OM-Zukunftsmacherin 2024: Fidan Hensel will Geflüchteten und Migranten eine Perspektive bieten - OM online
Das Nachrichtenportal vonMünsterländische Tageszeitung MT undOldenburgische Volkszeitung OV

OM-Zukunftsmacherin 2024: Fidan Hensel will Geflüchteten und Migranten eine Perspektive bieten

Am 23. Mai wird in Emstek die dritte OM-Zukunftsmacherin gekürt. Mehr als 120 starke Frauen werden zur Preisverleihung eingeladen. Eine von ihnen ist Fidan Hensel, Integrationshelferin.

Artikel teilen:
Fidan Hensel lebt seit 2011 in Deutschland und spricht insgesamt acht Sprachen. Foto: Wienken

Fidan Hensel lebt seit 2011 in Deutschland und spricht insgesamt acht Sprachen. Foto: Wienken

Sprache ist ein wichtiger Anker und Schlüssel für eine gelungene Integration, sagt Fidan Hensel. Die 37-Jährige setzt sich mit ihren Integrationskursen dafür ein, dass Migrantinnen und Migranten in Deutschland Fuß fassen können. Vor gut einem Jahr hat sie sich dafür mit ihrem Projekt „Integrationserfolg“ selbstständig gemacht und betreibt mittlerweile zwei Büros in Cloppenburg und Wildeshausen.

Ihr Bildungsangebot umfasst neben Sprachkursen auch Themen wie Bewerbungstraining und Arbeitsvermittlung sowie bürokratische Angelegenheiten. „Ich arbeite nicht selten 20 Stunden am Tag. Abends arbeite ich sogar noch im Bett an meinem Laptop“, erzählt Fidan Hensel. Schließlich müsse man jeden Teilnehmer individuell betrachten und sich Zeit nehmen. „Wenn es eine dringende Frage oder ein Problem gibt, sollen die Menschen wissen, dass sie mich jederzeit um Hilfe bitten können“, sagt die Höltinghauserin.

Als Integrationshelferin gebe es nun mal keinen klassischen Feierabend. „Oft muss ich mir die Frage anhören, ob sich mein Job überhaupt lohnen würde. Das nervt mich wirklich. Natürlich muss ich auch Geld verdienen. Aber ich mache meinen Job vor allem aus Leidenschaft und nicht, weil es ein so lukratives Business ist“, betont Fidan Hensel.

Ein eingespieltes Team: (von links) Natalia Kamenova, Fidan Hensel und Jeanne Griesmann wollen Migrantinnen und Migranten fit für den deutschen Arbeitsmarkt machen. Foto: WienkenEin eingespieltes Team: (von links) Natalia Kamenova, Fidan Hensel und Jeanne Griesmann wollen Migrantinnen und Migranten fit für den deutschen Arbeitsmarkt machen. Foto: Wienken

Und sie weiß, wovon sie spricht: Denn vor 13 Jahren stand sie vor ähnlichen Herausforderungen wie ihre heutigen Kursteilnehmer. Fidan Hensel kommt gebürtig aus Aserbaidschan. 2011, kurz nach ihrer Heirat, zog sie dann nach Deutschland. „Am Anfang war das nicht leicht, aber mein Mann hat mich sehr unterstützt“, erinnert sich die dreifache Mutter. „Heute fühle ich mich jedoch wie zu Hause. Deutschland ist sozusagen mein zweites Mutterland geworden“. Selbst ihre Kinder bestünden darauf, zu Hause nur Deutsch zu sprechen. „Manchmal korrigieren sie mich sogar“, erzählt sie mit einem Augenzwinkern.

Denn als sie nach Deutschland kam, startete auch sie auf dem unteren Sprachlevel (A1). „Zum Glück begeistert es mich einfach, neue Sprachen zu lernen, weshalb mir das Lernen nicht schwerfiel“, sagt Fidan Hensel. Neben Deutsch spricht sie zudem noch sieben weitere Sprachen, darunter Englisch, Russisch, Ukrainisch, Bulgarisch, Polnisch, Türkisch und Aserbaidschanisch. In Aserbaidschan hatte sie Sprachwissenschaften studiert und als Dolmetscherin gearbeitet. „Natürlich helfen mir meine Sprachkenntnisse dabei, Vertrauen zu Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund aufzubauen“, so Hensel.

Schon als sie 2011 nach Deutschland gekommen war, begann sie, sich ehrenamtlich zu engagieren. 2019 heuerte sie dann bei einem Bildungsträger an, ehe sie sich 2023 mit einem eigenen Konzept selbstständig machte. Neben Beratungsgesprächen und Coachings kümmert sich Hensel als Geschäftsführerin des Integrationsbüros um die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiterinnen, begleitet Teilnehmer zu Vorstellungsgesprächen oder steht in Kontakt mit Unternehmen oder Behörden, wie dem Jobcenter.

„Vielleicht können Frauen die Probleme und Ängste der Menschen stärker wahrnehmen als Männer. Nicht wenige sind schließlich auch Mütter und haben dadurch vermutlich verstärkt den Wunsch zu helfen. So ist es zumindest bei mir."

Fidan Hensel

Doch warum sind vor allem Frauen wie sie so aktiv in der Flüchtlingshilfe? „Vielleicht können Frauen die Probleme und Ängste der Menschen stärker wahrnehmen als Männer. Nicht wenige sind schließlich auch Mütter und haben dadurch vermutlich verstärkt den Wunsch zu helfen. So ist es zumindest bei mir. Und es macht mir einfach Spaß“, sagt Fidan Hensel. Statt im Büro Akten zu wälzen, will sie auch in Zukunft weiter unterrichten. In ihrer Einrichtung soll es flache Hierarchien geben.

Und der Schritt in die Selbstständigkeit ist noch nicht das Ende für die 37-Jährige. Als Integrationshelferin hat sie zwar bereits ein BAMF-Zertifikat in der Tasche, will sich aber noch weiter entwickeln: „Mich reizt es zum Beispiel, Gerichtsübersetzerin zu werden. Dafür habe ich schon die notwendigen Anträge gestellt und warte nun auf die Genehmigung durch das Landgericht Hannover“, berichtet Hensel.


Alle Informationen zur Zukunftsmacherin 2024 finden Sie auf unserer Themenseite


Denn neben ihrer Begeisterung für Sprachen hätte sich die Höltinghauserin außerdem vorstellen können, Jura zu studieren. Ihr Vater sei in Aserbaidschan Staatsanwalt gewesen und hätte immer Berge von Akten dabei gehabt, was Hensel stets fasziniert hätte. „Und auch in diesem Bereich könnte ich meine Teilnehmer dann zusätzlich unterstützen“, sagt die Integrationshelferin.

Abseits ihres Berufsalltags ist die 37-Jährige seit 5 Jahren Elternvertreterin an der Schule ihrer Kinder. Und wenn es der dreifachen Mutter beruflich oder privat doch einmal zu viel wird, kann sie sich beim Zumba-Training auspowern. „Ich finde es einfach wichtig, der Gesellschaft etwas zurückzugeben und Menschen, die nach Deutschland kommen, eine Perspektive zu geben - damit auch sie später gerne etwas zurückgeben wollen“, so Hensel.


Hintergrund:

  • Die OM-Medien zeichnen 2024 zum dritten Mal eine Entscheiderin aus dem Oldenburger Münsterland, die in besonderer Weise die gesellschaftliche Entwicklung vorantreibt, mit dem Award „OM-Zukunftsmacherin“ aus.
  • Unterstützt wird das Projekt OM-Zukunftsmacherin dabei von den Firmen Südbeck, Pöppelmann, Grimme, Bergmann, Wernsing, Zerhusen und der LzO. 
  • Gekürt wird die Preisträgerin von einer Jury. Ihr gehören Silvia Breher (CDU-Bundestagsabgeordnete, Lindern), Christine Grimme (Grimme Gruppe, Damme), Tanja Sprehe (Bereichsleiterin Marketing & Innovation, Pöppelmann, Lohne), Dr. Jutta Middendorf-Bergmann (Ludwig Bergmann GmbH, Goldenstedt) und Annette Vetter (Leiterin Bereich Personal, Landessparkasse zu Oldenburg) an. Für OM-Medien ist die stellvertretende Chefredakteurin Anke Hibbeler dabei. 
  • Die Auszeichnung findet am 23. Mai im OM-Medienhaus in Emstek statt. 2022 vergab unsere Jury den Award an Sarah Dhem aus Lastrup; 2023 an Marion Schouten aus Cloppenburg.
  • Alles zur Vorgeschichte, zur Jury und zu Vernetzungsmöglichkeiten finden Sie hier.

Die OM-Zukunftsmacherin. 2024 ehren wir bereits zum dritten Mal eine starke Frau aus dem Oldenburger Münsterland. Finden Sie alles Wissenswerte auf unserer Themenseite.  Das Projekt wird unterstützt von unseren Partnern Bergmann, Grimme, der LZO, Pöppelmann, Südbeck, Wernsing und Zerhusen.

Das könnte Sie auch interessieren

Hier klicken und om-online zum Start-Bildschirm hinzufügen

OM-Zukunftsmacherin 2024: Fidan Hensel will Geflüchteten und Migranten eine Perspektive bieten - OM online