgerliche Beharrungskräfte in den reichen Gesellschaften des Westens ebenso. – Rüdiger Paul

 

Wir leben in einer Zeitenwende. Alle wissen, dass sich alles ändern muss. Alle aber zerren in unterschiedliche Richtungen. Babylonische Sprachverwirrung. Es geht um den kleinen Vorteil, gerade auch beim Überleben. Jede Lücke wird genutzt, um das große Ganze zu unterlaufen. Die Menschheit ist kein Subjekt, das eines Geistes wäre. Ideen haben dies nicht erreicht, Kriege nicht, Atomwaffen nicht, Pandemien nicht. Schafft es der Klimawandel mit seinem ganzen Einsatz von Überschwemmungen, Dürren, Stürmen und Feuersbrünsten, den Funken überspringen zu lassen? Wo jeder Erdenbürger gute Gründe für die je eigene Position anführt und alle irgendwie recht haben, hat etwas, das für alle gültig sein müsste, kaum eine Chance. Thomas Assheuer knüpft seine Hoffnung an ein politisches Wunder, an ein modernes Pfingsten. Bernd Deininger sagt, dass Hoffnung mit dem Gefühl zusammenhängt, dass unser Leben einen Sinn hat. Die Hoffnung führt immer zum Handeln, schreibt Anselm Grün. – Die Klimaaktivisten handeln. Sie haben die Hoffnung nicht aufgegeben, dass eine Verwandlung dieser Welt möglich ist. Manchmal muss der gute Geist Klebstoff benutzen, um gegen den herrschenden Ungeist sichtbar werden zu können. – Reinhard Koine

 

Pfingsten das soll das „Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes“ sein, ja zum Donnerwetter, was hat das denn nur zu bedeuten? Pfingsten, fällt immer auf den Pfingstsonntag und dazu noch auf den Pfingstmontag, für viele ist das ein arbeitsfreier Feiertag. Manche reden da auch gerne von einem verlängerten „freien“ Wochenende! Seit wann gehört denn nur der Montag zum Wochenende? Ist mir da schon wieder etwas entgangen, oder hatte bereits dieser Heilige Geist seine Hand, die ja etwas ausgießen soll, schon im Spiel! An und um Pfingsten herum, da fahren viele Menschen in den Urlaub, falls die Reisekasse das auch heuer noch zu lässt (Vorsicht: sehr hohe Kosten für die Wärmepumpe & Zusatzkosten stehen an) und die Schulen machen dicht, man geht in die Pfingstferien! Aber wo um Himmel´s Willen, geistert denn nun der Heilige Geist wirklich so in der Pfingstzeit umher und was hat ein Pfingstochse und die Pfingstrose wirklich nur mit diesen Pfingsten zu tun? – Klaus P. Jaworek

 

Im Zeitablauf gesehen, leben wir im Dazwischen zweierlei Schöpfungsquellen aus dem Nichts, die individuelle Transfers zu verschiedene kollektive Willen akkumulieren: im Güterkreislauf entscheiden wir über die planetarische Leistungsfähigkeit vom Ökosystem und im Finanzkreislauf über die Vermögensverteilung. Beide kollektive Willen repräsentieren Angebot & Nachfrage bzw. naturgegebener Gütermarkt & menschliche Nachfragebedürfnisse. Da unsere Währungsdefinition ortsbezogen nur monetäres Transfers gewährt, spalten wir Nachfrage vom Angebot ab. De facto frönen wir eine Infantilisierung; was sich in der Deutungs-Freiheit über Gut & Böse als Ausgrenzung zeigt. … Feindesliebe; nie gehört! … Naiver X-Versteher, etc. … Allternativ; gibt es wieder Kapitalismuskritik …

  • Fr. U. Herrmann schafft es mit ihrem Buch „Ende des Kapitalismus“ auf die Bestsellerliste; aber ihr entgeht, dass der Zwang zum Wirtschaften auch durch den Zweiten Thermodynamischen Hauptsatz im Güterkreislauf besteht.
  • Fr. N. Fraser schreibt die marxsche Kritik in ihrem Buch „Allesfresser“ fort; ohne den Zweiten Thermodynamischen Hauptsatz zu erwähnen.

Existiert ein Angebots-Hegemon? … Das Wort Gott als Axiom für einen unerklärbaren Anfang vom Werden vor unserem naturwissenschaftlichen Anfangsverständnis ist der Angebots-Hegemon: Gott schuf ein verfassungsrechtliches Akkumulationssystem über Zeit und Raum; der Mensch entscheidet durch „thermodynamische Transfers“ in der Gegenwart über seine künftige Lebenswirklichkeit und alle akkumulierten Transfer-Entscheidungen von Menschen entfalten den kollektiven Willen als planetarisches Drama – kurz: Klimafolgen… Im Neuen Testament Offenbarung an Johannes offenbart sich der kollektive Wille als Apokalypse, wo Gott einen Krieg gegen diejenigen führt, die die Erde verderben. … Wir hatten bei 9/11 die Deutungs-Freiheit zwischen Gut & Böse; und grenzten die Piloten vom realisierten kollektiven Willen aus. … Liebe kennt keine Ausgrenzung; womöglich hätte ein Guter Geist, die Frage nach dem „Warum 9/11“ mit Klimafolgen damals beantworten können und sich mit der Frage „Wie kann bei individueller Transfer-Freiheit ein kollektiver Wille vorgesehen werden“ beschäftigt. Der Vater der VWL Hr. A. Smith transformierte die religiöse Vorstellung einer unsichtbaren Hand Gottes in eine unsichtbare Hand vom Markt. Seit damals verbreitet sich der Glaube am Geld, was im parlamentarischen Fazit „ein höherer Preis für Kohlenstoffemissionen wäre sinnvoll, schadet aber der Wettbewerbsfähigkeit“ zum Ausdruck kommt. … Hr. A. Smith lehrte uns an das monetäre Weltbild zu glauben; nicht an unser von Gott geschenktes Dasein. – Matthias Losert

 

Was für ein wirrer Artikel! Die Apokalypse heraufbeschwören, gleichzeitig versuchen Bezug zum Pfingstwunder herzustellen, die eigene Weltanschauung („die westlichen Werte sind falsch…“) apodiktisch als Fakt zu postulieren und dann irgendwie zum Ende zu kommen ohne Message lässt einen als Leser nicht ratlos, sondern eher ärgerlich zurück. Ich weiß nicht, von wem das Zitat ist, aber vielleicht sollte der Autor mal drüber nachdenken „Das Leben ist meistens nicht so ODER so sondern so UND so.“ Wenn Menschen in demokratischen Wahlen (und so sorry, aber die Wahlen in der Türkei, den USA und Sachsen sind demokratisch!) nicht den oder die wählen, den oder die der Autor (und natürlich auch ich, nur damit keine falschen Hoffnungen aufkommen) für „richtig“ hält, dann macht uns alle das fassungslos, aber das ist nun mal Demokratie. – Patricia Klein

 

Gibt es den guten Geist? Wie bei Aladin aus der Flasche? Oder wie bei den Christen zu Pfingsten als Heiligen Geist? Bei den vielen anderen Religionen, außer der jüdischen, eigentlich gar nicht, oder? Wer bestimmt was richtig und was falsch ist? Das „Abendland“ das lange Zeit unzivilisiert war und /oder das „Morgenland“? Das hatte vor dieser abendländischen Erweckungszeit schon Ärzte, Mathematiker, Theologen und Philosophen. Als im „Abendland“ man sich noch die Köpfe einschlug wegen der Mammuts und der Frauen und später wegen Religion und Nationalstolz? Große Ideen und vorzeigbare Neuerungen ließen noch recht lange auf sich warten. Dann kamen Kreuzzüge und das finstere Mittelalter. Danach Aufklärung, Romantik, Restauration, Biedermeier und Vormärz, Kaiser -und Weimarer Zeit bis letztendlich unterbrochen durch das „Dritte Reich“ die Demokratisierung. Und heutzutage Flüchtlingsproblematik, Klimakrise, Ukrainekrieg und so weiter und so fort. Also ist die Überheblichkeit gegenüber den „unterentwickelten“ Ländern, gegen die sogenannte „Dritte Welt“, völlig unangebracht. Wer liest und versteht und verinnerlicht und verbreitet philosophische Schriften und Gedanken alter und neuer Art heute noch? Außer in Oberseminaren und im Feuilleton? Das christliche Pfingstfest 50 Tage nach Ostern ist eine Adaption des jüdischen Festes Schawuot. Also eigentlich eine kulturelle Aneignung. Das ist nicht koscher! Schawuot ist das Fest, das die Gabe der Thora am Berg Sinai (die Offenbarung Gottes) begeht. Sieben Wochen oder 50 Tage nach Pessach. Gläubige Juden sollen die ganze „Tikkun“ – Nacht wach bleiben um aus der Thora zu lesen und zu diskutieren, z. B. aus dem Buch Ruth. Zudem ist es Brauch milchige Speisen zu essen, auch gerne Käsekuchen. Kein Fleisch. Dieses Jahr treffen das Pfingstfest und Schawuot wieder mal zeitlich zusammen. Der heutige Zeit-Geist, die Inspiration Gutes zu tun, Menschen zu verbinden und die Kraft zu helfen, könnte die UN-Vollversammlung sein. Über Kopfhörer und Dolmetscher entstehen die tausend Zungen die in einer allen verständlichen Sprache reden. Was aber ist das Ergebnis: Babylonische Verständnisverwirrtheit und fehlender Zusammenhalt selbst bei essentiell wichtigen Fragen. Auch Politiker die das Gute wollen und Engagement zeigen stoßen an ihre Grenzen, da Eigeninteressen mehr zählen als Verständnis für Andersdenkende und Humanität. „Die Vernunft kann sich mit größerer Wucht dem Bösen entgegenstellen, wenn der Zorn ihr dienstbar zur Hand geht.“ (Papst Gregor der Große, 6. Jahrhundert). – Felix Bicker

 

Auf der zur Verfügung stehenden Anzahl Zeilen haben Sie ein beeindruckendes Bild zur aktuellen Weltlage und historischen Gedanken dazu geschaffen, vielen Dank. Bei den nachteiligen Entwicklungen wäre noch das Zurückdrängen der Bildung zu nennen, das reicht von Afghanistan bis Florida. Das kann als politischer Wille formuliert sein, oder durch Pushen ablenkenden Medienkonsums praktiziert (siehe Neil Postmann: Wir amüsieren uns zu Tode). Und bei den Philosophen wäre noch Karl Marx mit „Das Sein bestimmt das Bewusstsein“ zitierenswert. Mit dem Anspruchsdenken, welches auch bei uns durch staatstragende Parteien propagiert wird, wird es schwer sein, den Handlungsbedarf zu vermitteln, der sich aus der globalen ökologischen Situation ergibt. – Uwe Apel

 

Der gute Geist wartet schon lange darauf, dass wir ihn erkennen und annehmen. Ohne die Erkenntnis, dass unser System der Hierarchie, bei dem es immer von unten nach oben geht (zu oft mit Gewalt) nicht planetarisch ist, ohne die Erkenntnis, dass unser Denken und Handeln sich polaritätsmäßig in das Planetensystem, in dem wir leben und von dem wir ein Teil sind, einordnen muss, wird es mit der Menschheit im gesamten weiter bergab gehen. Hierarchie ist immer Kampf oder einfach nur Streben nach der nächst höheren Ebene. Polarität ist Harmonie, Ausgleich, Akzeptanz der Gegensätzlichkeit. Polarität zeigt die Verbindung der Extreme durch die Erdachse. Diese Verbindung fehlt in der Hierarchie. Polarität bedeutet auch Begrenzung der Entfernung voneinander, so dass Armut nicht zu Existenznot und Reichtum nicht ins Unendliche führen. Polarität bedeutet immer Gleichwertigkeit (nicht Gleichheit) und Ausgeglichenheit (bei kriegerischen Auseinandersetzungen unmöglich). Mehr zum Thema: meine Bücher „blühe deutsches Vaterland“, „All Days for Future“, „Opas Geburtstag“, in Arbeit: „Kochbuch – zehn Zutaten für das Rezept Zukunft“. – Karl-Reiner Schmidt

 

Hat der „gute Geist“ immer erst dann „seinen Auftritt, wenn die Lage ausweglos scheint“? Als „die Kraft, die Menschen verbindet und sie inspiriert, Großes zu tun“? Herr Assheuer weist doch selbst nach: Durch die bittere Erfahrung in mehr als 2000 Jahren christlicher Kirchengeschichte, dass jenes „Pfingstwunder“ ganz offensichtlich nicht erst heute ein „modernes Pfingstwunder braucht“. Ferner: Wird nicht genau durch diese Anbindung an eine geglaubte Geschichtserzählung, die heilsgeschichtlich gedeutete, nicht wissenschaftlich-historisch belegbare Realität wiedergibt zum Zwecke der christlichen Erbauung in ihrer Faktizität, ihrem Realitäts- oder Wahrheitsgehalt bestätigt und damit für die Gegenwart „re-mythisiert“ für eine weitere fröhlich-tröstliche Verwendung? Dabei war doch gerade die „Entmythisierung“ alter Herrschaftsmythen ein Akt der Selbstbefreiung des menschlichen „Geistes“ aus selbstorganisierten Zwängen gewesen, „weil die Menschen nach Recht und Gerechtigkeit verlangen“, wie Herr Assheuer selber schreibt. Allerdings: nicht erst in der „Achsenzeit vor zweieinhalbtausend Jahren“ oder beim „Auszug der Israeliten aus dem ägyptischen Sklavenhaus“ in vorchristlichen Zeiten.

Sollten wir also weniger auf ein „modernes Pfingstwunder“ hoffen, als vielmehr den bislang größten „Geniestreich der Evolution“ im Licht moderner Natur – und Geistes(!)wissenschaften feiern? Der muss nach heutigem Wissensstand vor mehr als 300 000 Jahren stattgefunden haben: die Entstehung des menschlichen Bewusstseins und damit die Entstehung des heutigen Menschen. Mit all seinen Begleit- bzw. Folgeerscheinungen, insbesondere einer Reflexionsfähigkeit, die sich selbst und die eigenen Überlebensmöglichkeiten zum Gegenstand machen kann. Als eine Art Befreiungsakt bewusstseinsfähiger Individuen von den eigenen existenziellen Grundbedürfnissen. Die werden ihnen über ihre Gefühle (besonders die Angstgefühlen bei Atemnot, Hunger, Durst usw.) nun „bewusst“ und so zumindest teilweise „beherrschbar“. Als geniale Verbesserungsmöglichkeit für ihr Überleben und ihre Fortpflanzung. Mit einem ebenso bewunderungswürdigen wie beängstigenden Erfolg bis heute: Durch nun bewusste Konkurrenz und Kooperation (besonders mit Hilfe der Erfindung erweiterter Kommunikationsmittel wie Sprache, Schrift und nun auch „künstlicher Intelligenz“, die sprachlich, also bewusst aus dem „guten Geist“ sogar einen absolut „heiligen“ machen können, nicht nur einen absolut „bösen“). Diese gefährliche Ambivalenz des „guten Geistes“ folgt aus der unauflöslichen Angebundenheit sämtlicher neuer Fähigkeiten an deren Körperlichkeit und damit Vergänglichkeit: an „Materie“, aus deren andauernder Bedürftigkeit sie entstehen und vergehen, wie alles, was das „Leben“ auf unserem Planeten hervorbringt. Der ist seinerseits nur ein winziger Teil des Universums. Und damit Teil eines ständigen Umwandlungsprozesses, dessen Anfang und Ende wir nicht kennen. Warum machen wir uns all das meist erst bewusst, „wenn die Lage ausweglos scheint“? – Eckhard Heumann

 

Das erfahren des guten Geistes setzt Bildung voraus. Um ihn fühlbar und erkennbar und zu machen ist eine Grundschulung in Ethik/Spiritualität – das inhalieren und die Rückbindung (Religio) an ihn durch Selbstreflexion und Kontemplation – unabdingbar. Damit sich der herrschende Geist zum Guten verändert, bedarf es somit der Einwirkung von innen. Dann erst kann sich das Tierwesen Mensch seiner Verantwortung gegenüber sich selbst, seiner Umwelt und seinen planetaren Mitbewohnern bewusst sein. Denn keine bürgerliche Gesetzgebung/Verfassung wird ohne gelungene Vermittlung von transzendentalen Werten den Einzelnen davon abhalten, sich seine eigenen egoistischen Wünsche und Bedürfnisse zu verkneifen, denn „Erst kommt das Fressen, dann die Moral“, selbst wenn er vor dem Abgrund steht. Nicht die Reform der Vereinten Nationen ist vorrangig, sondern die Reform jedes Einzeln. – Eva-Maria Fahl

 

Dieser Betrachtung fehlt aus meiner Perspektive die Bedeutung der Aufklärung. Der menschliche Geist wurde durch Glaubensvorstellungen und politische glaubensgleiche Dogmen bis in die Gegenwart immer wieder bis an die Grenzen der Selbstvernichtung missbraucht. Es ist mittlerweile bekannt, dass auch Tiere Emotionen haben, einfache Werkzeuge herstellen können sich verständigen, entwickeln Strategien für gemeinsames Handeln. Keinesfalls denken höher entwickelte Tiere nicht nur an ihre Brut und an Fressen u. Gefressenwerden. Im 18, Jahrhundert, dem Zeitalter der Aufklärung (in Frankreich als Jahrhundert des Lichts bezeichnet) wurde die Nutzung der eigenen Vernunft des Individuums als Voraussetzung für Menschlichkeit erkannt und empfohlen. Die Menschen der Gegenwart als „Krone der Schöpfung zu bezeichnen, ist m. E. fragwürdig, denn hierzu zählen nicht nur geistige Fähigkeiten, sondern deren sinnvolle Nutzung. Immer wieder haben zu Dogmen erhobene religiöse und politische Vorstellungen bis heute die Fortsetzung der Aufklärung verhindert. Diese Entwicklung gipfelt in der Vorstellung, die Menschen brauchen kein Wissen erwerben. Sie sollen lediglich in der Lage sein, sich Wissen zu erschließen , zu „funktionieren“. – R. Reiger

 

Der Versuch einer säkularen, kulturhistorischen Annäherung an das christliche Pfingstereignis ist ein lesens- und bedenkenswerter Beitrag – bis der Autor dann im letzten Teil seiner Ausführungen zur Sache kommt: dem Heiligen (Pfingst-) Geist wird die Utopie eines „Guten Geistes“ (wahlweise auch als „Geist der Weltgesellschaft“ ) als säkularer Widergänger gegenüber gestellt – und dessen erwartetes universelles Wirken soll ausschließlich auf die Thematik der von einer UN-Unteragentur postulierten Klimakrise gerichtet sein. Gegenüber den eingangs erörterten historischen, theologischen und philosophischen Quellen des christlichen Pfingstgeschehens und des Konzeptes von einem „Heiligen Geist“ findet man sich plötzlich auf der ebenso profanen wie banalen Ebene des allgegenwärtigen Zeitgeistes wieder, der in weiten Teilen ein Konstrukt (oder auch -zeitgeistiger ausgedrückt – ein Narrativ) nicht zuletzt der Medien ist. Dass das dieses Narrativ mit proto-religiösen Versatzstücken (Klimasünden, Ablaßzahlungen, Apokalypse., Bekehrungen und Verzicht etc.) operiert, macht aus den postulierten Klima-Rettungs-Mythen allenfalls eine Sekte, aber noch keine Proto-Weltreligion. Als „modernes Pfingsten“ kann die im Artikel formulierte Utopie globaler Kooperation auf keinen Fall durchgehen – dazu ist der Abstand vom Zeitgeist zum Heiligen Geist denn doch zu groß. – Bernd Leber

 

Zweifelsfrei der beste Beitrag dieser Ausgabe. Es war eine echte Freude, diesen vorzüglich geschriebenen Text an diesem jungen Morgen zu lesen. Dankeschön an Herrn Assheuer. Ihre Diktion ist herrlich. Bitte mehr davon. – Michael Ayten

 

Was Thomas Assheuer unter GLAUBEN & ZWEIFELN zu Pfingsten schreibt, ist ein journalistisches Zeugnis von gutem Geist. Zu seiner Analyse: Es ist der Schweinehund, der lehrt, ein Schwein kann durchaus menschlich sein, während der Mensch wohl umgekehrt zum Menschsein braucht ’ne Menge Schwein. Zu seiner Erinnerung an Ernst Blochs „Prinzip Hoffnung“: Der letzte Satz von Thornton Wilder in „Die Brücke von San Luis Rey“ lautet: Da ist ein Land der Lebenden und ein Land der Toten und die Brücke ist Liebe, das einzig Überlebende, der einzige Sinn (There is a land of the living and a land of the dead and the bridge is love, the only survival, the only meaning.). – Frank Müller-Thoma

 

Thomas Assheuer verführt mit seinem nicht nur sprachlich-bedeutsamen Artikel die Beanspruchung des hellwachen Geistes zur persönlichen Instandsetzung des Für und Wider in der eigenen Überwachung zur Aufarbeitung in den Labyrinthen des Menschseins… Der sich ver/irrende freie (suchende) Geist kennt keine einengenden Religionen, Tempel, Ideologien, verführende Illusionen und eingrenzende Philosophien, verliert sich aber in dem Anwesendsein zu den letztlich doch undefinierbaren Vergangenheiten (aus welchen Besichtigungen auch immer), erlebt sich als Flüchtigkeit irgendwie/irgendwo in der eigenen komplizierten Vorhandenheit und kann hierbei vor Unsicherheit zur persönlichen Gegenwart keine wirkliche Realität ermitteln – genau das sind unsere „individuellen“ Bedingungen zu den Manipulationen des jeweiligen Augenblicks und der Momente an ent/täuschender Anwesenheit zur Abwesenheit… Einsamkeit ist kein Identitätsverlust, sondern genau die Selbstfindung in der Offenbarung der eigenen solitären (möglichen) Geistesvernunft und verhindert abhängigmachende Anfesselungen auch zur sogenannten Liebe als Projektion zur „Innenwelt der Außenwelt“. Menschen sind (leider) anfällige seelisch verkommene Tiere! Und Platons Idee der Seelenwanderung hat nichts mit der wahren Intensität zur Philosophie zu tun, ist ausschließliche menschenfreundliche Spekulation, scheitert bereits im versuchten Denkansatz an der Unzumutbarkeit: im Menschen ein höheres Wesen zu erkennen…

Der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel sah in Napoleon I. die „Weltseele/Weltgeist zu Pferde“ und unser aller Goethe verehrte geradezu diesen selbstgekrönten Imperator, benannte dessen kriegerischen-militärischen Erfolge: „…das Schreiten eines Halbgottes von Schlacht zu Schlacht und von Sieg zu Sieg.“ – verklärte zudem die Begegnung mit dem Tyrannen und militärischen Massenmörder am 2. Oktober 1808 in Erfurt in der persönlichen Aussage: „Ich will gerne gestehen, daß mir in meinem Leben nicht Höheres und Erfreulicheres begegnen konnte, als vor dem französischen Kaiser zu stehen.“ Doch nach dem Untergang dieses Größenwahnsinnigen, zurück auf dem Boden der Tatsachen in Weimar: mußte Goethe seinen entgeisterten Sohn August fast dazu zwingen, öffentlich von der Verehrung Napoleons abzulassen: Der „Weltgeist zu Pferde“ war per feindlichem Schiff auf die Enge der Atlantik-Insel St. Helena verbannt worden, wohin sein verworrener Geist weiterhin erinnernde Welteroberungspläne zu Papier verbrachte, seine Memoiren auf tausenden Seiten mit selbstbeweihräucherndem Gewesenem, auffüllte… Verwunderlich dabei verbleibt: dass die Französische Nation – oder hierzu die prolongierten Manipulationen in den Generationen des Volkes – weiterhin diesen italienischen Korsen als wohl ihren größten „Franzosen“ verehren und geradezu hemmungslos jenen Kult fortsetzen in/zu dieser Überhöhung als Grande Nation. Deutschland darf solch einen bösen Geist (und Hitler wäre durchaus Napoleon vergleichbar ähnelnd als Warlord) nur in der absolut vollendeten Entnazifizierung dann mit treudeutschem Blick als Repräsentanz der ewigen Gutmenschen: aus dem kollektiven Gedächtnis der entdeutschten Nation entfernen! Dadurch erst werden die einstigen Verlierer zu den unwehrhaften Verlierenden in eine gefährliche Zukunft: Friedlich bedeutungslos! Möge die Jugend der Welt endlich begreifen, dass kriegerische Männlichkeit gegenüber der Atombombe so sinnlos ist, wie wenn ein Schmetterling versuchte sich stählerne Harnisch anzulegen. „DER GUTE GEIST– er hat seinen Auftritt immer dann, wenn die Lage ausweglos scheint. Es ist die Kraft, die Menschen verbindet und sie inspiriert, Großes zu tun. Warum wir ein modernes Pfingstwunder brauchen“ – wird zu dem intellektuell durchaus auch allegorischen Text von Thomas Assheuer als Über/Unterschrift mit angeführt, gleichwohl überdeutlich erkennbar: wie kompliziert sich der Autor des ganzseitigen DIE ZEIT-Artikels durch die Verflechtungen der Zeiten laviert, um irgendwie im Konzept einer Zusammenfindung dabei nicht von allen guten Geistern verlassen zu werden, immer jedoch noch in die Versuchung kommt: die bösen Geister der Menschheit zum Prinzip Hoffnung mit einzuverfügen und in diesem Zusammenhang dann doch die christliche Botschaft als „Ausgießung des Heiligen Geistes“ in dieser Ermöglichung zu verifizieren: „Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie (die „Aufrührer“) saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt vom Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab.“

Wer das glaubt, wird vom Geist der Religion sicherlich mehr als verwirrt dran glauben müssen, dass alle damaligen Beteiligten plötzlich in einer Zunge sprechen und sich verständigen, die kulturellen Gegensätze zwar nicht verschwinden, aber ihre Macht verlieren, nicht mehr (als jeweiliger Egozentrismus) herrschen. Und alle Anwesenden machen die wundersame Erfahrung des Neubeginns. Alle sind „eines Geistes“. Es war oder soll beim jüdischen Pilgerfest Schawuot in Jerusalem so stattgefunden haben, sei die Ausgießung des Heiligen Geistes über diese „Jüngerschaft“ gekommen – nur nicht die Genauigkeit mit hinzugefügt wird in der bis heute verdrängten (christlichen) Bewusstheit: dass Jesus die jüdische Gottheit Jahwe/Jehova angebetet hat und nicht als der Sohn eines (noch) unbekannten Gottes der zukünftigen Christenheit… Das muss thematisiert werden, denn auch ein scheinbar freigeistigerer Sokrates (der doch noch sehr konservativ in seiner Zeit verfangen war!), vergewisserte sich wenige Minuten vor seinem Schierlingsbechertod bei seinem Schüler: „Kriton, wir schulden dem Asklepios einen Hahn. Gebt ihm den und vergesst es ja nicht.“ Platon läßt dies Sokrates im „Phaidon“ verlautbaren – da wenige Momente vor des Sokrates Tod diese Verlautbarung geistig noch möglich war, da das Sterben mit dem Schierlingsgift bis zuletzt bei klarem Verstand und schmerzlos sich vollendete… Vielleicht sogar in der durchgeistigten sokratischen Hoffnung, dass dieser Gott ihn von den Toten zum Leben erwecken könne – (wie von Asklepios wohl schon einstens angeblich „bewerkstelligt“). Wir erkennen also, dass sich der klare Verstand auch bei Sokrates in seiner antiken geistreichen Verfassung oft in geistesverwirrten Götter-Vorstellungen vergegenwärtigte – und seien wir doch konsequent bedenklich auch zu all den nachfolgenden Göttern und Einzelgottheiten in unserer Zeit: Wer nicht glaubt, kann diesen Gottglauben (auf welcher Glaubensseite auch immer) nicht geistlich/geistig verinnerlichen – nimmt dies als jeweilige Hoffnungsreligionen mit ins realistische Denkprogramm und geistert nicht in zukünftigen Himmeln oder/und Paradiesen schon irdisch mit vollem Verstand in dieser verklärten anwesenden Abwesenheit umeinand…

Jesus von Nazareth hat (nach den überlieferten Evangelien) drei Tote zum Leben auferweckt. Asklepios als Sohn des Gottes Apollon und Jesus als Gottes Sohn – auch hinzukommend all diese Totenerweckungen: unbeglaubigt zur jeweiligen Zeit. Nun gälte es vielleicht (ohne geistvolle Waage) abzuwägen, was denn un/sinnvoller wäre – nicht zu glauben und damit sich definitiv zu beenden nach dem irdischen Ende, oder aber verinnerlicht an das Leben nach dem Tode zu glauben…. Der ungläubige Mensch verzweifelt (eher wohl aus philosophischen Ergründungen) an seinem scheinbaren Wissen um die Einmaligkeit an Existenz und damit: Aus die Maus. Ein früherer philosophischer geistreicher Friedrich II. König von Preußen (der sog. alte Fritz) sah in der Religion: „Kuhpockenimpfung fürs Volk“; Karl Marx nannte die Religion: „Opium fürs Volk“ – wiederum Voltaire (Francois-Marie Arouet – 1694-1778) war bei lebhaftem Geist in seiner geistigen Frische ein Atheist, jedoch auf dem Sterbebett dann betete jammernd dieser einstige Freigeist um Vergebung zu Gott, und die Dienstmagd im Hause tat später kund: „…dass sie noch niemanden so in dieser Todesverzweiflung habe zu Gott schreien und ihn anflehen hören.“. Zweifeln besteht ja aus der Verzweiflung heraus zu bezweifeln – und wahrlicher: persönlich können wir nicht wissen, was uns geschieht im Angesicht des Todes, wenn es heißt, den irdischen Löffel abzugeben und ob wir willentlich so bereit sind, locker aus dem Dasein zu verschwinden. Christian Dietrich Grabbe, der überaus dramatische Theatraliker war in seiner Sterbephase besoffen und neben seinem Sterbebett prostete ihm noch die betrunkene Mutter zu – hatte garnicht mitbekommen, dass ihr „Chrischan“ bereits tödlich „abgesoffen“ war … Auch das wäre eine Möglichkeit, sich kurz vorher noch zu besaufen, wenn denn die Zeit es zuließe zu einem „natürlichen Abgang“! Thomas Assheuer tröstet uns inhaltlich anteilig mit seinem auch philanthropisch angehauchten Text – gibt uns zusätzlichen Raum zwischen Krieg und Frieden zu bedenken, und vor allem auch dadurch, dass er eine Wahrhaftigkeit beschreibt, nämlich: Hegels Weltgeist hätte seine innerste Wahrheit enthüllt – dessen Ziel wäre nicht die Freiheit, sondern die Kontrolle des Lebendigen. Dennoch: gut gefiltert: Gäbe es einen Fortschritt der Vernunft, hätte die Menschheit insgesamt längst geistig begreifen müssen, dass wir in unserer Sterblichkeit doch nicht zuvor noch uns gegenseitig Schmerzen und Tötung zufügen… Um eine weitere Verfügung zu demonstrieren: die werdende menschgemachte „Klimakatastrophe“ sollte auch unter dem Gesichtspunkt einer sehr weiten Vergangenheit betrachtet werden – zu dem damaligen Meteoriteneinschlag auf diesem Planeten, als dadurch dann die Dinosaurier und all das Riesengetier ausstarben: somit erst die allmähliche Menschwerdung möglich wurde, ansonst wir doch nur die „Leckerbissenhappen“ (?) dieser fleischfressenden Dinosaurier in der Vielzahl ihrer Arten, geworden wären… Man kann das auch mal so sehn – und den Geist (ob gut oder böse) ausschalten und den (historischen Verstand) einschalten! Götter sind durch uns Menschen vergänglich – wie auch das lebenslänglich! Alles hat seine Mode und seine Zeit – in 1000 Jahren werden die menschenähnlichen Lebewesen nur noch mechanisch funktionierende technische Erfüllende sein, die durch Energien (chemisch: ohne pflanzlich-fleischliche Ernährung) ihre Gegenwarten verleben, sich nicht erinnern können (oder es dürfen) an unser heutiges noch bewusstes Dasein mit verinnerlichter Lebendigkeit zum natürlichen Tod. Dieses Existieren hat nichts mehr mit Lust und Leid zu tun, sondern nur noch mit: eingespeicherter Funktionalität!

Zu diesen fernsten Zeiten wird jedwedes Gottprinzip höchstwahrscheinlich eine absolute Absurdität – was zählt: erbringt die Verordnung des manipulierten Kopfinhaltes (durch zusätzliche implantierte Beglückungsvereinnahmung?) sein: zudem – welche Nomenklatura, welche/r Führerin oder Führer auch immer jene (rückschauend) entmenschlichten unnatürlichen Figuren in der Masse (?) unter der jeweiligen Kontrolle hält… Der „gute Geist“ ist da längst einer uniformierten Verhaltensstruktur gewichen – der „böse Geist“ führt durch Normierung zu einer Menschenart ohne tiefere Besinnung und Besinnlichkeit! Sind diese Vorstellungen weit in die Zukunft hinein, vorstellbar? Pfingsten in solchen Verspätungen wäre also das Wunder, über das wir uns nicht mehr wundern sollten: als ob dann wiederum irrationale Heilsbringer notwendig würden… Eigentlich aber gälte es doch zur Zeit endlich einen anderen „Budenzauber“ modern in DIE ZEIT abzubilden zu dem veralteten Thema Pfingsten, und nicht nur gestrig dieses propagandistische Bildnis von Pier Francesco Mazzucchelli (bekannt als: Morazzone) von 1615 den ZEIT-LeserInnen unterzujubeln. Wie wäre hingegen die Abbildung des surrealistischen Gemäldes von Max Ernst: „Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen“. Na ja – vielleicht im nächsten Jahr um die gleiche Pfingstzeit in DIE ZEIT. Aber benennen wir es dann friedvoller: Popöchenbeklatschelei. Die Kunst muss den Glauben bezweifeln! Und diesbezüglich bedenkend im möglichen Zweifel gegen die mütterliche Anklage der Jungfrau Maria und die Verleumdung des natürlichen Vaters – „Eli, eli, lema sabachtani“. Wir befinden uns immerhin noch unter Menschen mit einem fantastischen Erfindungsreichtum und manipuliertem Glaubensanteil! Dem RvM – Leserbriefschreiber ist die Ausschüttung des Weingeistes noch am berauschendsten – bitte aber keinen einzigen Tropfen daneben vergießen. In vino veritas! – Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

 

Diese Ausgabe über Glauben und Zweifeln ist endlich eine, die diesem Titel inhaltlich gerecht wird. Dazu noch in so mitreißender zeitgerechter Ansprache und Geistesfreudigkeit, wie man letztes in alten Texten nannte. Es ist deshalb ein Pfingsterlebnis sui generis. Eine Befreiung. Der geistig lebende Mensch braucht eben keine Erzählungen der Irrungen und Windungen des Heiligen Stuhls. Ich dachte bereits mit den Jahren, diese Reihe der ZEIT wäre nur die weltliche Fassung und Replikation des L’Osservatore Romano. – Jörg Peter

 


 

 

Leserbriefe zu „Realitätsflucht“ von Caterina Lobenstein

 

Meine Sorge über die Migrationspolitik von Meloni war und ist ungebrochen groß. Dass sich die Bundesregierung – auch Faeser – aber dem bisherigen Ergebnis ihrer Politik zu Folge ähnlich bis gleich verhält, erschrickt zu tiefst. Bei CDU/AFD dagegen kann Verwunderung nicht eintreten. Deshalb gilt es die Deutschen daran zu erinnern, welche, ja gleiche Gründe wie die heutigen Migranten zahllose Landsleute im 19.Jahrhundert bewogen haben, in der Ferne zu überleben. Nackte Existenzsorgen. Heute gesellt sich ein natürliches menschliches Bedürfnis hinzu, die Lebensumstände der Menschen in den reichen Ländern zu erhoffen. Erst recht, wenn man den Ursprung dieser guten Lebensumstände in den meisten Herkunftsländern der heutigen Migranten und in den dramatischen, existenziellen Folgen für sie erkennt. – Jürgen Dressler

 

„Nicht einmal Postfaschisten und Prügeltrupps können die Geflüchteten aufhalten“. Die Schlussfolgerung : Bloße kosmetische Korrekturen ,wie von Frau Faehser oder Brüssel ausgedacht, sind untauglich. Allein in Tunesien sitzen angeblich 6 – 800000 auf gepackten Koffern. Das Migrationsthema bleibt somit auf Wiedervorlage wie seit 2015. Es wird mE wie der Atomausstieg in Deutschland erst mit einem Systembruch abklingen. Peter Sloterdijk hat es auf den Punkt gebracht: „Es gibt keine moralische Pflicht zur Selbstzerstörung“. Wenn ein Gemeinwesen feststellt, dass trotz guten Willens alle Instrumente versagen, muss es sich von edlen Maximen und Dogmen trennen. Sicher nicht im Alleingang, aber die vorherrschenden Strömungen in Europa geben ein klares Signal. Das bisherige Migrationsstatut dürfte mithin längerfristig kaum haltbar sein. Bitter die Erkenntnis, dass manches eben doch nicht zu “ schaffen “ ist. Aber der Selbstschutz hat Vorrang. – Christoph Schönberger

 

Ihren Artikel habe ich eben mit großem Interesse gelesen. An einer Stelle stutzte ich allerdings: „Mancherorts mussten angestammte Mieter für Flüchtlinge ihre Wohnung räumen.“ Das ist Wasser auf die Mühlen von Wutbürgern. Manche schwafeln von Zwangseinweisungen in Privathäuser sowie Wohnraumbewirtschaftung wie in den Jahren nach dem Weltkrieg und schüren damit die Ängste in der Bevölkerung. Ich wundere mich, einen solchen Satz an prominenter Stelle in der ZEIT zu lesen, gehe aber davon aus, dass Sie Belege für Ihre Aussage haben – ? – Für Aufklärung bedanke ich mich im Voraus. – Waltraud Helmers

 

„Ein großer Teil (der Migranten) dürfte in Deutschland landen“ schreibt Ihre Autorin locker. Stimmt wahrscheinlich. Aber warum ist dem so? Auf diese Frage geht Frau Lobenstein leiden nicht ein, sondern referiert Bekanntes zum Thema „was in der Migrationspolitik nicht klappt“. Interessanter und zu erwarten wäre an dieser Stelle eine unvoreingenommene Analyse der Pull-Faktoren in den verschiedenen Staaten der EU. Pull-Faktoren, noch vor 10 Jahren in fast allen Schulbüchern der Gesellschaftswissenschaften behandelt, werden in der gegenwärtigen Diskussion vernachlässigt. Dabei sind die Erwartung der Migranten hinsichtlich Verdienstmöglichkeiten, Konsum, medizinische und soziale Versorgung, Wohnkomfort usw. natürlich mit ausschlaggebend für die Wahl des Asyllandes. Dies sine ira et studio zu untersuchen könnte ein Thema sein. Der in diese Richtung zielende Vorschlag von Ministerpräsident Kretschmer wird zwar in einem Satz angesprochen, aber nicht weiter diskutiert, sondern es wird „ein anderer Weg“, auch altbekannt, aufgezeigt. Für mich war dieser Leitartikel zu oberflächlich. Von der ZEIT erwarte ich mehr. – Wolfgang Mittag

 

BILD-Zeitungs-Niveau. Heute Morgen, ich freue mich auf die neue Zeit, ich meine nicht die Zeitenwende, sondern einfach nur die Wochenzeitung „Die Zeit“ und lese einen der beiden Leitartikel mit dem Titel „Realitätsflucht“. Darin wird das ganz Europa betreffende Flüchtlingsproblem behandelt. Und – welch ein Schock – da steht doch tatsächlich der Satz: „Mancherorts mussten angestammte Mieter für Flüchtlinge ihre Wohnungen räumen.“ Ohne weitere Erläuterung! Das ist starker Tobak. So einen Satz hätte ich nur in der zu Recht oftmals von der Redaktion der Zeit stark kritisierten BILD-Zeitung vermutet. Eher noch in einer von der AfD herausgegebenen Meinungsschrift. Aber in der ZEIT? Das bestürzt mich und lässt mich sehr stark an der objektiven, fairen und aufrichtigen Berichterstattung zweifeln. Zugegeben, ein Leitartikel ist immer ein Meinungsartikel. Aber gerade ein Leitartikel sollte ein wenig angreifbares und bedingungslos faktengestütztes Niveau aufweisen. Zumindest erwarte ich bei einer derart Behauptung, die in dieser Absolutheit aus der Rede eines AfD-Abgeordneten stammen könnte, dass diese mit nachprüfbaren Fakten unterlegt wird. Sonst ist es einfach nur „Hetze“ und billige Meinungsmache. Oder liege ich damit falsch, dass Mietern, die in Lörrach angeblich ihre Wohnungen wegen Flüchtlingen verlassen mussten, von der Stadt längst besseren und neueren Wohnraum angeboten bekommen hatten? – Ulrich Schönbein

 

Catarina Lobenstein schreibt in ihrem zu Recht sehr kritischem Artikel „Realitätsflucht“: „Mancherorts mussten angestammten Mieter für Flüchtlinge ihre Wohnungen verlassen“. Das ist so leider eine populistische Behauptung, für die ich gerne Belege von ihr bekommen will – Wo genau liegt „mancherorts“ und wie viele „mancherorte“ sind es? – Martina Kreis

 

Endlich ein Artikel, der die Wahrheit sagt. Ich bin seit 8 Jahren als Ehrenamtliche bei Flüchtlingen unterwegs. Nichts und niemand kann sie von der Flucht abhalten. Sie wählen zwischen Tod und Tod und haben nichts, aber auch gar nichts zu verlieren. Weniger Geld? Ja, für die, die es in 7 Jahren nicht geschafft haben, einen Deutschkurs abzuschließen. Mehr Geld und Personal für Schulen, damit genau das passieren kann. Mehr Lotsen, die die jungen Leute in Arbeit bringen. Alles andere ist Augenwischerei und Geldversenken. – Marie-Luise Plümpe

 

Sehr geehrte Frau Lobenstein, wenn Sie in der ZEIT einen Artikel über die weltweiten Wanderungsbewegungen schreiben, vergewissern Sie sich doch bitte erst einmal über die „Begriffe“! „Geflüchtete“ sind wir nahezu alle – ich, seit ich mit 10Jahren vor einer Kuh geflohen bin, von der ich dachte, sie wolle mich angreifen – ich bin ein „Geflüchteter“ aber natürlich kein „Flüchtling“; das ist ein Mensch, dessen Leib und Leben akut bedroht sind und der dieser Bedrohung zu entkommen versucht ! Wenn die Gefahr vorbei ist (Syrer in der Türkei) und er einen neuen Lebensraum sucht (Syrer in Europa), ist er ein Migrant ! Flüchtlingen MUSS man helfen, Migranten SOLL man helfen! – Warum macht es Deutschland nicht wie Polen (2022 46 Migranten!) ? Seltsam, da geht doch, was angeblich nicht geht! Rüdiger Patschan

 

Donnerwetter! Mit einem Satz legt Catarina Lobenstein den Finger auf die offene Wunde der derzeitigen Migrationspolitik: „Und man muss kein AfD-Sympathisant sein, um anzuerkennen, dass die Aversion gegen Asylbewerber sich nicht nur aus Rassismus speist.“ Die Migrationsströme nach und Europa und Deutschland reißen nicht ab, im Gegenteil. Wie groß der Anteil an irregulärer Migration ist, wissen wohl nur wenige und so entsteht der Eindruck, dass der Großteil irregulärer Migranten in Deutschland bleiben kann, wenn er es erst einmal hierher geschafft hat. Eine unangenehme Realität, vor der sich politische Verantwortliche auf Dauer nicht wegducken können und sich dann auch die Frage stellen lassen müssen, wie viele Migranten überhaupt aufgenommen werden können, um sie anständig zu integrieren und nicht nur irgendwo unterzubringen. Und selbstredend: Wer überhaupt berechtigt ist. Die Möglichkeiten dazu sind auch in Deutschland begrenzt und nicht alle Probleme kann man mit Geld lösen. Ein „Verteilungskampf“ zwischen Bevölkerung und Migranten um Wohnungen, Kindergartenplätze und so weiter ist gefährlich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das Vertrauen in die Politik. Leider zeichnet sich diese Situation in einigen Gemeinden schon ab. Auch hier hat Frau Lobenstein recht, unter Wohlhabenden findet dieses Szenario nicht statt. Natürlich profitieren rechtspopulistische Parteien und rechtsradikale Kräfte von dieser Situation der Überforderung. Sie versprechen viel, verschweigen aber, dass sie auch keine einfache Lösung zur Hand haben, um die irreguläre Migration nach Europa (oder Deutschland) einzudämmen. Beispiel: Italien. Ein ehrliches und offenes Wort seitens der Bundesregierung ist hier dringend vonnöten, falsche Versprechungen werden ziemlich schnell entlarvt und damit mögen sich die Menschen auf Dauer nicht mehr abspeisen lassen. Ich finde das durchaus verständlich. – Regina Stock

 

Ein offenes Wort zur rechten Zeit. Dieser Leitartikel kann m. E. nur ein Denkanstoß sein. Das Thema Migration ist so vielschichtig, dass es mehrerer Perspektiven bedarf, um das Problem vollständig zu erfassen und darauf zu reagieren. Bei der Migration geht es überwiegend nicht um Flucht, sondern um die Suche nach besseren Lebensbedingungen. Die Angebote in Europa sind den der Migranten sehr wohl bekannt. Daher streben sie überwiegend nach Deutschland. Besteht doch die Aussicht, später Familienmitglieder aus ihren Herkunftsländern nachholen zu können oder Leistungen für Kinder in den Herkunftsländern aus Europa zu erhalten. Selbst von den Sozialleistungen wird Geld in die Heimat transferiert. Drogenhandel ist dabei als Einkommensquelle geduldet. Da viele Migranten auf Hilfe auf dem Weg nach Europa angewiesen sind, investieren die Familien bei der „Schwarzen Axt“ und anderen. Nach dem Völkerrecht ist das völlig normal. Wann spricht die Politik Klartext zu den Konsequenzen dieser ungebremsten Entwicklung in Bezug auf

– den notwendigen Neubau von Millionen menschenwürdiger Wohnungen Schulen, Infrastruktur,

– den Ausbau des Bildungswesens für Migranten in deren Ballungszentren in den Großstädten,

– die fortschreitende Versiegelung von Bodenflächen auf Kosten der Land – und Forstwirtschaft,

– die weitere Erhöhung der jetzt bereits sehr hohen Steuerbelastung der Bürger,

– die Erhöhung der Soziallasten der Gesellschaft,

– die weitere Anhebung des Renteneintrittsalters

und anderer damit zusammenhängender Probleme. Weiterhin „auf Sicht fahren“ (A. Merkel) ist keine Strategie. Ein klares Bekenntnis zu unserer Kultur, zu den Idealen der Aufklärung (Freiheit und Gleichheit des Individuums als Voraussetzung für die Brüderlichkeit) sollte eine Grundvoraussetzung für Asyl sein Dazu gehören ebenso die Anerkennung der Schulpflicht, der Pflicht, für seinen Unterhalt selbst zu sorgen. Wer die unabänderliche Erklärung der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen nicht anerkennt und die Lebensweise in Deutschland nicht akzeptiert, sollte grundsätzlich abgewiesen werden. Es fehlt weiterhin eine wirkliche Antwort auf das Bevölkerungswachstum in den Ländern der Sub-Sahara, in Afghanistan und in anderen Ländern bis etwa 2050 auf etwa das Doppelte (lt. Klinholz). Die Politik wird sich nicht auf Dauer vor diesem notwendigen Klartext herumdrücken können. – R. Reiger

 

Ihr linker Vorschlag, Vermögende zur Kasse zu bitten ist nicht originell, da uralt. Hätte man alle Ideen dazu verwirklicht wären die Reichen längst geschröpft und selbst auf Bürgergeld angewiesen. Ab wann ist man vermögend, wieviel ist da zu holen und wie ist Ihre Gegenrechnung, so Geflüchtete zu finanzieren? Reiche sind meistens alt und brauchen kaum Kitas; junge Eltern möchten erst reich werden und können sich selten teure Wohnungen leisten. Auch Doppelverdienende pochen völlig zu Recht auf ihren Anspruch subventionierter Kitaplätze um irgendwann mal das Familienhäusle finanzieren zu können. – Barbara Merckel

 


 

 

Leserbriefe zu „Kinder? Nicht so wichtig!“ von Rudi Novonty

 

Sehr interessanter Artikel! Zu den Grafiken: Bildungsarm ist ein beleidigender und in diesem Zusammenhang auch unzutreffender Ausdruck. – Clemens Dieler

 

Vorab das Wichtigste: Kinder sind wichtig. Jedes Kind sollte mit Respekt und Liebe seinem Wesen gemäß gefördert werden. Aber deshalb muss die Zahl der Kinder nicht immerzu wachsen. Viele Gesellschaften weltweit altern. Das Regime in China schiebt deshalb schon Panik: Hilfe, uns gehen die Soldaten aus! Also das Verheizmaterial. Auch in Deutschland: großer Jammer. Ich frage mich: Ist dieses ganze Gewese und Getöse nicht wieder nur Ausdruck quantitativen Denkens? Wachstumsideologie? Wieso muss die Bevölkerungszahl zunehmen, damit es dem Land und seinen Menschen in Zukunft besser geht? Global gesprochen: dem gesamten Planeten? Sind nicht weniger Menschen mehr? Mehr Lebensqualität, mehr Natur, mehr gutes Klima? Und weniger menschengemachte Probleme? Ja, wir altern grad in Deutschland. Ich altere mit. Und in spätestens 30 Jahren bin ich tot. Vielleicht auch früher, kommt drauf an, was alles noch passiert. Und alle anderen Alten sind dann auch tot. Und Deutschland ist rundum verjüngt. Ja, aber die Arbeitskräfte, wir haben nicht genug davon! Nun, dann setzt Maschinen ein! Da, wo die Arbeit eh blöde ist. Verteilt die Arbeit anders unter den Menschen. Nach volkswirtschaftlichen und nach menschlichen Gesichtspunkten, nicht nach Profitgier. Bezahlt die Menschen anständig für ihre Arbeit. Das erhöht automatisch auch deren Sozialbeiträge. Lasst Menschen, die Arbeit brauchen, ins Land. Und lasst nicht nur die arbeitenden Menschen für die Rente und die anderen notwendigen Abgaben blechen. Sondern auch die Maschinen. Abgabepflichtige Produktionsmittel hätte Marx das genannt. – Kurt Eimers

 

Mit großem Interesse habe ich ihren Artikel gelesen. Ich denke aber, es gibt Gründe, warum Kinder heute scheinbar nicht mehr so wichtig sind. Ein Grund dürfte sein, dass früher Frauen nur mit der Erlaubnis ihrer Männer arbeiten durften. Ich denke zwar nicht, dass wenn sie arbeiten wollten, dass zum Problem in der Ehe geführt hat. Aber in der Regel gab es eben das klassische Rollenbild. Die Mütter meiner Freunde haben nicht gearbeitet, dafür hatten sie aber oft mehr als ein Kind. Aber natürlich ist es gut, dass es heute anders ist und die Mütter selbst endscheiden können Nur das Problem Kind und/oder Beruf bleibt bestehen. Kleine Kinder benötigen nun mal viel Aufmerksamkeit, wenn sie in der KITA oder Schule krank werden, muss jemand da sein, der sie abholt und zu Hause pflegt. Toll ist es sicher, wenn beide Eltern Teilzeit arbeiten, so dass sich Mutter oder Vater dann kümmern können. Oder es gibt Großeltern oder andere Verwandte am Ort, die in Notfällen einspringen. Aber das ist nicht immer gegeben. Wenn der Vater einen Beruf mit Überstunden hat, muss sich zu Hause nun mal die Mutter kümmern. Deshalb kenne ich viele Familien, die es bei einem maximal zwei Kindern belassen. Denn da sind solche Notfälle leichter zu organisieren. Anders wird es natürlich, wenn die Kinder älter werden und irgendwann volljährig sind. Aber wer jahrelang zugunsten der Kinder auf den Beruf verzichtet hat, wird schwer wieder reinkommen. Ich finde es nur schade, dass wer der Kinder wegen zu Hause geblieben ist, oft schief angeguckt wird. Wer mehrere Kinder jahrelang betreut hat, weiß auch was er getan hat. Früher gab es die „Rabenmütter“ heute die „Hausmütterchen“. Ich denke, in beim Thema Familie muss jede ihren eigenen Weg -ohne von außen bewertet zu werden – finden. Toleranz finde ich wichtig – Verena Schultze-Pawlitschko

 

Zu den gelegentlich erscheinenden Beiträgen des WZB unter Frau Prof.-in Jutta Allmendinger über gesellschaftliche Fragen, wo wir glauben viel zu wissen aber auch alles wissen wollen, soll es letztgültige Antworten geben. Zugleich gibt es jedoch eine neue Erkenntnisebene: Sind die Torten der Wahrheit der graphischen Kolumnistin Katja Berlin in Folge dieser Wissenschaftlichkeit entstanden, oder war das Ei vor der Henne da? Ich erkenne Koinzidenz, gar Korrelation aber Kausalität? Auf jeden Fall ist das eine Satire und Wahrheit, beim anderen ist es in ceterum zu beweisen! Es sind die neuen Dioskuren einer unbedingten Gleichzeitigkeit. – Jörg Peter

 

Aus der aktuellen Vermächtnis-Studie lernen wir: Frauenorientierte Regulierung fördert die Orientierung von Frauen auf die Erwerbsarbeit und wirkt paradoxerweise zugleich als Unterstützung für Männerkarrieren. Politik und Wirtschaft höhlen die Freude an Kindern aus und damit die Zukunft unserer Gesellschaft, so Jutta Allmendinger. In unserer Erwerbsgesellschaft wird das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Wo Frauen vorrangig den Arbeitskräftemangel ausgleichen sollen, sie aber zugleich in der Partnerschaft weitgehend unverändert mit der unbezahlten Haus – und Familienarbeit belastet sind, wird der Raum für Kinder immer enger. Unsere Gesellschaft saugt die bestehenden Humanressourcen aus, um den heutigen Wohlstand zu halten und sägt so am eigenen Ast. Kinder werden zum Risiko, nicht nur für Alleinerziehende. Wir brauchen nicht nur Väterpolitik. Sondern auch eine Gesellschaftspolitik, die Arbeit, Familie, Bildung und Wirtschaft integriert betrachtet und dem sozialen Leben vor der Erwerbsarbeit Priorität einräumt. Der Freude an Kindern gehen Vertrauen und Zuversicht in unserer Gesellschaft voraus. – Reinhard Koine

 

Die Zeile „Kinder? Nicht so wichtig!“ und das Ergebnis der Vermächtnisstudie hat mir einen Stich ins Herz versetzt. Kinder sind das wichtigste überhaupt auf dieser Welt! Sie sind unsere Zukunft! Ich finde es traurig, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der Kinder oft nur Belastung empfunden, dargestellt und behandelt werden. In der die angebliche Gleichberechtigung für Mütter zu einer Doppelbelastung mutiert ist, die viele dem mentalen Abgrund zutreibt, da Job und Familie noch immer nicht miteinander vereinbar sind. Wir leben in einer Gesellschaft, in der Erziehungsberechtigte (vor allem Mütter) im ständigen Gefühl leben, nichts und niemandem mehr gerecht zu werden. Nicht dem Job, nicht den Kindern und schon gar nicht sich selbst. Es ist traurig, dass Eltern ihre Erziehungsarbeit oft nur noch erschöpft abreißen und dabei ihre – so wichtige – Rolle als Vater oder Mutter nicht wirklich und wahrhaftig ausfüllen können. Elternarbeit ist die wertvollste Arbeit für unsere Gesellschaft überhaupt. Was gibt es wichtigeres, als junge Menschen zu wertvollen Mitgliedern unserer Gesellschaft heranzuziehen? Ihnen Werte mitzugeben, die bereichern, ihnen Stärke und Selbstvertrauen mitzugeben. Wann wird Erziehungsarbeit endlich wirklich gesehen und wertgeschätzt in dieser so kinderunfreundlichen Gesellschaft? – Nina Schwarz

 

„Die Zukunftsfähigkeit einer Gesellschaft erkennt man daran, wie sie mit ihren Kindern umgeht.“ Unsere Kinder werden als zukünftige Leistungserbringer gesehen. Sie werden erzogen, gefördert, finanziell unterstützt: Passiv! Dabei lernen sie am besten spielend, selbstbestimmt. Aktiv! Sie bekommen das nur selten, was sie am meisten brauchen: Zuwendung, Zuverlässigkeit, Zeit. Dabei kostet das gar kein Geld. Erwachsene definieren sich in unserer Gesellschaft über ihre Werktätigkeit, Berufstätigkeit würde man im Westen sagen, doch die Wertigkeit erinnert sehr an alte ostdeutsche Muster, auch dass der Staat für die „Aufzucht“ der Kinder zuständig ist. Im Osten war das sinnvoll, insbesonders, da die Kinder gleich das Richtige lernten. Wie aber wollen wir kleine Demokraten bilden, wenn sie sich ab ihrem zweiten Lebensjahr, manchmal schon früher, anpassen müssen, der Norm entsprechen? Die Ressourcen Deutschlands sind seine Köpfe. Wir dürfen die Kreativität von Kindern, ihre Spielfreude nicht durch Anpassungserwartungen vernichten. Im Gegenteil: Eltern sollten durch ihre Kinder wieder lernen, fröhlich zu sein, zu spielen, kreatives Zeugs zu tun.. – Ursula Augener

 

Erstmals wird aufgezeigt, dass die Vereinbarkeit von Kind, Karriere und Hausarbeit kaum möglich oder nur unter Dauerstress möglich ist. Und die hilflose Ampelregierung, in Kooperation mit vielen Medien, ist überfordert mit der demografischen Situation, den vielen Babyboomer, die ihre Rente in naher Zukunft ausbezahlt möchten und der schieren Unmöglichkeit, dieses Geld irgendwie “ aufzutreiben “. Daher lies man täglich den Satz : die Frauen müssen Vollzeit arbeiten, auch mit kleinen Kindern, wir brauchen mehr gute Kinderbetreuungsplätze. Aber es wird auch in Zukunft zu wenige Ganztagskinderbetreuungsplätze geben und es wird auch in Zukunft einen großen Fachkräftemangel bei Haushaltshilfen geben. Diese Frauen sind einfach nicht in der Lage Vollzeit zu arbeiten, nur wenn die Väter Vollzeit zu Hause bleiben. Aber dann fehlen diese auf dem Arbeitsmarkt. Über die Lohnsteuer ist nicht mehr zu holen , um die Rentenkasse zu stopfen. Und junge Menschen, die Gen Z , wird keine Rücksicht auf die Rentner nehmen und deshalb dauerhaft und in Vollzeit arbeiten. Sie sind immer noch in großer Wut über die Maßnahmen in der Coronapolitik. Rücksicht und Freiheitsraub auf ihre Kosten, für die Alten Reichen. Mal werden sie arbeiten, dann wieder 6 Monate verreisen und 30 oder 32 Wochenstunden. Sie haben die alten, getrennten und gestressten Eltern als Negativbeispiel. Es gäbe eine riesige Schatztruhe, gefüllt mit Geld bis zum Rand. Es sind die Reichen, die Aktionäre, die Großgrundbesitzer, die sich auf Kosten der einfachen, schlechtbezahlten Arbeiter über Jahre bereichert haben. Die Zeit ist gekommen, der Staat sollte sich nun reichlich aus dieser Schatztruhe Geld holen, damit der Sozialstaat nicht sang – und klanglos den Bach runtergeht. Und wir gerade Familien mit vielen Kindern , sollten gut staatlich unterstützt werden. Sie leisten den allerwichtigsten Beitrag. – Kerstin Alexandra Schöck

 

Rudi Novotny schreibt: «Früher führten Krisen zu einer schrumpfenden Bevölkerung. Heute führt eine schrumpfende Bevölkerung zur Krise.» Doch langfristig müsste das Schrumpfen Positives bewirken, indem die Ökologie entlastet wird. Zwar gibt’s weniger Arbeitskräfte, die Windräder bauen. Dafür wird weniger Strom verbraucht. Damit das funktioniert, dürfte das Nutzen von Perspektiven, die mit einer hohen Geburtenrate verbunden sind, nicht ersetzt werden durch Perspektiven, die mit hohem Konsum verbunden sind. Eventuell müsste auch die Lebensarbeitszeit verlängert werden. Vorbild könnte Japan sein. Die Grundlage dafür muss ein gemeinsames, realistisches Weltbild sein, das den Weg in eine gute Zukunft weist. Dieses Weltbild müsste folgende Forderung beinhalten: Jeder Mensch muss soviel in die Gesellschaft einbringen, wie er von ihr benötigt. Dies im Mittel natürlich, denn es ist klar, es wird berechtigte Ausnahmen nach oben und nach unten geben, die sich aber ausgleichen müssen. Das heisst aber auch, dass die Geburtenraten weltweit mit der Menge der nachhaltig nutzbaren Ressourcen vereinbar sein müssen.

Doch was sind die Probleme, die bewirken könnten, dass diese Forderung nicht erfüllt wird? Problematisch sind bei der Demographie die demographischen Gräben, die meist – aber nicht immer – parallel laufen zu den ökonomischen Gräben. Solche Gräben existieren zwischen einzelnen Staaten, aber auch innerhalb von Staaten. Diesbezüglich wäre es interessant, zu erkunden, woher sich folgende von Novotny erwähnte Entwicklung ergab: «…die Geburtenrate …stieg nach dem Zweiten Weltkrieg auf etwa 2,5, bis sie 1995 mit 1,25 Kindern pro Frau ihren Tiefstand erreichte. Seither ist sie leicht gestiegen, auf 1,58 im Jahr 2021.» Die Steigerung von 1,25 auf 1,58 beträgt immerhin 26.4 Prozent. Nach noch so einer Steigerung wäre man bei der Geburtenrate 1.997 also praktisch bei 2. Daher wäre viel gewonnen, wenn man herausfände, was die Steigerung von 1995 bis 2021 bewirkt hat. Aber vielleicht weiss man das ja, denn vielleicht kommt die Steigerung durch die Migration und dadurch, dass Menschen mit Migrationshintergrund mehr Kinder haben als der Rest der Bevölkerung. Dass dies der Fall ist, liegt nur zum Teil daran, dass jüngere Menschen überdurchschnittlich viele Kinder haben. Dies ist ein Gewinn für eine alternde Gesellschaft, wenn die erwähnte Forderung eingehalten wird, nämlich, dass jeder Mensch soviel in die Gesellschaft einbringt, wie er von ihr benötigt und nicht mehr fordert, als die Ressourcen erlauben. Eine sich ergebende Voraussetzung ist, dass es genug geeignete Bewerber gibt für die Arbeitsplätze, die besetzt werden müssen, damit die Gesellschaft funktioniert. Wenn das der Fall ist, kann man getrost in die Zukunft sehen und es besteht kein Grund aus Angst vor Krisen, sich keine Kinder zu wünschen. Eine Frage ist, ob sich das von alleine einstellt, oder ob einschränkende Massnahmen nötig sind. Das erwähnte Weltbild, das im Interesse aller Menschen ist, muss dafür die Rechtfertigung liefern. – Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbriefe zu „Zersprengt“ von Mariam Lau et.al.

 

Habecks Fanatismus. Millionen von Hausdächern bieten keinen ausreichenden Platz für Photovoltaikanlagen. Die Dächer haben Gauben, Türmchen oder andere Konstruktionen und machen Photovoltaikanlagen unmöglich oder unrentabel. In solchen Fällen bietet auch eine Wärmepumpe keine rentable Ersatzlösung für bestehende Gas – oder Ölheizungsanlagen. Wärmepumpen benötigen Strom, den Habeck durch die Abschaltung des Atomstroms zusätzlich verteuert hat. Habeck hat sich offensichtlich vor der Ausarbeitung seiner Heizungsgesetzes die Hausdächer nicht gründlich genug angesehen und will nun in seinem Fanatismus sein Heizungsgesetz in aller Eile durchboxen. Wir brauchen jedoch mehr Zeit, um nach anderen Alternativen Ausschau halten zu können. – Albert Hüchtker

 

Mit diesem Beitrag unternimmt das Autorenteam den überfälligen Versuch, die zunehmend hysterische Debatte um das „Heizungsgesetz“ zu versachlichen. Der publizistische Mainstream, angeführt vom Hause Springer, scheint sich besonders auf Robert Habeck einzuschießen, dessen entnervter Ausspruch vom „Wortbruch“ seines liberalen Koalitionspartners gern als Beleg dafür gewertet wird, dass er dem Amt nicht gewachsen oder aber, weniger drastisch, immerhin als Ausnahmepolitiker entzaubert sei. Dem gegenüber werden die Liberalen zum „Fels der Vernunft“ in einem Umfeld vermeintlich ideologisch verbohrter Verbotspolitiker stilisiert. Der Artikel zeigt unaufgeregt die Sachzwänge auf, denen die Protagonisten Habeck und Lindner ausgesetzt sind: beide müssen gegenüber ihrer jeweiligen Parteibasis „liefern“. Der zunehmende Einfluss rechts-libertärer Strömungen in der FDP erklärt unter anderem, aber entschuldigt nicht, warum der Parteichef, obwohl maßgebliches Regierungsmitglied, den Oppositionsführer innerhalb der Koalition gibt, damit aber das gesamte Projekt „Ampel“ gefährdet. Zudem findet dieser Obstruktionskurs leider auch in Teilen der Wählerschaft wachsenden Zuspruch. – Rüdiger Paul

 

Eine Partei, die so dicht an der 5 % Grenze schrammt, muss so handeln. Denn es darf ja kein Wähler es sich vielleicht anders überlegen. Ob das aber noch demokratisch ist ? Da kann man ins Grübeln geraten. – Horst Biczkowski

 

Das Heizungsgesetz blockieren aber Blockierer kriminalisieren? Ich frage mich, ob hier grad die Richtigen verurteilt werden. Oder ob nicht die Täter einen Buhman gefunden haben? Die Ampel war die Hoffnung der Jugend. Jetzt hat sie sich zu ihrem Gegner gemacht. Natürlich sind die juristische Behandlung von „Klimaklebern“ und die politische Verhandlung des Gebäudeenergiegesetzes GEG zwei völlig unterschiedliche Themen. Aber nicht für die Jugend! Für die sind es zwei Seiten derselben Medaille: Was wahrgenommen wird, ist eine zweite Schuld der sog. Boomer-Generation an ihren Kindern! Sie werden verraten UND kriminalisiert! Auf wen sollen die jetzt noch setzen, wenn ihre Hoffnung sogar in der bzw. durch die Regierung stirbt? Genau: Auf „ausserparlamentarische Opposition“. Die Ampel hat Suizid begangen. Sie hat es nur noch nicht gemerkt. Sie zappelt noch. – Thorsten Chr. Hansen

 

Jetzt ist es endlich soweit, die Ampel hat ihr gestecktes Ziel erreicht, Deutschland sitzt auf dem absteigenden Ast und steigt von Tag zu Tag weiter und weiter ab. Nach dem Motto, raus aus den Unabhängigkeiten, rein in die Sanktionen gegen alle Länder von denen wir sehr stark abhängig sind. Krönung sind diese Schimären über Wärmepumpen und ein ständiges Gefasel von irgendeiner Klimaneutralität. Wie lange wollen wir uns eigentlich noch von diesen, unter aller Kanone spielenden Laiendarstellern dieser Ampel, verscheißern lassen! – Klaus P. Jaworek

 

Der Artikel betont die Machtkampf-Dimension des Konflikts um das geplante GEG. Damit unterstellen die Autor*innen implizit, dass in der Sache selbst bis auf einige „Kleinigkeiten“ alles geklärt sei. Völlig beiseite bleiben zwei andere wichtige Punkte:

–          Die Wärmewende stellt als „Großbaustelle“ mit erheblicher Komplexität (ähnlich wie der „BER“ oder die „Elbphilharmonie“) besondere Anforderungen an gut fundierte Planung. Ein Politikansatz mit „One fits all!“ ist dann sehr riskant.

–          Die derzeitige GEG-Fassung basiert auf einem „Pseudo-Konzept“ des realiter fachlich ziemlich ahnungslosen Staatssekretärs Graichen, der das Ministerium am 17.05.2023 verlassen musste. Dieser kann zu Sachfragen des Parlaments weder Auskunft geben noch ist er für „handwerkliche Fehler“ verantwortlich zu machen (falls 25 % der „Lösungen“ nicht funktionieren oder weitere 25 % extrem teuer werden).

–          „Wenn es doch keinen Wasserstoff in ausreichenden Mengen geben sollte“, dann fällt bei 3 – 4 Tagen „Dunkelflaute“ (wie mehrfach im Winter 2022/23 passiert) eben die Wärmepumpe auch aus. Wenn ein guter Freund mich rechtzeitig darauf aufmerksam macht, dass ich Gefahr laufe, einen schweren Fehler zu machen, bin ich froh darüber! Alternativ: Augen zu und durch – notfalls gegen die Wand!

Einige Fakten und Größenordnungen: Die Warmwasserbereitung und Heizung (H+WW) über alle Anwender benötigt heute noch eine Größenordnung von rund 760 Mrd. kWh, wovon

–         derzeit die Erneuerbaren immer noch deutlich unter 20 % zur H+WW beitragen,

–          ca. 10 % durch Fernwärme bereitgestellt [die wiederum nur zu 20 % aus erneuerbarer Energie (eher dörfliche Strukturen) stammt, zu rund 80 % aus Kohle, Erdgas oder Müllverbrennung – WAS ist in einer Großstadt genau „grüne Fernwärme“?]

–          gut zwei Drittel aus Öl und Erdgas erzeugt werden.

Die Verhältnisse und damit Möglichkeiten auf dem Land (Dörfer und sehr kleine Städte) sind oftmals völlig andere als in Städten mit 50 – bis 150.000 Einwohnern, von „echten“ Großstädten (über 300.000 EW) mit sehr verschiedener Bebauungsdichte und Chancen für „neue Lösungen“ (sehr oft nicht die „Allzweckwaffe WÄRMEPUMPE“!) ganz zu schweigen. Lesetipp: Die Stadt Staufen im Breisgau hat ab 2007 üble Erfahrungen mit einer Geothermie-Bohrung gemacht, was man im Internet oder Zeitungsarchiven nachlesen kann. Es gibt somit sehr berechtigte Fragen nach Funktionsfähigkeit und zumutbarer und auch vernünftiger Umstellungsgeschwindigkeiten einer langfristigen anderen Lösung. Der Autor dieses Leserbriefs war mit seinem Partner (W. Pfaffenberger) an der (erstmalig Computer-gestützten) Fernwärme-Optimierung einer Großstadt bereits vor über 30 Jahren beteiligt; diese Fernwärme kam aus Kraft-Wärme-Kopplung eines mit Steinkohle befeuerten Heizkraftwerks „Block 15“ was also mit Wirkungsgrad um 40 % Strom erzeugte und dessen Abwärme über Fernwärmerohre zum größten Teil Gewerbeflächen, Büros und Wohnungen heizte. – Wolfgang Ströbele

 

Meiner Meinung nach wird in der gesamten Debatte um das Thema Heizen der Markt komplett ausgeblendet. So wird kritisiert, Wärmepumpen könnten nicht geliefert werden, es gäbe gar nicht genügend. Das allein würde die Umsetzbarkeit des Heizungsgesetzes verhindern. Dazu folgende Anmerkungen: Das GEG sieht keineswegs nur Wärmepumpen zum Heizen vor, es ist sehr wohl offen für Alternativen, die Forderung lautet lediglich, dass zu 65% „grün“ geheizt werden muss. Von Vornherein waren soziale Abfederungsmaßnahmen vorgesehen. Die FDP argumentiert also falsch! Ja, es gibt noch zu wenig Angebot auf dem Heizungsmarkt für alternative Heizungen. Die Hersteller stellen ihre Produkte aber nur dann um, wenn sie Planungssicherheit haben. Sie müssen sicher sein, ihre neuen Produkte auf dem Heizungsmarkt verkaufen zu können. Das Risiko für die Anbieter ist groß, waren die Umsätze doch bisher prächtig dank der bewährten Öl – und Gasheizungen. Das GEG markiert deshalb eine wichtige Deadline für die Hersteller: Ab Januar 2024 können sie dank des Gesetzes sicher sein, ihre (bis dahin hoffentlich entwickelten und produzierten) alternativen Heizgeräte auch verkaufen zu können. Da alle Anbieter betroffen sind, ist der Wettbewerb gesichert, was die Preise in Schach halten dürfte. Der Zeitplan für das GEG war gut! Bereits zu Jahresbeginn stand der Zeitpunkt für die notwendige Umstellung des Heizens im Raum, Zeit genug für den Abverkauf bereits produzierter Öl – und Gasheizungen an diejenigen Verbraucher, die just gerade jetzt eine neue Heizung einbauen müssen. Zeit (genug?) für die Entwicklung und Produktion neuer Heizungstechnik. Gar kein Stress für Besitzer von Öl – und Gasheizungen, die noch einige Jahre funktionieren sollten. Durch das Machtgezerre innerhalb der Ampel läuft nun dieser Zeitplan aus dem Ruder. Anstatt gemeinsam zu planen, wie die Umsetzung konkret aussehen soll, werden ausnahmslos ALLE verunsichert, auch weil inzwischen viele Falschinformationen gestreut wurden: Die Hersteller: Sollen sie sich wirklich vom Geschäft mit Öl – und Gasheizungen verabschieden? Haus – und Wohnungseigentümer: Was, wenn in mein Haus/ in meine Wohnung keine Wärmepumpe eingebaut werden kann? Mieter in Mehrfamilienhäusern: Was, wenn ab Januar die Miete steigt? Ich werde den Verdacht nicht los, dass es im Parteien-Streit um das GEG ausnahmslos darum geht, die GRÜNEN für den nächsten Wahlkampf auszuschalten. Die FDP verhält sich innerhalb der Koalition wie eine Oppositionspartei, sie hat offensichtlich ihre Regierungsaufgabe nicht verstanden! Die CDU/CSU will um jeden Preis (Und wenn es die Klimawende kostet!) wieder regieren. Dazu müssen die GRÜNEN weg! Wen haben wir da nur gewählt! – Sibylle Pietsch

 

In Ihrem sehr gut dargestellten Artikel beschreiben Sie sehr plastisch die Situation. Für mich als Bürger ist es ernüchternd, wie kurzsichtig und scheinbar auch unehrlich die Beteiligten Personen miteinander umgehen. Sicherlich ist dies zwangsläufig ein Teil des erfolgreichen politischen Auftretens gegenüber den wahlberechtigten Bürgern. Sie beschreiben, dass es für die Grünen unverhandelbar ist, dass es verboten wird für Altbauten neuen Gasheizungen (auch nicht als Hybride oder H2 ready) zu installieren. Das ist m.E. realitätsfremd. Herr Minister Habeck täte auch gut daran, zu bedenken wie hoch der zusätzliche Strombedarf wird, wenn die von ihm geplante Regelung in Kraft tritt. Das Problem der gesicherten Versorgung mit Ökostrom wälzt er wahrscheinlich auf die Stromversorger ab. Man kann nur hoffen, dass die vernünftigen Kräfte die Oberhand gewinnen und ein umsetzbareres Gesetz entsteht. Sehr interessant danke für die guten Informationen. – Timon Gruber

 

Was sich die Regierung, vor allem die FDP, angesichts der Klimakrise leistet, ist skandalös. Es scheint nur darum zu gehen, die eigene Klientel zu befriedigen. Deutschland hat 84,3 Millionen Einwohner und die wollen beim Umbau hin zu einer klimaneutralen Energieversorgung auf verständliche und nachvollziehbare Weise mitgenommen werden. Wohnen und heizen gehört zur Daseinsvorsorge. Und wenn man den Mittelstand entlasten will muss man eben die Milliardäre und Millionäre belasten. Das Gesetz kommt einerseits zu spät und gleichzeitig zu schnell. Man kann nicht innerhalb von 1 ½ Jahren Versäumnisse der letzten Jahrzehnte ausgleichen. Dänemark hat Anfang der 1970 er Jahre, nach der Ölkrise, angefangen auf regenerative Energie umzustellen. 2013, also 40 Jahre später, wurde ein Gesetzt dazu in Kraft gesetzt. Inzwischen wird ganz Kopenhagen über Fernwärmenetze beheizt. Deutschland war mal führend in der Produktion von Solartechnik. Inzwischen überholt uns China. Woher soll der Strom für die Wärmepumpen denn kommen, wenn im Norden etliche Windräder stillstehen, weil die Netze nicht hinreichend ausgebaut wurden. Wir sind also nicht einmal in der Lage, den Strom, den wir klimaneutral produzieren könnten, weiterzuleiten. Und die Regierung hat nichts Besseres zu tun, als sich hoffnungslos zu zerstreiten. Schöne Aussichten! – Petra Harink

 


 

 

Leserbriefe zu „Gruß vom Abgrund“ von Tina Hildebrandt

 

Ritter Robert von der genervt-pampigen Gestalt und sein Knappe Olaf im Kampf FÜR Windstrommühlen (die Kräfteverhältnisse passen allerdings nicht, bei Koch und Kellner war das besser). Bei solchen Pampelmusen muss die Arbeit als FDP-Mitglied im Kabinett bestimmt eine Menge Spaß machen. Vielleicht kann die Edeldame Annalena noch etwas retten … Wer die Rosinante ist, muss ich erst noch überlegen. – Thomas Manthey

 

Die Zentrifugalkräfte innerhalb der Ampel resultieren aus dem gefährlichen Ansehensverlust der FDP, die darauf mit koalitionsinterner Opposition oder gar Obstruktion antwortete. Mit Erfolg, die Demoskopie stimmt wieder. Doch die größeren Minen liegen im Feld der AFD . Sollte die Migrationskrise weiter schwelen, Gendermätzchen und die Überforderung der Bürger nicht aufhören, ist die bisherige Koalitionsarithmetik obsolet. Eine AFD über 20 % und gerupfte Grüne, die nicht von ihrem ideologischen Ballast ablassen, reduzieren stabile Verhältnisse auf die GroKo. Das vorläufige Ende grüner Glaubenslehre und der Einzug von mehr Pragmatismus mit dem vorrangigen Ziel, vor allem dem rechten Spuk zu begegnen. Für das Klima muss das nicht misslich sein, da unerfüllbare Ziele oder Zwang nur Frustration auslösen und Attentismus Vorschub leisten. – Christoph Schönberger

 

2017 hat Lindner gesagt: „Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren.“ Seit einiger Zeit handelt er gegen diese Maxime. Er zwingt mit seiner Taktiererei auch SPD und Bündnis-Grüne zum Schlecht-Regieren. Die Grünen sollten so schnell wie möglich die Koalition aufkündigen. – Sibrand Basa

 

Im „Gruß vom Abgrund“ in der ZEIT #22 schreibt Tina Hildebrandt: Die Umfragewerte der Partei (die Grünen) sinkt. Und weiter: Die FDP fühlte sich dadurch ermutigt, daß ihre permanente Grundsatzkritik an den grünen Wärmepumpenplänen belohnt wird. Nicht nur in der ZEIT sind ähnliche Statements zu lesen. Schaut man sich die diversen Umfragen an, so ergibt sich ein ganz anderes Bild. Die Grünen sind je nach Umfrage gleichauf oder geringfügig besser das Ergebnis der letzten Bundestagswahl. Die FDP hat ca. 4 Prozentpunkte von 11,5% auf 7,5% verloren. (Quelle: https://dawum.de/Bundestag/) Hat die ZEIT und die anderen Medien andere Umfrageergebnisse als die üblichen von Forsa. Insa, Allensbach und Co? – Wolfram Leonhardt

 

Ach, jetzt ist er aber etwas sauer der Robert Habeck, dass es mal nicht nach seinen Dickschädel geht! Mich freut dieser sein Zustand ungemein, ich finde das geradezu herrlich, aber genug des Lobes! Frage eins: „Wie umweltfreundlich geht´s eigentlich bei Herstellung von Windkraftanlagen, Fotovoltaik-Modulen, Wärmepumpen, Batterien für E-Fahrzeuge usw. zu und wie ist das beim Recycling dieser Gerätschaften?“ Frage zwei: „Wie umweltfreundlich sind eigentlich die Kriege und die kriegerischen Auseinandersetzungen, die gerade in der Welt stattfinden und warum hört man zu diesem Themenkreis rein gar nichts von der „Grünen Partei“? Kann es auf dieser Welt so etwas, wie eine Klimaneutralität überhaupt geben? – Klaus P. Jaworek

 

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Die vom Bundeskanzler Olaf Scholz versprochene Führung fällt nun zum wiederholten Mal aus. Bereitschaft und Berufung sind verschiedene Seiten derselben Medaille. Transparenz und Kommunikation gegenüber den Wählern fehlen in dieser Ampelkoalition oft leider gänzlich. Warum werden aus dem Ministerium Habeck immer wieder Gesetzestexte abgeliefert die nicht zu Ende gedacht sind (Gasumlage). Im Fall des Heizungsgesetztes darf man Frau Geywitz und ihr Ministerium nicht unerwähnt lassen. Liest im Wirtschaftsministerium und/oder im Bauministerium einen solch wichtigen Gesetzestext niemand Korrektur, vor einer Herausgabe? Dieser Gesetztes Entwurf des Heizungsgesetztes war auch schon Gegenstand der Beratung im Bundeskabinett. Hat auch dort vor der Einbringung des Textes vorab keiner eine Exegese / Interpretation und rechtlich / soziale Prüfung durchgeführt? Außer der FDP mit einem Katalog von 101 (?) Fragen. Ansonsten keine andere Partei der Ampel? Da das Heizungsgesetz enorm wichtig ist verwundert sich die Bürgerin, der Bürger über eine solch schlampige Arbeit unserer hochbezahlten „Staatsdiener“. Dies ist ein Blick in den Abgrund eines brodelnden Vulkan oder der Tanz auf dem Vulkan kurz vor der Eruption. Die sich bereits ankündigende Klimakatastrophe sollte zur Eile des Handelns gemahnen. Was geschieht: Prokrastination. Daraus resultiert: „Wenn du nicht mehr weiter weißt bilde einen Arbeitskreis“. Herr Habeck wird alsbald zu einem Heizungsgipfel einladen. Hoffentlich findet der noch vor der parlamentarischen Sommerpause statt. Von der Zielsetzung der Ampel: „Mehr Fortschritt Wagen – Bündnis für Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit“ ist nicht mehr viel erkennbar. In der Schule (Bildungspolitik = auch stark vernachlässigt) würde es heißen: „Sechs setzen!“ „Die Versetzung (Wiederwahl) ist stark gefährdet!“ Alles Geschehen aus Absichten ist reduzierbar auf die Absicht der Mehrung von Macht“ (Friedrich Nietzsche). – Felix Bicker

 

Aus meiner Sicht werden wir in erster Linie von einer Kampf-um-die 5%-Hürde-Partei regiert. Während Die Grünen alles tun, um das Land auf einen klimafreundlichen Weg zu bringen und damit sehenden Auges den Stimmenverlust in den Umfragen hinnehmen, ist die FDP unter der Federführung des Herrn Lindner nicht Willens selbst einfachere Veränderungen in diesem Bereich auch nur anzudenken. Ob nun Tempolimit oder Dienstwagenprivileg, alles ist in Stein gemeißelt. Bei einem Abrutschen unter die 5% sind ihm und Herr Wissing gut dotierte Stellen in der KFZ-Branche sicher. FDP und SPD, die Alt-Parteien der Bewahrer des alten Wir-machen-so-weiter-Systems (kein Ausbau der Bahn, gegen Windräder, neue Energien, andere KFZ-Antriebe, dafür mehr PS und grössere Autos und Autobahnen) sind im Hintergrund sehr wahrscheinlich mit der CDU schon Pläne am schmieden, wie man ohne die ungeliebten Grünen das Heft wieder in die Hand bekommen kann. SPD und CDU alleine hätten vielleicht eine Mehrheit. Da wird mal wieder ein fieses Spiel gespielt und wir werden die Verlierer sein, da dem Klima es wurscht ist, wer’s verpfuscht. – Peter Hofstätter

 

Mit Ihrem Kommentar „Gruß vom Abgrund“ haben Sie mir weitgehend aus dem Herzen geschrieben. Allerdings mache ich mir weniger Sorgen um die Ampel als um den deutschen Beitrag zur Klimarettung. Die Wissenschaft, insbesondere der IPCC hat ja nicht nur immer schlimmere, sondern auch immer baldigere Folgen der Klimakrise prognostiziert, mit denen sogar die bisherigen Ziele einer Klimaneutralität erst 2045, 2050 oder gar noch Jahrzehnte später als absurd erscheinen, da sie weit nach der zuletzt genannten Überschreitung der 1,5 Grad bis 2030 liegen. Leider könnten einige Sätze verstanden werden im Sinne derer, die die gesamte „Ampel“, damit auch oder sogar vor allem die Grünen verteufeln für das entstandene „Durcheinander“ oder „Chaos“ oder „Überforderung“ oder „Verunsicherung“ der Bürger*innen. Und von den allermeisten Opponenten der Ampel ist ja eher das Gegenteil von besserer klimafreundlicherer Politik oder besserem sozialen Ausgleich dafür zu erwarten bzw. befürchten, stattdessen eher die größere Ordnung und Übersichtlichkeit des „Weiter-So“ oder der Langsamkeit wie vor der Ampel. Die ganzen Ausreden für immer weitere Emissionen und Scheinlösungen und gestellten „Bedingungen“ für Klimaschutz sind gespenstisch, etwa so als würde auf einem leckgeschlagenen und brennenden Schiff gefordert, die Rettung dürfe keine gebuchten Luxus-Rechte der Passagiere, keine Kostenlimits der Reederei und auch keine Arbeitszeit-Begrenzungen oder freien WE der Rettungsmannschaft beeinträchtigen. Sie müsse allen Spaß machen und leicht gemacht werden, sonst seien weder Passagiere noch Reparatur-Crew zu motivieren. Und als ob an einem Leck gesagt würde, die schwere Arbeit daran lohne sich nicht, solange man nicht wisse, ob die an den anderen Lecks erfolgreich seien oder sich überhaupt bemühen. Außerdem könne das eindringende Wasser ja irgendwann wieder herausgepumpt werden. Und sowieso würde das Schiff ja nicht in den nächsten Minuten untergehen, „Panikmache“ und „ideologisches“ Festkleben am Rettungsplan des Chefingenieurs sei also völlig daneben.

Letzte Woche habe ich die Sendung „Hart aber fair“ gesehen, wo mit Frau Klöckner und Herrn Dürr 2 Vertreter der großen Bremser des Klimaschutzes und Profiteure der selbst geschürten und dann beklagten Verunsicherungen und Ängste vor der Änderung der Heizungsvorschriften vertreten waren, die dort ihre Forderungen und Kritiken vorbrachten. Glücklicher Weise waren aber auch Herr Josef Tenhagen, Herr Feldenkrirchen und Kathrin Göring-Eckard dabei, die immer wieder die Mogelverpackungen der oft irreführenden, tunnelblickartigen und verdrehenden Argumente der Bremser aufdeckten bzw. entlarvten. Ich hoffe, dass diese und ähnliche Aufklärungen zumindest Teile der unzufriedenen und verunsicherten noch erreichen wie auch Teile der Journalisten und Influencer, die es in der Hand haben solche Stimmungen entweder anzufachen oder zu versachlichen. Ich versuche immer wieder zu letzterem beizutragen und auch dagegen zu arbeiten, dass eher harmlose und heilbare Fehler nicht zu „Sumpf“, „Korruption“ oder „Skandal“ aufgebauscht oder hochstilisiert werden, und damit angefeuert die ohnehin schon prekären Chancen der Klimarettung nochmals den Jetzt-Interessen der Bremser oder ihrer Klientel geopfert werden. Geopfert zu werden droht damit auch der derzeit erste ernsthafte deutsche Schritt mit dem neuen GEG.

Eigentlich ist ja auch lt. Grundgesetz der/die Politiker*In verpflichtet, nach dem Gewissen zu handeln, Schaden vom Volk abzuwenden, heißt im Zweifel den auf Dauer größeren Schaden, und nicht verpflichtet, der aktuellen Umfrage – oder Wählermehrheit zu folgen oder vorrangig den aktuellen Komfort seiner Wähler und Steuerzahler zu gewährleisten, egal welche späteren Folgen dies nach wissenschaftlichen Prognosen heraufbeschwört. So hat dankenswerter Weise 2021 unser Verfassungsgericht geurteilt, dass es nicht erlaubt ist, auch einer mit Mehrheit gewählten Regierung oder Parlamentsmehrheit nicht, die „Freiheit“ (nicht zuletzt zur Wohlstandsgewinnung und -erhaltung) der gegenwärtigen Mehrheit soweit auszuleben, dass dies auf Kosten der Freiheit der in 10 oder mehr Jahren noch lebenden Menschen geht. Leider hat man die Konsequenzen aus diesem Urteil mit dem damals neuen Klimagesetz nur halbherzig umgesetzt, denn den neu formulierten Zielen sind bisher keine entsprechenden Taten gefolgt, wie der Regierungseigene Expertenrat bezeugt, der dem Baubereich nur mit Glück grenzwertige, und dem Verkehrsbereich eindeutig fehlende Erfüllung dieses Klimagesetzes bescheinigte. Dieses nun zu verwässern, sollten auch Grüne selbst zähneknirschend erst und nur dann mitmachen, falls die FDP aufhört, diese Wärmewende zu blockieren. Der Wortbruch-Vorwurf angesichts der Verhaltens vor allem der FDP zu diesem Gesetzesprozess ist zwar nicht (mehr) gerade koalitionsintern diplomatisch, aber total berechtigt. Die Grünen und andere sind lange und großzügig genug kompromissbereit entgegengekommen, um das einzige ernsthafte FDP-Entgegenkommen nicht auch noch verwässern oder gar torpedieren zu lassen. In diesem Fall wäre durch einen Koalitionsbruch für den Klimaschutz und die Zukunft der jungen Generation praktisch nichts mehr zu verlieren, und bei einer Neuwahl würden hoffentlich alle Klimaschutz – und Umwelt-Organisationen und Fürsprecher einer Zukunft der jungen Generation und auch ich auf die Straßen gehen, um für eine klimafreundlichere neue Regierung zu demonstrieren oder zu „kämpfen“, und zumindest auch Teile der Medien wären hoffentlich auf dieser Seite und der des Klimaschutzes. – Peter Selmke

 


 

 

Leserbriefe zu „Der kleine Unterschied“ von Anna Mayr

 

-Die Kindheitserinnerungen 1974 > 1979 von Frau Cornelia Scheel sind aus dem Amtssitz des Bundespräsidenten in Bonn, Villa Hammerschmidt. Die Patchwork-Familie von Präsident Walter Scheel und Frau Mildred wurde von dort mehrfach publiziert. Schloss Bellevue war zu der Zeit auch der 2. Amtssitz des Präsidenten, aber nur wenn er zu Besuch in der geteilten Stadt Berlin war.

– Leute die den Orden nicht annehmen? HAMBURGER nehmen keine Orden und Ehrenzeichen an, evtl. nur Rettungsmedaillen (Feuerbekämpfung, Hochwasser) Bekanntes Beispiel: Ihr früherer Mitherausgeber und Bundeskanzler a.D. Helmut Schmidt. – Hartmut Wagener

 

Die Wirklichkeit Unserer Gesellschaft offenbart große Probleme. Dennoch scheint Identitätspolitik wichtiger zu sein als diese Probleme. Wenn Orden „gegendert“ werden sollen, nach Größe bzw. Gewicht und nicht nach Anlass und ideellen Wert gemessen werden, scheinen Denkvermögen und Vernunft hintenan zu stehen. Wenn heute Quoten für Frauen und Männer eingeführt werden, gelten morgen solche vielleicht für Jugendliche, Senioren, unterschiedliche Altersgruppen, langjährige Mitglieder der „Politikerklasse“ in den Parlamenten, Angehörige der Bundeswehr und andere? – R. Reiger

 

Wie sehr würde ich Ihnen das Bundesverdienstkreuz gönnen für Ihren einen ganze DIE ZEIT-Seite umfassenden ehrenamtlichen Einsatz für einen geschlechtergleichen Orden! Da unser Staat derzeit klamm ist, sollte es die etwas kleinere, bislang den Frauen vorbehaltene Ausführung sein! Wenn ich mich einmal am „Kaffeesatzlesen“ beteiligen darf: vielleicht verfügen die Ordenstüftler über eine Gabe, die die meisten Politiker vermissen lassen: den klugen Blick in die Zukunft? Wer weiß denn bei einer Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an eine Frau, wie viele solcher Ehrenzeichen ihr im Laufe ihres Lebens noch umgehängt oder angepinnt werden? Man denke dabei nur an besonders schwergewichtige exotische Orden! Bevor man einer Dame zumutet, an Empfängen aufgrund der Schwere des immer üppiger werdenden Lamettas nur noch mit gesenktem Haupt teilnehmen zu können, heftete ihnen bisher wenigstens unser Bundespräsident auf Empfehlung der Ordenshersteller das etwas leichtere Kreuz ans Revers! Eines Mannes Heldenbrust dagegen richtet sich immer stolzer auf, je schwerer das Gehänge wird! – Ulrich Pietsch

 

Richtig liegen Sie bei Ihrer Einschätzung, dass der Bundesverdienstorden kein Motivator mit Zielcharakter ist und dass Frauen sich genauso häufig kommunitaristisch engagieren wie Männer. Falsch liegen Sie bei Ihrer zeitlichen Einordnung des Philosophen Blaise Pascal. Er war kein Philosoph des 16. Jahrhunderts – wie Sie schreiben-, sondern er lebte in den Jahren von 1623 bis 1662, also im 17. Jahrhundert. – Christian F. Olejnik

 

Ich fand den Artikel ganz unterhaltsam. Aber: sind Sie sicher, daß Scheel im Schloss Bellevue residierte und nicht in der Villa Hammerschmitt in Bonn ? – Cornelie Brena

 

Ich komme gerade etwas geschafft von meiner Büroarbeit. Da sitze ich nun auf der Terrasse und lese während des Essens Ihren Artikel „der kleine Unterschied“ . Es ist der letzte diese Woche, weil ja morgen wieder eine neue ZEIT auf mich wartet. Ich bin froh dass ich diesen Artikel unter „ENTDECKEN“ noch entdeckt habe. Es war ein so herzerfrischender Beitrag. Und ich bin jetzt auch nicht mehr geschafft und habe sogar gelacht. Wenn ich könnte, würde ich Ihnen gerne dafür persönlich den großen Orden verleihen. Freue mich schon auf Ihre nächsten Beiträge. – Rudolf Lorenz

 


 

 

Leserbriefe zu „»Klima ist das wichtigste Thema«“. Gespräch mit Peter Altmaier geführt von Petra Pinzler und Mark Schieritz

 

Altmaier hat als Wirtschaftsminister das Märchen von der unbezahlbaren Energiewende verbreitet, mit der „Strompreisbremse“ die Erneuerbaren Energien abgewürgt, dadurch allein in der Photovoltaik-Branche über 150.000 wertvolle Arbeitsplätze vernichtet, Deutschland als Global Player im Photovoltaik-Markt ausgebootet und mit Milliarden-Subventionen das überfällige Aus für klimaschädliche Fossil-Dinosaurier vereitelt. Nachzulesen in Claudia Kemferts „Schockwellen“. Und jetzt darf er sich in der ZEIT als der große Klimaschützer präsentieren und Noten für die Klimaschutzbewegung austeilen, die an den Folgen seiner Politik verzweifelt? Und das, ohne auf seine Versäumnisse auch nur angesprochen zu werden? – Gregor Bauer

 

Was waren das trotzdem für geile Zeiten, als der Amtsvorgänger von Robert Habeck, ein gewisser Peter Altmaier der deutsche Wirtschaftsminister war. Gut in den Zeiten der Corona-Pandemie wurde auch ganz kräftig die Panik – und Angstkeule geschwungen, aber irgendwie ging es trotzdem noch demokratischer zu. Unter der Knute von Robert Habeck, da jagd ein Horrorverbot das nächste, aber das ficht den jetzigen Minister nicht an, er will ja nur das Beste für uns, auch wenn er mit dieser seiner Meinung ziemlich alleine im Regen steht! Vielleicht wurde Peter Altmaier zu unrecht manchmal etwas belächelt, aber er war humaner als sein Nachfolger, der hätte lieber weiterhin Kinderbücher schreiben sollen; aber diese seine Schreibe ist wenigsten den Kindern erspart geblieben! – Klaus P. Jaworek

 

Ein journalistisches Armutszeugnis. Unter dem Titel „Klima ist das wichtigste Thema“ hat die ZEIT Ex-Umwelt-, Ex-Wirtschafts- und Ex-Kanzleramtsminister Peter Altmaier Gelegenheit gegeben, den aktuellen Streit um Gebäudeenergiegesetz und die Einhaltung des Klimaschutzgesetzes und der Pariser Klimaziele einzuordnen. Ausgerechnet. Altmaier. Der Mann, der hier staatsmännisch erklären darf, die Industrienationen hätten 200 Jahre lang Fortschrittskosten an die Umwelt externalisiert und nun müssten sich alle Parteien, einschließlich der Unionsparteien, an einen Tisch setzen, um Kompromisse zu finden, ist für die größten Rückschritte der vergangenen 12 Jahre beim Ausbau der erneuerbaren Energien verantwortlich – man ist fast versucht, seine Politik Sabotage zu nennen. Bis 2012 war Deutschland führend bei Ausbau und Produktion der Photovoltaik, die Hälfte der weltweit produzierten Solarmodule kam aus deutscher Fertigung – bis Umweltminister Altmeier zusammen mit Philipp Rösler, damals Bundeswirtschaftsminister, den gesetzlichen Rahmen änderte, zwei Drittel der Arbeitsplätze einer gesamten Branche vernichtete und den Ausbau der Solarenergie in Deutschland praktisch über Nacht stoppte. Neun von zehn Solarmodulen kommen heute aus Fernost. 2012 war die Presse voll mit Artikeln darüber, dass Altmeier den Einbruch in der Photovoltaik als Erfolg verbuchte. Wohlgemerkt ein Jahr nach Fukushima und dem Ausstieg Deutschlands aus der Atomkraft.

Auch den Ausbau der Windkraft in Deutschland hat Altmaier als Kabinettsmitglied jahrelang verzögert und Industrie und Gesellschaft mit unsinnigen Debatten und Gesetzesentwürfen wie der berüchtigten 1000-Meter-Regel verunsichert. Nicht zuletzt hat das Bundeswirtschaftsministerium jahrelang mit Werten zur Emissionsbelastung durch Infraschall hantiert, die fast um das Doppelte zu hoch angesetzt waren – bis er sich irgendwann dafür entschuldigen musste. Da war der Image – und Akzeptanzschaden in der Bevölkerung längst angerichtet. Ausgerechnet diesen Mann lässt die ZEIT nun quasi als Elder-Statesman die aktuellen Verwerfungen in der Klimapolitik kommentieren, ohne ihm auch nur eine einzige kritische Frage zu seinen eklatanten politischen Fehlentscheidungen zu stellen. Ernsthaft? Die negativen Auswirkungen seiner Politik wirken bis heute nach. Die traurige Realität ist doch: Ohne Altmaier in den verschiedenen Kabinetten Angela Merkels könnte Deutschland mit der Energiewende viel weiter und technologisch weltweit führend sein. Diesen Mann wohlfeile Ratschläge an amtierende Politiker:innen richten zu lassen, ohne seine unrühmliche Rolle als Amtsträger überhaupt anzusprechen, ist beinahe schon ein journalistischer Skandal. In jedem Falle ist es ein journalistisches Armutszeugnis für eine Qualitätspublikation wie die ZEIT. – Markus Kink

 

Fassungslos habe ich das Interview mit Peter Altmaier gelesen. Es ist, wie gewohnt, an Selbstherrlichkeit kaum zu überbieten. Was mich aber wirklich stört ist, dass Sie mit keiner Silbe auf Altmaiers Rolle im Versagen Deutschlands bzgl. der Solarenergie eingehen. Dazu auch noch die freche Überschrift, ein Zitat von Altmaier: „Klima ist das wichtigste Thema“. Ach ja? Anfang der Nullerjahre produzierte Deutschland mehr Solarzellen als jedes andere Land. Peter Altmaier kürzte Subventionen über das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Und hat damit maßgeblich dazu beigetragen, dass nicht Deutschland sondern China nun den Markt beherrscht – mit üppigen Staatsgeldern subventioniert. Stattdessen altmaiert Peter sich durch ihr freundliches Interview, als hätte es sein Totalversagen in der Klimapolitik nicht gegeben. Und wird so, was seine Verantwortung für die rückständige Klimapolitik Deutschlands angeht, wie durch ein Wunder zu Peter Alzheimer. Und genau das darf eine Zeitung wie die ZEIT einem solchen Politiker-Aal niemals durchgehen lassen. – Christian Wunderlich

 

In ihrem Interview erfrischt Herr Altmaier mit vielen guten Ideen – die habe ich auch! Das zeigt, dass man losgelöst von den nächsten Wahlen, Koalitionsquerelen und dem Wunsch, auch die kleinste aufheulende Gruppe noch zu befriedigen, die wichtigen Fragen des Landes angehen kann (z. B. mehr Bürgerräte, Abgeordnetenmandate auf zwei Legislaturperioden begrenzt, um Verquickungen zu reduzieren). Dass der ämterlose Herr Altmaier die Union zu einem Grundkonsens in der Klimapolitik mit der ringenden Ampel lenken kann, bezweifele ich. Die Regierung Merkel – unter reger Teilnahme von Herrn Altmaier – verschleppte die Energiewende (Rücksichtnahme auf Unternehmen, Ausbau fossiler Infrastruktur und deren Subventionierung etc.) und ist für die heutige Hektik verantwortlich. Friedrich Merz wiederum teilt nicht die Ansicht, dass beim Klimaschutz die Zeit ablaufe. Die Gefahr besteht, dass aktuell beschlossene Gesetze wie das GEG in der nächsten Legislaturperiode veränderten Rahmenbedingungen (CO2-Bepreisung, Förderqouten) unterliegen. Im Glauben an die Verbindlichkeit von Klimagesetzen sind nicht nur Unternehmen (wer sonst!) benachteiligt, sondern auch alle Bürger, die in die schon jetzt in die Energiewende investiert haben und noch kein GEG-Feindbild hatten. – M. Linder

 


 

 

Leserbriefe zu „Wieso wählen Deutschtürken Erdoğan?“ Streit von Şenol Akkaya und Zehra Gök und Ali Ertan Toprak

 

Dass ein Bauunternehmer den Mafioso Erdoğan unterstützt, verwundert mich nicht. Letztendlich scheint es mir auch ziemlich egal zu sein, wer die Wahl gewinnt, wenn der Herausforderer mittlerweile auch die nationalistische Karte spielt. – Thomas Manthey

 

Deutschtürken wählen Erdogan weil sie eben Deutschtürken sind, in Deutschland leben, vielleicht eines ihrer beiden Wahlrechte wahrnehmen wollen, um in diesem Fall, Herr Erdogan ihre Stimme zu geben, denn schließlich könnte es dem Deutschtürken schnurzpiepegal sein, wer da in der Türkei der amtierende Präsident ist oder werden könnte. Deutschtürken leben hier in Deutschland und hier lässt es sich im Augenblick vielleicht noch besser leben, als in der Türkei, in der die Deutschtürken gerade den türkischen Präsidenten gewählt haben, der die türkischen Türken irgendwie vertreten soll! – Klaus P. Jaworek

 

Die Fragestellung der Überschrift weshalb 2 von 3 Deutschtürken Erdogan wählen werden Sie nicht klären können wenn 2 von 3 Interviewten Erdogan Gegner sind. Themaverfehlung im Sinne der Überschrift. – Gerold Scheuring

 

Das Wahlrecht sollte dringend reformiert werden. Nicht nur für Deutschtürken, sondern in allen Ländern weltweit. Wer zum Beispiel als Auslandsdeutscher oder wie im Fall der Türkei als Deutschtürke dauerhaft nicht in dem Land wohnt, in dem Wahlen abgehalten werden und dort nicht gemeldet ist und dort keinen Wohnsitz hat, sollte an keiner Wahl teilnehmen dürfen. Im Fall der Türkei führte es dazu, dass knapp zwei Drittel der Deutschtürken einen Präsidenten gewählt haben, der alle freiheitlichen Rechte autokratisch missachtet und politische Gegner auch über den Umweg der Moscheen in Deutschland verfolgen lässt. Zudem ist dieses Wahlverhalten ein weiteres Warnsignal für eine mehrheitlich gescheiterte Integration der Deutschtürken. – Andreas Löbbers

 


 

 

Leserbriefe zu „War der Deal mit den Juwelendieben richtig?“ Streit von Geert Mackenroth und Ralph Knispel

 

Im Falle des Remo Clans hat die Justiz komplett versagt. Beschädigte, unvollständige Beute zeigt die Wertschätzung des Clans gegenüber fremden Eigentum. Der alte Spruch , dass man die Kleinen hängt und die Großen laufen lässt, hat eine Renaissance erfahren. Was sind ein paar Jahre Gefängnis, wenn man danach den Rest des Lebens im Luxus verbringen kann. Für diese Leute ist das Gefängnis keine Strafzeit, eher eine Zwischenstation, eine Art Urlaub mit Vorbereitung auf neue Straftaten. Wie auch im Falle von Rupert Stadler. Hier lobt sich die Justiz selbst für den grossartig, ausgehandelten Deal. Rupert Stadler kann mit einem für ihn bescheidenen Betrag seinen Kopf aus der Schlinge ziehen. Dazu kommt, dass die spitzfindige, rechtliche Formulierung seines (seiner Anwälte) Geständnisses ihn weitgehend vor Schadensersatzansprüchen schützt. Unser Staat hat in beiden Fällen vollständig kapituliert. – Wolfgang Scheer

 

Wir könnten Vorarbeit leisten und das Problem an seiner Wurzel greifen, indem wir mehr Aufklärungsarbeit mit Hinblick auf Rechtsstaatlichkeit und das Demokratieprinzip leisten. Ich glaube, dass viele Menschen noch immer nicht so recht wissen, auf welchen Säulen unsere Gesellschaft überhaupt fußt. Vielleicht wäre es sinnvoll, dass in solchen Fällen unser Bundeskanzler Olaf Scholz, Justizminister Marco Buschmann oder Innenministerin Faeser mehr Präsenz zeigen würden, bspw. durch TV-Ansprachen, die sich direkt und unmittelbar an alle Bürgerinnen und Bürger dieses Landes richten. Ich weiß, etwas oberlehrerhaft, aber besser einen Oberlehrer als gar keinen, wie ich finde. Dass Menschen wie Raubritter plündernd durchs Land ziehen, geht einfach nicht. Darauf müssen wir uns alle irgendwie verständigen. Zwar gibt es den Austausch in Form der sogenannten Bürgerdialoge, was ich auch sehr begrüßenswert finde. Doch ein Teil der Wahrheit ist auch, dass sich viele Bürger*innen erst gar nicht auf solchen Veranstaltungen blicken lassen, womöglich aus Bequemlichkeit, Desinteresse oder Verdrossenheit. Vielleicht aber auch schlichtweg deshalb, weil sie es nicht mitbekommen. Wir sehen, die Bürgerdialoge haben nur eine begrenzte Reichweite.

Darum finde ich, dass vom Instrument der direkten TV-Ansprache öfter Gebrauch gemacht werden sollte. Ein bis zwei Mal im Jahr, ob nun zum Gedenken an den 8. Mai oder der Neujahrsansprache, ist dann doch zu wenig. Unbelehrbare Kriminelle, die sich in Motorrad-Gangs oder anderweitigen kriminellen Strukturen eingerichtet haben und Karriere als Berufsverbrecher machen wollen, sind sowieso nicht zu retten. Aber die vielen anderen, die jungen, unentschlossenen Menschen, die jetzt an einer Weggabelung stehen, können wir noch für uns gewinnen. Verzeihen Sie mir den leichten Idealismus, der da durchschimmert, doch ich kann’s nicht anders formulieren. Dass unserer Gesellschaft eine freiheitlich demokratische Grundordnung zugrunde liegt und ein gemeinsamer Kodex, der für alle gilt. Dass wir ferner solche kriminellen Akte nicht gutheißen und tolerieren. Wenn es sich niemand zur Aufgabe macht, regelmäßig auf unsere Spielregeln aufmerksam zu machen, dann werden die Menschen, die sich eh schon von der Gesellschaft abgehängt fühlen, weiterhin nach ihren ganz eigenen Regeln leben oder irgendwelchen Rattenfängern in die Hände laufen. Knast macht Männer ist hier nur ein Beispiel ihrer skurrilen Glaubenssätze. – Michael Ayten

 

Es gibt die „Eierdiebe“ (wie Kleindiebe im Jargon der Kriminalität von Großdieben wohl so benannt werden) und es existieren und aktivieren sich die kapitalistischen Großdiebe in einer Gesellschaft: der Ausbeutungen der Reichen gegenüber dem massenhaften Volk als „Sklaven der Moderne“. Diese Ausbeutungen an „Unterlassern“ werden durch die „Unternehmer“ im System des Kapitalismus regelrecht grundgesetzlich „demokratisch“ erwartet – von ethischer Moral kann hierbei nun wirksam keine Rede sein: die Gier nach dem Geld (und dadurch auch der Macht über Menschen) wird zur befördernden „Normalität“: nur kommt man eben ganz hemmungslos erschwerend ran an die bereichernden Moneten, an die Haufen von Kohle… Soweit zur Ansicht dieser Demokratie-Vorhandenheit im Sinne einer Volksbesichtigung der positionierten Scheinheiligkeiten! Dies wurde nun vor dem Gericht mehr oder weniger bestätigt gegen/für die Juwelenräuber (nicht Juwelendiebe wie in der ZEIT-Überschrift des Artikels netter benannt) ausgehandelt, per Deal zu einer Einigung gebracht – jedoch entgegen jeder Rechts-Vorstellung im Volk zu der Verklärung einer seltsamen Überhöhung dieser Urteilsfindung: „Im Namen des Volkes“. Bleiben wir bei der Ermittlung der entsprechenden vorzufindenden Tatsachen – zu diesem Einbruchs-Raubüberfall wurde brutal vorgegangen, sollte möglichst viel Beute geraubt werden, zudem Kulturschätze die uns alle betreffen, Juwelen und Schmuck aus vergangenen autokratischen Zeiten, in denen das Volk (auch für solche Pretiosen) ausgeplündert wurde… Und somit sind diese Schmuckgegenstände auch in einem Museum aufbewahrend, kultureller Besitz des Volkes und damit grundsätzlich sakrosankt in der Verwahrung: zur öffentlichen Besichtigung… Nun kommen da Räuber einer sogenannten Großfamilie – und wiederum ist diese Bezeichnung in DIE ZEIT (bzw. zumeist in den Medien so formuliert) ein Affront gegenüber der brutalen Wirklichkeit und dem Banden-Unwesen in Deutschland – und der Erkenntnis im Volk, dass scheinbar der Staat keine Macht hat oder in dieser Demokratie, bekommt: jenem Bandenunwesen endlich Einhalt zu gebieten mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln des Staates. Doch eine sogenannte Demokratie wird doch von solchen Banden weidlich benutzt, um innerhalb dieser rechtlichen Schongebiete ihr räuberisches Handwerk hemmungslos auszuüben. Kein Mensch im Volk versteht, dass solche Rücksichten genommen werden und nun auch im „Namen des Volkes“ entsprechende Deals vor oder mit dem Gericht, ausgehandelt wurden… Mag ja sein, dass dies gesetzlich machbar ist – und nun auch noch dadurch Freude aufkommen muss, dass ein Anteil der fetten Beute netterweise zurückgegeben wird… Hurra – es darf nun bald wieder das Volk diese räuberische Rückgabe in Dresden im Grünen Gewölbe, mitbesichtigen. VIELEN DANK dafür?

Dass sich nun zwei Juristen in DIE ZEIT streiten dürfen: für oder gegen einen Deal mit solchen Raubgesellen, wird doch geradezu nebensächlich im Danach, Dafür und Dagegen – entscheidend ist: der Deal wurde getätigt „Im Namen des Volkes“! Und das Volk muss fassungslos mit zuschauen, was sich da im Laufe der Zeit bis zu dieser Urteilsvorfindung alles abgespielt hat… Sind wir zudem solch ein von Banden bespielbarer und erpressbarer Staat, dass diese Raubüberfälle (und dabei war ja auch schon der Raub der 100 Kilo Goldmünze aus dem Museum zuvor „aus der Großfamilie“ passiert) quasi schon in der räuberischen Vorbereitung „als Deal“ von den Gangstern mit eingeplant werden, falls es dabei dann vor Gericht kommen würde… Und zudem: sind denn die Observierungen durch die Kriminalpolizei gegenüber den Banden so harmlos, dass immer wieder dort heraus es dann zu derartigen Straftaten, Raubüberfallen, Kriminalität kommt, kommen muss: weil davon gut gelebt wird in diesem System der netten Behandlungen dieser Gangster… Jeder Eierdieb wird bestraft, bekommt bei Wiederholungstaten sogar eine Gefängnisverurteilung – aber im großen verbrecherischen Stil dann (ganz bewusst) die Harmlosigkeit des sog. demokratischen Systems auszunutzen, um hier in Deutschland die räuberische Sau rauszulassen – dass spottet jeder Beschreibung. DIE ZEIT hat den ehemaligen sächsischen Justizminister Geert Mackenroth für den Deal sich schriftlich äußern lassen, zu der Erkenntnis: „Ohne Deal wäre der Schatz verloren“ – wohingegen der Oberstaatsanwalt Ralph Knispel (Abteilung Kapitalverbrechen) sich gegen diesen Deal schriftlich aufzeigt. Wie dem auch sei: in Filmen werden uns immer wieder solche Gangsterstücke zur Unterhaltung präsentiert – und wir lassen uns hierbei gerne „gut unterhalten“, sehen das als filmische Abwechslung in/zu unserem Alltagsleben: sind sogar oft auf der Seite dieser Ganoven und Räuber – je nach Regieanweisung der manipulierenden Film-Industrie. Gleichwohl ist es unerträglich, dass in der realen Wirklichkeit diese Gangster (auch noch als Großfamilie getarnt) hier in Deutschland ihr räuberisches Unwesen treiben können – wobei jedoch der Grundsatz immer zu gelten hat: In dubio pro Reo! Doch so dreist sich räuberisch zu bereichern und dann auch noch lächelnd und grinsend nach dem Urteilsspruch und dem Deal „im Namen des Volkes“: sich über die Justiz und die sogenannte Demokratie lustig zu machen… NEIN, sagt der Berliner Staatsanwalt Ralph Knispel zu einem Deal mit dem Gericht: HIER GEWINNT DAS VERBRECHEN!

Apropos: Anteile der Beute – darunter auch ein großer Klunker – bleiben ja „verschwunden“ und Hintermänner, Rädelsführer sind auch nicht benannt worden zu diesem DEAL mit dem Gericht. Ralph Knispel schreibt schlussendlich in seinem ZEIT-Statement: „Ergebnis des Deals war übrigens auch, dass drei der sechs Verurteilten zunächst in Sachsen aus dem Gefängnis entlassen wurden. Sie gelten nun an ihrem Wohnort Berlin als „Selbstgesteller“ – als Verurteilte auf freiem Fuß, die sich ihrer Strafe stellen. Solche Kandidaten haben gute Chancen, im offenen Vollzug zu landen, tagsüber frei zu sein. Ich weiß nicht, ob das den Großteil der Bürger (Anmerkung RvM: und Bürgerinnen) davon überzeugt, dass dies ein guter Deal gewesen ist.“ Im Namen des Volkes behauptet der RvM-Leserbriefschreiber ebenfalls zu erkennen: NEIN! Und nochmals: NEIN! Auch wenn sie hierbei diese Klunker allesamt komplett versteckt: dann aus ihren räuberischen Ärschen herausziehen würden! KEINE DEALS! – Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

 


 

 

Leserbriefe zu „GOLDENE ÄRA“ von Joshua Kocher im ZEIT Magazin

 

Das „Zeit“-Magazin berichtet diese Woche darüber, dass der Biologe Peter Beyer nun nach vier Jahrzehnten (!) auf den Philippinen seinen Gen-Reis anbauen darf, um Kinderleben zu retten. Gottseidank sind nicht alle Regierungen auf diesem Erdenrund ideologisch so verblendet wie die deutsche und lassen sich von irrationalen Ängsten vor Genen und Atomen leiten. Was ich als so paradox empfinde, dass sich die Grünen – anders als die AfD – in Bezug auf die Impfung von der Esoterik abgrenzen konnten und die Gentechnik guthießen, ihnen das bei der Gentechnik in Bezug auf die Ernährung der Weltbevölkerung bis zum heutigen Tag nicht gelingt. Von der Esoterik, die als Begründung für den Atomausstieg herhalten muss, ganz zu schweigen. – Marcel Haldenwang

 

Herzlichen Dank für diesen Bericht! Über das Thema habe ich schon recht viel gelesen und gehört. Eine Frage bewegt mich jedes Mal, wenn ich mich damit befasse: Warum genießt Greenpeace hierzulande Gemeinnützigkeitsstatus und wird nicht längst als kriminelle Vereinigung angesehen? – Dirk Radermacher

 

Joshua Kocher hat die wissenschaftlichen Hintergründe und den zu erwartenden Nutzen der gentechnischen Optimierung von Nutzpflanzen am Beispiel des „Golden Rice“ in hervorragender Weise dargestellt. Entgegen der üblicherweise vernichtenden Kritik an einer der wichtigsten Zukunftstechnologien der Menschheit hat der Autor in journalistisch beeindruckendem Stil auch fachlich weniger informierten Leserinnen und Lesern die Bedeutung des „Golden Rice“ für die Verbesserung der Volksgesundheit in Ländern mit sehr geringem Durchschnittseinkommen vermittelt. Es ist zynisch, dass Greenpeace seit Jahrzehnten die Nutzung von Kulturpflanzen mit gentechnisch verbesserten Inhaltsstoffen anprangert, weil angeblich nur das „Großkapital“ davon profitieren würde. Menschen in den ärmsten Regionen dieser Welt wird so der gesundheitliche Nutzen verwehrt! Der mediale Mainstream ist Greenpeace nur allzu gern gefolgt. Warum ist der 2016 veröffentlichte Brief der 109 Nobelpreisträger an Greenpeace mit der Aufforderung, die Kampagnen gegen „Golden Rice“ einzustellen, eigentlich nie in den Fokus der Berichterstattung gerückt? Anscheinend spielt die Gesundheit vieler Millionen Menschen in armen Ländern überhaupt keine Rolle. Ganz nebenbei gefragt: Würden die Verantwortlichen bei Greenpeace im Falle einer eigenen Diabetes-Erkrankung auf gentechnisch erzeugtes Human-Insulin verzichten? Machen Sie bitte weiter so mit der ausgewogenen Berichterstattung über zukunftsrelevante Technologien! Schade nur, dass dieser brillante Beitrag nicht im Dossier erschienen ist, hier wäre ihm eine noch breitere Beachtung sicher gewesen. – Klaus Schlüter

 


 

 

Leserbriefe zu „Die letzte Hoffnung“ von Fritz Zimmermann

 

Das mutet zum Teil wie ein einzig großes Kuddelmuddel an. Nicht nur die schlechte Organisation hinsichtlich der Bereitstellung von Wahlhelfer*innen, wie sich rumspricht. Auch der opportune Kurswechsel Kılıçdaroğlu, der hier nur zu gut zeigt, dass der Herr anscheinend keinen großen Wert auf Prinzipentreue legt & vielmehr durch fehlendes Rückgrat reüssiert. Notgedrungen bezieht man jetzt Stellung gegen die Einwanderung von Flüchtlingen*innen und wirbt mit Plakataufschriften wie »Süriyeliler gidecek!« (»Die Syrer werden gehen!«)um bei der Stichwahl noch einmal etwas zu reißen. Nationalistischen Aussagen solcher Art zu tätigen, sind einer vermeintlich sozial-demokratischen Partei nur unwürdig. – Michael Ayten

 

Als Aussensteheder ist es ohne hin unverständlich, dass hier in Deutschland lebende türkischstämmige Bürger überhaupt ein Wahlrecht haben, die Politik in der Türkei mitzubestimmen. Sie genießen hier alle freiheitlichen Privilegien und bestimmen mit, dass ihre eigenen Landsleute erheblich schlechter bzw. zum Teil in Unfreiheit leben. Je Länger ein Regent die Macht ausübt, umso diktatorischer wird er, daher ist ein Wechsel nach 8 bzw. 10 Jahren vonnöten. – Berthold Zipfel

 


 

 

Leserbriefe zu „Am Limit“ von Carla Neuhaus

 

Die Kommunen müssen immer mehr Flüchtlinge unterbringen, wissen aber nicht, wie sie das leisten sollen. Andererseits stehen, vor allem in Großstädten, viele tausende Wohnungen leer, teilweise als Spekulationsobjekte. Nach dem Krieg hatten wir eine ähnliche Notsituation. Damals wurden Flüchtlinge, die aus dem Osten kamen, einfach in leerstehende Wohnungen zwangseingewiesen. Aber dann ginge ein Aufschrei durchs Land: „Unser heiliges Eigentum!“ – Peter Dodel

 

„……auf freiwillige Leistungen der Stadt verzichten. Darunter fällt auch so etwas wie das Hallenbad. In Erlensee ist es gerade geschlossen worden. Die Sanierung wäre zu teuer „. Geschlossene Hallenbäder bedeutet, mehr Kinder sind Nichtschwimmer. In der Folge mehr ertrunkene Kinder. Aber diesen Schwund werden bestimmt die stattdessen für die meist potenten jungen Männer aufgewendeten Gelder, diese locker ausgleichen. – Wolfgang Burkhardt

 


 

 

Leserbriefe zu „Hexensabbat der Motoren“ von Jens Jessen

 

Jens Jessen versteigt sich ordentlich, wenn er meint, Golf-GTI-Bastler seien proletarische Modernitätsverweigerer, die mit Relikten einer überholten Technik ihr Spiel trieben. Unterschicht eben, viel anderes lese ich aus seinen Worten nicht heraus und da frage ich mich, wer hier seinen Dünkel pflegt. Autotuning und Autokult waren auch mir schon immer fremd, Autos sind für mich Gebrauchsgegenstände. Golf-GTI-Festivals entsprechen sicher nicht einem „korrekten“ Zeitgeist, es gibt sie aber und man kann sie blöde finden oder auch nicht. Ich glaube übrigens nicht, dass es sich bei dieser Szene um authentische Volkskultur handelt, vielmehr aber um eine Subkultur, die ihre Nische gefunden hat. Meinetwegen verborgen von dem bürgerlichen Kunstbegriff oder jenseits der Kreativitätsvorstellung der Mittelklasse, die ja auch nicht das Maß aller Dinge sein muss. Der Volkswagenkonzern wird es schon verkraften, wenn er uralten Golf-GTIs und ihren Liebhabern einmal im Jahr in Wolfsburg ein kleines Reservat bietet. So weltbewegend ist diese Sache dann doch nicht, es sei denn, man erklärt sie dazu. – Regina Stock

 

Jede Stadt hat heute ihr jährliches Mittelalter Fest ohne dass wegen der Missachtung der Menschenrechte damals Bedenken bestehen. Ein GTI Treffen können wir auch aushalten… – Matthias Haemisch

 


 

 

Leserbriefe zu „Was gibt Hoffnung?“ von Bernd Deininger und Anselm Grün

 

Die ZEIT-Feuilleton-Seite „Glauben und Zweifeln“ dank der großen Kompetenz der Ressortleiterin Evelyn Finger immer wieder eine besondere Freude. Enttäuscht diesmal von dem Beitrag des Benediktinermönchs und Bestsellerautors Anselm Grün (fast 20 Millionen verkaufte Seelen-Wellness-Bücher). Pfingsten ist das Hochfest des Heiligen Geistes, ein spirituelles Großereignis, bedeutungsvoller als je zuvor. Leider macht Anselm Grün nicht den wichtigen Unterschied von Seele & Geist. Er ist sicherlich ein begabter Seelenbegleiter wie viele Psychotherapeuten, aber kein spiritueller Lehrer, von denen es in der aktuellen Weltkrise zu wenige gibt. Der erfahrene spirituelle Meister vermittelt keine imaginäre Glaubenshoffnung, sondern tiefgreifende Erkenntnis in jedem Augenblick. Für Kirchenrepräsentanten wird die Erkenntnis (griechisch: „gnosis“) seit Jahrhunderten bekämpft, weil sie das dogmatische Glaubensgeschäft überflüssig machen würde. Nicht die unsterbliche Seele, sondern der unsterbliche Geist ist das große Mysterium, das der authentischen Vermittlung bedarf. – Roland R. Ropers

 

„Hoffnung ist die Verwechselung des Wunsches einer Begebenheit mit ihrer Wahrscheinlichkeit.“ Wenn es gelingt, mit einer religiösen Vorstellung dem Leben in der Not einen Sinn zu geben, erspart es dem Betroffenen sein eigenes Denkvermögen zu nutzen. Möglicherweise ist er dazu in einer Notlage nicht mehr in der Lage. – R. Reiger

 


 

 

Leserbriefe zu „Es lief schon mal besser“ von Peter Kümmel

 

Meine Empfindungen, als nicht Fußball-Fan, am 27.05., abends, waren: Die Bayern haben die Schale durch Addition von Toren auf dem Papier gewonnen. Der BVB Borussia Dortmund ist der eindeutige Meisterschafts-Gewinner der Herzen. – Hartmut Wagener

 

Es gibt keine eigene „DNA“ bei diesem Fußballclub Namens FC Bayern. Das hat irgendein Mensch vor Jahren erfunden und einer schreibt es vom anderen ab. Es ist eine gern genommene Metapher von Fußballkommentatoren, die ihrer im Prinzip relativ unwichtigen Tätigkeit damit einen Siegel der Bedeutungsschwangerschaft verleihen möchten. Es gibt diese Bayern-DNA genauso wenig wie es eine Biertrinker-DNA oder eine CSU-DNA gibt. Ersparen Sie mir eine Beweisführung meiner Aussage. Heutzutage werden Wortneuschöpfungen aus dem Reich des bezahlten Fußballs wie Säue durch´s Dorf getrieben und die Sportschau-, Sportstudio – und Sky-Zuschauer sind diesem Bombardement nicht mehr gewachsen und übernehmen zum Teil diesen Blödsinn in ihren Wortschatz: die „Box“ (ehemals der Strafraum). Der „Sechser“ (ehemals der defensive Mittelfeldspieler). Der „Unterschiedsspieler“ (ehemals der Leistungsträger). Der „Umschaltmoment“ (ehemals schneller Gegenangriff). Der „gebrauchte Tag“ – ganz groß im Kommen zurzeit ! (ehemals: scheiße)….. und so weiter und so fort. Ich könnte seitenlang weitermachen. Es würde mir sogar Spaß bereiten. Aber ich kürze ab. Ich will nur sagen, die Bedeutung dieses erfolgreichen Münchner Fußballunternehmens hat für diese Gesellschaft nicht diese Relevanz, die aus Ihrem Artikel herauszulesen ist. Weder diese Kabine, noch deren Protagonisten. Ein Besuch im ehemaligen KZ Dachau nur ein paar Kilometer westlich davon wäre um einiges interessanter als ein Spaziergang durch die Duschräumlichkeiten des FC Bayern. Aber das ist jetzt nur eine persönliche Meinung. Und dann frage ich mich abschließend, wie Sie auf die Aussage kommen, dass der FC Bayern seit Jahren die „schlimmste Saison“ spielen soll ? Deutscher Meister. 71 Punkte, nach der alten Zweipunkteregel 50:18 Punkte. Das war in den 70er – und 80er-Jahren ein hervorragender Wert ! Weil man also gegen Manchester City, die beste Mannschaft der Welt zurzeit, aus der CL und gegen einen „Niemand“ wie den SC Freiburg aus dem DFB-Pokal rausfliegt und „nur“ Deutscher Meister wird, ist man nur noch als Versager zu betrachten. Da frage ich mich, wo hier die Relationen zu suchen sind ? Sie hätten halt bis zum letzten Spieltag warten sollen mit Ihrem Artikel. Schon viele sind am letzten Spieltag und in den letzten Minuten der Nachspielzeit an ihrer eigenen Selbstsicherheit oder Ungeduld und am FC Bayern gescheitert. Ersparen Sie mir die Ausführung von Beispielen… – Boris Bogunovic

 


 

 

Leserbriefe zu „Über den großen Satz: »Immer ist irgendwas«“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Mit dem größten Vergnügen schließe ich die winzige Lücke, die Sie – vermutlich in voller und bester Absicht – in Ihrer aktuellen Kolumne für uns gelassen haben: Für seinen kurzen O-Ton in der Kutsche wählte König Charles die Worte ‚there is always something‘. Ich habe es ganz genau gesehen. – Adrian Bothe

 

Wenn schon Englisch, dann doch besser: „There is always something“. – Sven Herfurth

 


 

Leserbriefe zu „»ICH WEISS NICHT, OB DER PAPA FOTOS VON UNS HATTE.« »ICH BITT DICH, IN AUSCHWITZ?«“. Gespräch mit Helga Feldner-Busztin und Elisabeth Scheiderbauer geführt von Christine Meffert im ZEIT Magazin

 

Vielen Dank für das gute Interview der beiden betagten Schwestern. Das Lesen der beschriebenen Erlebnisse in der Kindheit unter den Nazis macht einen demütig und wütend, vor allem wenn man sich die widerlichen Äußerungen von heutigen Politikern der Rechten dagegen vor Augen führt („Fliegenschiß der Geschichte“ und abschätzige Äußerungen über das Holocaust-Mahnmal in Berlin). Das Lesen des Interviews und anderer Schilderungen von Überlebenden sollten zur Pflichtlektüre für Neonazis gehören. Hoffentlich würden sie sich dann schämen. Zum Glück wurden diese beiden Frauen nicht gebrochen. Ich habe großen Respekt vor ihnen. – Bettina Heimberger

 

Das ist schon Grundwissen, dass bei der Wannseekonferenz NICHT die Endlösung der Juden beschlossen wurde, sondern dessen Ausführung. – Thomas Walter

 


 

 

Leserbrief zu „Wie mit deutschen Maschinen Waffen für Putins Krieg produziert werden – und wie sie trotz Sanktionen weiter nach Russland gelangen“ von Ingo Malcher und Kolja Rudzio

 

Sie schreiben, daß in der Kalaschnikow-Fabrik in Ishewsk AK-47-Sturmgewehre montiert werden. Sind sie da sicher? Das System der AK-47 wird in modifizierter Form auch heute noch verwendet, aber von lizensierten und nicht lizensierten Nachbauten und Weiterentwicklungen in diversen anderen Staaten abgesehen werden meines Wissens in Rußland inzwischen nur noch AK-74 und deren Weiterentwicklungen produziert. – Thomas Weiße

 


 

 

Leserbrief zu „Das Fast-Fast-Fashion-Wunder“ von Mona Berner

 

Der Artikel illustriert perfekt die aktuellen Trends und die Situation der Menschheit am Beispiel von Shein des «ersten globalen Textilkonzerns aus China.» Für diesen gilt «Noch schneller, noch billiger, fast rein digital und fünfmal so hoch bewertet wie H&M», das noch 2018 den 14 fachen Umsatz (19.9 Milliarden) hatte wie Shein (damals 1,4 heute 27.6 €). Ein für die Situation der Menschheit wichtiges Thema betrifft den ökologischen Graben. Dazu schreibt Berner: «Die globalisierungskritische Schweizer Organisation Public Eye hat in China 17 Fabriken von Shein aufgespürt, in mindestens sechs davon arbeiteten Näherinnen bis zu 75 Stunden pro Woche, hatten nur einen Tag im Monat frei und besassen keine Arbeitsverträge.» Das ist wohl nur möglich wegen eines Überangebots an billigen Arbeitskräften. Die Arbeitsplätze der Näherinnen sind zudem durch Konkurrenz im Ausland und durch die Digitalisierung bedroht. Und dies obwohl China wegen der vormaligen Ein-Kind-Politik eine tiefere Geburtenrate (1.18 im Jahr 2022) hat als z.B. Deutschland (1.53 im Jahr 2020). In Ländern des Nordens, etwa in Deutschland gibt es Konkurrenz auf einem anderen Gebiet. «Die Generation Z ist nicht nur eine politisch engagierte – sondern auch eine stark konsumorientierte. Ihre Angehörigen sind seit frühester Jugend in Konkurrenz und im Vergleich geübt, nicht nur mit dem eigenen Dorf, sondern über die sozialen Medien mit der ganzen Welt.» Ein weiteres typisches Problem ist: «Viele Teile von Shein haben eine schlechte Qualität» Doch das ist anscheinend kein Problem, denn viele Teile werden nur kurz oder überhaupt nicht getragen. Daraus ergeben sich riesige Abfallhäufen von Altkleidern, die in Chile oder Ländern in Afrika die Umwelt belasten.

Wie das mit dem Umweltbewusstsein vertretbar ist, erklärt eine Shein-Kundin so: «Natürlich würde ich mir wünschen, das es anders wäre, weil die Welt so kaputtgeht» «Trotzdem werde sich nichts ändern, wenn sie nicht mehr bei Shein bestelle, glaubt sie, Millionen andere würden es ja dennoch tun.». Die Trends und die Situation werfen Fragen auf. Welche langfristige Entwicklung ist absehbar, wenn auf der einen Seite in Ländern wie China die Konkurrenz um Arbeit zu unverantwortlichen Arbeitsbedingungen führt. Und wenn auf der anderen Seite in Ländern wie Deutschland die Konkurrenz auf dem Gebiet des Konsums zu globaler Überproduktion von Billigwaren und zum lokalen Fachkräfte-Mangel führt. Die Frage ist von Bedeutung, nicht nur in Bezug auf Ökonomie, Ökologie, Demographie sondern letztlich auch in Bezug auf die moralischen Aspekte. Eine weitere Frage ist an die intellektuellen Eliten zu richten. Warum wird unheimlich viel Intelligenz aufgewandt, um die geschilderte Entwicklung im Interesse der Gewinn-Optimierung voran zu treiben? Und warum wird so wenig Intelligenz aufgewandt, um umfassende Auswege aus dem Schlamassel der Menschheit zu entwickeln? Dazu gehört ein Weltbild, das den erwähnten «Millionen anderen» des Nordens aber auch den Menschen in den Ländern des Südens aufzeigt, dass Verantwortung in Ökonomie, Ökologie und Demographie unerlässlich sind, um das gute Fortbestehen der Menschheit zu ermöglichen. – Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbrief zu „DIE COACHIN. Wann ist der richtige Zeitpunkt, um zu kündigen?“ von Linda Tutmann

 

Die ZEIT Redakteurin Frau Timman gibt sich eine endlose Mühe Frau M. zu beraten. Wozu? Frau M. ist Personalreferentin und sollte als solche wohl selber am besten wissen, wann man kündigt. Also gar nicht beantworten. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „»Helden des Absurden«“. Gespräch mit Felix Kühnle geführt von Jörg Kramer

 

Über die Reg.-Ampel kann ich gar nicht lachen, über das EU-Parlament schon gar nicht, über Klimakleber kann ich höchsten schmunzeln, über das was der „Glubb“ aus Nürnberg (1. FC Nürnberg) Jahr für Jahr seinen Fans abverlangt, da bleibt mir das Lachen eher im Hals stecken, aber über diese Flitzer, da könnte ich lauthals lachen, aber noch mehr über den Sportsoziologen Felix Kühnle, der zum Thema „kleine Flitzereien“ forscht, und vielleicht gerne mal selbst „flitzen“ möchte, das aber natürlich nicht offiziell zugeben darf! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Arbeiten für umsonst“ von Jan Wetzel

 

Selten habe ich einen so unlogischen und verwirrten Artikel wie den o.a. gelesen. Es ist nicht klar, was der Autor meint. Einerseits fragt er im 2. Abschnitt, ob die Menschen arbeiten würden, wenn sie das Geld nicht bräuchten. Andrerseits heißt es im Titel: Arbeiten für umsonst? Das sind zwei ganz unterschiedliche Sachverhalte. Es gibt unendlich viele Menschen, die arbeiten, obwohl sie das Geld dafür nicht brauchen, weil ihre Existenz auch schon so gesichert ist. Denken Sie an die Pianistin Martha Argerich, den Fußballer Thomas Müller, den Maler Anselm Kiefer, einen Landarzt, der seine Praxis weiterführt weil er keinen Nachfolger findet, aber seine alten Patienten ihn brauchen. Selbstverständlich bekommen diese alle Geld für ihre Leistung ,aber sie „brauchen “ es nicht für ihre Existenz. Demgegenüber steht der fiktive Büroangestellte, der täglich zur Arbeit kommt ohne Geld dafür zu erhalten. Vielleicht macht er es wegen der Gemeinschaft, aber wie lange? Und zahlt er das Fahrgeld zu und wie steht es mit der Versicherung? Viele Menschen leisten ehrenamtlich in verschiedenen Organisationen, der Kirche oder in der Nachbarschaft Wichtiges, aber das ist immer auf Zeit, nicht mit Arbeit mit Arbeitsvertrag zu vergleichen. – Helga Gediehn

 


 

 

Leserbrief zu „Da ist doch was!“ von Jan Schweitzer

 

Als österreichischer Zeit-Leser, der über generelles Krebs-Screening in unserem Lande auch nicht unbedingt bestens informiert ist (obwohl es hier die „Vorsorgeuntersuchung“ schon ziemlich lange gibt), möchte ich zu den beiden besprochenen Krebsarten (Haut und Brustkrebs) Stellung nehmen. Es ist schon richtig, dass gewisse Hauttypen (was nur bedingt mit der Helligkeit zu tun hat) für Melanome anfälliger sind, doch kommen viele Menschen quasi automatisch in ein persönliches Screening, sei es nach einem Erstbesuch wegen einer Warze oder von Angehörigen oder Freunden wegen eines verdächtigen Nävus zur Untersuchung geschickt. HautärztInnen machen hier eigentlich immer auf ein persönliches Risiko aufmerksam. Folgetermine kann sich in Österreich jeder selbst ausmachen, wobei für die „Risikogruppe“ ein zweijähriges Intervall entschieden zu lang ist. Als weiteres Kontra zu dem Artikel ist anzumerken, dass die Entfernung auch eines noch nicht gänzlich entarteten Muttermales (Übergangsformen) keine Folgerisiken birgt, da weitere Therapien ohnedies sehr eingeschränkt möglich sind und, wie es mir ein Hautarzt, der selbst in einem anderen Referenzlabor tätig war, gesagt hat, „das Labor ist das beste Korrektiv der klinischen Untersuchung“. Bezüglich des Nicht-Rückganges an tödlichen Melanomverläufen seit 2008 sollten auch Umwelteinflüsse und persönliches Verhalten gegenüber UV-Strahlen erwähnt werden, wir beobachten hier mit Sicherheit keine ceteris paribus Situation. Weiters geht der Artikel nicht der Frage nach, ob Krebs, speziell Brustkrebs, bei Ausbruch in sehr jungen Lebensjahren nicht von vornherein aggressiver ist. Hierüber gibt es aber meines Wissens Evidenz. Dies spräche massiv für ein Screening bei jüngeren Frauen. Alles in allem ist jedem Screening das Stichprobenproblem mit den systembedingten Alpha und Beta Fehlern immanent. Und damit muss man als zivilisierter Mensch umgehen können – das fängt nämlich schon in Schule und Universität an. Jede Prüfung ist mit den Anfälligkeiten der Stichprobenauswahl belastet. – Stephan Dax

 


 

 

Leserbrief zu „Bekifft in der Mathestunde“ von Sebastian Kretz

 

Die Argumentation ‚Gras sei in den Klassenzimmern hierzulande bereits heute keine unbekannte Substanz‘ muss man – um im Jargon der Zielgruppe zu bleiben – als ‚cringe‘ bezeichnen, besser noch als erschreckend weltfremd. Ich besuchte 1986 die Höhere Handelsschule in Limburg/Lahn und bereits damals und dort, war eine Tüte Gras nicht schwerer verfügbar als die Tüte Schokomilch – und das, obwohl der Begriff ‚Brennpunkt‘ zu dieser Zeit in der beschaulichen hess. Provinz auch nur aus dem Physikunterricht bekannt war. Mir sind aus dieser Zeit und meinem Umfeld keine (späteren) professionellen Drogenkarrieren bekannt, sehr wohl aber das ein oder andere schlechte Beispiel das im Suff endete. Interessanterweise haben Alkoholexzesse unter Schülern nie den Aufschrei provoziert, den die durch eine geplante Legalisierung von Cannabis aufgewärmte Diskussion erreicht. Welches Konsumverhalten eine Volkswirtschaft stärker schädigt ist schwer zu eruieren – ich stelle mir jedoch bei jedem Tankstellen – und Supermarktbesuch die Frage, wer die Kundengruppe hinter den an der Kasse dargebotenen Billigspirituosen in handlicher Kleinverpackung ist. Ich vermute es sind nicht die Genusstrinker… Aufklärung und Prävention sind wichtig – mit Blick auf die eingangs erwähnte Zielgruppe aber bitte mit dem notwendigen Quäntchen Realitätsnähe. Damals wie heute läuft nichts ohne ‚Street Credibility‘. – Andreas Bill

 


 

 

Leserbrief zur Infografik „Elixier der Zukunft“ von Tobias Beck (Illustration) und Dirk Asendorpf (Recherche)

 

Ich bin den ZEIT-Autoren unendlich dankbar, dass sie endlich, dem „grünen Wasserstoff“ einige Zahlen und Kommentare anheften, die geeignet sein sollten, der Euphorie, die mit diesem „Elixier“ verbunden ist, einen Dämpfer zu verpassen. Da sich Chemie und Physik nicht überlisten lassen, werden sich die Herstellungs-kosten auch in Großanlagen und mit günstigem Strom kaum wesentlich verringern. Nehmen wir an, die Mehrkosten im Vergleich zum grauen Bruder, die in der Infografik 144% betragen, ließen sich auf 100% drücken, dann hieße das für die Industrie, sie müsste eine Verdoppelung der Kosten des schon jetzt teuren edlen Rohstoffs verkraften. In einer Welt, in der Preissteigerungen von 30 und weniger Prozenten massive Proteste und Subventionen auslösen (s. Tankstellenpreise und Heizkosten), ist das kaum vorstellbar; (dass der Steuer-zahler 50% der Kosten übernimmt, ebensowenig). Das großartige Schaubild wird wohl nichts daran ändern, dass in Wolkenkuckucksheim weiter von einer Energiewende mit dem Hauptdarsteller „Grüner Wasserstoff“ geträumt wird. Da er noch in den Kinderschuhen steckt und keiner weiß, ob er Karriere machen wird, sollte man verstärkt an einer alternativen Besetzung – zumindest an einer Zwischenlösung – arbeiten. – Sven Herfurth

 


 

 

Leserbrief zu „Schwarz ist die Hoffnung“ von Hanno Rauterberg

 

In unserer sich so dramatisch verändernden Welt passen die etablierten Standards des Bauens nicht mehr. Das gilt für den ganzen Komplex: Bauwirtschaft, Planungs- und Bauordnungsrecht, Architektur und Städtebau. Wo unser Bauen, das dem Leben einen schützenden Raum geben will, selbst unsere natürlichen Lebensgrundlagen zerstört, muss sich grundlegend etwas ändern. Die Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes ist nur ein erster kleiner Baustein. Gut, wenn sich die Architekturbiennale in Venedig von einer schillernden Leistungsschau zu einem Labor der Zukunft entwickelt, in dem die Fragen unserer Zeit gestellt und Antworten skizziert werden. Der Klimawandel ist ein Menschheitsthema. Gut der Fokus auf Afrika, von wo aus sich vor etwa 200.000 Jahren der Homo Sapiens auf dem Globus ausbreitete. Ein afrikanisches Sprichwort lautet: Ihr habt die Uhren, wir haben die Zeit. Gut, wenn Architektur und Städtebau wieder ganzheitlich gedacht werden, ohne das Leben überformen zu wollen. In diesem erweiterten Verständnis von Baukultur geht es nicht mehr darum, der Natur etwas abzuringen, sondern eher, ihr etwas zurückzugeben. Wir leben in einer Zeitenwende. Die Biennale in Venedig steht dafür, den hilflosen Eklektizismus der Moderne zu beenden und eine neue Baukunst auf der Höhe unserer Zeit sich entwickeln zu lassen. – Reinhard Koine

 


 

 

Leserbrief zu „DIE MAGIE DER STIMME“ von Christine Lemke-Matwey

 

Vielen Dank, dass Sie der „Magie der Stimme“ einen so facettenreichen Artikel widmen. Auch nach mehr als vierzig Jahren Erfahrung als Lernende, Singende und Lehrende bleibt die Stimme für mich ein unerschöpfliches, spannendes Arbeitsfeld! Arbeit an der Stimme ist Arbeit an Körper und Atem. Der Atem ist die einzige Vitalfunktion, die wir willentlich beeinflussen können, indem wir beispielsweise den Atem anhalten oder hecheln – damit ist der Atem die Brücke vom Bewussten zum Unbewussten. Auch wenn wir durch genaue Kenntnis und Kontrolle von Muskeln und Resonanzen die Technik des Singens beherrschen, bleibt es ein Wunder, dass wir Tonhöhen oder gar Koloraturen und Sprünge so exakt ansteuern können. Im Gegensatz zum „externen Instrument“ haben wir weder Tasten noch Klappen oder Saiten, die wir betätigen können. Ein unfassbares Wunder ist also das Zusammenspiel von Ohr und Stimme, das wir gar nicht genug würdigen können. Das größte Mysterium ist und bleibt aber, dass sich in jedem Ton, den wir sprechen oder singen, unsere Seele offenbart. Als Sänger suchen wir unser individuelles, unverwechselbares „Timbre“ (am Beispiel von Anna Lucia Richter haben Sie das beschrieben). Wenn es gelingt, diesen einzigartigen persönlichen Klang freizulegen, ist die Stimme das einzige Instrument, das im Radio sofort zuzuordnen ist. Keinen noch so berühmten Instrumentalisten können wir am Klang erkennen, aber nach wenigen Tönen identifizieren wir sofort die Stimmen von Maria Callas oder Dietrich Fischer-Dieskau. Heinz Rühmann berührte die Gäste seiner Lesungen im Michel auch noch mit neunzig Jahren durch seine gealterte, aber unverwechselbare Stimme. Mit Recht beschreiben Sie die „ungeschützte Intimität“ laryngoskopischer Bilder. Diese Aufnahmen werden teils als „nicht jugendfrei“ empfunden, denn die Analogie der Stimmlippen zum unteren Ende des weiblichen Rumpfes ist augenscheinlich. Auch der Zusammenhang zwischen Singen und Sexualität ist ein weites Feld, aber Sängerinnen, die bereit für eine vergleichende wissenschaftliche Untersuchung wären, fände man wohl eher in der Rock – oder Popszene … Das „Berufsverbot“ der Coronazeit habe ich nutzen können, Erkenntnisse aus vierzig Jahren der Beschäftigung mit Körper, Atem und Stimme für meine Schüler und Schülerinnen zusammenzutragen. – Julia Barthe

 


 

 

Leserbrief zu „RICHTIG GUTE LEUTE. In dieser Woche freuen wir uns über: Stefan Sagmeister

“ von Gabriel Proedl

 

Hach, wie gerne wäre ich jetzt auch in New York. Hätte ich genug Kohle, würde ich dort meinen zweiten Wohnsitz haben. Without a doubt. Dann würde ich morgens zu einem dieser unzähligen Foodtrucks schlurfen und mir a bagel with cream cheese and a cup of coffee bestellen. Im Central Park ließe ich mich auf einer der Bänke nieder. Und am Wochenende würde ich im Madison Square Garden mit großer Begeisterung die New York Knicks anfeuern. Ich hoffe, Herr Sagmeister verlebt in dieser wundervollen Stadt eine gute Zeit. Ich sende viele, liebe Grüße nach Big Apple. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zum Wochenmarkt „MUNDZUMUNDPROPAGANDA“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

Als ich das im ZEIT-Magazin vom 25.05.2023 vorstellte Rezept des „Kardamomkuchen mit frischen Beeren“ genauer ansah, um die interessante Back-Idee umzusetzen, stutzte ich bei der Angabe der Zuckermenge: 260g bei ’nur‘ 160g zu verbackenem Mehl? Ich habe dann den Zuckeranteil auf 100g reduziert und der Geschmack hat mir recht gegeben – reicht vollkommen! Nun meine Frage: Beruht diese (gigantische) Zuckermenge vielleicht auf einem Druckfehler? Oder nimmt die Bäckerin E. Raether in Kauf, die Geschmacksnerven von Kuchennascher:innen, vielfach Kinder, zu verderben? Und ist es nicht auch hinsichtlich von verbreiteten gesundheitlichen Problemen (Übergewicht, Diabetis, etc) ratsam, Rezepte vor der Veröffentlichung kritisch zu betrachten und ggf. zu korrigieren? – Sybille Neuwirth

 


 

 

Leserbrief zu „IM NAMEN DES VOLKES“ von Dmitrij Kapitelman im ZEIT Magazin

 

Anhand des o. g. Artikels haben Sie mal wieder unter Beweis gestellt, was für ein wertloses und korruptes Schmierenblatt Die Zeit geworden ist. Kein Wort in diesem Artikel über Korruption, Selbstbedienung und Vetternwirtschaft in großen Teilen der sich NOCH im Amt befindlichen Bundesregierung. Kein Wort über die Gedächtnis – und Erinnerungslücken des derzeitigen Kanzlers, ganz zu Schweigen und natürlich verschwiegen die Verbrechen seiner Vorgängerin an der hiesigen Bevölkerung. Einfach nur zum Fremdschämen, einfach nur Staatsmedien, in großen Teilen kann einem beim Lesen übel werden. Was also habe ich getan? Schmierenblatt abbestellt und meinem Umfeld von der Literatur desselben abgeraten. – Peter Kowollik