Vor Windsor Castle: Gemeinsame Trauer um Queen - news.ORF.at
Prinz William mit Catherine und Prinz Harry mit Meghan, vor dem Schloss Windsor
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Vor Windsor Castle

Gemeinsame Trauer um Queen

Erstmals seit dem Tod der britischen Königin Elizabeth II. haben sich die beiden Enkelsöhne Prinz William und Prinz Harry und ihre Ehefrauen Kate und Meghan in der Öffentlichkeit gezeigt. Nachdem Charles am Samstag vom Thronfolgekollegium auch offiziell zum neuen König Charles III. ausgerufen worden war, wurde auch das Datum für das Begräbnis der Queen mit 19. September bekanntgegeben.

William und Kate sowie Harry und Meghan tauschten sich am Samstagnachmittag mit Trauernden und Schaulustigen aus, die sich an der großen Allee bei Schloss Windsor versammelt hatten, und sahen Blumen und persönliche Botschaften an, die vor dem Anwesen niedergelegt worden waren.

Für Kate und William (beide 40) ist es auch der erste öffentliche Auftritt, seit sie ihre neuen Titel – Prinz und Prinzessin von Wales – tragen. Williams und Harrys Vater, der neue König Charles III., hatte den beiden diese am Freitag in seiner ersten Rede an die Nation vergeben.

Das Verhältnis der beiden Paare, die vor Meghans (41) und Harrys (37) Abschied aus dem Königshaus in der britischen Presse „Fab Four“ genannt wurden, gilt mittlerweile als schwierig. William und Kate sollen jedoch Harry und Meghan zu dem gemeinsamen Auftritt eingeladen haben, wie ein Sprecher des Paares mitteilte.

Prinz William mit Catherine und Prinz Harry mit Meghan, vor dem Schloss Windsor
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Die beiden Prinzenpaare trauern gemeinsam vor den für die verstorbene Queen abgelegten Blumen

Blumenmeer vor Buckingham-Palast

Am Buckingham-Palast riss indes auch am Samstag der Strom an Trauernden nicht ab. Schon in der Früh fanden sich Tausende Menschen ein, um Blumen oder Karten niederzulegen, Kerzen anzuzünden oder innezuhalten. Trotz der Menschenmassen war die Atmosphäre ruhig und respektvoll, wie die britische Nachrichtenagentur PA meldete. Etliche Trauernde reisten auch von weiter entfernt an.

Damit das Anwesen im Londoner Regierungsviertel Westminster nicht unter dem Blumenmeer versinkt, dürfen alle Sträuße zwölf Stunden lang davor liegen, bevor sie in den angrenzenden Green Park gebracht werden. Darauf weist auch ein Schild am Zaun des Palastes hin.

ORF-Bericht zur Proklamation Charles III.

ORF-Korrespondent Jörg Winter berichtet aus London über die Ausrufung von Charles zum König, über seine Botschaft und was sich für ihn jetzt ändern wird.

Leichenzug durch London

Unterdessen werden immer mehr Details des Begräbnisses, das am 19. September stattfindet, bekannt. Der Sarg mit der verstorbenen Queen wird am kommenden Mittwoch (14. September) in einer öffentlichen Prozession durch die Straßen der Londoner Innenstadt gefahren werden.

Wie der Palast am Samstag mitteilte, soll der Sarg auf einem als Lafette bezeichneten, von Pferden gezogenem Fuhrwerk vom Buckingham-Palast ins Parlament gebracht werden. Der Leichenzug soll die Prachtstraße The Mall hinabführen und über den Exerzierplatz Horse Guards Parade und die Straßen White Hall und Parliament Street zum als Palace of Westminster bezeichneten Parlament führen. Dort soll die Queen vier Tage lang aufgebahrt werden.

US-Präsident Biden kommt zu Begräbnis

Zum Staatsbegräbnis werden Staatsoberhäupter und andere hochrangige Gäste aus aller Welt erwartet, darunter US-Präsident Joe Biden und der japanische Kaiser Naruhito. Auch EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und Ratschef Charles Michel haben ihr Kommen zugesagt. Am Tag der Beisetzung sollen die Menschen in Großbritannien freibekommen. Charles III. genehmigte einen zusätzlichen Feiertag.

Anschließend wird der Sarg nach Windsor gebracht, wo die Queen an der Seite ihres im vergangenen Jahr gestorbenen Mannes Prinz Philip beigesetzt wird.

Charles zum König ausgerufen

Am Samstag wurde Charles offiziell zum britischen König ausgerufen. „Ein dreifaches Hurra auf die Majestät den König“, rief der ranghöchste Herold von England, David White, in London von einem Balkon des St. James’s Palace, des offiziellen Amtssitzes der britischen Monarchen. „Hipp, hipp, hurra“, antworteten Soldaten unterhalb des Balkons.

Zuvor war in dem Palast bei einer Sitzung des Thronfolgerats, dem Hunderte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens angehören, das Proklamationsdokument ausgefertigt worden. Zu den Unterzeichnern zählten unter anderem Charles’ ältester Sohn William – der neue Thronfolger –, seine Gattin Camilla und Premierministerin Liz Truss.

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König Charles III. unterzeichnet die Proklamation
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Seit dem Tod von Queen Elizabeth II. ist Charles bereits Großbritanniens neuer König – am Samstag wurde das per Proklamation abgesegnet
Ehemalige Premiers während der Proklamation von Charles III.
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An der historischen Proklamationszeremonie nahmen viele Ehrengäste teil – darunter etliche ehemalige Regierungschefs und (nicht im Bild) auch die neue Premierministerin Liz Truss
Ehemaliger britischer Premier Tony Blair unterzeichnet die Proklamation von König Charles III.
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Zu den Unterzeichnern der Proklamation zählte auch Ex-Premier Tony Blair
Proklamation von Charles III.
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Nach der Proklamation sagte Charles, er sei sich der „Verpflichtungen und schwerwiegenden Verantwortungen“ als Souverän des Vereinigten Königreichs „zutiefst bewusst“
Kanonenschüsse werden in Edinburgh anlässlich der Proklamation von König Charles III. abgefeuert
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Begleitet wurde die Proklamation von Salutschüssen
Das Royal Regiment of Scotland vor dem Palace of Holyrood House in Edinburgh anlässlich der Proklamation von König Charles III.
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Der neue König wurde in ganz Großbritannien mit reichlich Zeremoniell begrüßt – darunter auch im schottischen Edinburgh, wo der Sarg mit der Queen am Sonntag aufgebahrt wird
König Charles III. winkt aus dem Autofenster
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Auf den Straßen von London säumten Tausende Schaulustige den Weg von Charles III. zur Proklamationszeremonie
Miglieder der City of London Corporation jubeln anlässlich der Proklamation von König Charles III.
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„Ein dreifaches Hurra auf die Majestät, den König“, rief der ranghöchste Herold von England, David White, nach der Proklamation
Hunderte Schaulustige vor der Garde anlässlich der Proklamation von König Charles III.
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„Hipp, hipp, hurra“, antworteten Soldaten unterhalb des Balkons des St. James’s Palace
Luftansicht der Royal Exchange anlässlich der Proklamation von König Charles III.
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Nach der Zeremonie in und am St.-James-Palast im Regierungsviertel Westminster wurde Charles III. unter anderem auch in der City of London als neuer König ausgerufen. Vor der Londoner Börse erklang dabei auch die Nationalhymne mit der neuen Zeile „God Save the King“.

Die Zeremonie wurde von dem Ruf „Gott schütze den König!“ begleitet. Charles erklärte: „Für die Verrichtung der schweren Aufgabe, die mir auferlegt ist, und der ich nun das widme, was mir von meinem Leben bleibt, bete ich um die Anleitung und Hilfe des allmächtigen Gottes.“

Faktisch ist der 73-Jährige bereits seit dem Tode Elizabeths II. König. Sie war am Donnerstag im Alter von 96 Jahren gestorben. Erst kürzlich hatte sie ihr 70. Thronjubiläum gefeiert. Auch eine Krönung steht noch an – der Termin dafür ist aber noch offen. Die Krönung von Elizabeth II. fand 1953 statt – 16 Monate, nachdem sie nach dem Tod ihres Vaters Königin geworden war.

Charles verweist auf „inspirierendes Vorbild“

„Ich bin mir des großen Erbes und der Pflichten und schweren Verantwortung des Monarchen, die mir nun übertragen wurden, zutiefst bewusst“, sagte Charles III. am Samstag. Die Regentschaft seiner am Donnerstag im Alter von 96 Jahren gestorbenen Mutter sei unübertroffen gewesen in Länge, Hingabe und Ergebenheit. Er werde sich bemühen, „dem inspirierenden Vorbild, das mir gegeben wurde, zu folgen, indem ich die Verfassung hochhalte und Frieden, Harmonie und Wohlstand der Völker dieser Inseln, der Commonwealth-Gebiete und Territorien auf der ganzen Welt anstrebe“.

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Die spätere  britische Königin Elisabeth II 1934
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Die spätere Queen Elizabeth im Alter von acht Jahren – zwei Jahre bevor ihr Onkel abdankte, ihr Vater den Thron bestieg und sie zur Thronfolgerin wurde
Die spätere  britische Königin Elisabeth II 1937
AP
Mit elf Jahren wurde Elizabeth bereits auf ihre spätere Rolle vorbereitet
Die spätere  britische Königin Elisabeth II 1940
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1940 hielt die 14-jährige Elizabeth in der Sendung „Children’s Hour“ (dt.: „Kinderstunde“) der BBC ihre erste Rundfunkansprache
Königin Elisabeth II und Prinz Philip nach ihrer Hochzeit
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Schon mit 13 Jahren soll sich Elizabeth in ihren späteren Mann, Prinz Philip, verliebt haben – mit 21 Jahren heiratete sie ihn in Westminster Abbey
Krönung von Königin Elisabeth II
AP
Am 6. Februar 1952 bestieg Elizabeth den Thron. Die offizielle Krönung fand am 2. Juni 1953 in der Westminster Abbey statt und war die erste, die im Fernsehen übertragen wurde.
Archivbild der königlichen Familie
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Zumindest nach außen hin schien die Welt im Königshaus in den frühen 1990ern perfekt: Mit seiner damaligen Ehefrau, Prinzessin Diana, bekam Thronfolger Prinz Charles zwei Söhne. Wenig später wurde bekannt, wie unglücklich die Ehe war, bevor sie zerbrach.
Königin Elisabeth II und Premier Winston Churchill
AP
Bei ihrer Thronbesteigung war Winston Churchill Premierminister von Großbritannien. Er kannte sie schon als kleines Kind und sagte damals, sie sei eine Persönlichkeit und strahle Autorität und Nachdenklichkeit aus, was für ein Kind erstaunlich sei.
Queen Elizabeth II, Helmut Kohl, Ronald Reagan und Margaret Thatcher
AP
Obwohl sich die Queen offiziell nicht zu politischen Themen äußerte, berichteten Medien über ihre Unzufriedenheit mit Margaret Thatchers Wirtschaftspolitik. Thatcher dementierte später ein kolportiertes Zerwürfnis und äußerte Bewunderung für Elizabeth.
Königin Elisabeth II, Papst Johannes Paul II und Prinz Philip
AP/Arturo Mari
Als nominelles Oberhaupt (Supreme Governor) der Church of England unterstützte sie den interreligiösen Dialog und traf im Laufe ihres Lebens drei Päpste: Johannes XXIII., Johannes Paul II. (im Bild) und Benedikt XVI
Königin Elisabeth II und Boris Johnson
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Boris Johnson war der 14. Premierminister, mit dem Elizabeth wöchentlich die aktuellen Themen erörterte
Königin Elisabeth II und Barack Obama
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Während ihrer Regentschaft erlebte Queen Elizabeth 14 US-Präsidenten. Viele davon traf sie – wie Barack Obama – persönlich.
Königin Elisabeth II und Donald Trump
Reuters
Donald Trump besuchte im Rahmen einen Staatsbesuchs 2019 den Buckingham Palast
Königin Elisabeth II
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Ab 1952 wandte sich Queen Elizabeth jedes Jahr am 25. Dezember in einer Weihnachtsansprache an ihr Volk
Königin Elisabeth II im Parlament 2019
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Jedes Jahr verlas die Königin die vom Premierminister geschriebene Thronrede – das Regierungsprogramm – im Parlament
Königin Elisabeth II auf einer Anzeigetafel
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Während des ersten Lockdowns sprach Elizabeth ihren Untertaninnen und Untertanen per Anzeigetafel Mut zu
Königin Elisabeth II
APSteve Parsons
Bis ins hohe Alter hoch zu Ross: Mit 94 Jahren zeigte sich die Königin beim Ausritt in ihren Gärten in Windsor
Königin Elisabeth II und Prinz Philip
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Über 73 Jahre war Elizabeth mit Philip verheiratet
Königin Elisabeth II bei der Beerdigung ihres Mannes Prinz Philip
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Beim Abschied von ihrem Prinzgemahl saß Elizabeth mit etwas Abstand zu ihren Kindern und Enkeln ganz vorn in der Kirche – wegen der CoV-Beschränkungen war alles verboten, was zu größeren Menschenansammlungen führen könnte
Königin Elisabeth II und Prinz Charles
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Gemeinsam mit ihrem Sohn Prinz Charles (73) pflanzte Königin Elizabeth II. im Oktober 2021 einen Baum – als Auftakt zum 70-Jahre-Thronjubiläum
Königin Elisabeth II beim Treffen der G7
APJack Hill
Auch nach dem Tod ihres Mannes und während der Pandemie absolvierte Queen Elizabeth Repräsentationspflichten – wie im Juni 2021 beim G-7-Gipfel in Cornwall
Königin Elisabeth II, Prinz Harry und seine Frau Meghan
AP/John Stillwell
Das Verhältnis von Meghan und Prinz Harry zur königlichen Familie galt seit dem Rückzug des Paares in die USA als belastet
Die königliche Familie im Buckingham Palast in London
AP/Matt Dunham
Königin Elizabeth mit ihren Enkelsöhnen und deren Ehefrauen: Prinz Harry mit Meghan und Prinz William mit Kate
Die königliche Familie während der Feierlichkeiten in London
AP/Jonathan Brady
Anfang Juni feierte Elizabeth II. ihr 70. Thronjubiläum – einem Großteil der Feierlichkeiten blieb sie aus gesundheitlichen Gründen fern, zum Abschluss zeigte sich zur Überraschung vieler dann doch auf dem Balkon von Buckingham Palace
Queen Elizabeth II und Liz Truss
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Die letzte Amtshandlung: Zwei Tage vor ihrem Tod ernennt die Queen Liz Truss zur neuen Premierministerin

Schweres Erbe

Charles tritt nun ein schweres Erbe an, die Queen stand über 70 Jahre lang für Beständigkeit und Pflichtbewusstsein. Während ihrer Regentschaft gab es 15 Premierministerinnen und -minister und freilich viele Krisen. Doch der Zeitpunkt, an dem Charles nach Jahrzehnten als Thronfolger nun König wird, ist besonders heikel.

Seit dem Brexit-Votum 2016 befindet sich die britische Politik gleichsam in einer Dauerkrise. Die Pandemie ging direkt über in eine schwere, durch den Ukraine-Krieg hervorgerufene Versorgungskrise. Die Inflation in Großbritannien liegt derzeit bei über zehn Prozent und dürfte weiter ansteigen. Auch ist nun die Sorge im Königshaus groß, es könnten sich in den Staaten des Commonwealth weitere Unabhängigkeitstendenzen verstärken.