Bildungssprache in 25 Zitaten aus der klassischen Literatur

Bildungssprache in 25 Zitaten aus der klassischen Literatur

Bildungssprache in 25 Zitaten aus der klassischen Literatur

Bildungssprache war einst ein integraler Bestandteil des Bildungsbürgertums und fand folglich auch Eingang in dessen literarische Werke. In den Schriftstücken jener Ära finden sich zahlreiche Beispiele entsprechend elaborierter Ausdrucksformen.

Durch das Studium von Zitaten aus Romanen dieser Zeit wird es möglich, diese Termini in ihrem authentischen Kontext zu erfassen.

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Dies dient nicht nur der kulturellen Bildung, sondern erleichtert auch das nachhaltige Einprägen und Verstehen dieser Begrifflichkeiten. Es ist faszinierend, wie die sorgfältige Wahl der Sprache ein Fenster zu vergangenen Epochen öffnet und gleichzeitig das intellektuelle Vermächtnis bewahrt. Siehe auch:

Liste mit Zitaten, die bildungssprachliche Wörter enthalten

Dies ist eine Auswahl interessanter Literatur. Die Rechtschreibung entspricht dem historischen Original.

Überall fühlt man dies Zuwenig an Vitalität; das Haar, zu dünn und nicht vollgesättigt mit Pigment, liegt als farbloses Blond um die blau durchäderten Schläfen, die blutarmen Hände leuchten durchsichtig wie Alabaster, zu scharf und wie eine Kielfeder spitz stößt die Nase aus dem Vogelgesicht, zu schmal geschnitten, zu sibyllinisch sind die verschlossenen Lippen mit ihrer schwachen tonlosen Stimme, zu klein und verdeckt trotz aller ihrer Leuchtkraft die Augen, nirgends glüht eine starke Farbe, rundet sich volle Form in diesem strengen Arbeits- und Asketengesicht.«

Stefan Zweig: Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam, 1938

Also wenn du zu feig bist, dann – nun eben, dann sehe ich, daß du mich nicht wahrhaft, nicht innig, nicht mit aller Hingabe liebst, daß du mit mir nur aus Langeweile und zum bloßen Amüsement dein Spiel treibst.

Arthur Zapp: Das Liebesleben eines deutschen Jünglings, 1920

Irgendein großer himmelstürmender Schmerz: der raste vorüber, tobte sich aus – machte das Innere bereit für ein neues, tröstendes, freudebringendes Erlebnis. Aber diese dumpfe Apathie war hoffnungslos.

Paul Rosenhayn: Die Yacht der Sieben Sünden, 1928

Zur selben Zeit wurde Carlsson häuslich; er saß daheim bei seiner Frau und las ihr aus der Bibel oder dem Gesangbuch vor, appellierte an ihre edleren Gefühle, ohne eigentlich sagen zu können, was er damit bezweckte. Die Alte freute sich, daß ihr jemand Gesellschaft leistete und mit ihr sprach, und legte großen Wert auf die kleinen Aufmerksamkeiten, ohne darüber nachzudenken, was für einen Zweck diese Vorbereitungen auf den Tod haben könnten.

August Strindberg: Die Leute auf Hemsö, 1887

Gräfin Sidonie sorgte, nach den Grundsätzen der christlichen Liebe und weiblichen Ritterlichkeit dafür, daß nach wenigen Minuten die ganze Ballgesellschaft über die Liebesszene im Klaren war. Überall flüsterte man von der zärtlichen Attitüde, in der Prinz C** mit Madame Oburn im einsamen Gemach betroffen worden, und fügte natürlich hinzu, daß die Frau den Bewerbungen des Prinzen ein williges Ohr geschenkt.

Luise Aston: Aus dem Leben einer Frau, 1846

Leute mit den frechsten Gesichtern und dem aufgeblasensten Wesen sah er zwischen andern, und besonders alten Mütterchen sich brüsten, die mit der andächtigsten, oft bigottesten Miene, und dem Rosenkranz in der Hand, nach den Kirchen zuschlichen.

Johann Martin Miller: Siegwart, 1776

Es ist auch nicht um die Wahrheit zu sagen, aber um die Lüge gut zu sagen, daß ich mir Euer Talent wünsche. Wüßt ich nur zu schreiben, ein Buch zu schnüren, eine Dedikation zu wenden, einen Narren recht von seinem Verdienste trunken zu machen, mich bei den Weibern einzuschmeicheln.

Denis Diderot: Rameaus Neffe (in der Übersetzung von Goethe), erstmals erschienen 1805

Ach ja, man hatte gar nicht unrecht, als man uns das Land als eine Wüstenei bezeichnete: es ist wirklich recht nackt und sehr kahl, ganz desolat und kein Baum zu sehen. Es ist ein Vorhof zur Hölle und in dem wandern wir nun einen Tag nach dem andern.

Rudolf Cronau: Im wilden Westen, 1890

Diese schrankenlose Hingabe, die ihm sonst wohl exaltiert erschienen wäre, rührte ihn, die italienische Idylle hatte die geringe Weichheit seines Wesens ausgebildet und gesteigert.

Clara Blüthgen: Dilettanten des Lasters, 1917

Frau Eggert und Fränzchen bildeten eine Art von Tribunal, bei dem das Familienoberhaupt als Ankläger und Richter in einer Person figurierte, und vor diesem Gerichtshofe stand der Schuldige, dessen Erklärung mit der Gewalt einer platzenden Bombe in die Familie gefallen war.

Elisabeth Bürstenbinder (Elisabeth Werner): Adlerflug, 1886

Da spielt sie. Es sind sehr kurze Stücke, eine Art Lieder ohne Worte – schwermütig wie ihr eigen Los – viel Gefühl… Sie spielt mehrere. Die weiche Form frappiert überall. Alles so maßvoll, so wunderhübsch gerahmt!

Johannes Richard zur Megede: Félicie, 1900

Der bei mir erschienene Herr gerierte sich als ein Fremder, aber er sprach, alles gekünstelten Radebrechens unerachtet, das Deutsche so gut, daß ich seine Fremdheit für bloße Maske halten mußte.

Theodor Fontane: Schach von Wuthenow, 1883

Ein Kellner mit jenem unbestimmten Gesichtsausdruck, der, je nach Bedürfnis, so rasch von der unterwürfigsten Höflichkeit zur krassesten Impertinenz hinüberwechselt, und dem charakteristischen Backenbart der Hotelgrößen, lehnt an einer Messingsäule des Treppenausgangs.

Hedwig Dransfeld: Flitter und Schein, 1913

Sie trat zu ihrem Gatten. Sei nicht so indifferent, Jaques, Du siehst, daß Mausi bereits heute vor Ungeduld und Wonne zappelt!

Margarete Michaelson als Ernst Georgy: Die Berliner Range VI – Berlin, wie es ißt und trinkt, 1901

Ich kann diesen Blödsinn nicht mehr hören! Vor drei Monaten hat er gesagt, in zwei Monaten ist alles aus. Essig! Vor acht Wochen hat er gesagt, in sechs Wochen ist alles aus. Essig! Vor vier Wochen hat er gesagt, Weihnachten feiern wir zuhaus – und Weihnachten ist übermorgen! Also wieder Essig! Ich sage dir, es ist alles Essig, die Lage konsolidiert sich, alles kapituliert, und wir werden das Ende nicht mehr erleben, nur unser Ende! Essig, Essig, Essig!

Ödön von Horváth: Figaro läßt sich scheiden (Komödie), 1937

Ist das Theater die Hilfsquelle aller Plauderer, deren Freunde zu verstummen haben, deren Geliebte zu wortreich sind –so bleibt die Konversation, selbst die gewählteste, nur das Vergnügen der phantasielosen Naturen. Es gibt Dinge, die man nicht erst beim Kerzenschein einem geistvollen Menschen zeigen muß, denn er sieht sie während des Gesprächs ….

Marcel Proust: Fragmente einer italienischen Komödie

Sehr neugierig bin ich schon darauf, was ich auf dem Dorfe für ein Gesicht machen werde. Es ist mir eigentlich ganz kurios zumute, daß ich da unter Kühe und Erdäpfel kommen soll.

Leopold Kompert: Neue Geschichten aus dem Ghetto, 1860

Sie hatte angenehme Einzelheiten, welche aber ein sehr unangenehmes Ganze bildeten; besonders unerträglich für nervöse Personen, wie es der selige Schiller gewesen, war ihre Manie, beständig einen kleinen Stengel oder eine Papiertüte zwischen den Fingern wirbelnd herumzudrehen …

Heinrich Heine: Geständnisse, 1854

Ein eignes Heim, das war seine Sehnsucht. Drei Zimmer und eine saubere, appetitliche Küche mußte er haben. Ohne Frau, lärmende Kinder und unreinliche Hunde. Schon wenn man die Tür aufschloß, sollte man den Geruch guter Bratensoßen spüren. […] In jedem übrigen Augenblick modelte er an diesem Plan.

Alice Berend: Die Reise des Herrn Sebastian Wenzel, 1912

Ich empfinde den hehren Ernst dieser Länder, die tiefe Glut ihrer Leidenschaft. Ich empfinde wonnig schauernd das Nahen jenes großen Augenblicks, der Orient und Okzident vermählt.

Johann Richard zur Megede: Der Überkater, 1904

So habe ich denn ein bißchen Klavierspielen gelernt und ein bißchen Französisch parlieren, und sonst bin ich aufgewachsen wie ein Baum auf dem Feldrain draußen. Ich hab nach allen Seiten wachsen dürfen, meinem Papa war alles recht.

Hans Fallada: Junger Herr – ganz groß, 1943

Er renommierte schon jetzt mit dem Wilde, das seine Gäste auf seiner Jagd zur Strecke bringen sollten.

Guy de Maupassant: Dickchen, 1880

Das gleiche galt von dem guten schwedischen Aquavit, für den in diesem auf Temperenz erpichten Land ein kleiner Wirt wie Olsson keine Ausschankberechtigung besaß, während man hier davon kriegen konnte, soviel man irgend mochte. Doch lag es dem starken Manne fern, diese Freiheit schnöd zu mißbrauchen: drei Gläschen deuchten ihn genug bei einer Mahlzeit. Aber er setzte eine halbe Flasche Sherry drauf, und da er merkte, wie wohl die ihm tat, noch eine zweite.

Korfiz Holm: Herz ist Trumpf, 1928

Völlig verblüfft war man aber, als man, der Einladung folgend, Stilpe erblickte. Er präsentierte sich nämlich in Unterhosen und Frack. Im Munde hatte er eine kurzgebissene rotbraune Tonpfeife, und sein ganzes Benehmen war ungemein zeremoniell und feierlich.

Otto Julius Bierbaum: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive, 1897

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Der Autor

Sven Lennartz AvatarSven Edmund Lennartz ist Fachautor, Schriftsteller und Gründer verschiedener Online-Projekte, wie Dr. Web (Webdesign), Conterest (Bloggen), Sternenvogelreisen (Sprache) und Smashing Magazine (Webdesign & Entwicklung). Homepage

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