Heinrich Mann (1871 – 1950) war ein deutscher Essayist, Novellist und Lyriker. Berühmt wurde er vor allem für seinen Roman Professor Unrat sowie die Kaiserreich-Trilogie (Der Untertan, Die Armen, Der Kopf). Seine gesellschaftskritischen Romane wurden unter anderem durch den französischen Roman des 19. Jahrhunderts geprägt. Er ist der ältere Bruder von Thomas Mann, in dessen Schatten er sein Leben lang stand.
Heinrich Mann
Biografie
Heinrich Mann kam am 27. März 1871 in der Hansestadt Lübeck als ältester Sohn eines wohlhabenden und angesehenen Kaufmanns zur Welt. Obwohl er wohlbehütet aufwuchs, erwartete sein Vater von ihm als ältesten Sohn die Fortführung der Familientradition und der Firma. Nach Konflikten in der Schule wurde Heinrich Mann mit dreizehn Jahren auf eine Bildungsreise zu Verwandten nach Sankt Petersburg geschickt, wo er seine ersten literarischen Gehversuche in Form von Tagebüchern unternahm. Schließlich verließ er die Schule ohne Abitur und begann eine Lehre in einer Buchhandlung in Dresden, die er alsbald abbrach. Mit zwanzig Jahren führte er die Lehre beim S. Fischer Verlag fort, besuchte Vorlesungen, das Theater und schrieb erste Novellen und Gedichte. Sein Vater missbilligte diese Entwicklung und sprach sich in seinem Testament entschieden gegen die literarischen Tätigkeiten seines ältesten Sohnes aus. Nach dem Tod seines Vaters verbrachte Heinrich Mann viel Zeit in Sanatorien wegen einer Lungenkrankheit und gab seine Stelle beim Verlag auf.
Die Familie zog alsbald nach München, denn in Lübeck hatte sie keinen guten Ruf mehr – man sprach von einer „verrotteten Familie“. Auf der Suche nach literarischer Orientierung reiste Heinrich Mann viel und verfasste zwischen 1892 und 1893 seinen ersten Roman In einer Familie, dessen Veröffentlichung von seiner Mutter finanziert wurde. Beeinflusst von Friedrich Nietzsche plante er mit seinem Bruder Thomas Mann zwei Jahre lang in Palestrina ein gemeinsames Projekt mit dem Titel „Abwärts“, welches schließlich von Thomas Mann allein zu Ende gebracht und als Die Buddenbrocks weltbekannt wird.
Heinrich Mann verfasste währenddessen Im Schlaraffenland. Ein Roman unter feinen Leuten, an dem er die Technik des Romans erlernt hat. Hierbei lenkt er den Blick vom Ich zur Gesellschaft hin, welche er bereits in diesem frühen Stadium seines Wirkens satirisch betrachtet.
Satirische Gesellschaftsromane, die die Wilhelminische Ära kritisch beleuchten, bestimmten von da an seinen literarischen Weg. 1905 erscheint Professor Unrat, der 1930 als Der blaue Engel verfilmt und zu einem Welterfolg wird. 1918 erscheint der Roman Der Untertan, der bis heute als sein bekanntestes Werk gilt und als Teil der Kaiserreich-Trilogie mit Die Armen und Der Kopf das Wilhelminische Gesellschaftspanorama eines autoritären Staates einfängt. Zwischen 1935 und 1938 veröffentlicht er seinen zweibändigen historischen Roman Die Jugend des Königs Henri Quatre und Die Vollendung des Königs Henri Quatre über den französischen König Heinrich IV. Die Botschaft des Humanismus und der Menschlichkeit machen das Werk zu einem der bedeutungsvollsten in Manns literarischer Karriere.
Durch unterschiedliche Weltanschauungen und einer von Kindheit an vorhandenen Rivalität unter den Brüdern entfernen sich Thomas und Heinrich Mann immer mehr voneinander, bis es schließlich 1914 zum Kontaktabbruch kommt. Der Grund dafür sind die von Thomas Mann veröffentlichten Gedanken im Kriege, die mit Heinrich Manns Ansichten kollidieren. Erst 1922 näherten sich die Brüder wieder an, wobei Thomas Mann seinen älteren Bruder in den späteren Jahren auch finanziell unterstützt.
Heinrich Mann war ein leidenschaftlicher Demokrat und setzte sich als Mitglied der „Preußischen Akademie der Künste zu Berlin, Sektion Dichtkunst“ und Präsident der „Sektion Dichtkunst bei der preußischen Akademie der Künste“ literaturpolitisch gegen den Faschismus ein. 1933 war er nach der Machtergreifung durch die Nazis schließlich gezwungen, zuerst nach Frankreich und danach in die USA zu fliehen, wo er bis zu seinem Tode 1950 lebte. Seine Bücher wurden 1933 in Deutschland öffentlich verbrannt.
In den USA arbeitete Heinrich Mann zunächst als Drehbuchautor, später versuchte er, an seinen Erfolg als Autor anzuknüpfen. Doch der Erfolg blieb aus, sodass er auf die Unterstützung durch seinen Bruder und seine Frau angewiesen war. In dieser Zeit verfasste er seine Autobiographie Ein Zeitalter wird besichtigt, die sich jedoch schlecht verkaufte.
1949 wurde ihm von den Kulturbehörden der DDR der „Nationalpreis I. Klasse für Kunst und Literatur“ verliehen, verbunden mit einer Berufung zum Präsidenten der Akademie der Künste in Ostberlin. Er verstarb jedoch vor Antritt der Reise am 12. März 1950 in Santa Monica.