Politikerin Ursula von der Leyen und ihr Weg zur Präsidentin der EU-Kommission
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Leben und Karriere von Ursula von der Leyen 

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Brüssel: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kommt zu einem außerordentlichen EU-Gipfel mit Verhandlungen über den europäischen Haushalt.
Ursula von der Leyen hat seit 2019 das Amt als Präsidentin der Europäischen Kommission inne. © picture alliance/Thierry Roge/BELGA/dpa

Ursula von der Leyen zwischen Politik und Familie – Das Leben und die Karriere der Präsidentin der Europäischen Kommission

  • Ursula von der Leyen hat seit 2019 das Amt als Präsidentin der Europäischen Kommission inne.
  • In ihrer politischen Karriere bekleidete sie viele Ämter wie das der Familienministerin, Arbeitsministerin und Verteidigungsministerin.
  • Während die Politikerin in Deutschland oft Kritik und fiese Spitznamen erntet, wird sie im Ausland von anderen EU-Staaten hochgeschätzt.

Die deutsche Politikerin Ursula von der Leyen wurde 8. Oktober 1958 in Ixelles/Elsene in Belgien unter dem vollen Namen Ursula Gertrud Albrecht geboren und wuchs als Kind eines Politikers zunächst in Belgien, später in Ilten bei Hannover auf. Ihr Vater Ernst Albrecht, der 2014 im Alter von 84 Jahren verstarb, war Ministerpräsident von Niedersachsen. Gemeinsam mit seiner Frau, der Germanistin Heidi Adele Stromeyer, hatte er sieben Kinder: Ursula von der Leyen, ihre Schwester Benita-Eva, die im Alter von 11 Jahren an Krebs verstarb und fünf Brüder, darunter Hans-Holger Albrecht, Chef des Musikdienstes Deezer, und Donatus Albrecht, der im Vorstand der Münchner Beteiligungsgesellschaft Aurelius war. Weitere bekannte Familienmitglieder der Politikerin sind die Dirigenten George Alexander Albrecht und dessen Sohn Marc Albrecht. Sie sind Onkel und Cousin von der Leyens.

Ursula von der Leyen: Kindheit und Ausbildung

Da der Vater bis 1971 als Generaldirektor der Europäischen Gemeinschaften tätig war, besuchte von der Leyen in dieser Zeit die Europäische Schule in Uccle. Später absolvierte die das Abitur am Gymnasium Lehrte und studierte danach von 1976 bis 1977 Archäologie, bevor sie in Göttingen und Münster Volkswirtschaftslehre studierte. 1978 ging sie zur London School of Political Science und ab 1980 studierte sie Medizin and der Medizinischen Hochschule Hannover, wo sie 1987 ihr Examen ablegte und 1991 auch ihren Doktor machte. Ab 1998 bis 2002 war sie im Bereich Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitsforschung wissenschaftliche Mitarbeiterin des Gesundheitswissenschaftlers Friedrich Wilhelm Schwartz an der MHH. 2001 schloss sie dort außerdem noch einen Master in Public Health ab.

Ursula von der Leyen: Ihr Weg in der CDU

Ursula von der Leyen trat im Jahr 1990 in die CDU ein und bekleidete dort ab 1996 verschiedene Ämter, zum Beispiel als Mitglied des Landesfachausschusses Sozialpolitik Niedersachsen oder als Mitglied im Arbeitskreis Ärzte. 2004 wurde sie auf dem Bundesparteitag ins Präsidium gewählt und 2010 wurde wie stellvertretende Bundevorsitzende ihrer Partei. Allerdings bekam sie bei dieser Wahl die geringsten Stimmzahlen, die die CDU für das Amt jemals vergab. Die Position gab sie 2019 mit ihrem Amtsantritt als Präsidentin der EU-Kommission ab.

Angeeckt ist die Politikerin in ihrer Karriere besonders oft mit den Männern in ihrer Partei, da sie als Frauenrechtlerin einen starken Gerechtigkeitssinn hat. Sie vertritt die Denkweise, dass Frauen sich nicht zwischen Beruf und Kind entscheiden müssen und brachte die Frauenquote in Unternehmen und die Vätermonate auf den Weg. Außerdem trägt sie in ihrem Job ausschließlich Hosen, egal in welchem Land sie sich beruflich befindet. Zwar bemüht sie sich immer, sich der jeweiligen Kultur anpassen, ihre Integrität setzt sie dafür aber nicht aufs Spiel und setzt zum Beispiel bei Hosen und Kopftüchern Grenzen.

Ursula von der Leyens verschiedene Ämter

Am besten ist Ursula von der Leyen wohl dafür bekannt, bereits viele völlig unterschiedliche Ämter bekleidet zu haben. 2009, 2013 und 2017 kandidierte die im Bundestagswahlkreis Stadt Hannover II, allerdings nie mit Erfolg. Über die Landesliste Niedersachen kam sie in den Bundestag, legte das Amt aber nieder, nachdem sie zur Präsidentin der EU-Kommission gewählt wurde. Ihre Nachfolgerin im Bundestag ist Ingrid Pahlmann (CDU).

Von 2005 bis 2009 war von der Leyen im Kabinett Merkel I Familienministerin. Bei der Bundestagswahl im August 2005 wurde sie von Angela Merkel in das Amt berufen und am 22. November von der Bundeskanzlerin als Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vereidigt.

Im Jahr 2009 wurde von der Leyen von Merkel im Kabinett Merkel II zunächst erneut als Familienministerin vereidigt. Als dann aber Franz Josef Jung als Bundeminister für Arbeit und Soziales überraschend zurücktrat, übernahm die Politikerin nur drei Tage später, am 30. November 2009, dessen Nachfolge.

Im Kabinett Merkel III und im Kabinett Merkel IV übernahm Ursula von der Leyen den Posten der Bundesministerin für Verteidigung. 2013 übernahm sie als erste Frau das Amt und 2018 wurde sie in der erneuten großen Koalition von CDU/CSU und SPD von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ein zweites Mal zur Verteidigungsministerin ernannt. Nachdem sie im Sommer zur EU-Kommissionspräsidentin gewählt worden war, legte sie das Amt als Verteidigungsministerin aber nieder. Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) übernahm ihre Nachfolge.

Ursula von der Leyens Arbeit als Präsidentin der europäischen Kommission

Am 2. Juli 2019 wurde Ursula von der Leyen vom Gremium einstimmig für das Amt nominiert, nachdem der Europäische Rat der Staats- und Regierungschefs sich bei der Europawahl 2019 nicht auf einen der Kandidaten hatte einigen können. Am 16. Juli erhielt sie mit 383 von 747 Stimmen die absolute Mehrheit im Europäischen Parlament. Unterstützung bekam sie vor allem von der EVP, den Liberalen und den Sozialdemokraten. Die deutschen SPD-Abgeordneten stimmten allerdings gegen sie, weil sie bei der Europawahl keine Spitzenkandidaten gewesen war, ebenso wie die deutschen Linken, die Grünen, die AfD, die Piraten und noch einige weitere Parteien. Von CSU und FDP kam zwar Unterstützung, allerdings auch viel Kritik.

Im Ausland wird die Arbeit von Ursula von der Leyen für die EU allerdings hochgeschätzt, höher noch als in ihrem Heimatland Deutschland. Besonders ihre vielseitige Begabung in verschiedenen politischen Bereichen, ihr erfolgreiches Doppelleben als Mutter und Politikerin und ihr Einsatz für ein starkes Europa und eine stabile Ökonomie wird von anderen Ländern sehr geschätzt.

Ursula von der Leyen: Skandale

Der bekannteste Skandal um Ursula von der Leyen ist wohl auch ihr persönlichster. 2015 wurde wegen Plagiatsvorwürfen ihre Doktorarbeit geprüft und auf 27 von 62 Seiten gab es tatsächlich Stellen, die die damalige Studentin besser als das Gedankengut anderer hätte kennzeichnen müssen. Da es sich allerdings nur um einen minderschweren Fall handelte, wurde ihr der Doktortitel nicht aberkannt. Allerdings nutzen heute einige Dozenten von der Leyens Arbeit als Negativbeispiel bei der Ausbildung zum wissenschaftlichen Schreiben.

Als Familienministerin gaben die Medien der Politikerin im Jahr 2009 den Spitznamen „Zensursula“, da sie sich stark gegen Kinderpornographie im Netz einsetzte. Zwar war dieses Engagement von viel gutem Willen und den richtigen Gedanken geprägt, die Herangehensweise wurde von vielen allerdings als uninformiert und grob betrachtet. Die vorgeschlagenen Internetsperren waren technisch so wie gefordert gar nicht möglich und ließen auf Unverständnis für das Internet an sich schließen.

Als Verteidigungsministerin machte sich Ursula von der Leyen wohl am meisten Gegner. Zwar arbeitete sie an Planungen und Projekten wie dem neuen Mehrzweckkampfschiff 180, dem taktischen Verteidigungssystem TLVS oder an der Beschaffung von neuen Transporthubschraubern weiter, eigene Großprojekte startete sie aber kaum. Auch dass sie zum Beispiel vergaß, zu einem Antrittsbesuch am Horn von Afrika deutsche Journalisten einzuladen, brachte sie in die Kritik und nicht selten viel in den Medien der Spitzname „Flinten-Uschi“, den die Politikerin sich wegen einiger Patzer anhören musste. Ebenfalls ungern gesehen waren die hohen Summen, die von der Leyen gern für Beratungsunternehmen ausgab, die bei der Modernisierung der Bundeswehr allerdings nicht die gewünschten großen Erfolge einbrachten.

Als Familienministerin führte sie 2007 außerdem das 14-monatige einkommensabhängige Elterngeld ein, das die 24-monatige Erziehungsgeld-Pauschale ersetzte. Für dieses Gesetz wurde von der Leyen stark kritisiert, da Sozialverbände und Gewerkschaften die Arbeitslose und Geringverdiener als klare Verlierer dieser Regelung sahen. Außerdem wurde das Gesetz als Eingriff in die Privatsphäre gesehen, der darüber hinaus für Großfamilien und sozial schwache Familien auch steuerlich belastete.

Politische Errungenschaften von Ursula von der Leyen

Als Verteidigungsministerin musste Ursula von der Leyen zwar einiges an Kritik einstecken, kann aber ebenso auch auf einige Erfolge zurückschauen und vor allem andere EU- und Nato-Länder haben ein besseres Bild der Politikerin. Das liegt zum einen daran, dass sich die Ministerin immer wieder für die sicherheitspolitische Rolle Deutschlands stark machte und das militärische Engagement durch Einsätze, wie an der Nordostgrenze der NATO oder den Militäreinsatz in Mali im Kampf gegen Islamisten, ausweitete. Außerdem trug sie dazu bei, von festgeschriebenen Grenzen für Waffensysteme abzurücken, bereits aufgegebene Kasernen wieder aufzubauen und neue Verbände wie das deutsch-niederländische Panzer-Bataillon in Bergen aufzustellen.

Als Präsidentin der EU-Kommission steht Ursula von der Leyen vor allem für ihren Einsatz in der Umweltpolitik und gegen den Klimawandel. Sie setzt mit dem European Green Deal auf den Klimaschutz und will die EU bis 2050 mit Hilfe von Klimazielen klimaneutral machen. Zu diesen gehört zum Beispiel das Vorhaben, im Vergleich zu 1990 Treibhausgasemissionen der Europäischen Union bis 2030 um 55 % zu senken und bis 2050 soll eine vollständige CO2-Neutralität erreicht sein. Auch einen Klimazoll schließt die Politikerin nicht aus.

2007 wurde die Politikerin mit der Goldenen Henne für ihr Engagement im Bereich der Familienpolitik ausgezeichnet. Besonders dem Gesetz, das für mehr Kitaplätze sorgte, hat sie diesen Preis, der seit 1995 für besonderes Engagement für die Zusammenführung von Ost und West verliehen wird, zu verdanken. Im Juni 2017 stimmte von der Leyen mit 74 anderen Unionsabgeordneten im Bundestag für die „Ehe für alle“, nach der ab dem Zeitpunkt in Deutschland auch gleichgeschlechtliche Paare heiraten dürfen.

Ursula von der Leyen: Familie und Privatleben

Privat ist Ursula von der Leyen seit 1986 mit dem Medizin-Professor und Unternehmer Heiko von der Leyen verheiratet, mit dem sie sieben gemeinsame Kinder hat. Sohn David kam 1987 auf die Welt, gefolgt von Schwester Sophie 1989. Maria Donata wurde 1992 geboren und die Zwillinge Johanne und Victoria erblickten 1994 das Licht der Welt. Egmont wurde 1998 geboren und Gracia machte 1999 die neunköpfige Familie komplett. Die von der Leyens leben seit 2007 auf dem Hannover Anwesen des Vaters der Politikerin, der im Jahr 2014 verstarb.

Ursula von der Leyen ist auch in den sozialen Medien aktiv und hält ihre über 400.000 Follower auf Twitter mit den neusten Nachrichten aus ihrem politischen Arbeitsalltag auf dem Laufenden. Sie nutzt die Webseite auch als Plattform, um die Bürger zu erreichen oder um über bestimmte Sachverhalte, wie zum Beispiel Maßnahmen gegen das Corona-Virus, aufzuklären.

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