Diese Videos haben nichts mit Irans Luftangriff auf Israel zu tun - 20 Minuten

Diese Videos haben nichts mit Irans Luftangriff auf Israel zu tun

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Vorsicht!Diese Videos haben nichts mit Irans Luftangriff auf Israel zu tun

Der Iran hat Raketen und Drohnen auf Israel abgefeuert. Auf Social Media kursieren jedoch nicht nur echte Aufnahmen von dem Angriff.

Darum gehts

  • Der Angriff des Irans auf Israel ist auch in den sozialen Medien Thema.

  • Doch nicht alle Informationen, die dort verbreitet werden, entsprechen der Wahrheit.

  • So kursieren auf Social Media und auch Youtube Videos, die aus dem Zusammenhang gerissen wurden.

Der Iran hat Israel in der Nacht zum Sonntag erstmals direkt von seinem Staatsgebiet aus mit Drohnen und Raketen angegriffen. Nach Angaben des israelischen Militärs wurden rund 300 ballistische Raketen und Drohnen abgefeuert, wovon ein Grossteil noch ausserhalb der Grenzen Israels abgefangen worden sein soll.

Der Angriff beschäftigt nicht nur Politiker aus aller Welt und den UN-Sicherheitsrat, sondern auch die Menschen auf Social Media. Doch sie bekommen nicht nur echte Bilder zu sehen. Drei Beispiele:

Einschlag in der Nacht: Aufnahme ist echt, aber alt

Diese Behauptung ist falsch. Das Video in dem Post zeigt weder Tel Aviv, noch ist es eine aktuelle Aufnahme.

Diese Behauptung ist falsch. Das Video in dem Post zeigt weder Tel Aviv, noch ist es eine aktuelle Aufnahme.

Screenshot X

Das verwackelte Video eines Einschlags und einer daraufhin aufsteigenden Rauchwolke wurde seit Irans Luftangriff rege in den sozialen Medien geteilt. Durch den Zeitpunkt der Postings (hier) wird der Eindruck erweckt, die Aufnahmen seien aktuell. Zum Teil geschieht das durch konkrete Zuschreibung (hier und hier). Einige Userinnen und User verorten die Aufnahme auch: die einen in eine namentlich nicht genannte israelische Siedlung (hier), andere konkret nach Tel Aviv (hier).

Die Bilder sind echt. Den Einschlag hat es tatsächlich gegeben. Allerdings sind die Aufnahmen nicht aktuell, sondern entstanden im Mai 2021. Das zeigt die umgekehrte Bildersuche. Sie führt unter anderem zu einem Artikel, der am 13. Mai 2021 auf dem Portal der serbischen Tageszeitung «Večernje novosti» veröffentlicht wurde. Das Video zeigt Rishon LeZion, eine Stadt rund zehn Kilometer südlich von Tel Aviv. Dies ist unter anderem auf dem X-Kanal von @kann_news zu sehen sowie auf dem Instagram-Account von @StandWithUs, einer gemeinnützigen pro-israelischen Bildungs- und Interessenvertretungsorganisation. Beide Profile teilten das Video am 13. Mai 2021. Es kann damit nicht aktuell sein und wurde entsprechend aus dem Zusammenhang gerissen.

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Angeblich panische Israelis sind argentinische Louis-Tomlinson-Fans

«Massenpanik unter den Israelis nach der Ankunft von Raketen aus dem Iran» oder «Zweite Welle Drohnenangriff (Iran auf Israel). Israelis laufen zum Flughafen»: Für die Userinnen und User, die das Video von kreischenden jungen Leuten an einer Strassenkreuzung posten (etwa hier, hier und hier), scheint die Sache klar zu sein. Doch sie liegen falsch: zeitlich, örtlich und auch, was den Grund für das Geschrei angeht.

Auch diese Behauptung ist falsch: Das Video entstand weder in Israel noch im Zusammenhang mit einem Angriff.

Auch diese Behauptung ist falsch: Das Video entstand weder in Israel noch im Zusammenhang mit einem Angriff.

Screenshot X

Zwar ist die gefilmte Szene echt, allerdings wurde sie einige Tage vor dem iranischen Luftangriff auf Israel aufgenommen. Sie zeigt eine Menschenmenge vor dem Hotel «Four Seasons» in Buenos Aires, wie der Abgleich mit der Streetview-Ansicht von Google Maps zeigt:

Anhand der Gebäude und der Unterführung im Hintergrund sowie der Palmen und dem weissen Gebäude auf der rechten Seite und den verschiedenen Zebrastreifen lässt sich eindeutig sagen: Das Video von der rennenden und kreischenden Menschenmenge ist in Buenos Aires entstanden.

Anhand der Gebäude und der Unterführung im Hintergrund sowie der Palmen und dem weissen Gebäude auf der rechten Seite und den verschiedenen Zebrastreifen lässt sich eindeutig sagen: Das Video von der rennenden und kreischenden Menschenmenge ist in Buenos Aires entstanden.

Screenshot Google Maps

Grund für den Andrang war ein Meet and Greet mit dem britischen Sänger Louis Tomlinson am 6. April 2024. Von dem Event gibt es zahlreiche Videos und Fotos. Folgender Screenshot vom Instagram-Account @louistdaily zeigt eindeutig, dass nicht nur der Sänger, sondern auch zahlreiche kreischende Fans vor Ort waren:

Laut der BBC-Journalistin Ghoncheh Habibiazad wurde das Video auch vom iranischen Staatssender im falschen Kontext verbreitet.

Drohne in Hochspannungsleitung: alt und aus Syrien

Keine aktuelle Aufnahme: Das Video ist bereits seit Februar 2024 online zu finden.

Keine aktuelle Aufnahme: Das Video ist bereits seit Februar 2024 online zu finden.

Screenshot X

Diese Drohne hat ihr Ziel verfehlt. Soweit sind die in den letzten Tagen aufgekommenen Posts richtig. Allerdings handelt es sich bei dem geteilten Video (zum Beispiel hier, hier, hier oder hier) um keine aktuelle Aufnahme, die im Zuge des Angriffs des Irans auf Israel entstanden ist. Laut umgekehrte Bildersuche ist der Clip seit Februar 2024 im Internet zu finden. Laut X-User @QalaatM wurde das Video in der Provinz Al-Hasaka in Syrien aufgenommen. Auch andere User verorten es in Syrien, auch wenn sie mitunter einen anderen Ort angeben. Etwa die Provinz Deir ez-Zor oder konkreter: in der Stadt Abu Khashab bei Deir ez-Zor. Klar ist aber: Die Aufnahme entstand nicht im Rahmen des Luftangriffs auf Israel.

Fazit

Die drei Beiträge, die aktuellen Social-Media-Posts zufolge im Zusammenhang mit Irans Luftangriff auf Israel stehen, wurden alle aus dem Zusammenhang gerissen. Der erste zeigt Szenen, die sich vor rund drei Jahren in der Nähe von Tel Aviv zugetragen haben. Der zweite und dritte Clip haben dagegen nichts mit Israel zu tun. Bei dem zweiten handelt es sich um Aufnahmen, die am Rande eines Meet and Greets mit dem Sänger Louis Tomlinson in Buenos Aires entstanden sind. Der Drohnenclip stammt aus Syrien und ist ebenfalls nicht aktuell.

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