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Die frühen Jahre der Angela Merkel

Ein neues Buch weckt Zweifel, dass die Kanzlerin von der Indoktrination in der DDR ganz unberührt blieb. Doch entdeckt man schon in ihren frühen Jahren die vertrauten Züge der Pragmatikerin wieder.

Je näher die Bundestagswahl rückt, um so mehr häufen sich die Publikationen, die „das Phänomen Angela Merkel“ (so der Titel eines jüngst erschienenen Buches der irischen Journalistin Judy Dempsey) zu entschlüsseln versuchen. Die Experten stehen vor einem Rätsel: Was ist das Erfolgsgeheimnis einer Kanzlerin, die sich ohne große Visionen, ja ohne erkennbare längerfristige inhaltliche Konzeption, mit lauernder Vorsicht und Zurückhaltung – der Buchautor Nikolaus Blome charakterisiert Merkel als „Zauderkünstlerin“ – durch Krisen und Konflikte zu tasten scheint? Wie bekommt es die gänzlich uncharismatische Verächterin allen politische Pathos’ hin, bei den ansonsten oft politikverdrossenen Deutschen stetig hohe Zustimmungsraten zu erzielen?

Kaum jemand hat freilich bisher versucht, den Schlüssel für Merkels Methode in ihrer Jugend- und frühen Erwachsenzeit zu suchen – in ihrem Vorleben in der DDR. Wenig war bisher darüber bekannt; jedenfalls hat die Kanzlerin über die näheren Umstände ihrer Existenz in dem kommunistischen deutschen Staat nur selten etwas preisgegeben. Jetzt aber rücken eben diese Umstände in die öffentliche Aufmerksamkeit.

Denn ein in dieser Woche erscheinendes Buch der Journalisten Ralf Georg Reuth und Günther Lachmann mit dem Titel „Das erste Leben der Angela M.“ fördert Erkenntnisse über Merkels Verhältnis zur DDR-Diktatur zu Tage, die einer breiteren Öffentlichkeit bisher unbekannt waren und die das Bild, das man sich von ihrer Vergangenheit machte, zumindest in wichtigen Details deutlich verändern könnten. Entgegen Merkels eigener Beteuerung, das SED-System stets innerlich abgelehnt zu haben, glauben die Autoren belegen zu können, dass ihre Rolle in der DDR wie auch in den Wendejahren komplexer und für die Kanzlerin weniger schmeichelhaft war, als es die gängige Legende besagt. Dieser zu Folge hat sich Angela Merkel, von ideologischer Indoktrination unberührt, stets nach einer Demokratie bundesdeutschen Zuschnitts gesehnt und die DDR-Jahre in einer Art innerem Exil überstanden.

Diese Legende stützt sich nicht zuletzt auf die Vorstellung, Merkels protestantischer Familienhintergrund als Pastorentochter habe sie vor den Versuchungen und Illusionen der sozialistischen Staatsdoktrin bewahrt. Ein näherer Blick auf diesen Hintergrund ergibt jedoch ein deutlich anderes Panorama der Verstrickung evangelischer Theologen, darunter auch Merkels Vaters, in das DDR-System.

Geistiger Vater der „Kirche im Sozialismus“

Merkel wird am 17. Juli 1954 als Angela Kasner in Hamburg geboren. Sie ist eine sehr gute Schülerin, studiert Physik und arbeitet später als Wissenschaftlerin an der renommierten Akademie der Wissenschaften der DDR, wo sie auch ihren heutigen Ehemann Joachim Sauer kennenlernt. Ihr Leben hätte allerdings völlig anders verlaufen können, wäre ihr Vater Horst Kasner, Pfarrer von Beruf, 1954 im Westen geblieben, statt mitsamt der Familie in die sowjetische Besatzungszone zu ziehen. In Quitzow bei Perleberg traf Kasner auf Albrecht Schönherr, der damals Superintendent des Kirchenkreises Brandenburg an der Havel und Direktor des dortigen Predigerseminars war. Schönherr schätzte den jungen Pfarrer und schickte ihn nur vier Jahre später nach Templin, wo er ein Predigerseminar aufbauen sollte. Schönherr und Kasner waren verwandte Geister, und zwar nicht nur im theologischen, sondern auch im politischen Sinne.

Sie gehörten zu jenem Kreis von Theologen, mit denen die sowjetisch kontrollierte DDR-Führung ihre kirchenpolitische Konzeption umsetzen wollte. Dazu zählte die Gründung nationaler und internationaler christlicher Organisationen. Und so gründeten Theologen, die im Sozialismus eine echte Alternative zum westlichen Kapitalismus sahen, 1958 in Prag die „Christliche Friedenskonferenz“ (CFK). Über Schönherr kam Kasner nicht nur zur CFK, sondern auch zum Weißenseer Arbeitskreis, dessen Leiter, CFK-Mann Hanfried Müller, beste Kontakte ins SED-Politbüro besaß.

Als die Ost-Konferenz der evangelischen Kirchen in der DDR 1961 auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges in Übereinstimmung mit der EKD feststellte, Christen dürften sich nicht dem Absolutheitsanspruch einer Ideologie unterwerfen, formulierte der Weißenseer Arbeitskreis die Gegenposition. Seine „Sieben Sätze von der Freiheit der Kirche zum Dienen“ erhoben die Zusammenarbeit mit der „antifaschistischen Staatsmacht“ zur Christenpflicht. Die „Sieben Sätze“ können als ideologischer Kern der „Kirche im Sozialismus“-Konzeption angesehen werden. Später beanspruchte Kasner dann sogar für sich, der geistige Vater der „Kirche im Sozialismus“ gewesen zu sein.

Merkel ging zu den Jungen Pionieren

In diesen Jahren stand der Vater von Angela Merkel durchaus eng an der Seite des SED-Staates, der ihn im Dezember 1966 ins Zentrum einer Aktion des Staatssicherheitsdienstes rückte. Die Stasi wollte Schönherr auf der Provinzialsynode der Landeskirche Berlin-Brandenburg am 12. Januar 1967 als Bischofverwalter durchsetzen. Ihr Ziel war eine von West-Berlin unabhängige DDR-Landeskirche. Die Stasi schrieb dazu, sie werde organisieren, dass Kasner zu diesem Zweck einen entsprechenden Antrag in die Synode einbringe.

Ab 1970 freilich ging Kasner zur offiziellen Linie der DDR-Führung zunehmend auf Distanz. Gleichwohl wuchs Angela Merkel in einem Elternhaus auf, in dem Politik und Theologie verschmolzen und in dem das Politische mit dem Streben nach dem sozialistischen Ideal verknüpft war. Das Pastoralkolleg ihres Vaters war gar ein Ort der Indoktrination, an dem die im Weißenseer Arbeitskreis erarbeiteten Anschauungen an den Pfarrernachwuchs vermittelt wurden. Nicht nur in Templin wusste man um Kasners politische Orientierung. Er wurde „der rote Pastor“ oder auch „der rote Kasner“ genannt.

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Seine Tochter Angela gehörte zu den gerade einmal zehn Prozent ihres Jahrgangs, die die Erweiterte Oberschule (EOS) besuchen durften. Anders als viele andere Pfarrerskinder entzog sie sich den Massenorganisationen des SED-Staates nicht, sondern ging zu den Jungen Pionieren. Später wurde sie stellvertretende FDJ-Sekretärin an ihrer Schule. Sie war also nicht nur einfaches Mitglied der SED-Jugendorganisation. In der 10.Klasse wurde sie für diesen Einsatz mit der Lessing-Medaille in Silber ausgezeichnet.

Dabei rettete ihre und die Nähe des Vaters zum System ihr das Abitur. Bei einer von ihr mitorganisierten Solidaritätsveranstaltung für Vietnam sang ihre Klasse die Internationale auf Englisch, also in der Sprache des „Klassenfeindes“, und rezitierte ein Gedicht von Christian Morgenstern, aus dem Andeutungen über die Mauer herausgelesen werden konnten. Dafür drohte den Schülern der Schulverweis. Ohne die guten Beziehungen des Vaters, der seine Tochter mit einer Petition zum Konsistorialrat Manfed Stolpe nach Berlin schickte, wäre es wohl dazu gekommen. Am Ende wurde nur einer der Schule verwiesen: ihr Klassenlehrer Charly Horn, der eigentlich ein linientreuer Parteisoldat war.

1977 die erste Ehe

Episoden wie diese illustrieren freilich weniger sture Parteitreue als vielmehr ein vexierendes Bild der jungen Angela Merkel: Bis zu einem gewissen Grad unangepasst, waren ihre Vorstellungen und ihr Verhalten doch mit bestehenden Herrschaftsstrukturen kompatibel.

Nach dem Abitur studierte Angela Kasner Physik an der Leipziger Karl-Marx-Universität. Wer es erst einmal dorthin geschafft hatte, dem war eine naturwissenschaftliche Karriere sicher. Zumal dann, wenn man, wie Angela Kasner, auch dort Führungsaufgaben in der FDJ übernahm. An der Leipziger Uni kam sie erstmals mit reformkommunistischen Kreisen in Kontakt. Sie besuchte Treffen um den Professor Ralf Der, hielt sich jedoch im Hintergrund.

Während eines Studentenaustausches in Moskau lernte die Pfarrerstochter ihren späteren Mann Ulrich Merkel kennen. 1977 wurden die beiden Physikstudenten von Horst Kasner in Templin getraut. Doch die Ehe hielt nicht lang. „Eines Tages packte sie ihre Sachen und zog aus unserer gemeinsamen Wohnung aus. Sie hatte das mit sich selbst ausgemacht“, beschreibt Ulrich Merkel die nüchternen Umstände der Trennung 1981. Da hatte Merkel ihr Studium schon mit einem Einser-Examen abgeschlossen und promovierte am Zentralinstitut für Physikalische Chemie der Akademie der Wissenschaften (ZiPC) in Berlin Adlershof.

Wiederum übernahm Merkel aus freien Stücken Leitungsaufgaben in der FDJ. 1981 stieg sie zur Sekretärin für Agitation und Propaganda der Grundorganisation am ZiPC auf, das mit immerhin über 600 Mitarbeitern kein kleines Institut war. Das sagt heute der damalige FDJ-Sekretär der Grundorganisation (GO) des Instituts, also der Leiter der GO. Ein weiterer früherer FDJ-Sekretär am ZIPC und Wissenschaftler, der zu ihrem engen Freundeskreis zählte, bestätigt dies ebenfalls. Bislang unbekannt war Merkels angebliche Tätigkeit als Mitglied der Betriebsgewerkschaftsleitung (BGL), in der sie für Jugendarbeit zuständig war.

Reisen nach Polen und in die Sowjetunion

Merkel selbst allerdings bestreitet nach wie vor, Sekretärin für Agitation und Propaganda gewesen zu sein. So sagte sie bereits 2005 in dem Interviewband „Mein Weg“: „Einer von denen, die damals in der FDJ-Gruppe dabei waren, behauptet immer wieder, ich hätte Agitation und Propaganda betrieben...Agitation und Propaganda? Ich kann mich nicht erinnern, in irgendeiner Weise agitiert zu haben. Ich war Kulturbeauftragte.“ Auf Merkels Äußerungen in diesem Gesprächsband verwies, mit den ersten Meldungen über das neue Merkel-Buch konfrontiert, am Freitag der stellvertretende Regierungssprecher Georg Streiter. Die Bundeskanzlerin selbst sieht sich bislang nicht veranlasst, zu der Neubewertung ihrer Lebensgeschichte in der DDR Stellung zu nehmen.

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Die Wissenschaftler in Adlershof forschten damals in baufälligen Baracken und mit einer Technik, die weit hinter dem westlichen Standard zurücklag. Es war die Zeit des Nato-Doppelbeschlusses und der Solidarność-Proteste in Polen. Auch Angela Merkel interessierte sich für die Vorgänge in Polen und reiste wiederholt mit der FDJ in das Nachbarland. Auf einer von einem Kollegen eingefädelten Privatreise kam es dabei zu einem Zwischenfall an der Grenze. Sie wurde von den Grenzbeamten vernommen, weil sie Solidarność-Material dabei hatte. Obwohl der Vorfall der Stasi gemeldet wurde, blieb er eigenartigerweise folgenlos. Hatten doch ähnliche Fälle in dieser Zeit heftige Repressalien zur Folge. Einem Kollegen, der für die Staatssicherheit arbeitete, sagte sie über die Verhältnisse in Polen, sie stimme der Einschätzung der UdSSR zu, dass die Gefahr einer Untergrabung des Sozialismus in Polen bestehe.

Merkel reiste auch für einen längeren Studienaufenthalt nach Prag und unternahm eine ausgedehnte Privatreise durch die Sowjetunion. Denn mehr noch als für die Veränderungen in Polen interessierten sich die Wissenschaftler an der Akademie damals für das, was in der Sowjetunion unter Michail Gorbatschow vor sich ging. Gorbatschows Botschaft von Glasnost und Perestroika nährte die Hoffnung auf Reformen im verknöcherten Honecker-Staat und eine Neubelebung des sozialistischen Ideals. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Michael Schindhelm, der später als Stasi-IM entlarvt wurde, schwärmte sie nach dessen Aussagen über die „fantastischen Entwicklungen im Perestroikaland“.

Politisch ganz anders machen?

Doch muss das freilich noch nicht bedeuten, dass die junge Physikerin von der Idee einer Rettung des Sozialismus ideologisch beseelt gewesen wäre. Illusionen in die Perestroika grassierten damals ja auch im Westen, und bis Ende 1989 wagten selbst entschiedene Gegner jeder Spielart des Kommunismus nicht zu träumen, dass das Sowjetimperium in Gänze zusammenbrechen würde.

An der Akademie lernte Angela Merkel ihren heutigen Ehemann Joachim Sauer kennen. Er war bereits damals ein auch im Westen angesehener Quantenchemiker. Sauer half ihr beim Abschluss ihrer Promotion 1986, also in dem Jahr, in dem sie erstmals auch als Wissenschaftlerin in den Westen reiste und die Universität Karlsruhe besuchte.

Im Wendeherbst 1989, als mit Moskaus Unterstützung die Perestroika auch in der DDR Wirklichkeit werden sollte, schossen politische Organisationen wie Pilze aus dem Boden. Auch in Templin waren die Ereignisse das große Thema. Im September nahm Angela Merkel an einem Treffen teil, das ihr Bruder Marcus und ihr Vater seit Beginn der 80er-Jahre jährlich organisierten. Im September 1989 traf sich im Pastoralkolleg eine Gruppe von DDR-Physikern zum Thema „Was ist der Mensch?“. Mit dabei waren Hans-Jürgen Fischbeck, Physiker an der Akademie der Wissenschaften in Berlin. Er hatte gerade mit ein paar Freunden die Gruppe Demokratie Jetzt gegründet. Auch Günter Nooke war dabei, der wenige Tage später mit anderen in einer Altbauwohnung in Berlin-Mitte den Demokratischen Aufbruch gründen sollte.

Ein ständiger Gast seit 1981 war Professor Christofer Frey, ein Theologe aus Bochum. Er saß bei diesem Treffen unmittelbar neben Merkel und erinnert sich, dass sie die ganze Zeit geschwiegen habe. Umso mehr könne er sich gut an ihre Bemerkung nach dem Treffen erinnern, dass man es politisch im Osten ganz anders machen müsste als in der Bundesrepublik.

1990 wird sie stellvertretende Regierungssprecherin

Eigentlich hätte ihr Vater sie gern in der SPD gesehen. Doch sein einst großer Einfluss auf die älteste Tochter war in den vergangenen Jahren geschwunden. Sie traf ihre eigene Wahl für den neu gegründeten Demokratischen Aufbruch (DA), der von dem später enttarnten Stasi-Mitarbeiter Wolfgang Schnur geführt wurde. Doch anders als sie bislang glauben machen wollte, kam Merkel nicht erst im Dezember zum Demokratischen Aufbruch, als dieser bereits die deutsche Einheit als Zukunftsvision in sein Programm aufgenommen hatte. Vielmehr hat sie Schnur bereits Anfang Oktober zugearbeitet, also bevor dieser zum Einheitsbefürworter wurde. So deutet manches darauf hin, dass Angela Merkel ursprünglich doch für einen demokratischen Sozialismus in einer eigenständigen DDR eingetreten war und nicht schon immer die Einheit herbeigesehnt hatte.

Was wenige wissen: Mitarbeiter der geheimen KGB-Einheit Gruppe Luch räumten später ein, maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der neuen DDR-Parteien genommen zu haben – mit dem Ziel, den Prozess Richtung Einheit zu verlangsamen. Am Ende gehörte Angela Merkel aber als DA-Vorstandsmitglied der Allianz für Deutschland an, dem Bündnis, das die Volkskammerwahlen vom März 1990 im Schlepptau Helmut Kohls gewann.

Der erste Mann der DDR hieß nun Lothar de Maizière. Der Sohn des einstigen Kasner-Mitstreiters Clemens de Maizière sah sich von einem regelrechten Netzwerk von Beratern umgeben, die sich an Moskau orientierten. Lothar de Maizière berief Angela Merkel dann zur stellvertretenden Regierungssprecherin.

Ihre Leistungen dort wurden schnell öffentlich anerkannt. Es sei ihr gelungen, sich durch „Intelligenz und Zuverlässigkeit einen Ruf zu schaffen, der sie für Höheres“ empfehle, schrieb das „Neue Deutschland“. Es sollte Recht behalten. Nachdem der DA in der CDU aufgegangen waren, lenkten de Maiziere und sein Staatssekretär Günther Krause den Blick Helmut Kohls auf Merkel, der von der Pfarrerstochter sogleich angetan war.

Die These der Reformkommunistin scheint gewagt

Insgesamt hält das neue Merkel-Buch aufschlussreiche neue, präzisierende Facetten der Biografie Merkels in der DDR bereit – wenn auch eher keine bahnbrechenden Enthüllungen, die eine radikale Umwertung von Merkels Rolle in der DDR notwendig machen könnten. Vorwürfe, sie habe anderen Menschen geschadet, stehen nicht im Raum. Zu vermuten, sie sei wegen ihrer Systemnähe bis in die Wendezeit hinein eine überzeugte Reformkommunistin gewesen, scheinen gewagt.

Eher schon erkennt man im Blick auf Merkels „erstes Leben“ die vertrauten Züge der kühl kalkulierenden und taktierenden Pragmatikerin wieder. Schon zu DDR-Zeiten, so hat es den Anschein, arbeitete Merkel, von Anflügen utopischen Überschwangs frei und das eigene Fortkommen stets fest im Auge, in und mit den vorhandenen Strukturen, solange an ihnen kein Weg vorbei führte. Nachdem diese obsolet geworden waren, fand sie sich mit derselben Akribie schnell in den neuen Strukturen der Bundesrepublik zurecht. Sie startete freilich in einer Diktatur, deren perfides Erbe und deformierendes Fortwirken wir nicht verdrängen dürfen.

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