Der Konsumgüter-Konzern Tchibo fällt nicht zum ersten Mal durch Kopiervorwürfe auf.
Der Konsumgüter-Konzern Tchibo fällt nicht zum ersten Mal durch Kopiervorwürfe auf.
picture alliance / dpa | Patrick Seeger

Zufall oder dreistes Plagiat? Diese Frage treibt Fabian und Leonie Stein um. Das Gründerpaar aus Berlin führt ein kleines Modelabel, produziert unter dem Namen Wayks modulare Reisetaschen in trendigen Sandtönen. Mit Erfolg: Nach einer Crowdfunding-Kampagne 2019 sei eine erste, kleinere Produktionscharge schnell ausverkauft gewesen, sagt Stein zu Gründerszene. Trotz Pandemie und zunächst rückläufiger Nachfrage habe sich das Startup „über Wasser halten“ können. Inzwischen generiere Wayks gute Umsätze. „Wir haben eine sehr zufriedene, loyale Kundschaft“, so Stein.

Genau einer dieser Kunden war es nun auch, der die Steiners auf ein Angebot im Onlineshop von Tchibo aufmerksam machte. Dort bewirbt der Konsumgüterkonzern aktuell zwei auffallend ähnliche Taschen in Sandfarben. Einmal einen „3-in-1-Reiserucksack“ und eine „Sicherheits-Umhängetasche“. Mit 90 Euro beziehungsweise 15 Euro sind die Tchibo-Exemplare deutlich günstiger als die vermeintliche Originalware von Wayks (290 beziehungsweise 69 Euro). „Nur ein Zufall?“, fragte das Gründerpaar seine rund 15.000 Follower auf Instagram. Ihr Post zeigt eine Bildmontage, die die Taschen von Wayks und die Modelle von Tchibo nebeneinander zeigen. Die Ähnlichkeiten sind tatsächlich verblüffend.

Besonders pikant: Wie sich durch Nachforschungen der Steins herausstellte, muss Tchibo von den Produkten des Startups zumindest gewusst haben. Denn im April vergangenen Jahres hatte Wayks laut eigenen Angaben zwei Taschen an einen namentlich nicht genannten Besteller aus Hamburg verschickt. Als Adresse war der Überseering 18 angegeben. Dort hat Tchibo seinen Hauptsitz.

„Kopien entsprechen nicht unserem Geschäftsprinzip“

Haben Mitarbeiter des Konzerns die Produkte also vorab zur Ansicht bestellt, um sie anschließend unter eigener Marke zu produzieren? Auf Nachfrage von Gründerszene streitet der Konsumgüterkonzern das keineswegs ab. Tchibo biete im Jahr mehr als 5.000 Produkte zu unterschiedlichsten Themen an. „Wir orientieren uns an Trends, lassen uns inspirieren und entwickeln daraus unsere eigenen Produkte“, teilt ein Sprecher mit. Dabei könne es durchaus zu „Ähnlichkeiten mit anderen Produkten“ kommen. Dass man anderen Unternehmen hingegen bewusst schade, indem man ihre Produkte kopiere, so der Sprecher weiter, entspreche jedoch nicht dem Geschäftsprinzip von Tchibo.

Fabian und Leonie Stein reichen diese Worte nicht. Wie aus dem Instagram-Beitrag weiter hervorgeht, hat das Gründerpaar das Gespräch mit dem Konzern gesucht. Dies habe inzwischen auch stattgefunden. Demnach habe Tchibo bisher keine Anzeichen gemacht, womöglich einen Fehler begangen zu haben. Der Konzern habe darauf bestanden, eigene Designs verwendet zu haben. Dennoch wolle man gemeinsam mit dem Startup eine Lösung finden. Wie die aussieht, wird sich zeigen.

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