Earth Overshoot Day – Was ist das eigentlich? | EuropaBlog

Earth Overshoot Day; bestimmt ein euch bekannter Begriff.

Am 4. Mai wurde aus aktuellem Anlass von vielen Medien, wie zum Beispiel der Tagesschau (siehe hier: https://www.tagesschau.de/wissen/klima/erdueberlastungstag-122.html ), oder der Süddeutschen Zeitung (siehe hier: https://www.sueddeutsche.de/wissen/umwelt-deutscher-erdueberlastungstag-ressourcen-fuer-2023-verbraucht-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-230504-99-550922 ) über den sogenannten Earth Overshoot Day berichtet. Denn in Deutschland wurde dieser 2023 früher erreicht als erwartet.

Doch was genau beschreibt der Earth Overshoot Day oder auf Deutsch: „Erdüberlastungstag“ eigentlich? Da Ich mir selbst bis zuletzt nur wenig darunter vorstellen konnte, habe ich nun einmal versucht die wichtigsten Infos in diesem Blogbeitrag zusammenzufassen.

Kurz gesagt markiert der Earth Overshoot Day den Tag im Jahr, an dem alle natürlichen Ressourcen, welche die Erde innerhalb eines Jahres zur Verfügung stellen kann, von uns Menschen aufgebraucht wurden. Dies bedeutet, dass wir jedes Jahr weitaus mehr Ressourcen verbrauchen, als die Erde reproduzieren kann. Seit 1961 wird der Erdüberlastungstag jährlich vom Global Footprint Network gemessen. Wie der Name schon verrät, basiert diese Messung auf dem sogenannten ökologischen Fußabdruck. Dieser beschreibt, wie viel Fläche (also Hektar an Wald, Weideland, Ackerland und Meeresfläche) ein Mensch benötigt, um seinen Bedarf an Ressourcen zu decken. Kriterien hierfür sind unter anderem die Herkunft und Art der Lebensmittel, die verbraucht werden, genutzte Transportmittel und die Produktionsbedingungen von Konsumgütern.

Um den Earth Overshoot Day zu messen wird also der globale ökologische Fußabdruck in das Verhältnis zur gesamten globalen Biokapazität (also der Fähigkeit von Flächen, für den Menschen biologisch nutzbringendes Material zu produzieren und unsere Abfallstoffe aufzunehmen) gesetzt. Hieraus ergibt sich schließlich ein Datum, welches den Tag markiert, an dem alle uns zur Verfügung stehenden Ressourcen aufgebraucht sind.

2022 war dieser Tag der 28. Juli. 2023 sollte dieser schon auf den 13. Mai fallen.

Jedoch schaffte es Deutschland tatsächlich, diesen einschneidenden Tag in diesem Jahr schon am 4. Mai zu erreichen.

Was genau bedeutet das jetzt für uns und unsere Umwelt?

Kurz gesagt: Würden alle Menschen so leben, wie wir hier in Deutschland, bräuchten wir drei Erden. Laut der Welthungerhilfe, bräuchten wir sogar über fünf Erden, wenn alle Menschen so leben würden, wie die Bevölkerung der USA.

Die Welthungerhilfe stellte hierfür auch eine sehr anschauliche Grafik bereit:

Wie zu sehen ist, leben also vor allem westliche Länder und China immer noch sehr umweltschädlich. Zudem findet der Earth Overshoot Day jedes Jahr früher statt. Dies liegt hauptsächlich an dem hohen Konsumniveau in Industrie- und Schwellenländern. Gerade die Ernährungskultur dieser Länder ist alles andere als klimafreundlich. Rund ein Drittel aller weltweit produzierten Mengen an Nahrung landen einfach direkt im Müll. Und auch der Konsum von tierischen Lebensmitteln, welche in der Produktion deutlich ressourcenintensiver sind als solche aus pflanzlichen Quellen, ist immer noch viel zu hoch. Vor allem für den Anbau des Futters dieser Nutztiere, welches nicht gerade wenig ist, werden riesige Waldflächen gerodet. Auch die, für die Herstellung von tierischen Produkten benötigte Menge an Wasser, ist enorm umweltbelastend. Nicht zu vergessen sind die schädlichen Methanemissionen, die Kühe während der Verdauung freisetzen, welche tagtäglich in die Atmosphäre gelangen und den Klimawandel weiter fortschreiten lassen.

Würden wir es schaffen den Fleischkonsum weltweit um 50% zu senken und die Lebensmittelverschwendung zu halbieren, würde sich der Earth Overshoot Day schon um 14 Tage nach hinten verschieben.

Doch natürlich sind auch die hohen CO2- Emissionen ein hauptsächlicher Grund für das Voranschreiten des Klimawandels und somit auch des Earth Overshoot Days. Rund 60% des ökologischen Fußabdrucks der Menschheit gehen zulasten der CO2-Emissionen. Dabei spielt neben dem Thema Emissionslast durch Strom und Wärme auch das Thema Mobilität eine große Rolle. Ob mit dem Auto, Schiff oder dem Flugzeug- es werden unterwegs immer Emissionen verursacht.

Wenn wir also unsere CO2-Emissionen um die Hälfte verringern könnten, würde der Earth Overshoot sogar ganze drei Monate später eintreffen.

Da eine Weiterführung dieser Thematik an dieser Stelle den Rahmen des Artikels sprengen würde, werde ich in einem Folgeartikel auf die, schon heute beobachtbaren und künftig verheerenderen, Konsequenzen des voranschreitenden Klimawandels und des vorrückenden Overshoot Days für die Umwelt und für uns Menschen eingehen.

 

Abschließend möchte ich darauf eingehen, was wir unabhängig von politischen Entscheidungen tun können, um dem frühen Eintreten des Earth Overshoot Days entgegenzuwirken. Zunächst möchte ich die Seite des Global Footprint Networks empfehlen, welche über den globalen Footprint aufklärt, sowie auch die Möglichkeit gibt, seinen eigenen globalen Footprint ausrechnen zu lassen. Persönlich fand ich es sehr spannend zu erfahren, wie viele CO2-Emissionen ich tatsächlich immer noch produziere, trotz meines hohen Fahrradgebrauchs und Fleischverzichts. Auch interessant war, wie viele Erden nötig wären, wenn jeder Mensch so leben würde wie ich. Der Rechner kann auf folgender Seite gefunden werden: https://www.footprintnetwork.org/.

Abgesehen davon würde ich auch gerne darauf hinweisen, dass es wichtig ist, auch kleine Schritte in Richtung klimafreundlicheres Leben zu zelebrieren und nicht zu versuchen in dieser Hinsicht perfekt leben zu wollen. Meiner Meinung nach bringt es schon viel mehr beispielsweise nur noch einmal pro Woche Fleisch zu essen, als es direkt gar nicht zu versuchen, weil man es “ja sowieso” niemals perfekt machen würde.