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Basiswissen

Anatomische Lage- und Richtungsbezeichnungen

Karl-Heinz Szeifert 21 Apr, 2018 00:00

Die Lage- und Richtungsbezeichnungen dienen in der Anatomie zur Beschreibung der Position, der Lage und des Verlaufs einzelner Strukturen. Zum Teil sind diese Bezeichnungen auch Bestandteil anatomischer Namen.

Während sich klassische Lagebezeichnungen wie „oben“ oder „unten“ je nach Körperposition ändern, sind die anatomischen Lagebezeichnungen absolut und damit unabhängig von der Position des Körpers.

Manchmal ist der Rückgriff auf die anatomische Grundposition nötig. Beim Menschen ist diese wie folgt definiert: aufrechter Stand, die Augen geradeaus, die Hände supiniert (Handflächen nach vorn); die Füße stehen parallel.


Bild: Wikipedia

Anatomische Hauptrichtungen

  • dorsal: rückenseits, am Rücken gelegen
  • ventral: bauchseits, am Bauch gelegen
  • kranial oder cranial: zum Schädel hin
  • kaudal oder caudal: zum Gesäß hin
  • proximal: zum Körperzentrum hin
  • distal: vom Körperzentrum entfernt

In Bezug auf die Medianebene unterscheidet man:

  • median: in der Mitte gelegen
  • paramedian: neben der Mitte gelegen
  • lateral: seitlich
    • ipsilateral oder homolateral: auf der gleichen Seite
    • kontralateral: auf der gegenüberliegenden Seite
  • dexter: rechts
  • sinister: links

Weitere allgemeine Lage- und Richtungsbezeichnungen

  • vertikal: entlang der Linie vom Scheitel zur Sohle
  • postkranial oder postcranial: ‚hinter dem Schädel‘ (beim Menschen: unterhalb), also Rumpf und Gliedmaßen betreffend
  • profund (lat. profundus ‚tief‘): auf das Innere des Körpers zu
  • superfizial (lat. superficialis ‚oberflächlich‘): auf die Oberfläche zu
  • medial: zur Mitte hin
  • terminal: am Ende gelegen
  • subterminal: mit Abstand vor dem Ende gelegen
  • apikal (lat. apex ‚Spitze‘): an der Spitze gelegen (vgl. Apex cordis „Herzspitze“, Apex linguae „Zungenspitze“, Apex nasi „Nasenspitze“)
  • basal: die Basis bildend, am Grunde, grundständig
  • intrakorporal (lat. intra ‚innerhalb‘, corpus ‚Körper‘): innerhalb des Körpers
  • ektop: am falschen Ort gelegen

Einige Bezeichnungen können kombiniert werden, wobei die Endsilbe des ersten Begriffs durch „o“ ersetzt wird, z. B. kraniodorsal: kopf-rückenwärts.


Lage- und Richtungsbezeichnungen am Rumpf

Neben den üblichen Bezeichnungen für die Hauptrichtungen verwendet man in der Humananatomie im Bereich des Rumpfes häufig die Begriffe

  • anterior (lat. ante ‚vor‘): vorderer, vorn liegend (beim Menschen identisch mit ventral)
  • posterior (lat. post ‚hinter‘): hinterer, hinten liegend (beim Menschen identisch mit dorsal)
  • inferior (lat. infra ‚unter‘): unterer, unten liegend (beim Menschen identisch mit kaudal)
  • superior (lat. super ‚über‘): oberer, oben liegend (beim Menschen identisch mit kranial)

In Bezug auf die Wirbelsäule:

  • prävertebral: vor der Wirbelsäule
  • paravertebral: neben der Wirbelsäule

In Bezug auf das Brustbein:

  • retrosternal: hinter dem Brustbein
  • parasternal: seitlich des Brustbeins

Lage- und Richtungsbezeichnungen am Kopf

Am Kopf ist die Bezeichnung kranial nicht sinnvoll, für vorn orientierte Strukturen verwendet man daher die Begriffe:

  • rostral: an der Kopfvorderseite
  • oral: am Mund, im Mund, mundwärts; den Mund betreffend

Für hinten liegende Strukturen verwendet man auch den Begriff:

  • aboral: vom Mund weg gelegen
  • okzipital: zum Hinterkopf hin gelegen

Statt lateral und medial verwendet man am Kopf, auch die Begriffe:

  • temporal: schläfenwärts, also seitlich (lateral)
  • nasal: nasenwärts, zur in der Mitte gelegenen Nase hin (medial)

Lage- und Richtungsbezeichnungen an den Gliedmaßen

Bild: Wikipedia

Während bis zur Hand- bzw. Fußwurzel noch die gleichen Bezeichnungen wie am Rumpf gelten, verwendet man an der Hand bzw. am Fuß:

  • dorsal (lat. dorsum manus ‚Handrücken‘ und Dorsum pedis ‚Fußrücken‘): zum Hand- bzw. Fußrücken hin gelegen
  • palmar (lat. palma manus ‚Handfläche‘): handflächenseitig
  • volar: hohlhandseitig, identisch mit palmar
  • plantar (lat. planta pedis ‚Fußsohle‘): fußsohlenseitig
  • axial (lat. axis ‚Achse‘): zu einer gedachten Gliedmaßenachse hin gelegen
  • abaxial: von der gedachten Gliedmaßenachse weg gelegen

Durch die mögliche Rotation des Unterarms und des Unterschenkels sind die Bezeichnungen medial und lateral nicht eindeutig definiert. Daher sagt man normalerweise beim Unterarm

  • ulnar: zur Elle (Ulna) hin (statt medial)
  • radial: zur Speiche (Radius) hin (statt lateral)

und in gleicher Weise beim Unterschenkel

  • tibial: zum Schienbein (Tibia) hin
  • fibular: zum Wadenbein (Fibula) hin

Lage- und Richtungsbezeichnungen bei Körperhöhlen

In den Körperhöhlen verwendet man zusätzlich die Begriffe:

  • parietal: zur Wand eines Organes oder zur Leibeswand gehörig; wandständig, seitlich. Der Begriff kann auch den Scheitelbereich bezeichnen (lat. os parietale „Scheitelbein“).
  • viszeral: zu den Eingeweiden hin gelegen, zu den Eingeweiden gehörend
  • thorakal: am Brustkorb, im Brustkorb
    • intrathorakal: innerhalb des Brustkorbs,
  • abdominal (lat. abdomen ‚Bauch‘): am Bauch, im Bauch
    • intraabdominal: innerhalb der Bauchhöhle,
    • intraperitoneal: innerhalb der Bauchhöhle im Bereich des Bauchfells

Adjektivbildungen zu weiteren Körperteilen

Zu praktisch allen Körperteilen und Organen können Adjektive gebildet werden, um die Zugehörigkeit zu bezeichnen. Dazu wird der lateinische Wortstamm in der Regel mit der Endsilbe -al versehen, zum Beispiel

  • anal: (After)
  • genital: (Geschlechtsorgan)
  • intestinal: (Darm)
  • laryngeal: (Kehlkopf)
  • nuchal: (Nacken)
  • sakral: (Kreuzbein)
  • spinal: (Wirbelsäule)
  • zervikal: (Hals)

Mit Präfixen wie sub (unter) und supra (über) können Positionen relativ zu dem Körperteil oder Organ angegeben werden, zum Beispiel

  • extrauterin: außerhalb der Gebärmutter
  • infraorbital: unterhalb der Augenhöhle
  • retrosternal: hinter dem Brustbein
  • sublingual: unter der Zunge
  • infrarenal: unter der Niere beziehungsweise unterhalb des Abgangs der Nierenarterien
  • paraaortal: neben der Aorta

Lage- und Richtungsbezeichnungen am Kieferknochen

  • mandibulär: auf den Unterkiefer bezogen
  • mental: am Kinn, das Kinn betreffend,
  • maxillär: auf den Oberkiefer bezogen.
  • Parodontal: den Zahnhalteapparat betreffend
  • interdental: zwischen den Zähnen oder zwischen zwei benachbarten Zähnen

Die drei Körperebenen

Bild: Wikipedia

Es gibt drei Hauptscharen von Körperebenen: Transversalebenen, Frontalebenen und Sagittalebenen. Die mittlere Sagittalebene ist die Medianebene. Entsprechend unterscheidet man die Richtungen:

  • transversal: rechts ↔ links
  • longitudinal: oben ↔ unten
  • sagittal: vorne ↔ hinten
  • median: vorne ↔ hinten in der Medianebene

In der Bildgebung des Kopfes werden Schnitte entlang dieser Körperebenen wie folgt benannt:

  • axiale Schnitte: horizontale Schnitte (in den Transversalebenen). Ergebnis: Man blickt von oben oder unten in den Kopf hinein. Erklärung des Begriffs: „Schnitt durch die Längsachse des Körpers“.
  • sagittale Schnitte: senkrechte Schnitte in den Sagittalebenen. Ergebnis: Man blickt von der Seite in den Kopf hinein.
  • koronare (coronare) Schnitte: senkrechte Schnitte in den Frontalebenen. Ergebnis: Man blickt von vorne in den Kopf hinein. Erklärung des Begriffs: „Schnitt parallel zur Sutura coronalis“.

Verlaufsbezeichnungen

  • aszendierend: aufsteigend
  • deszendierend: absteigend
  • antegrad oder anterograd: nach vorn; in der normalen Bewegungs- oder Flussrichtung
  • retrograd: rückwärts; entgegen der normalen Bewegungs- oder Flussrichtung

Quelle: Die obige Beschreibung stammt aus dem Wikipedia-Artikel “Anatomische Lage- und Richtungsbeschreibung", lizenziert gemäß CC-BY-SA. Eine vollständige Liste der Autoren befindet sich hier.

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