Tom Cruise wird 60: zwischen Hollywood und Scientology
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Tom Cruise wird 60: zwischen Hollywood und Scientology

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Hollywood-Star Tom Cruise, der auch wegen seiner Nähe zu Scientology in der Kritik steht, wird 60. Ein Porträt.

Berlin - Früher galt man nicht nur in Hollywood mit 60 als alt. Und man sah auch meist so aus. Erinnern wir uns an den grandiosen Spencer Tracy (5. April 1900 in Milwaukee, Wisconsin - 10. Juni 1967 in Beverly Hills, Kalifornien), der in zahlreichen Filmen „das humanitäre Gewissen der Leinwand“ verkörperte. In Stanley Kramers mit zahlreichen Stars gespicktem „Urteil von Nürnberg“ (1961), das die NS-Juristenprozesse aus dem Jahr 1947 aufgreift, spaziert Tracy als weiser - und weißhaariger - Richter Dan Haywood durch die fränkische Metropole. An einem Bratwurststand ist er von der Schönheit eines deutschen Mädchens derart gebannt, dass er keine Konversation zustande bringt. Als sie weggeht, nickt sie ihm zu: „Pfiat di, Opa!“ Da er kein Deutsch und erst recht nicht Bayrisch versteht, fragt er seinen amerikanischen Begleiter: „Was hat sie gesagt?“ Dieser antwortet: „Sie hat gesagt: ,Auf Wiedersehen, Großvater!‘“ Das Lächeln gefriert Tracy im Gesicht….

Tom Cruise wird 60: einer der erfolgreichsten Schauspieler seiner Generation

Am 3. Juli wird Tom Cruise 60. Aber so eine Szene wie am Nürnberger Bratwurststand wird er vermutlich auch in zehn Jahren nicht erleben. Der Mann altert einfach nicht, jedenfalls nicht sichtbar. Wie in Oscar Wildes einzigem Roman „Das Bildnis des Dorian Gray (1890/91), wo der reiche und schöne Protagonist ein Porträt besitzt, das statt seiner Falten bekommt und in das sich die Spuren seiner Sünden einschreiben, bleibt Cruise ein ewiger Jüngling. Im Gegensatz zu dem irischen Schriftsteller und Lebemann, der wegen homosexueller „Unzucht“ 1895 zu zwei Jahren Zuchthaus mit harter Zwangsarbeit verurteilt und als gebrochener Mann wieder in die Freiheit entlassen wurde, sind die „Sünden“ des US-amerikanischen Schauspielers überschaubar.

Bisher ist jede seiner Ehen bzw. Beziehungen, ob die zu Mimi Rogers, Nicole Kidman, Penelope Cruz oder Katie Holmes in die Brüche gegangen. Erstgenannte, sechs Jahre ältere Schauspielerin („Hart aber herzlich: Ins Herz getroffen“, 1983; „The Doors“, 1991) war es übrigens, die ihn in die geheimnisvoll-abstruse Welt der Scientology, die nach einem Bericht des Bundesamts für Verfassungsschutz aus dem Jahr 2016 das demokratische Rechtssystem ablehnt, einführte. Manchmal hat er sich öffentlich zum Affen gemacht wie bei seinem Auftritt in der Oprah Winfrey Show, bei der er auf die Interview-Couch hopste und seine Liebe zu Holmes überschwänglich erklärte. Sieben Jahre später wollte diese nichts mehr von ihm wissen und ging mit der gemeinsamen Tochter Suri auf und davon.

Tom Cruise: Der Hollywood-Star, der immer wieder wegen seiner Nähe zu Scientology in der Kritik steht, wird 60.
Tom Cruise: Der Hollywood-Star, der immer wieder wegen seiner Nähe zu Scientology in der Kritik steht, wird 60. © Alberto Pezzali / dpa

Hollywood-Star Tom Cruise feiert 60. Geburtstag: Schauspielerei und Sport als Leidenschaften

Seine Fans haben Tom Cruise jedenfalls seine gelegentlichen Eskapaden und seine Nähe zur Scientology immer (wieder) verziehen, denn er ist ein Weltstar ohne Allüren und ein richtig guter Schauspieler obendrein, der vor allem hart an sich selbst arbeitet und keine Doubles bei Stunts braucht. Gemeinsam mit drei Schwestern wuchs der am 3. Juli 1962 in Syracuse (New York) geborene Thomas Cruise Mapother IV in ärmlichen Verhältnissen auf. Seine Kindheit war geprägt durch die ständigen Umzüge seiner Eltern Thomas und Mary, die beide aus Louisville (Kentucky) stammten und irische, deutsche und englische Wurzeln hatten. Nach deren Scheidung lebte der kleine Tom, der lange brauchte um seine Legasthenie zu überwinden, bei seiner Mutter und ihrem neuen Ehemann in Glen Ridge (New Jersey). Im Alter von 14 Jahren beschloss er für kurze Zeit, katholischer Priester zu werden, und lebte ein Jahr in einem Priesterseminar der Franziskaner.

Sein hauptsächliches Interesse galt aber vor allem dem Sport und der Schauspielerei. In der Schule war er in der Ringermannschaft, doch nach einer Knieverletzung wurde er ausgemustert. Mit 18 ging er nach New York, wo er die Neighbourhood Playhouse School of the Theatre besuchte. Dort lernte er seinen Förderer, den renommierten Schauspiellehrer Sanford Meisner (31. August 1905 in New York City - 2. Februar 1997 in Sherman Oaks, Los Angeles, Kalifornien) kennen, welcher auch Gregory Peck, Eli Wallach, Steve McQueen, Elizabeth Ashley, James Caan, Robert Duvall, Lee Grant, Jeff Goldblum oder Sandra Bullock ausbildete. Ein nach der Meisner-Technik arbeitender Schauspieler generiert seine Impulse für die jeweiligen Spielhandlungen nicht selbst, sondern greift diese ausschließlich von seinen Spielpartnern bzw. dem Spielumfeld ab. Das Credo des großen Lehrers, dem Tom Cruise „alles verdankt“, lautet: „Schauspielern ist die Fähigkeit, unter vorgegebenen imaginären Umständen wahrhaftig zu leben.“

Hollywood-Schauspieler Tom Cruise wird 60: Nähe zu Scientology immer wieder in der Kritik

Nachdem er nun das Rüstzeug für diesen schönen, aber keinesfalls leichten Beruf erworben hatte, ging es für ihn Schlag auf Schlag: 1981 gab Tom Cruise in „Endlose Liebe“ sein Leinwanddebüt. Im selben Jahr stand er für „Die Kadetten von Bunker Hill“ gemeinsam mit George C. Scott und Sean Penn vor der Kamera. 1983 wirkte er in Francis Ford Coppolas Kult-Film „Die Outsider“ mit. Erste Hauptrollen spielte er in der Komödie „Lockere Geschäfte“ (1983), dem Sportlerdrama „Der richtige Dreh“ (1983) und in Ridley Scotts Fantasy-Epos „Legende“ (1985).

Der wirkliche Durchbruch gelang dem nur 170 Zentimeter großen Akteur 1986 mit dem von Ridleys Bruder Tony Scott inszenierten Fliegerfilm „Top Gun - Sie fürchten weder Tod noch Teufel“, der weltweit mehr als 340 Millionen Dollar einspielte und ihn zum erfolgreichsten Schauspieler seiner Generation machte. Bei aller Militär-Propaganda für die Kampfpiloten der United States Navy gehen vor allem die von Harold Faltermeyers wuchtigem, großteils synthetischen Soundtrack untermalten Liebesszenen zwischen Tom Cruise und Kelly McGillis unter die Haut. Die extremen Nahaufnahmen erinnern an George Stevens US-Filmklassiker „Ein Platz an der Sonne“ (1951), wo Elizabeth Taylor und Montgomery Clift, dem Tom Cruise ja sehr ähnlich sieht, ein (Kino-)Traumpaar abgaben.

Zwischen Hollywood und Scientology: gefeierter und umstrittener Hollywood-Star Tom Cruise wird 60

Filmflops gab es in den 1980er und 1990er Jahren so gut wie keine für den ehrgeizigen Mimen: 1988 war er neben Dustin Hoffman in Barry Levinsons Drama „Rain Man“ zu sehen. Der Film über Autismus und (späte) Bruderliebe wurde 1989 für acht Oscars nominiert und gewann in den Kategorien „Bester Film“, „Beste Regie“, „Bester Hauptdarsteller“ (Dustin Hoffman) und „Bestes Originaldrehbuch“. Im Jahr darauf erhielt Tom Cruise für seine Darstellung des gelähmten Vietnam-Veteranen Ron Kovic in Oliver Stones „Geboren am 4. Juli“, wo er einen Schnurrbart und hohen Haaransatz trug, seine erste Oscar-Nominierung und einen Golden Globe. In den Jahren 1992 bis 1996 stellte Cruise einen Rekord auf, indem er mit „Eine Frage der Ehre“, „Die Firma“, „Interview mit einem Vampir“, „Mission: Impossible„ und „Jerry Maguire - Spiel des Lebens“ (zweite Oscar-Nominierung, die dritte gab es 2000 für das Independent-Drama „Magnolia“) nacheinander fünf Filme drehte, die in den USA jeweils über 100 Millionen Dollar einspielten.

An der Spitze von Hollywoods Schauspieler-Stars längst etabliert, bewies er auch sein Können als Charakterdarsteller in Stanley Kubricks finalem Meisterwerk „Eyes Wide Shut“ (1999), einer kongenialen Adaption von Arthur Schnitzlers „Traumnovelle“ (1925/26) über Eifersucht und außereheliche sexuelle Begierden eines vermeintlichen Traumpaars. Den Part von Cruises Filmfrau spielte laut Wunsch des Regie-Asses auch seine damals wirklich große Liebe Nicole Kidman. Für die längsten Dreharbeiten der Filmgeschichte, die fast eineinhalb Jahre verschlangen, zogen die beiden nach London, um Kubrick, der seinen eigenen Wohnsitz Childwickbury Manor in der Grafschaft Hertfordshire hatte, nahe zu sein. Als dieser überraschend eine Woche nach Beendigung des Drehs im Schlaf verstarb, war der Schock bei Cruise/Kidman groß.

60. Geburtstag von Tom Cruise: Stanley Kubrick war ihm Künstler, Vorbild und Freund

Viele haben über Tom Cruise geschrieben und meinen ihn zu kennen, ohne ihn je getroffen zu haben. Ich durfte ihn auf ungewöhnliche Weise persönlich kennen lernen. Stanley Kubrick war es nämlich indirekt zu verdanken, dass ohne vorher vereinbarten Termin, Tom Cruise dem Verfasser dieser Zeilen ein erstes Interview gewährte. Bei der Pressekonferenz zu Michael Manns Thriller „Collateral“ am 1. September 2004 im Berliner Meistersaal - früher auch bekannt als Studio 2 der Hansa-Tonstudios, in dem David Bowie „Heroes“ und Albert Hammond „Down by the River“ aufnahmen, lobte ich vor der versammelten Journalistenschar seine Darstellung des eiskalten Auftragsmörders Vincent als „seine beste Performance neben der des Dr. Bill Harford in ‚Eyes Wide Shut‘“. Auch ein Weltstar freut sich über Komplimente. Sichtlich angefasst dankte Tom Cruise mir.

Als die Konferenz zu Ende war und der Saal sich langsam leerte, fragte er mich, ob ich auch einen besonderen Zugang zu Stanley Kubrick hätte. Als ich dies bejahte und sagte, ich wäre mit dessen Familie befreundet und hätte auch seinen Wohnsitz und sein Grab besucht, schickte er die Bodyguards um ihn herum weg und setzte sich eine halbe Stunde mit mir auf den Parkettboden. Stanley würde ihm als Künstler, Vorbild und Freund fehlen, eröffnete er mir. Die Abendschau des RBB filmte sogar Teile unserer Konversation. Als ich mein Aufnahmegerät aus der Brusttasche zog, fiel ein Foto meiner damals vierjährigen Tochter Laetitia-Ribana heraus. Er fragte, ob er es betrachten dürfte. Lange hielt es Tom Cruise in der Hand und sagte mehrfach: „Sie ist wunderschön!“ Und dann gestand er mir, dass er trotz der Trennung von Nicole Kidman auf Wunsch der gemeinsamen Adoptivkinder Isabella und Connor mit ihr - und den Kindern natürlich - in den Urlaub fahren würde.

Tom Cruise wird 60: Sunnyboy-Image und Charakterdarsteller

Dann wollte ich von ihm wissen, warum er mit „Eyes Wide Shut“, wo er aus Eifersucht seine Frau betrügen will, ihm das aber in einer langen Nacht trotz diverser Schönheiten, die ihm begegnen, aus diversen Gründen nicht gelingt, und „Collateral“ seinem Sonnyboy-Image ade gesagt hätte. „Es freut mich natürlich, was du über mein Spiel in ‚Eyes Wide Shut‘ sagst. Der Arzt Bill Harford, der sich aus Eifersucht nächtens auf die Suche nach erotischen Eskapaden macht, war von Stanley absichtlich als sehr passiver Charakter angelegt“, sprudelte es förmlich aus ihm heraus, „Es war nicht einfach, das zu spielen, aber bis heute ist es die größte Herausforderung meiner Karriere geblieben. Der Film ist für mich auch ohne mein Zutun ein Meisterwerk - und es ist unendlich traurig, dass Stanley, der immer mein Idol war, die Premiere nicht mehr erlebt hat. Ich trug bei seiner Beerdigung den Sarg und bin mit seiner Familie nach wie vor eng befreundet. Bill war bereits ein ambivalenter Charakter und es gibt die weitere Gemeinsamkeit des nächtlichen Abenteuers, doch er ist ein Waisenknabe gegen Vincent. Allerdings interessiert es mich im Grunde genommen nicht, ob eine Rolle gut oder böse ist. Ich will gute Geschichten erzählen, und wenn man mit einem so großartigen Filmemacher wie Michael Mann arbeiten darf, weiß man als Schauspieler, dass man keine eindimensionale Figur spielen wird. Vincent ist nicht nur böse, er ist auch sehr ironisch. Er ist zwar ein eiskalter Killer, aber der Reiz bestand darin, ihn so vielseitig wie möglich zu interpretieren. Es macht ehrlich gesagt auch mehr Spaß, das Böse zu verkörpern, gerade, wenn man jahrelang die Guten gespielt hat.“

Hollywood-Star und Nouvelle-Vague-Fan: Tom Cruise feiert 60. Geburtstag

Wie hat er sich eigentlich auf die Rolle des Schurken in „Collateral“ vorbereitet? „Zuerst sah ich mir einige Filme über Profikiller an, darunter Jean-Pierre Melvilles ‚Der eiskalte Engel’ mit Alain Delon. Dessen einsam-melancholische Ausstrahlung bei der Verrichtung seines grausamen Geschäfts faszinierte mich sehr. Außerdem nahm ich Schießunterricht – und zwar mit scharfer Munition, um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, wie das Verhältnis eines Profikillers zu seiner Waffe ist.“ Tom Cruise arbeitet immer wieder mit perfektionistischen Regisseuren zusammen. Sieht er sich selbst als Perfektionist? „Ich bin zumindest obsessiv - es muss nicht alles perfekt sein, auch wenn ich auf Tugenden wie Gewissenhaftigkeit und Pünktlichkeit wert lege.“ Seinen absoluten Lieblingsfilm verrät er mir ebenfalls. Es ist François Truffauts Nouvelle-Vague-Klassiker „Jules und Jim“ (1962) über die („Un-)-Möglichkeit einer reinen Liebe zu dritt“ mit Jeanne Moreau, Oskar Werner und Henri Serie in den Hauptrollen. Als er „Vanilla Sky“ (2001) drehte, bestand er als Co-Produzent gegenüber Regisseur Cameron Crowe darauf, dass er neben dem „Jules und Jim“-Filmplakat in seiner Wohnung zu sehen wäre: „Das ist echte Filmkunst, an der wir uns in Hollywood orientieren sollten!“

Image als publikumsfreundlichster Hollywood-Star: Tom Cruise wird 60

Er gilt als der publikumsfreundlichste Hollywood-Star. Hier ein Autogramm, dort ein gutes Wort. Nervt es ihn aber nicht manchmal, dass er andauernd von Paparazzi, die jeden privaten Schritt ablichten wollen, verfolgt wird? „ Als Vincent würde ich sagen: Schade, dass man sie nicht erschießen kann, weil sie sich so flink bewegen. Aber Spaß beiseite: Die meisten Fotografen sind sehr höflich, doch es gab auch schon mal gefährliche Situationen, als ich mit meinen Kindern unterwegs war. Ich bin jemand, der gern auf Menschen zugeht, sich fotografieren lässt und Autogramme gibt. Aber es ist natürlich etwas völlig anderes, wenn ich mit Isabella und Connor zusammen bin. Glücklicherweise sind 99 Prozent aller Fotografen einsichtig, wenn ich ihnen sage, dass sie gerade eine Grenze überschreiten.“ Und dann lässt sich der ehemalige Priester-Schüler, der längst keine (Moral-)Predigten mehr halten will, auch zur Scientology von mir befragen: „Scientology gab mir das Rüstzeug mit, meine beruflichen und privaten Pläne besser zu verwirklichen, in dem ich hart an mir arbeite. Ich weiß, dass viele Scientology skeptisch gegenüber stehen. Wer wirklich wissen will, um was es genau geht, sollte einfach das Buch „What is Scientology?“ lesen, da steht alles drin. Ich kann und will niemand missionieren.“

Tom Cruise: Der ehemalige Priesterschüler und Scientologe stand mehrfach in der Kritik

Propaganda für eine Sekte würde sich anders lesen. Weitere Treffen zwischen uns folgten. So am 20. Januar 2009 im Berliner Hotel de Rome anlässlich der Deutschland-Premiere von „Operation Walküre - Das Stauffenberg-Attentat“: Als Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg glänzte er in dem auf historische Tatsachen basierenden Film eines militärischen Widerstands mit dem gescheiterten Versuch, Adolf Hitler, den Führer des nationalsozialistischen Deutschlands, zu töten und aus moralischen und politischen Gründen einen Staatsstreich durchzuführen. Dass brachte ihm bereits am 29. November 2007 den „Courage-Bambi“ ein. Nicht zu Unrecht, denn jeder, der bei der detailversessenen deutsch-US-amerikanischen Co-Produktion mitwirkte, ob internationale Stars wie Terence Stamp, Kenneth Branagh und Bill Nighy oder deutsche Schauspieler wie Thomas Kretschmann, Christian Berkel oder Matthias Schweighöfer, war begeistert über den Team-Spirit den Tom Cruise vorlebte. Er war der erste, der morgens am Set (u.a. dank einer Sondergenehmigung im Bendlerblock) erschien und abends der letzte, der ging. Für ihn war es wichtig, dass die in Deutschland mehrfach verfilmte Geschichte des deutschen Widerstands in der Hitler-Ära auch in den USA bekannt wurde. Dabei behandelte er alle gleich. Kabelträger begrüßte er mit Handschlag - und der Garderobenfrau brachte er einen Espresso mit.

Tom Cruise: zwischen kommerziellem Erfolg und Charakterrollen

Zwar sprach sich seinerzeit der älteste Sohn von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Berthold Graf von Stauffenberg, Generalmajor a. D., gegen die Rollenbesetzung seines Vaters durch Tom Cruise aus. Aber dafür wirkte Enkel Philipp von Schulthess in der Rolle von Henning von Tresckows Adjutanten Fabian von Schlabrendorff mit. Er war es auch, der Tom Cruise und mich im Hotel de Rome gemeinsam ablichtete. Nach dem hochgelobten Widerstandsepos folgte mit James Mangolds Action-Komödie „Knight and Day“ (2010) sein einziger echter kommerzieller Flop. Die beiden Science-Fiction-Filme „Oblivion“ (2013) und „Edge of Tomorrow“ (2014) sowie der Action-Krimi „Jack Reacher“ (2012) erhielten hingegen gute Kritiken und waren finanziell erfolgreich. Im Gegensatz zur Neuverfilmung von „Die Mumie“ (2017) ließen die Fortsetzungen des Franchise „Mission: Impossible“ die Kinokassen wieder klingeln: Teil IV und V der Filmreihe, die 2011 und 2015 in die Lichtspielhäuser kamen, spielten rund 695 Millionen Dollar (Teil IV) und 683 Millionen Dollar (Teil V) ein. Im Sommer 2018 wurde mit „Mission: Impossible - Fallout“ die sechste Episode in den Kinos veröffentlicht, mit der Cruise bei einem Einspielergebnis von rund 790 Millionen Dollar seinen bisher größten kommerziellen Triumph feiern konnte. Dieser wurde nach zwei Jahren Kinodürre durch die Corona-Pandemie sogar noch durch das äußerst ansehnliche Reboot „Top Gun: Maverick“, dass 2022 sage und schreibe 1.006,4 Millionen US-Dollar erwirtschaften konnte, übertroffen.

Schauspieler Tom Cruise und FR-Autor Marc Hairapetian.
Schauspieler Tom Cruise und FR-Autor Marc Hairapetian. © FR/ Marc Hairapetian

Tom Cruise kann also mit 60 wahrlich die Champagner-Korken knallen lassen. Und auch 2023 und 2024 könnten mit der zweitteiligen Fortsetzung „Mission: Impossible - Dead Reckoning“, wo er die Rolle des operativen Agenten Ethan Hunt beim US-amerikanischen Geheimdienst „IMF“ (Impossible Mission Force, deutsch etwa: „Truppe für undurchführbare Missionen“) erneut, allerdings zum vermutlich letzten Mal übernehmen soll, seine Kinojahre werden. Dabei ist er auf der Suche nach ständig neuen „Mission: Impossibles“: Nachdem er schon 2000 im zweiten Teil der Serie Action-Massstäbe gesetzt hatte, indem er in schwindelerlegender Höhe in Utah, geschützt nur von einem Sicherheitsseil von einer Klippe hängt und von Hang zu Hang mit bewundernswerten Leichtigkeit springt, klammert er sich in den ersten fünf Minuten von „Mission: Impossible - Rogue Nation“ (2015) an die Seite eines gigantischen Airbus A400M, der vom Boden abhebt. Es gab auch in dieser Szene keinen Stuntman oder digitale Hilfe. Nur zwei Sicherheitsdrähte, an denen Cruise gesichert war, mussten am Ende entfernt werden. Acht Mal drehte er die Szene, bis sie im Kasten war. 

Tom Cruise wurde für einen touristischen Flug zur Internationalen Raumstation (ISS) ausgewählt

Zusammen mit Regisseur und Kameramann Doug Liman wurde Tom Cruise vom Unternehmen Axiom Space im Jahr 2020 für einen touristischen Flug zur Internationalen Raumstation (ISS) ausgewählt, um dort einen Film zu drehen. Zunächst wurde vermutet, dass die beiden schon an Bord der Mission Ax-1 gehen werden, die für Ende 2021 angesetzt war. Im Januar 2021 wurde jedoch bekannt, dass der Raumflug von Cruise und Liman bei einer späteren Axiom Space-Mission stattfinden wird. Wie dem auch sei: Tom Cruise brennt immer noch vor Ehrgeiz. Ihm, der sich selbst als „Träumer“ bezeichnet und der für „Last Samurai“ (2003) Japanisch und Schwertkampf lernte, scheint einfach nichts unmöglich. Er will es den anderen und vor allem sich selbst beweisen: „Ich habe schon immer wilde Dinge gemacht!“ Im Mai sagte er bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes: „Es hat sich für mich nichts verändert, seitdem ich mit 18 zum ersten Mal vor der Kamera stand und dachte: Bitte lass mich das doch bis zum Ende meines Lebens machen dürfen! Ich werde es niemals als selbstverständlich hinnehmen. Ich habe das große Privileg, dass Menschen meine Filme mögen. Nicht immer und nicht alle - aber genug.“ (Marc Hairapetian)

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