EVLKS - engagiert: 28. Landessynode - Frühjahrstagung 2024
28. Landessynode – Berichterstattung, Vorlagen und Beschlüsse

28. Landessynode - Frühjahrstagung 2024

Sonntag, 28. April 2024

Grußwort des Bischofs der lettischen Kirche

Nach einer musikalischen Andacht zum Sonntag Kantate setzte die Landessynode ihre öffentliche Sitzung fort. Zu Beginn sprach der Bischof der Lettischen Kirche Einãrs Alpe ein Grußwort. Er grüßte die Landessynode aus der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Lettland, in der nur alle vier Jahre eine Synode stattfindet. Er dankte sehr für die Beziehungen, die sächsische Gemeinden zu Gemeinden in Lettland halten.


Wort der 28. Landessynode zur Wahl

Für den Sozial-Ethischen Ausschuss brachte die Vorsitzende, Superintendentin Brigitte Lammert, einen Antrag zu einem Wort der Landessynode im Vorfeld der Wahlen 2024 ein. Sie berichtete, dass dem Ausschuss eine Eingabe dazu vorlag, in der die Synode um ein solches Wort gebeten wurde. Der Ausschuss habe sich dazu intensiv beraten, mit dem Landesbischof und der Synodalpräsidentin gesprochen und sich mit dem Wort der Landesjugendkammer der Evangelischen Jugend in Sachsen auseinandergesetzt. Im Ergebnis schlage der Ausschuss der Landessynode vor, sich das Wort der Evangelischen Jugend zu eigen zu machen. Mit dem Wort möchte er aber auch die Initiative „Für alle. Mit Herz und Verstand“ unterstützen und den Gemeinden danken, die sich an ihr beteiligen. Ziel des Wortes sei es, einerseits klar Position zu beziehen und andererseits zu Gesprächen und zur Auseinandersetzung mit den Positionen und Äußerungen verschiedener Parteien zu ermutigen.

Die Landessynode diskutierte intensiv und beschloss folgendes Wort der 28. Landessynode: 

Wort der 28. Evangelisch-Lutherischen Landessynode Sachsens im Wahljahr 2024

Als 28. Evangelisch-Lutherische Landessynode Sachsens bekennen wir uns zu Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt. Wir werben um Gottvertrauen und
treten ein für ein Miteinander in Respekt und gegenseitiger Wertschätzung.

Unsere Gesellschaft durchlebt eine Zerreißprobe. Krisen überlagern sich und fordern unsere Kraft, immer neue Herausforderungen und Unsicherheiten erschöpfen uns. Ärger und Unmut werden laut und ungebremst geäußert. Gleichzeitig ziehen sich viele Menschen zurück, fühlen sich allein gelassen, nicht gehört und unverstanden.

Extremistische Parteien bieten einfache Antworten auf komplexe Probleme. Sie vermischen vermeintliche Lösungsansätze mit ausgrenzenden und menschenfeindlichen Positionen. Kommen diese Parteien in politische Verantwortung, nimmt unser Miteinander Schaden.

Wir bitten alle Mitglieder der Landeskirche, sich im Vorfeld der Wahl mit den Zielen der Parteien und den Äußerungen der Kandidatinnen und Kandidaten auseinanderzusetzen und eine gewissenhafte Wahlentscheidung zu treffen. Wir unterstützen die ökumenische Wahlinitiative “Für alle. Mit Herz und Verstand” und danken allen Kirchgemeinden, die sich an dieser Initiative beteiligen.

Wir bitten um Kraft und Begleitung für alle die, die als Kandidatinnen und Kandidaten die Bereitschaft zeigen in der Welt zu wirken und in Gremien unseres Landes mitzuarbeiten.

Die Landesjugendkammer der Evangelischen Jugend in Sachsen setzt in ihrem Wort “Herz statt Hetze. Hoffnung statt Angst. Glaube statt Misstrauen.” vom 16.03.2024 “[...] der Angst die Hoffnung entgegen [...]” und erinnert an unseren gemeinsamen Glauben, “[...] dass Gott für diese Welt eine Zukunft bereithält [...]”. Die Landessynode macht sich dieses Wort der Landesjugendkammer zu eigen und bekräftigt es. Herz statt Hetze - Evangelische Jugend in Sachsen (evjusa.de)


Grußworte und zweite Beratung des Kirchengesetzes

Der Vizepräsident der Synode der evangelischen Kirche A. B. in Polen, Prof. Dr. Jerzy Sojka, bedankte sich in einem Grußwort für die Möglichkeit, an den Beratungen der sächsischen Synode teilnehmen zu können. Er sehe in der Synode ein Symbol für den gemeinsamen Weg einer Kirche und freue sich, dass dieser durch die ökumenischen Gäste auch grenzüberschreitend sei.

Nach dem Grußwort aus Polen trat die Landessynode in die zweite Beratung des Kirchengesetzes zur Änderung der Kirchgemeindeordnung ein. Sie beschloss das Gesetz in zweiter Lesung.

Aus der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Rumänien nahm Dr. Elfriede Dörr als Gast an der Tagung der Landessynode teil. In ihrem Grußwort ging sie auf die Partnerschaft zwischen den beiden Kirchen ein, die es seit einigen Jahren gibt. Sie dankte dafür, dass die Kirchenleitungen die Initiativen der Basis in dieser Weise aufgenommen hätten und dadurch eine dauerhafte Partnerschaft und vielfältige Begegnungen und Beziehungen ermöglichten. Die Evangelische Kirche AB in Rumänien sei eine Minderheitenkirche in einem orthodoxen Umfeld und in einer rumänischen Umgebung, viele evangelische Siebenbürger Sachsen seien ausgewandert und lebten nicht mehr in Rumänien. Um so wichtiger sei für eine kleine Kirche die Ökumene, in der man sich mit anderen Kirchen verbinde und gegenseitige Stärkung erfahren könne. Sie würdigte das ernsthafte, respektvolle und freundliche Miteinander und das intensive und ehrliche Diskutieren, welches sie in der sächsischen Landessynode erlebe und das sie gern mitnehmen wolle nach Rumänien.


Öffentliche Berichterstattung aus Ausschüssen

Aus dem Rechtsausschuss berichtete Vizepräsident Christoph Apitz vom Arbeitsstand einer Eingabe, welche von Seiten der Arbeitnehmervertreter in der Arbeitsrechtlichen Kommission an die Landessynode gerichtet worden war. Der Rechtsausschuss werde die Eingabe weiter bearbeiten und bis zur Herbsttagung eine Vorlage für die Landessynode erarbeiten.


Unterstützung des Prädikantendienstes

Aus dem Theologischen Ausschuss brachte die Synodale Katrin Spenke einen Antrag ein, welcher sich auf drei Eingaben bezog, die dem Ausschuss zugewiesen worden waren. In ihnen werde u.a. der Wunsch nach der Ermöglichung von Abendmahlsverwaltung in einem von Prädikanten geleiteten Gottesdienst formuliert. Zur Zeit gebe es die Möglichkeit, dass Prädikanten zusätzlich zur öffentlichen Wortverkündigung nach einem Jahr und entsprechender Ausbildung auch die Sakramentsverwaltung übertragen werde. In den Eingaben sei aber auf die Schwierigkeiten hingewiesen worden, beispielsweise sei der Kurs immer ausgebucht. Ein Änderungsantrag, in den Antrag auch die Lektoren aufzunehmen, wurde mehrheitlich abgelehnt.

Mit der Zustimmung zu dem Antrag bat die Landessynode das Landeskirchenamt die Eingaben zu berücksichtigen und empfahl zu prüfen, wie die Anzahl der Ausbildungsplätze für die Abendmahlsverwaltung durch Prädikanten erhöht werden und auch dezentrale Angebote angeboten werden können. Ziel sei es, mehr Prädikanten zur Abendmahlsverwaltung zu ermutigen.


Einblick in die Arbeit von Brot für die Welt

Die Präsidentin des Evangelischen Werkes für Diakonie und Entwicklung und „Brot für die Welt“, Dr. Dagmar Pruin, stellte der Landessynode die Arbeit des Evangelischen Entwicklungswerkes vor und ging auf zwei der großen Herausforderungen, den Hunger und die Armut, ein. Die Zahl der von akutem Hunger Betroffenen sei im letzten Jahr auf 282 Millionen Menschen gestiegen, mehr als jedes fünfte Kind sei von Hunger, Unterernährung und Tod bedroht. Die durch den Klimawandel bedingte Zerstörung von Lebensgrundlagen betreffe immer mehr Menschen und Regionen auf der Welt, die Klimakrise sei derzeit der größte Hungertreiber überhaupt. Die Unterstützung von Kleinbauern, damit diese von ihrer Arbeit leben können, sei eine zentrale Aufgabe. Daher seien die Fragen der Klimagerechtigkeit und Ernährungsgerechtigkeit zentrale Aufgabenfelder für Brot für die Welt.

Dagmar Pruin berichtete den Synodalen von ihrer Reise in die Ukraine (Kiew), wo sie erlebt habe, welche katastrophalen Folgen der Krieg für die Menschen und das Land habe. Es seien ganz viele alte Menschen, die nicht fliehen wollten, jetzt obdachlos. Weiter erzählte sie, dass Brot für die Welt auch in Israel und Gaza Partnerorganisationen habe. Bei ihrem Besuch in Israel und Gaza habe sie erlebt, wie die Hilfsorganisationen dort weiterarbeiteten, die Lage zu verbessern versuchten und dies weiterhin auch gemeinsam in Israel und Gaza täten. Dieses Engagement gebe ihr Hoffnung für die Welt. Sie erinnerte an den Konziliaren Prozess, der in Dresden seinen Abschluss gefunden habe und dessen Themen auch heute noch hochaktuell seien. In diesem Zusammenhang würdigte sie die Arbeit der Arbeitsstelle Eine Welt in Leipzig und dankte der sächsischen Landeskirche, in der die Spendensammlung für Brot für die Welt tief verwurzelt sei. Die Aktion „Stollenpfennig“ in Sachsen sei einzigartig. Auch die Aktion „5000 Brote“, in der sich sächsische Konfirmandinnen und Konfirmanden mit der weltweiten Ernährungssituation beschäftigten, gemeinsam mit Bäckern Brot backen und den Erlös an „Brot für die Welt“ spenden, sei etwas Besonderes und habe schon viele Spenden eingebracht.

Zur Webseite BROT FÜR DIE WELT.


Bericht des Diakonischen Werkes Sachsen

Der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Sachsen, Oberkirchenrat Dietrich Bauer, legte unter der Überschrift „Bekennen, kämpfen, feiern“ den Schwerpunkt seines Berichtes auf die gesellschaftliche und gesellschaftspolitische Situation. Mit einem Zitat des französischen Philosophen Michel Foucault - „Der Mensch verschwindet wie am Meeresufer ein Gesicht im Sand“ – weist er auf die Ambivalenz der späten Moderne hin, welche einerseits zu mehr persönlicher Freiheit, Individualisierung und Pluralisierung, aber andererseits zu einer Instabilität von Weltanschauungen geführt habe. Die Bindekräfte großer Institutionen würden zunehmend schwinden, bisher geltende Prinzipien und Strukturen stünden immer öfter grundsätzlich zur Disposition, so beispielsweise das Subsidiaritätsprinzip als Grundlage unseres Sozialstaates. Im Blick auf die Diakonie nehme er eine Ökonomisierung des sozialen Sektors wahr. Es sei auch durch die Kirche neu zu reflektieren, was es aus der Sicht des Evangeliums heute zu tun gilt. Aus dem christlichen Schöpfungsglauben folge, dass der Mensch als individuelles Beziehungswesen zur Freude geschaffen sei, um zu lieben und geliebt zu werden und darin glücklich zu sein. Der christliche Glaube habe keinen statischen Wahrheitsbegriff, sondern einen beziehungsstiftenden, der sich wiederum an Lieben und Glücklich sein in der Balance von Gemeinschaft und Individualität bemesse.

Bauer betonte, dass „Bekennen“ und „Zeugnis geben“ Haltungen seien, die unmittelbar zum christlichen Glauben gehörten und eine Überzeugung erst durch eine persönliche Haltung Gestalt gewinne. Im Gegensatz zu vergangenen Zeiten sei diese „Glaubenshaltung“ nicht mehr auf den Bereich der Religionen beschränkt, sondern umfasse alle Weltanschauungen. Rechtes Gedankengut gehöre nicht zu den Haltungen, die dem christlichen Glauben verwandt seien, denn in ihm fehle die Überzeugung, dass alle Menschen zur Freude und zum Glück geschaffen sind. Angesichts der Instabilität von Weltanschauungen müsse heute neben dem Bekennen des Glaubens auch für die christlichen Haltungen gekämpft werden. Jedoch sei dieser Kampf im christlichen Sinne immer gewaltfrei und entmenschliche das Gegenüber nicht, es gehe vielmehr um Engagement, um Diskussion, um Positionierung. Dietrich Bauer wies in diesem Zusammenhang auf die Positionen hin, welche die Diakonie Sachsen zu wesentlichen gesellschaftspolitischen Themen formuliert habe, die ganz im Sinne unseres Jahresthemas dazu geeignet seien „Nächstenliebe eine Stimme zu geben“.

Bericht von Dietrich Bauer

Positionen zum Wahljahr 2024 der Diakonie Sachsen

Dem Bericht aus der Diakonie Sachsen folgte eine Aussprache im Plenum.


Antrag des Finanzausschusses

Vizepräsident Dr. Christoph Herbst brachte für den Finanzausschuss einen Antrag ein, mit dem das Anliegen der dem Finanzausschuss zugewiesenen Drucksache 182 zu einer Budgetierung für Kirchgemeinden aufgegriffen und ein Verfahrensvorschlag gemacht wird. Mit dem Antrag sollte das Landeskirchenamt gebeten werden, spätestens bis zur Frühjahrstagung 2025 Vorschläge für eine Anpassung des Zuweisungsgesetzes vorzulegen, die eine Stärkung von Eigenverantwortung und damit einhergehender Budgetierung beinhalten. Nach einer intensiven Diskussion zu diesem Antrag wurde dieser Antrag mit großer Mehrheit angenommen.


Evaluation von Kirche mit Hoffnung

Der Vorsitzende des Gemeindeaufbau- und Missionsausschuss, Jörg Hänel, berichtete der Landessynode von den Ausschussberatungen über die Vorlage 60 des Landeskirchenamtes „Wissenschaftliche Evaluation Reformprozess Kirche mit Hoffung“. Die beiden vorliegenden Skizzen zu einer wissenschaftlichen Evaluation vom Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD und der Forschungsstelle Missionale Kirchen- und Gemeindeentwicklung am Forschungszentrum Center for Empowerment Studies an der Martin-Luther-Universität in Halle seien durch den Ausschuss intensiv beraten worden. Ein Vergleich sei aufgrund der unterschiedlichen Ansätze und Kostendarstellungen nicht einfach gewesen, weshalb mit einem Antrag um eine Konkretisierung der Angebote gebeten werde. Jörg Hänel erläuterte, dass der Ausschuss im vorliegenden Antrag auch einige Schwerpunkte benannt habe, die in die Evaluation des Reformprozesses einfließen sollten.

Die Landessynode stimmte dem Antrag nach einer Diskussion einstimmig zu und bat damit das Landeskirchenamt, die Kosten für die Evaluation in der Haushaltsplanung zu berücksichtigen und die überarbeiteten Evaluationskonzepte der Landessynode zur Beschlussfassung und Entscheidung für ein Konzept zu ihrer Herbsttagung 2024 vorzulegen.

Impressionen der Synodaltagung

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