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Transatlantischer Dialog an der Universität Potsdam – „The State of Democracy“: Podiumsdiskussion und Workshop mit ehemaligen US-Kongressmitgliedern

Professor Oliver Günther steht im Audimax am Rednerpult und begrüßt seine Gäste.
Demokratin Cheri Bustos
Die ehemaligen US-Kongressmitglieder mit zwei Lehrenden der Universität Potsdam bei der Podiumsdiskussion.
Republikaner Fred Upton
Blick vom Podium des Auditorium Maximum des Campus Am Neuen Palais.
Ein Studierender steht im Publikum mit Mikrofon.
Studierende im Publikum
Foto : Ernst Kaczynski
Professor Oliver Günther, Ph.D., Präsident der Universität Potsdam, begrüßt die US-amerikanischen Gäste im Audimax am Neuen Palais.
Foto : Ernst Kaczynski
Die Demokratin Cheri Bustos war von 2013 bis 2023 Mitglied des US-Kongresses.
Foto : Ernst Kaczynski
Die ehemaligen US-Kongressmitglieder mit zwei Lehrenden der Universität Potsdam bei der Podiumsdiskussion.
Foto : Ernst Kaczynski
Im Fokus: Der Republikaner Fred Upton. Er war von 1987 bis 2023 Mitglied des US-Kongresses und stimmte für das Impeachment, bzw. das Amtsenthebungsverfahren gegen Trump.
Foto : Ernst Kaczynski
Blick vom Podium ins Auditorium Maximum.
Foto : Ernst Kaczynski
Gelebter transatlantischer Dialog an der Uni Potsdam: Ein Studierender nutzt die Fragerunde am Ende der Podiumsdiskussion mit der US-amerikanischen Delegation.
Foto : Ernst Kaczynski
Im Publikum sitzen vor allem Studierende der Politik-, Rechts- und Geschichtswissenschaften der Universität Potsdam.

Das Auditorium Maximum ist gut gefüllt an diesem Mittwochnachmittag im April. Als Professor Oliver Günther, Ph.D., Präsident der Universität Potsdam, ans Rednerpult tritt, verstummt das Stimmengewirr im großen Saal. Er betont die Bedeutung von Bildungseinrichtungen wie Universitäten in demokratischen Prozessen, was beispielsweise in Auslandsemestern aktiv gelebt wird. Circa 150 Studierende der Uni Potsdam sind gekommen, um mit den Gästen des heutigen Tages ins Gespräch zu kommen – ehemaligen Mitgliedern des US-Kongresses. Die Delegation ist vom 6. bis 12. April 2024 in Deutschland unterwegs und besteht aus je drei Demokratinnen und Demokraten und Republikanerinnen und Republikanern – insgesamt zwei Frauen, vier Männer – die über den Stand der Demokratie in den USA und Europa diskutieren.

Eingeladen zur Veranstaltung hat die „Former Members of Congress Association (FMC)“, eine Non-Profit-Organisation, die als Pendant zur Parlamentarischen Freundschaftsgruppe Deutschland-USA des Deutschen Bundestages fungiert. Sie kann auf eine über 40-jährige Geschichte erfolgreicher, hochrangiger Studienreisen für Kongressabgeordnete und leitende Kongressmitarbeiter zurückblicken. Die Studienreisen ergänzen einen aktiven Kalender mit ganzjährigen Programmen auf dem Capitol Hill. Das Modell ist überparteilich und fördert aktive, substanzielle Diskussionen zwischen allen Beteiligten. Das Dialogprogramm für ehemalige Abgeordnete soll die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland fördern, aber auch den enormen Wissensschatz ehemaliger Abgeordneter nutzen, um das Verständnis und den Respekt für die transatlantischen Beziehungen bei jüngeren Deutschen zu stärken. Im Vorfeld der entscheidenden US-Präsidentschaftswahlen 2024 teilen ehemalige Mandatsträger und -trägerinnen ihre eigenen Ansichten und Erfahrungen bei der Vertretung der Interessen der Amerikaner in Washington mit. Im Verlauf ihrer „Deutschland-Tournee“ reisen die Delegierten nach Hamburg, Berlin und Dresden, um sich mit einer Vielzahl von jungen Deutschen an Gymnasien, Universitäten und anderen Instituten zu treffen. Organisiert hat die Veranstaltung am Neuen Palais das International Office, das Präsidium und das Zentrum für Sprachen und Schlüsselkompetenzen (Zessko).

Nach der Begrüßung des Uni-Präsidenten diskutieren die ehemaligen US-Kongressmitglieder mit zwei Lehrenden der Universität Potsdam: Eine Stunde lang spricht die US-Delegation mit Uni-Angehörigen rege über den Stand der westlichen Demokratien und macht den jungen Menschen im Publikum Mut, sich trotz illiberaler Tendenzen in den USA und Europa an demokratischen Prozessen zu beteiligen und sich in herausfordernden Zeiten um die eigene Demokratie zu kümmern. „Macht Euch um uns keine Sorgen. Don’t worry about democracy in the US!“, sagt der Demokrat Bart Gordon optimistisch. „Wir haben starke demokratische Institutionen, wie beispielsweise eine starke Presse“, ergänzt der Republikaner Charlie Dent. Seine Parteikollegin Barbara Comstock gibt zu verstehen: „Auch als Republikanern ist uns die Demokratie sehr wichtig. Themen wie der Ukrainekrieg, Abtreibungsgesetze und zukünftige Generationen spielen auch bei uns eine große Rolle.“

Viele der Studierenden kommen aus den Politik- und Rechtswissenschaften oder den War and Conflict Studies. Eingeladen haben ihre Studierenden Prof. Dr. Thomas Sommerer, Professor für Politikwissenschaft, insbesondere internationaler Organisationen an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam, sowie Dr. Christian E. Rieck vom Lehrstuhl Militärgeschichte. Beide sitzen an diesem Abend mit auf dem Podium neben den ehemaligen US-Kongressmitgliedern und stellen die Fragen bei der anfänglichen Podiumsdiskussion: Wie steht es um die Demokratie in den USA? Wie ist die Perspektive der ehemaligen US-Kongressmitglieder auf die aktuelle Krise der Demokratie –  und welche Lektionen können wir daraus lernen? Oder: Was ist zu erwarten von der nächsten US-Administration – wird es nach der diesjährigen Wahl am 5. November 2024 einen Paradigmenwechsel geben? Und was ist eigentlich die Rolle der USA bzw. Washingtons im Ukrainekrieg? Anschließend folgen Gespräche in kleineren Gruppen als sogenannte „Live Breakout Sessions“ mit den Studierenden der Universität Potsdam.

Dabei werden kontroverse Themen diskutiert, ob die US-amerikanische Demokratie durch Donald Trump bedroht und dieser eine Marionette Putins sei. Auch die Sozialen Medien und deren Einfluss auf die Politik bzw. Demokratie generell werden immer wieder thematisiert. Benannt wird häufig das damit einhergehende Problem der Desinformation, das durch die neuen technischen Möglichkeiten eine große Gefahr für Demokratien darstellt. Auch die bevorstehenden Wahlen in den USA im Jahr 2024 werden besprochen, die ältesten beiden Präsidentschaftskandidaten in der US-Geschichte, das Zweiparteiensystem und wie sich die USA in diesem Parteiensystem zurechtfinden, enge Verbindungen zwischen deutscher und amerikanischer Diplomatie und Politik, Klimadiplomatie und -zusammenarbeit, Sicherheitsbedenken in Bezug auf den Krieg in der Ukraine und den sich entwickelnden Konflikt im Nahen Osten.

Nicht zuletzt dient die Veranstaltung dem Networking junger Deutscher mit hochrangigen ehemaligen Vertretern der USA: Die Demokratin Cheri Bustos beispielsweise, die im Laufe des Nachmittags immer wieder darauf aufmerksam macht, wie wichtig es sei, Frauen in der Politik besonders zu berücksichtigen und zu fördern und sich untereinander zu unterstützen, tut dies kurzerhand selbst: Sie verteilt ihre Visitenkarten an Studierende, die den transatlantischen Austausch fortsetzen und vertiefen wollen.