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Schauspielerin Ruby O. Fee und die neunjährige Mirle Schimpf, die sie im auf YouTube zu sehenden Kurzfilm als kleines Mädchen verkörpert. Foto: megaherz/Netflix © megaherz/Netflix

Die neunjährige Gießenerin Mirle Schimpf verkörpert für Filmporträt die bekannte Schauspielerin Ruby O. Fee als Kind. Und hat beim Drehen in Berlin eine Menge gelernt.

Gießen. Ruby O. Fee ist als Tochter eines Aussteigerpaares in einem Camper aufgewachsen, entwickelte sich als Jugendliche zu einer erfolgreichen Schauspielerin (»Bibi und Tina«, »Tatort«) und drehte zusammen mit ihrem prominenten Lebensgefährten Matthias Schweighöfer zuletzt den internationalen Netflix-Thriller »Army of Thieves«. In der ebenfalls für Netflix produzierten Porträtreihe unter dem Titel »I am« ist eine Folge zu sehen, in der die 26-Jährige ihrem Kinder-Ich gegenübertritt und so das eigene Aufwachsen zum Thema macht. Verkörpert wird sie dabei von der neunjährigen Gießenerin Mirle Schimpf.

Zwischen Realität und Fiktion

Für den rund zehnminütigen, zwischen Realität und Fantasie pendelnden und hochwertig produzierten Kurzfilm suchte die Castingagentur ziemlich kurzfristig nach einem Mädchen, erzählt Mirles Mutter Sonja Schimpf beim Treffen am heimischen Küchentisch. Denn drei Wochen später sollte bereits mit den Dreharbeiten begonnen werden. Sie bewarben sich kurzerhand auf digitalem Weg, es folgte die Kontaktaufnahme über den Tablet-Bildschirm - ein sogenanntes E-Casting - und nach drei Tagen eine Einladung nach Berlin, wo Mirle auf das Produktionsteam traf. Kein Wunder: Ist die Ähnlichkeit des Mädchens mit der jungen Frau doch verblüffend augenfällig.

Die junge Gießenerin stand dabei nicht zum ersten Mal im Scheinwerferlicht. Schon als Baby machte sie Werbung für Windeln, später folgten Foto- und Filmaufnahmen für große Unternehmen wie das Versandhaus Otto, Persil oder Milka. Und auch ihre beiden älteren Geschwister sammelten bereits einige Erfahrung vor der Kamera. Bruder Len hatte 2021 einen kurzen Auftritt in Til Schweigers Film »Die Rettung der uns bekannten Welt«, die mittlerweile 16-jährige Schwester Emma war gar 2019 als Hauptdarstellerin in dem Kinoabenteuer »TKKG« auf der Leinwand zu sehen.

Alle drei Kinder teilen also die Leidenschaft für den Film und sind dennoch in ihrer Persönlichkeit völlig unterschiedlich, berichtet Mutter Sonja. Während Schwester Emma sich aufgeschlossen und extrovertiert zeige, sei ihre kleine Schwester eher zurückhaltend. Dennoch gibt sich das auffällig hübsche Mädchen mit dem braunen Pagenkopf im Gespräch selbstbewusst: »Aufgeregt war ich eigentlich nicht«, erzählt Mirle von den Dreharbeiten.

Das lag auch an der sensiblen Herangehensweise, mit der die Neunjährige an das Filmteam herangeführt wurde, lobt Sonja Schimpf. Die Regisseurin habe sich wunderbar um Mirle gekümmert. Und vor allem Schauspielstar Ruby O. Fee habe sie gleich kennenlernen wollen und bei einer Tour in einen Freizeitpark lange mit ihr gesprochen, bevor es an die gemeinsamen Spielszenen ging.

So hat Mirle bald einen Draht zur Mittzwanzigerin gefunden und keine Scheu vor der laufenden Kamera, wie auch in ihren Filmauftritten zu erkennen ist. Da sitzt sie etwa im Engelskostüm zusammen mit Ruby an einem Cafétisch und spricht über das von Ausgrenzung und Freiheitsdrang gleichermaßen geprägte Aufwachsen der jungen Frau.

Trotz längerer Sprechpassagen kommt die Neunjährige dabei ungemein natürlich rüber. »Kinder spielen eben immer vor allem sich selbst«, sagt ihre Filmset-erfahrene Mutter, die sich als eine Art Managerin um die Belange und das Wohlergehen ihrer Kinder kümmert. Dazu bedarf es, jedenfalls bei Mirle, keines Sprech- oder Bühnentrainings. Sie hat den vorgegebenen Text auswendig gelernt und dann einfach drauflos gespielt. Und auch wenn manche Szene wie üblich mehrfach wiederholt werden mussten, habe sie »dabei großen Spaß gehabt. Ich würde es gerne wieder machen«.

Drei Drehtage stand Mirle in Berlin vor der Kamera, ein langes Wochenende also, wobei der Fehltag mit der Lehrerin zu Hause an der Ludwig-Uhland-Schule selbstverständlich abgesprochen war. Zudem sind die Arbeitsrichtlinien am Filmset für Kinder streng geregelt. Mehr als vier Stunden pro Tag sind nicht erlaubt. Und dazu zählt auch die Zeit, die in der Vorbereitung für Maske und Kostüme draufgeht. Dafür durfte die Drittklässlerin nicht nur spannende Erfahrungen vor und hinter den Filmkulissen sammeln, sondern sie wurde mit ihrer Mutter auch zur Premiere im Dezember nach Berlin eingeladen, wo sie erneut auf Ruby sowie auf deren Freund, »den Matthias« (Schweighöfer), traf. »Es ist eine andere Welt«, wie ihre Mutter sagt.

Premierenfeier im kleinen Kreis

Sonja Schimpf macht vor allem die Zugfahrt von Gießen nach Berlin und wieder zurück besonders bewusst, wie sehr sich das Leben beim Film von dem daheim unterscheide. Sie will auch künftig gerne beides getrennt voneinander halten. Was die Zukunft von Mirle als Schauspielerin angeht, betont Sonja Schimpf, »machen wir uns keinen Stress«. Wenn über ihre Agentur ein gutes Angebot komme, freue sich die Familie. Und wenn nicht, sei das auch nicht tragisch. »Ich bin da megaentspannt.«

Doch sechs Wochen nach seiner Veröffentlichung hat der Netflix-Film allein auf YouTube schon mehr als 73 000 Aufrufe. Gut möglich also, dass ein Filmemacher darunter ist, der nun auf die talentierte Jungschauspielerin Mirle Schimpf aus Gießen aufmerksam geworden ist.

Die vom Streamingsender Netflix produzierte und auf YouTube kostenlos ausgestrahlte Porträtreihe »I am ... « widmet sich in der Folge »I am (… not your Baby)« der bekannten Schauspielerin Ruby O. Fee . In dem rund zehnminütigen Stück geht es um ihr Aufwachsen als Kind von Aussteigern und die Schwierigkeit, sich nach der Rückkehr nach Deutschland im Leben zurechtzufinden. Dabei trifft sie auf ihr kindliches Ich, das von der Gießenerin Mirle Schimpf verkörpert wird. (bj)

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