Nidderau: Der legendäre Gastwirt Rudi Kohl holte Sepp Herberger nach Ostheim
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Nidderau: Der legendäre Gastwirt Rudi Kohl holte Sepp Herberger nach Ostheim

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Sie wurden Freunde: Gastwirt Rudi Kohl (rechts) mit Trainerlegende Sepp Herberger.
Sie wurden Freunde: Gastwirt Rudi Kohl (rechts) mit Trainerlegende Sepp Herberger. © Privat

In der DVD-Reihe mit Zeitzeugeninterviews über „Uusthemer Originale“ haben Initiator Georg Brodt und sein Kamera- und Tonmann Waldemar Förter gemeinsam mit dem „Babbeler-Stammtisch“ nun den einstigen Gastwirt Rudi Kohl ins Visier genommen. Ihm war es gelungen, dass der Weltmeistertrainer von 1954 Sepp Herberger im Jahr 1972 nach Ostheim kam. Kohl setzte zudem durch, dass eine Straße nach dem populären und erfolgreichen Fußballtrainer benannt wurde.

Nidderau – Bei einem Schoppen hatten sich im Bürgerhof die „Babbeler“ Georg Brodt, Luise Bernhart, Ralf Vollmer, Joachim Peter und Heinfried Heppding zusammengesetzt, um Erinnerungen an Rudi Kohl auszutauschen, der nach dem Tod seines Vaters Jean die Gastwirtschaft „Zur schönen Aussicht“, besser bekannt als beim „Kohle Schoa“, übernommen hatte. Rudi Kohl, der noch zwei Brüder hatte, wurde am 11. Mai 1941 geboren, galt Zeit seines Lebens allgemein als liebenswerter „Dabbes“ und führte ein „wildes“ Leben, da er die Neigung hatte, derb aufzutreten und zu ungewöhnlichen Späßen mit den Gästen der Wirtschaft neigte, die ihm diese Eigenschaften allerdings verziehen, denn das Wirtshaus war weit über die Grenzen von Ostheim hinaus bekannt und jahrzehntelang das Stammlokal der örtlichen Fußballmannschaften.

Kohl trieb derbe Späße mit Gästen

Gelernt hatte Rudi Kohl wohl für einige Zeit als Koch, war aber schon als Bub in der Wirtschaft als Aushilfe tätig, sodass die Übernahme 1961 nach dem Tod des Vaters eigentlich zwangsläufig kam, zumal seine Geschwister kein Interesse an der Fortführung des Gasthauses mit Saal zeigten. Damals, so die Runde, existierten in Ostheim noch sieben bis acht Gaststätten, allerdings nur drei mit Saal, und eine davon war die vom „Kohle Schoa“.

Besonders bei der Kerb, der höchste „Feiertag“ in Ostheim, waren Gaststube und Saal immer brechend voll und es ging hoch her. Da die gereichten Speisen offenbar von guter Qualität waren, kamen die Gäste aus einem weiten Umkreis nach Ostheim, und der Mann hinter dem Tresen mit seinen Witzen und Geschichten war bekannt wie ein bunter Hund.

Da wurde dem als Kind „sehr verwöhnten“ Rudi auch schon mal verziehen, wenn er Gäste durch das heimliche Hinzufügen von Schnaps ins georderte Bier betrunken machte oder einem Gast, der eine Quittung verlangte, kurzerhand den Firmenstempel auf die Stirn drückte.

„Der Babbeler-Stammtisch“ befasste sich diesmal mit dem „Uusthemer Original“ Rudi Kohl. Mit dabei: Ralf Vollmer (von links), Waldemar Förter, Luise Bernhart, Georg Brodt, Joachim Peter und Heinfried Heppding.
„Der Babbeler-Stammtisch“ befasste sich diesmal mit dem „Uusthemer Original“ Rudi Kohl. Mit dabei: Ralf Vollmer (von links), Waldemar Förter, Luise Bernhart, Georg Brodt, Joachim Peter und Heinfried Heppding. © Privat

Kohl war auch verheiratet und wurde Vater einer Tochter, aber die Ehe hielt nicht lange. In späteren Jahren gab er seine Wirtschaft auf, wohnte zunächst noch in Höchst bei Altenstadt und starb am 23. Februar 2015 im Altenpflegeheim in Rodenbach. Seine größte Tat war es aber, den Reichs-, Bundes- und Weltmeistertrainer Sepp Herberger samt Ehefrau nach Ostheim in die „urige“ Wirtschaft „Zur schönen Aussicht“ einzuladen und so lange auf dieses Ziel hinzuarbeiten, bis der Kurpfälzer am 24. Juni 1972 tatsächlich erstmals bei Rudi Kohl am Tresen saß. Diesen Coup hatte ihm in Ostheim niemand zugetraut, aber es lag in der Natur von Rudi Kohl, dass er das, was er sich in den Kopf gesetzt hatte, auch umsetzte.

„Uusthemer Bub“ trifft Eckel, Beckenbauer und Müller

Der „Uusthemer Bub“ war begeisterter Fußballfan und leidenschaftlicher Sammler von Autogrammkarten, Vereinsnadeln und Devotionalien aller Art, die in späteren Jahren die Wände des „Kohle Schoa“ zierten. Denn es hatte sich nach dem ersten von mehreren Besuchen des Ehepaars Herberger in der Wirtschaft zwischen dem prominenten Trainer und Rudi Kohl eine Freundschaft entwickelt.

Das ehemalige Gasthaus „Zur schönen Aussicht“, besser bekannt unter „Kohle Schoa“, ist heute ein Wohnhaus in der Ostheimer Sepp-Herberger-Straße.
Das ehemalige Gasthaus „Zur schönen Aussicht“, besser bekannt unter „Kohle Schoa“, ist heute ein Wohnhaus in der Ostheimer Sepp-Herberger-Straße. © Thomas Seifert

Mehrfach wurde Rudi Kohl zu Geburtstagen von Sepp Herberger eingeladen, wo er verschiedene Nationalspieler aus der Weltmeisterelf wie die Walter-Brüder Fritz und Ottmar oder Horst Eckel, aber auch spätere Fußballgrößen wie Franz Beckenbauer oder Gerd Müller kennenlernte. Bei diesen Besuchen, verlautete aus dem Teilnehmerkreis, hatte Rudi Kohl immer ein großes Blech mit „Uusthemer Mattekouche“ dabei.

Auch ein weiteres großes Anliegen konnte Rudi Kohl umsetzen, allerdings erst nach dem Tod des Trainerfreundes: die Umbenennung der Hinnergasse in „Sepp Herberger Straße“.

DVD zu „Rudi Kohl“ kann bestellt werden

Der damalige Bürgermeister Willi Salzmann konnte dazu am 27. Oktober 1977 Herbergers Witwe Eva in Ostheim begrüßen. Die Umbenennung wurde zum großen Ereignis für die Bürger. Überhaupt hatte der Gastwirt Rudi Kohl einen Sinn für den großen Auftritt, die Bühne überließ er dabei nach der Erinnerung der „Babbeler“ aber den geladenen Hauptpersonen.

Es gibt noch viele Geschichten und Anekdoten um das „Uusthemer Original“ Rudi Kohl, an die sich die Teilnehmer der Gesprächsrunde in dem rund einstündigen Video erinnern und sie zum Besten geben.

Die DVD „Rudi Kohl“ kann bei Georg Brodt (Georg.Brodt@gmx.de, Telefon 06187 3789) oder Waldemar Förter (waldemar.foerter@web.de, Telefon 06187 9073004) bestellt werden. Aus produktionstechnischen Gründen müssen aber einige Bestellungen zusammenkommen, damit sich die Herstellung der Kopien lohnt. (Von Thomas Seifert)

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