Gruselige Bilder aus Gericht: DAS sind die Attentäter von Moskau

Sie töteten rund 140 Menschen

Gruselige Bilder aus Gericht: DAS sind die Attentäter von Moskau

Nach dem Anschlag auf eine Konzerthalle bei Moskau präsentierten die Ermittler jetzt vier mutmaßliche Attentäter – Bilder der entstellten Männer gehen um die Welt.

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Dieser Mann, der offenbar nicht selbstständig laufen kann, gehört zu den vier mutmaßlichen Terroristen, die dem Haftrichter vorgeführt wurden.
Dieser Mann, der offenbar nicht selbstständig laufen kann, gehört zu den vier mutmaßlichen Terroristen, die dem Haftrichter vorgeführt wurden.Tatyana Makeyeva/AFP

Es war einer der schlimmsten terroristischen Anschläge, die Russland in jüngster Zeit erlebte: Rund 140 Menschen kamen ums Leben, als bewaffnete Angreifer der Terror-Organisation IS am vergangenen Freitag eine Konzerthalle in der Nähe der Hauptstadt Moskau stürmten, ein Blutbad anrichteten: Sie schossen auf die Besucher, zündeten außerdem Sprengstoff, was zu einem Großbrand führte. Über 150 Menschen wurden verletzt. Am Sonntagabend wurden die mutmaßlichen Attentäter nun vor Gericht einem Haftrichter vorgeführt.

Mutmaßliche Terroristen wurden in Moskau dem Haftrichter vorgeführt

Die Bilder dieser Männer gehen um die Welt: Gezeichnet von üblen Gesichtsverletzungen sind die vier mutmaßlichen Attentäter des jüngsten Terroranschlags nahe Moskau dem Haftrichter vorgeführt worden. Die Angeklagten wurden am Sonntag von vermummten Sicherheitskräften ins Basmanny-Gericht in der russischen Hauptstadt gebracht und mit deutlich sichtbaren Blutergüssen, Schwellungen, Schürf- und Platzwunden in Glaskäfigen platziert. Einer von ihnen war offensichtlich nicht mehr in der Lage zu laufen und lag mit geschlossenen Augen festgeschnallt in einem Krankenstuhl. Ein anderer hatte einen wenig fachmännisch wirkenden Verband am rechten Ohr.

Vor dem Gerichtstermin waren Videoaufnahmen im Netz verbreitet worden, die zeigen sollen, dass die festgenommenen Männer gefoltert wurden und einem von ihnen gar ein Ohr abgeschnitten wurde. Ob die Aufnahmen authentisch sind, ließ sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Die eigentliche Anhörung fand hinter geschlossenen Türen statt, wie die russische Staatsagentur Tass berichtete. Der Terrorverdächtige auf dem Krankenstuhl, der den Anschlag gefilmt haben soll, hatte demnach „Schwierigkeiten zu sprechen“. Das Ermittlungskomitee wirft ihm und seinen drei mutmaßlichen Komplizen einen gemeinschaftlich verübten tödlichen Terroranschlag vor.

Saidakrami Murodali Rachabalizoda soll ebenfalls zu den Attentätern gehören, die eine Konzerthalle in Moskau überfielen.
Saidakrami Murodali Rachabalizoda soll ebenfalls zu den Attentätern gehören, die eine Konzerthalle in Moskau überfielen.Alexander Zemlianichenko

Nach der Tat in einem Veranstaltungszentrum nahe Moskau, bei der am Freitag 137 Menschen getötet und nach neuen Angaben der Gesundheitsbehörden 182 weitere verletzt wurden, gab es insgesamt elf Festnahmen. Vier der Verdächtigen gelten als die eigentlichen Todesschützen - sie sind diejenigen, die nun dem Haftrichter vorgeführt wurden. Die Haftbefehle wurden laut Tass am Sonntagabend erlassen. Die vier Männer waren am Wochenende im russischen Grenzgebiet Brjansk festgenommen und nach Moskau gebracht worden.

Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannte sich zum Anschlag auf die Konzerthalle

Zu dem Anschlag hat sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) öffentlich bekannt. Dennoch will Russlands Staatsführung eine Verwicklung der Ukraine sehen, gegen die Russland seit mehr als zwei Jahren einen Angriffskrieg führt. Nach Angaben des russischen Präsidenten Wladimir Putin wollten die Täter in die Ukraine flüchten, Beweise dafür legte er aber nicht vor. Kiew weist jede Beteiligung an der Tat zurück. Unterdessen beging Russland am Sonntag einen nationalen Trauertag. Die Mitglieder der populären Rockband Piknik, die am Freitag in der Crocus City Hall hätte auftreten sollen, legten am Abend vor der Konzerthalle Blumen für die Opfer nieder.

Dalerdjon Barotovich Mirzoyev wurde ebenfalls einem Haftrichter vorgeführt. Die mutmaßlichen Terroristen wurden in Glaskäfigen präsentiert.
Dalerdjon Barotovich Mirzoyev wurde ebenfalls einem Haftrichter vorgeführt. Die mutmaßlichen Terroristen wurden in Glaskäfigen präsentiert.Tatyana Makeyevy/AFP

Präsident Putin sprach in einer vom Staatsfernsehen übertragenen Rede am Samstagnachmittag von einer angeblichen Spur in die Ukraine. Mit Blick auf die festgenommenen Verdächtigen sagte er: „Sie haben versucht, sich zu verstecken und haben sich in Richtung Ukraine bewegt, wo für sie ein Fenster für einen Grenzübertritt vorbereitet worden war.“ Der ukrainische Militärgeheimdienst konterte dies mit dem Hinweis, dass die Grenze sei seit Langem vermint sei. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wies jede Verwicklung seines Landes in den Anschlag zurück.

Putin versucht, die Ukraine mit dem Anschlag in Verbindung zu bringen – ohne Beweise

Angesichts der Anschuldigungen aus Moskau nannte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba den Kremlchef am Sonntag einen „pathologischen Lügner“. Putin versuche verzweifelt, die Ukraine mit dem Anschlag in Verbindung zu bringen, auch wenn es keine Beweise gebe, schrieb Kuleba am Sonntag auf der Plattform X (ehemals Twitter). „Lasst euch nicht von Putin und seinen Handlangern in die Irre führen“, appellierte er. Ihr einziges Ziel sei, weitere Russen zu motivieren, um in dem sinnlosen und kriminellen Krieg gegen die Ukraine zu sterben. Zudem solle dadurch weiterer Hass gegen andere Länder, vor allem den gesamten Westen, geschürt werden.

Der IS-Propagandakanal Amak veröffentlichte als angeblichen Beweis, für den Angriff verantwortlich zu sein, ein Video, das die Attentäter am Anschlagsort zeigen soll. Zudem wurde ein Bild der angeblichen Attentäter mit unkenntlich gemachten Gesichtern gezeigt. Die mit Sturmgewehren, Pistolen und Sprengsätzen bewaffneten Kämpfer hätten Russland einen „schweren Schlag“ versetzt, hieß es in dem Bekennerschreiben.

Die Angreifer sollen für den Tod von rund 140 Menschen in der Konzerthalle verantwortlich sein.
Die Angreifer sollen für den Tod von rund 140 Menschen in der Konzerthalle verantwortlich sein.Olga Maltsevy/AFP

Der Angriff habe „Tausenden Christen in einer Musikhalle“ gegolten. Terrorismusexperten stuften das Schreiben als glaubwürdig ein. Der IS bekämpft Anhänger des Christentums und betrachtet sie als Ungläubige. Seit einigen Jahren haben die Islamisten auch Moskaus Politik auf dem Radar. In früheren Ansprachen warf die Terrorgruppe Russland etwa vor, muslimisches Blut vergossen zu haben. Insbesondere in Afghanistan wiegt das Erbe der sowjetischen Intervention vor 45 Jahren immer noch schwer.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser nannte es glaubhaft, dass die als IS-Ableger bekannte Gruppe Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK) den Anschlag zu verantworten habe. Von dieser gehe derzeit auch für Deutschland die größte Gefahr aus, sagte Faeser der „Süddeutschen Zeitung“. Die ISPK-Terrorgruppe hat ihren Ursprung in Afghanistan. Khorasan steht für eine historische Region in Zentralasien, die Teile von Afghanistan, Usbekistan, Turkmenistan und Tadschikistan sowie vom Iran umfasste. ■