Panische Reaktionen, Rufmord, irre schrecklicher Konflikt: Dagmar Manzel und Sylvester Groth sind das neue Tatort-Liebespaar

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Panische Reaktionen, Rufmord, irre schrecklicher Konflikt: Dagmar Manzel und Sylvester Groth sind das neue Tatort-Liebespaar

Die Berliner Schauspieler Dagmar Manzel und Sylvester Groth sind seit den 80er-Jahren miteinander befreundet. Jetzt standen sie zum ersten Mal wieder gemeinsam vor der Kamera. Und gleich knisterte es.

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Die Schauspieler Dagmar Manzel und Sylvester Groth sind seit Jahrzehnten befreundet. Jetzt spielen sie gemeinsam im Franken-Tatort.
Die Schauspieler Dagmar Manzel und Sylvester Groth sind seit Jahrzehnten befreundet. Jetzt spielen sie gemeinsam im Franken-Tatort.Foto: imago

Sie kennen sich seit Jahrzehnten, sie mögen sich sehr, sind dicke Freunde, und doch ist dieser Tatort erst ihr zweiter gemeinsamer Film. Bei ihrem ersten („Fronturlaub“ von Bernd Böhlich)  waren Dagmar Manzel und Sylvester Groth (beide Jahrgang 1958) gerade in den 20ern. Das war 1981. Inzwischen gehören die zwei Schauspieler längst zu den ganz Großen ihrer Zunft.

Aber warum um Himmels willen haben sie nie öfter zusammen vor der Kamera gestanden? Vielleicht liegt es ja daran, dass sie sich zu sehr mögen: Man spielt seine Freunde nicht gern an die Wand. Jetzt also ein gemeinsamer Tatort, nach reiflicher Überlegung und – das sei an dieser Stelle verraten: Es knistert gewaltig zwischen den beiden!

Tatort: „Wo ist Mike“? Dagmar Manzel und Sylvester Groth in einer Filmszene.
Tatort: „Wo ist Mike“? Dagmar Manzel und Sylvester Groth in einer Filmszene.BR/Claussen+Putz Filmproduktion GmbH/Marco Nagel

Im Tatort Franken „Wo ist Mike?“ (Sonntag, 16. Mai 2021, Das Erste) geht es um die Vernachlässigung von Kindern. Unter der Regie von Andreas Kleinert („Freischwimmer", Tatort „Freies Land“) und nach dem Drehbuch von Thomas Wendrich („Ich und Kaminski“, „Mitten in Deutschland: NSU“) ermitteln Fabian Hinrichs als Kommissar Felix Voss und Dagmar Manzel als Kommissarin Paula Ringelhahn mal wieder in Bamberg. Es geht um den fünfjährigen Mike. Der Junge ist verschwunden. Drei Tage lang denken seine getrenntlebenden Eltern (Linda Pöppel, Andreas Pietschmann), dass er beim jeweils anderen ist, bis der Irrtum auffällt. Die Mutter verdächtigt den Vater, der Vater die Mutter. Aber wo ist Mike wirklich?

Es geht um Rufmord, der Leben zerstören kann

Sylvester Groth, der den Lehrer Rolf Glawogger spielt, bringt den Plot im BR-Interview auf den Punkt: „Der Film erzählt sehr schön, dass man im Zentrum unserer Gesellschaft, der Familie, nachsehen muss, was passiert. Denn sonst entstehen Kollateralschäden. Zum Beispiel, dass Menschen aus Desinteresse oder Eigeninteresse beschädigt werden. Wie bei den beiden Schülern, die Rolf bezichtigen. Es geht in ,Wo ist Mike?‘ zudem um Vertrauen, Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung und darum, dass man miteinander reden und nicht in Menschen und Situationen Falsches projizieren sollte. Dadurch entstehen Missverständnisse, und diese erzeugen Unglück. Der Film kommt, denke ich, zur rechten Zeit, denn es geht um Rufmord, der Leben zerstören kann. Wenn Falschinformationen erst einmal in der Welt sind, kann man sie heutzutage fast nicht mehr zurücknehmen und widerlegen.“

Dagmar Manzel ergänzt: „Manche Kinder leben in einer Welt, in der ihre Bedürfnisse nicht von den Eltern erkannt und schon gar nicht geteilt werden. Diese Form von Alleingelassenwerden, obwohl man als Kind noch gar nicht in der Lage ist, das Leben zu erfassen, führt zu panischen Reaktionen, die dann in einer Katastrophe enden können.“

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Neu an diesem Tatort ist: Paula Ringelhahn (Manzel) sehen wir so privat wie noch nie. Die Kommissarin verknallt sich in den Lehrer, der immerhin zum Hauptverdächtigen wird. „Es ist das erste Mal für Paula, dass sie sich derartig verliebt“, so Manzel. „Sie kommt, so wie sie ihr Leben bisher gestaltete, eigentlich gut zurecht. Und sie gerät nun in den schrecklichen Konflikt, dass sie die Beziehung nicht aufgeben möchte und auf der anderen Seite berufliche Verantwortung trägt.“

Ich schätze dich sehr, Sylvester, du bist für mich einer der außergewöhnlichsten Schauspieler!

Dagmar Manzel

Das klingt nun wirklich nach einem spannenden Konflikt und ist es am Ende auch. Und wie geht Sylvester Groth damit um, dass die Frau, die er liebt, gleichzeitig die Ermittlerin in einem Fall ist, der ihn zum Hauptverdächtigen macht? Groth: „Er hat anfangs kein Problem, da er ja noch nicht weiß, dass er zum Hauptverdächtigen der Ermittlungen wird. Auch wenn der Kollege an der Tür klingelt, und er erfährt, dass Paula Kommissarin ist. Dann ist er tief enttäuscht. Er kann auch nicht raus aus seiner Haut, da er auch ein misstrauischer Mensch ist. Er ist, denke ich, sehr vom Leben gezeichnet. Und denkt sich, schon wieder! In seinem Umfeld wird es häufiger passieren, dass Lehrer beschuldigt werden, weil Schüler oder Eltern unzufrieden sind. Er weiß, dass die Geschichte immer zwischen Paula und ihm stehen wird, wenn sie erst mal in der Welt ist.“

Auf der Bühne ist Dagmar wirklich die Königin

Und was schätzen die beiden Schauspieler nun privat am jeweils anderen? „Auf der Bühne ist Dagmar wirklich die Königin – sie ist großartig!“, frohlockt Groth. „Da sitzt man davor und denkt: Wie macht sie das? Auf der Bühne würde ich nur daneben stehen und zusehen, was sie alles aus sich herausholt. Das ist wahnsinnig, und sie kann auch noch singen! Ich kann nicht einmal singen, aber ich übe.“ Wie schön, dass Dagmar Manzel das Kompliment gleich zurückgeben kann: „Er stapelt immer tief, was ihn sehr sympathisch macht. Ich schätze dich sehr, Sylvester, du bist für mich einer der außergewöhnlichsten Schauspieler!“ Na bitte!