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Theodor Heuss (1884–1963)

Politiker, Publizist und Bundespräsident

Theodor Heuss war promovierter Nationalökonom, liberaler Demokrat, Bildungsbürger, Literat, politischer Publizist und der erste Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. In diesem Amt bestimmte er die demokratische Rehabilitierung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich mit und leistete einen wegweisenden Beitrag zum Aufbau einer demokratischen politischen Kultur in Westdeutschland.

Am 31. Januar 1884 in Brackenheim nahe Heilbronn geboren, beteiligte sich Heuss schon im Kaiserreich an Demonstrationen für die Einführung des gleichen und direkten, allerdings noch auf Männer beschränkten Wahlrechts in Preußen und setzte sich aktiv für die Demokratisierung des deutschen Südwestens ein. Sein politisches Denken war von den sozialreformerischen und nationalsozialen Ideen des Liberalen Friedrich Naumann geprägt, zu dessen engsten Mitarbeitern er lange Zeit gehörte.

    Zur Biografie über die Bundespräsidentengattin Elly Heuss-Knapp

    1908 heiratete Theodor Heuss Elly Knapp, die Tochter des renommierten Nationalökonomen Georg Friedrich Knapp. Die beiden wurden von ihrem engen Freund Albert Schweitzer getraut. Theodor Heuss arbeitete in diesen Jahren vor dem Ersten Weltkrieg vor allem als Redakteur für Tageszeitungen und Zeitschriften wie „Die Hilfe“ und „März“. Darüber hinaus zog er 1906 für den Wahlkreis Urach in den württembergischen Landtag und für den Wahlkreis Heilbronn in den Reichstag ein. Während des Ersten Weltkriegs, an dem Heuss wegen einer Schulterverletzung nicht aktiv teilnehmen musste, wandte er sich immer mehr gegen den extremen Nationalismus und den grenzenlosen Annexionismus.

    1918 zog Heuss mit seiner Familie nach Berlin um und arbeitete dort als Schriftsteller, Publizist und Verbandsfunktionär etwa für den Deutschen Werkbund und für den Schutzverband deutscher Schriftsteller. Als Studienleiter war er von 1920 bis 1925 im Vorstand der Deutschen Hochschule für Politik im Bereich der politischen Bildung tätig. Von 1924 bis 1928 und von 1930 bis 1933 saß Heuss für die DDP im Reichstag. 1932 veröffentlichte er unter dem Titel „Hitlers Weg“ eine historisch-politische Studie, mit der er vehement vor dem Nationalsozialismus warnte. Obwohl er sich innerhalb seiner Fraktion mit Bestimmtheit gegen die Annahme des „Ermächtigungsgesetzes“ vom März 1933 ausgesprochen hatte, beugte er sich schließlich dem Fraktionszwang und stimmte dem Gesetz im Reichstag zu. Wenig später wurde ihm sein Reichstagsmandat aberkannt und sein Lehrauftrag an der Deutschen Hochschule für Politik entzogen. Immer mehr musste sich Heuss nun in die Privatheit zurückziehen. In den folgenden Jahren schrieb er große Biographien, unter anderem über Friedrich Naumann, den Architekten Hans Poelzig, und den Unternehmer Robert Bosch, die allerdings erst 1946 erscheinen konnte. In privaten Zirkeln pflegte Heuss auch den Kontakt zu Gegnern und Verfolgten des NS-Regimes.

    Im Sommer 1945 wurde Heuss von der amerikanischen Militärregierung zu einem der Herausgeber der Rhein-Neckar-Zeitung in Heidelberg und wenig später zum württembergischen Kultminister ernannt. Im Dezember 1948 folgte die Wahl zum Vorsitzenden der neu gegründeten FDP. Als Mitglied des Parlamentarischen Rates übte Heuss großen Einfluss auf die Formulierung des Grundgesetzes aus. Im Mai 1949 wurde er zum ersten Bundespräsidenten gewählt. Dieses junge Amt prägte er durch seine überparteiliche Amtsführung und durch seine prägnanten Reden. „Der Bundespräsident wirkt durch das Wort.“ Diese Charakterisierung des höchsten bundesdeutschen Staatsamtes geht auf sein Wirken zurück, das immer bemüht war, die Bürgerinnen und Bürger der jungen Bundesrepublik für die Demokratie zu begeistern und eine differenzierte Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit voranzutreiben.

    Seine väterliche, zugewandte und volksnahe Art ließ ihn schnell zum „Papa Heuss“ werden. Mit einer Reihe bedeutsamer Staatsbesuche schuf Heuss die Grundlage für die Wiedereingliederung Deutschlands in die internationale Gemeinschaft. Auch während der Hochphase seines politischen Wirkens blieb Heuss dabei stets breit interessiert: Das Eintreten für Demokratie und Rechtsstaat ging für ihn immer auch mit kultureller Bildung einher.

    Theodor Heuss starb, wenige Jahre nach Ende seiner zweiten Amtszeit als Bundespräsident, am 12. Dezember 1963 im Alter von 77 Jahren in Stuttgart.

    Mit zwei sehenswerten Ausstellungen wird heute in Baden-Württemberg an den großen Liberalen erinnert: in seinem Geburtsort Brackenheim (Theodor-Heuss-Museum) und in seinem Wohnhaus auf dem Stuttgarter Killesberg (Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus).


    Download der Kurzbiographie (PDF)

    Anregungen zum Weiterlesen:

    • BECKER, Ernst Wolfgang: Theodor Heuss. Bürger im Zeitalter der Extreme, Stuttgart 2011.
    • DAHRENDORF, Ralf/Martin VOGT (Hrsg.): Theodor Heuss. Politiker und Publizist. Aufsätze und Reden, Tübingen 1984.
    • HERTFELDER, Thomas/Christiane KETTERLE (Hrsg.): Theodor Heuss. Politiker – Publizist – Präsident. Begleitband zur ständigen Ausstellung im Theodor-Heuss-Haus, Stuttgart 2003.
    • HERTFELDER, Thomas: Theodor Heuss (1884–1963), in: Reinhold WEBER/Ines MAYER (Hrsg.): Politische Köpfe aus dem deutschen Südwesten, Stuttgart 2005,
      S. 233–245.
    • MERSEBURGER, Peter: Theodor Heuss. Der Bürger als Präsident, München 2012.
    • RADKAU, Joachim: Theodor Heuss, München 2013.

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