KZ-Überlebende kehren an Ort des Grauens zurück
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Tag der Befreiung

KZ-Überlebende kehren an Ort des Grauens zurück

Ravensbrück / Lesedauer: 3 min

Zum 79. Mal jährt sich der Tag der Befreiung vom Hitler-Faschismus. In Fürstenberg hat am Wochenende eine Gedenkveranstaltung Menschen aus aller Welt zusammengebracht.
Veröffentlicht:14.04.2024, 17:15

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Ravensbrück ist ein Ort, an dem zwischen 1939 und 1945 zahlreiche Verbrechen begangen wurden. Ein Ort, an dem mehr als 120.000 Frauen und Kinder sowie 20.000 Männer über Jahre inhaftiert und systematisch ermordet wurden. Ravensbrück ist ein Ort, an dem schreckliches passiert ist – und doch kommen jedes Jahr diejenigen zurück, die hier ihre Familien verloren haben, die selbst Überlebende sind.

Ausstellung in der Gedenkstätte eröffnet

Eine der Überlebenden ist Emmie Arbel. 1937 wurde sie im niederländischen Den Haag geboren. Mit fünf Jahren ist sie mit ihrer jüdischen Familie von den Nationalsozialisten deportiert worden. Sie überlebt, zusammen mit ihren Brüdern, die Konzentrationslager Ravensbrück und Bergen-Belsen. Ihre Geschichte erzählt die Zeichnerin und Autorin Barbara Yelin in der Graphic Novel „Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung“.

Am vergangenen Samstag wurde in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück die Ausstellung „Aber ich lebe. Den Holocaust erinnern“ eröffnet, die auf das gleichnamige Buchprojekt international bekannter Künstlerinnen und Künstler basiert. „Das Bild des Holocaust ist sehr geprägt von den Bildern, die wir durch die Täter übermittelt bekommen haben“, sagt Kurator der Ausstellung, Jakob Hoffmann. „Dieses Projekt soll den Überlebenden eine Stimme geben und ein Bild zeichnen, das durch ihre Erlebnisse geprägt ist.“

Die Ausstellung zeigt Ausschnitte aus dem Buch, sowie Fotos, Originalzeichnungen und Notizen der Künstlerinnen und Künstler. „Die Zeichnungen wurden zu einer wichtigen Sprache unserer Dialoge“, sagt Barbara Yelin, die seit Jahren regelmäßig mit Emmie Arbel in Kontakt steht. „Seit ich Emmie 2019 das erste Mal getroffen habe, habe ich verstanden, wie schwer es sein muss, als Zeitzeugin zu sprechen. Für die Überlebenden ist der Prozess niemals abgeschlossen. Überleben ist jeden Tag.“

Lesungen und Diskussionen organisiert

Im Rahmen des viertägigen Programms hat die Mahn- und Gedenkstätte neben der Ausstellungseröffnung, auch Lesungen, Podiumsdiskussionen sowie Gedenkfeiern organisiert. Die Leiterin der Gedenkstätte, Andrea Genest, hat mit ihrem Team in diesem Jahr zwei Schwerpunkte gesetzt: „Der Fokus liegt einerseits auf der zweiten und dritten Generation – also die Kinder und Enkel der Überlebenden – sowie auf neue Formen des Erzählens. Hierzu haben wir die Ausstellung nach Ravensbrück geholt. Die Bilder schließen Lücken auf eine visuelle Art und Weise, wie es Worte vielleicht nicht können.“

Das Gedenken sei ein wichtiger Teil der politischen Arbeit. „Gedenken ist eindimensional. Es ist eher ein Gefühl. Gleichzeitig ist es aber auch eine Haltung und eine Motivation, im Alltag politisch zu handeln und nicht im Grauen zu verharren“, sagt Genest. Im kommenden Jahr jährt sich der Tag der Befreiung zum 80. Mal. „Zu diesem Anlass wollen wir alle Überlebenden einladen. Heute ist Ravensbrück ein Ort, an dem Menschen zurückkommen und einander wiedersehen. Wir wollen ihnen den Raum geben, hier ihre Geschichten zu erzählen.“


Die Ausstellung „Aber ich lebe. Den Holocaust erinnern.“ ist bis zum 31. Juli 2024 im ehemaligen Wasserwerk auf dem Gelände der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.