„Tatort“ heute aus Dresden – Stirbt Kommissar Schnabel?
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ARD-„Tatort“ aus Dresden: Stirbt Kommissar Schnabel?

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Schnabel (Martin Brambach) in Gefahr im Dresdner „Tatort“
Schnabel (Martin Brambach) in Gefahr. © MDR

Der Dresdner „Tatort: Katz und Maus“ sorgt für eine Überraschung. Was passiert mit Schauspieler Martin Brambach? Unsere TV-Kritik.

Ein starker Fall für Kommissar Schnabel. Klingt wie der Titel eines lustigen Taschenbuchs aus Entenhausen, gemeint ist aber der „Tatort“-Ermittler aus Dresden (Martin Brambach), der im Zentrum der Episode „Katz und Maus“ steht. In den Fängen eines durchgeknallten Verschwörungstheoretikers gerät der Vorgesetzte der Kommissarinnen Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) an seine persönlichen Grenzen. Regisseur Gregory Kirchhoff taucht tief ein ins Thriller-Genre und richtet Dramaturgie und Bildgestaltung des „Tatorts“ konsequent danach aus.

Nicht alles ist logisch im neuen Dresdner „Tatort“

Das Ultimatum, das der Entführer der Polizei in Sachsen stellt, gerät zum Wettlauf um Leben und Tod. Nicht alles in diesem Fall ist logisch, nicht alles macht Sinn: Das kopflose Vorgehen der Ermittlerinnen etwa, die im Alleingang die Wohnung des Verdächtigen stürmen oder den Kidnapper, der bereits kaltblütig gemordet hat, mit einem dilettantisch versteckten Peilsender nach einem Treffen wieder ziehen lassen. Spannend ist der Fall trotzdem: Weil Martin Brambach „richtig was zu spielen hat“, wie er selbst sagt. Als Kommissariatsleiter Schnabel schwankt er zwischen Pragmatismus und Todesangst und zeigt in der (leider wenig zielführenden) Diskussion mit seinem Entführer Nerven.

Dresdner „Tatort“ hinterfragt kritisch Fake News

Hans Löw glänzt als starker Antagonist und Anhänger alternativer Fakten. Und das ist vermutlich der spannendste Aspekt in diesem Fall: Wie soll man mit jemandem verhandeln, der seine „eigene Wahrheit“ hat und fest davon überzeugt ist, dass irgendwo in Dresden 150 Kinder in einem Keller gefoltert und festgehalten werden? Die Drehbuchautoren Jan Cronauer und Stefanie Veith ließen sich von einem realen Ereignis inspirieren: 2016 wurden im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf Fake-News im Internet gestreut, wonach in einer Pizzeria in Washington D.C. ein Kinderpornoring agieren würde, in den auch die Kandidatin Hillary Clinton involviert sei. Die vermeintliche Verschwörung wurde in den Sozialen Medien immer weiterverbreitet, bis im Dezember 2016 ein mit einem Gewehr bewaffneter Mann in die Pizzeria stürmte, um die angeblich dort festgehaltenen Kinder zu befreien. Was also tun, wenn ein Entführer etwas verlangt, was schlichtweg nicht erfüllbar ist? Wie gegen Verblendung angehen? Der Krimi liefert eine blutige Antwort – eine kluge bleibt er schuldig.

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