Der frühere Bundespräsident Roman Herzog ist im Alter von 82 Jahren gestorben.
„Die Nachricht vom Tod Roman Herzogs erfüllt mich mit tiefer Trauer“, äußerte sich Angela Merkel in einer Mitteilung. „Mit Roman Herzog verlieren wir Deutsche nicht nur einen hochbeliebten Altbundespräsidenten, sondern einen Patrioten, der unserem Land in vielfacher Weise gedient hat.“
Herzog habe das höchste Staatsamt in „seinem eigenen unnachahmlichen Stil ausgefüllt. Er pflegte das offene Wort, war unprätentiös, humorvoll und durchaus selbstironisch“, erinnerte sich die Kanzlerin. Er habe europapolitisch und „in der Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit wichtige Signale“ gesetzt - „durch richtige Worte ebenso wie durch Schweigen dort, wo es keine Worte gab“. Seine „unverwechselbare kluge Stimme und seine Fähigkeit, Probleme offen zu benennen und dabei Mut zu machen, wird mir und wird uns allen fehlen“, endet die Mitteilung.
Bundespräsident Joachim Gauck würdigte seinen Vorgänger in einer Mitteilung als „markante Persönlichkeit, die das Selbstverständnis Deutschlands und das Miteinander in unserer Gesellschaft geprägt und gestaltet hat“. Sein vorwärtsstrebender Mut habe sich mit einer charmanten Skepsis verbunden. Diese Mischung sei ebenso unverwechselbar wie sein unabhängiger Geist und seine Liebe zum klaren Wort gewesen.
„Mit Sachverstand, Klugheit und großer Lebenserfahrung trat er für unser Land und seine freiheitliche Verfassung ein. Als Minister, als Präsident des Bundesverfassungsgerichts und als Bundespräsident waren ihm die Bürger- und Freiheitsrechte niemals nur abstrakte Begriffe“, so Gauck. „Als Vorsitzender des Europäischen Grundrechte-Konvents hatte er maßgeblich Anteil an der Europäischen Einigung.“
Kurz vor dem Amtsantritt Gaucks erklärte Herzog in einem Interview gegenüber der „Welt“: „Mein Rat an jeden meiner Nachfolger, wenn ich gefragt wurde, war stets: Orientiere dich nicht an deinen Vorgängern – weder positiv noch negativ. Jeder muss sein eigenes Programm machen. Ich bin mit einem klaren Programm in dieses Amt gegangen, Johannes Rau genauso. Bei Köhler war es schon zweifelhafter.“ Wulffs Satz „Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland“ sei zwar völlig verkorkst formuliert, aber an sich richtig gewesen. „Die Türken und andere Migranten weinen ihm nach“, so Herzog.
Lesen Sie hier Roman Herzog im Interview: „Wulffs Islam-Satz – ‚verkorkst, aber richtig‘“
Roman Herzog war – als Nachfolger Richard von Weizsäckers und Vorgänger Johannes Raus – von 1994 bis 1999 Bundespräsident. Zuvor war der CDU-Politiker Minister in Baden-Württemberg und Verfassungsrichter.
Der CDU-Politiker hatte unermüdlich vor Reformmüdigkeit im Land gewarnt. Herzog machte es sich zur Aufgabe, gegen Blockaden in Politik und Gesellschaft anzugehen.
In Erinnerung geblieben ist seine Präsidentschaft besonders durch seine viel zitierte Ruck-Rede vom 26. April 1997. Damals sagte er: „Durch Deutschland muss ein Ruck gehen. Wir müssen Abschied nehmen von lieb gewordenen Besitzständen. Alle sind angesprochen, alle müssen Opfer bringen, alle müssen mitmachen.“
Lesen Sie hier die berühmte Ruck-Rede im Wortlaut.
Er setzte sich auch kritisch mit den Bürgern auseinander. „Das Volk bewegt sich nicht“, sagte er im Frühjahr 2008 der „Bild“-Zeitung. Es gebe zwar eine gewisse Bereitschaft zu Reformen, „aber es bräuchte politische Führung, echtes Charisma, um sie zu mobilisieren“.
Der am 5. April 1934 in Landshut geborene Sohn eines Archivars hatte zunächst eine juristische Karriere eingeschlagen und sich bereits mit 30 Jahren habilitiert.
Seine politische Karriere begann das CDU-Mitglied als Bildungs- und als Innenminister in Baden-Württemberg. Nach seinem Verzicht auf eine zweite Amtszeit als Bundespräsident saß er in verschiedenen Kommissionen. Dazu gehörte der Konvent für Deutschland, ein Expertengremium, das sich unter anderem mit den Themen Föderalismusreform und Finanzverfassung beschäftigte.
Herzog lebte zuletzt auf der Götzenburg in Jagsthausen bei Heilbronn, wo seine zweite Frau Alexandra Freifrau von Berlichingen zu Hause ist. Christiane Herzog, die sich nicht nur während der Amtszeit ihres Mannes im sozialen Bereich engagierte, war im Juni 2000 gestorben.