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Leo Eder
Leo Eder (Foto: SWR3)
Amelie Heß
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Gewalt, Alkohol, Machtmissbrauch: Was geht an deutschen Filmsets wirklich ab? Der Spiegel hat über Vorwürfe gegen Til Schweiger berichtet und eine weitreichende Diskussion entfacht.

In dem Artikel sprechen Mitarbeiter anonym über Gewalt und Trunkenheit am Filmset von Til Schweiger. Daraufhin äußerte sich Schauspielerin Nora Tschirner per Instagram. Und sie war nicht die Einzige. Ein deutlicher Ruck scheint durch die Öffentlichkeit zu gehen: Was jahrelang im Verborgenen bei deutschen Filmproduktionen ablief, kommt jetzt langsam ans Licht.

Filmbranche: Meldungen zu Machtmissbrauch nur dank Anonymität

Regisseurin Wero Rodowicz hat über Instagram Hunderte anonyme Meldungen von Leuten aus der Filmbranche bekommen, die über Machtmissbrauch an Filmsets berichten. Um das Thema ging es bei Deutschland3000 am 4. Mai.

Rodowicz schätzt, dass sie so viel Feedback nur dank der Anonymität bekommen habe. Wer den Mund aufmache, laufe Gefahr, nicht mehr gebucht zu werden, sagt auch Schauspieler Julius Feldmeier:

Vorwürfe gegen Til Schweiger: Wutausbrüche und Alkohol

Trunkenheit, Wutausbrüche und Gewalt – all das soll an den Filmsets von Til Schweiger laut einem Spiegel-Bericht die Regel gewesen sein. Darin äußern sich Mitarbeiter von Schweiger anonym über die Zustände bei den Drehs des Filmemachers und Schauspielers.

Neujahrsvorsätze „Dry January“: Vier Wochen lang kein Alkohol – was bringt das überhaupt?

Im Januar kein Alkohol. Das ist einer der beliebtesten Vorsätze nach Neujahr. Aber vier Wochen, was bringt das? Was tut sich da schon im Körper? Die Antwort überrascht!

Beim Set von „Manta Manta – Zwoter Teil“ habe Schweiger unter Alkoholeinfluss sogar einem Mann ins Gesicht geschlagen, berichten vier Mitarbeiter dem Spiegel anonym. Insgesamt hat der Spiegel mit mehr als 50 Mitarbeitenden von Til Schweiger gesprochen. Die Vorwürfe reichten teilweise mehr als zehn Jahre zurück, so der Spiegel.

Schweigers Anwältin hatte dem Spiegel nach den Vorwürfen mitgeteilt, ein Teil der „Sachverhalte“ sei ihrem Mandanten „nicht bekannt“, ein anderer unterstelle „angebliche Sachverhalte, die es nicht gegeben hat“.

Die Produktionsfirma Constantin Film hat laut ihres Chefs mit „einer intensiven Aufklärung“ der Vorwürfe begonnen. Martin Moszkowicz sagte der FAZ, man habe eine unabhängige Kanzlei beauftragt, „die Fehler und Probleme bei dieser Produktion zu analysieren“.

Claudia Roth will Code of Conduct für Filmbranche

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) will gegen Gewalt und sexuelle Belästigung in der Kultur- und Medienbranche vorgehen. Es soll ein Verhaltenskodex, ein sogenannter Code of Condurct, als freiwillige Selbstverpflichtung erarbeitet werden. Falls sich die Unternehmen und Verbände innerhalb der nächsten zwei, drei Jahre nicht daran halten sollten, sollen Regeln zum Arbeitsschutz verbindlich Teil staatlicher Förderverträge werden.

Schauspieler Hans-Werner Meyer beklagt, dass noch immer Fördermittel an Produktionsfirmen vergeben werden, die sich nicht an die Tarifbindung halten – obwohl das so ausgehandelt wurde:

Nora Tschirner über die Filmindustrie: „Ich hab keinen Bock mehr“

Während Til Schweiger und seine Produktionsfirma Constantin Film bislang alle Vorwürfe von sich weisen, hat sich Schauspielerin Nora Tschirner, die in Kino-Hits wie „Keinohrhasen“ an der Seite von Til Schweiger spielte, in einem bewegenden Instagram-Post geäußert. Daraus wird klar: Es geht um die ganze Filmindustrie.

„Ich sitz hier gerade mit einem Pulsschlag wie ein Kolibri“, so beginnt Nora Tschirner ihre Worte auf ihrem Instagram-Kanal. Sie solidarisiert sich in ihrem Post mit all den Kollegen und sagt, aus ihrer Sicht stimme an dem Spiegel-Artikel „sehr viel“. Dabei nimmt sie allerdings keinen Bezug mehr zu den Vorwürfen an Til Schweiger, sondern spricht von der Filmindustrie allgemein.

Ich muss ehrlich sagen, ich hab da keinen Bock mehr drauf. Das ist für jeden in der Branche seit Jahrzehnten bis auf einige wenige Sets ein offenes Geheimnis, dass diese Zustände herrschen.

„Danke Nora“ – viel Zustimmung für Tschirners Post

Die Verantwortlichen bezeichnet Tschirner als „höhnisch“, wenn die immer sagen würden, alles sei „cool“. Es koste die Leute, die sich nun äußern würden, viel Mut, schließlich würden sie sich nicht mal trauen, ihren Namen zu sagen, weil sie sich in ihren Positionen eigentlich nicht leisten könnten, ein „Fass aufzumachen“.

Tschirner endet ihr Statement mit einem Aufruf an die ganze Filmindustrie:

Wenn wir uns jetzt nicht mal die Karten legen als Industrie, was Arbeitsschutz angeht, dann müssen wir uns halt irgendwann fragen, auf welcher Seite wir so gestanden haben, was die ganze Geschichte angeht.

Auf Instagram bekommt Tschirner sehr viel Lob für ihren Post. „Danke Nora“, schreibt etwa Schauspielerin Jessica Schwarz. Auch Filmproduzenten und andere aus der Filmbranche wie Maskenbildner melden sich und bedanken sich für ihre Offenheit. „In unserer Branche herrschen seit Jahrzehnten Zustände, die untragbar sind. Wichtig & richtig, dass die Prominenz in dieser Branche sich endlich dazu äußert“, schreibt Liquid Filmproduktion.

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