Stuhrerin Sandra Banach bietet Brandschutzerziehung für Gehörlose
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Stuhrerin Sandra Banach bietet Brandschutzerziehung für Gehörlose

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Mit ausdrucksstarken Gesten erklärt Brandschutzerzieherin Sandra Banach in Gebärdensprache die Funktionsweise eines Feuermelders. Video: feuerwehr / Screenshot: Edgar Haab
Mit ausdrucksstarken Gesten erklärt Brandschutzerzieherin Sandra Banach in Gebärdensprache die Funktionsweise eines Feuermelders. Video: feuerwehr / Screenshot: Edgar Haab © Privat

Sandra Banach aus Stuhr kümmert sich um Brandschutz für Gehörlose. Sie können in der Gruppe mitarbeiten, aber nicht an jeder Position.

Stuhr – Als Brandschutzerzieher der Gemeindefeuerwehr Stuhr haben sich Sandra und Uwe Banach längst einen Namen gemacht. Seit ungefähr zehn Jahren bringen sie insbesondere Kindern und Jugendlichen den Umgang mit Feuer und das Verhalten im Brandfall näher. „Brandschutzbewusstsein ist erlernbar und kann besonders für Kinder den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten“, heißt es auf der Homepage der Gemeindefeuerwehr Stuhr.

Sandra Banach hat 2020 in einem Intensivkurs angefangen, Gebärdensprache zu lernen

Umso wichtiger ist es, dass diese Informationen alle Kinder erreichen – auch jene, die von Geburt an oder infolge einer Krankheit gehörlos sind. „Wir machen Brandschutzerziehung für alle, und wir wollen alle dabei mitnehmen“, betont Sandra Banach.

Ihre Aufklärungsarbeit kann die Feuerwehrfrau inzwischen auch bei dem gehandicapten Nachwuchs leisten, denn seit knapp zwei Jahren beschäftigt sie sich mit der Gebärdensprache. „Ich kann mich mitteilen. Zur Not mit Zettel und Stift“, sagt Sandra Banach. Es gebe immer Mittel und Wege.

„Rein aus Interesse“ habe sie im Jahr 2020 begonnen, einen Intensivkurs in Gebärdensprache zu besuchen, berichtet die 36-Jährige. Fünf, sechs Stunden pro Tag bei der Bremerin Doris Geist, die selbst gehörlos zur Welt kam und seit fast 20 Jahren als selbstständige Gebärdensprachdozentin arbeitet. „Das war anfangs sehr aufregend und eine große Umstellung. Ich hatte vorher ja nie mit gehörlosen Menschen zu tun gehabt.“

Seitdem lässt Sandra Banach das Thema nicht mehr los. „Ich habe meine Leidenschaft für die Gebärdensprache entdeckt“, erzählt sie begeistert. Dem Intensivkurs schlossen sich weitere Wochenendseminare an, von denen die Feuerwehrfrau auch künftig noch möglichst viele besuchen möchte. Und im Rahmen ihrer beruflichen Weiterbildung zur Case- und Belegungsmanagerin musste sie eine Facharbeit schreiben, die sie dem Thema Pflegeberatung für Gehörlose widmete. Sandra und Uwe Banach sind beide in der Altenpflege tätig.

Für die Stuhrer Feuerwehr hat Sandra Banach ein Video gedreht, in dem sie in Gebärdensprache auf die Pflicht zur Installation von Brandwarnmeldern in allen Schlafzimmern, Kinderzimmern und Fluren aufmerksam macht. Der Zuschauer erfährt auch, dass es spezielle Rauchwarnmelder für Gehörlose gibt, die von der Krankenkasse bezahlt werden.

Sandra und Uwe Banach geben Gebärdensprache-Workshop beim Forum Brandschutzerziehung und Brandschutzaufklärung in Saarbrücken

Nach dem 2002 erlassenen Behindertengleichstellungsgesetz ist die Deutsche Gebärdensprache eine anerkannte Sprache. Neben typischen abstrakten Gebärdenzeichen kommt der mimisch-körpersprachlichen Kommunikation eine wichtige Rolle zu. Diese und weitere Fakten haben die Banachs kürzlich beim Forum Brandschutzerziehung und Brandschutzaufklärung in Saarbrücken vermittelt. Sie waren auf Einladung des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) und der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes ins Saarland gereist.

Dort hat das Ehepaar unter dem Titel „Welt der Stille – Auch die Feuerwehr geht es an“ einen Workshop zum Thema Gebärdensprache angeboten. Vier Workshops verteilt auf zwei Tage – ein strammes Programm, das sich laut Sandra Banach aber gelohnt hat. Das große Nervenflattern – immerhin hatten sich Hunderte Brandschutzerzieher aus dem gesamten Bundesgebiet für das Forum angemeldet – war schnell verflogen.

Mit einem Workshop beim Forum Brandschutzerziehung und Brandschutzaufklärung in Saarbrücken vertreten: Sandra und Uwe Banach.
Mit einem Workshop beim Forum Brandschutzerziehung und Brandschutzaufklärung in Saarbrücken vertreten: Sandra und Uwe Banach. © feuerwehr

„Wir haben eine Menge Spaß gehabt“, sagt Sandra Banach. Vor allem im praktischen Teil, wo sich die Teilnehmer in Zweiergruppen zusammenfinden und gebärdend miteinander kommunizieren mussten. „Wer Freude an der Pantomime hat, ist bei der Gebärdensprache genau richtig.“ Sie selbst habe die Begrüßungsworte ihres Ehemannes in die Gebärdensprache übersetzt.

Mit Handicap anderen Menschen helfen, das schließt sich nicht aus. Laut Sandra Banach könnten Gehörlose bei der Feuerwehr ganz unterschiedlich eingesetzt werden. Sie könnten einen Maschinisten unterstützen, bei der Versorgung in der Küche aushelfen sowie in der Schlauch- oder der Atemwegeträger-Werkstatt anpacken. Bei der Brandbekämpfung könnten sie im Team Aufgaben des Schlauchtrupps, der Gerätewarte oder bei der Verkehrssicherung übernehmen.

Gehörlose Feuerwehrleute können im Inneneinsatz nicht eingesetzt werden

Sandra Banach verweist auf das Beispiel des Feuerwehrmanns Thomas Hoppe, der bei der Freiwilligen Feuerwehr Klein Offenseth-Sparrieshoop in Schleswig-Holstein seinen Dienst verrichtet. Eine Dolmetscherin hatte ihn bei all seinen Lehrgängen begleitet, wie das Schleswig-Holstein-Magazin berichtet. Demnach hilft der Gehörlose auch bei Einsätzen aus, etwa indem er Geräte herausgibt oder die Pumpe bedient.

Laut Sandra Banach hilft der Gehörlosenverband bei der Vermittlung eines Dolmetschers, die Feuerwehrunfallkasse und gegebenenfalls die Gemeinde würden sich auch beteiligen. Für einen Innenangriff unter Atemschutz werde es aber nicht reichen, stellt die Feuerwehrfrau fest. Einen bevorstehenden Einsturz – „Holz spricht, bevor es bricht“ – bekomme der Gehörlose nicht mit. Wegen der Maske könne er auch nicht die Mimik des Kollegen erkennen.

Dennoch hat die Feuerwehr Klein Offenseth-Sparrieshoop das Mitwirken des gehörlosen Neuzugangs nie infrage gestellt. In dem Beitrag war allerdings von einem monatelangen „Antragskampf“ die Rede, bis die Genehmigung von der Versicherung vorgelegen habe.

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