Clara Rilke-Westhoff - Pionierin und Künstlerin
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Clara Rilke-Westhoff - Pionierin und Künstlerin

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Die Bildhauerin Clara Rilke-Westhoff (rechts) war eng mit Paula Modersohn-Becker (links) befreundet. Dieses Foto ist 1899 entstanden und zeigt die beiden Frauen im Atelier von Paula Becker, die damals noch unverheiratet war.
Die Bildhauerin Clara Rilke-Westhoff (rechts) war eng mit Paula Modersohn-Becker (links) befreundet. Dieses Foto ist 1899 entstanden und zeigt die beiden Frauen im Atelier von Paula Becker, die damals noch unverheiratet war. © Paula-Modersohn-Becker-Stiftung/Bremen

Bremen - Von Nina Seegers. Sie war mehr als nur die Ehefrau von Rainer Maria Rilke und beste Freundin von Paula Modersohn-Becker. Clara Rilke-Westhoff (1878 bis 1954) war eine große Künstlerin ihrer Zeit und gilt heute als Pionierin der weiblichen Bildhauerei in Deutschland. Ihr ist daher diese Folge unserer neuen Serie „Bremer Frauen-Geschichten” gewidmet.

„Eines möchten wir zu bedenken geben. Die Künstlerin ist, wie wir hören, eine noch sehr junge Dame; dafür scheint uns ihre Kunst schon ein bißchen reichlich dreist (...)”, schreibt der einflussreiche Bremer Kunstkritiker Arthur Fitger 1899 in der „Weser-Zeitung”, als die damals erst 20-jährige Clara Westhoff ihre Plastiken in der Bremer Kunsthalle präsentiert. 

Reine Männerdomäne 

Die Bildhauerei ist in jener Zeit noch eine reine Männerdomäne. Dass Frauen Skulpturen erschaffen, schickt sich nicht. Die junge Clara aber setzt sich über diese Konventionen hinweg. 

Schon mit 17 Jahren geht die gebürtige Bremerin der Kunst wegen nach München, bevor sie sich 1898 der Künstlerkolonie Worpswede anschließt. Dort freundet sie sich bald mit Paula Modersohn-Becker an. Es ist schließlich der Maler und Mitbegründer der Künstlerkolonie, Fritz Mackensen, der ihr Talent erkennt und Clara darin bestärkt, Bildhauerin zu werden.

So geht sie zunächst nach Leipzig und ist Schülerin bei Max Klinger, bevor sie weiter nach Paris zieht, um dort von dem wohl bedeutendsten Bildhauer jener Zeit, Auguste Rodin, zu lernen. 

Als sie 1900 in die Künstlerkolonie nach Worpswede zurückkehrt, lebt auch ihre Freundin Paula noch dort. Zu Gast ist außerdem der berühmte Dichter Rainer Maria Rilke, der sich in Clara Westhoff verliebt und sie kurz darauf heiratet. 

Nach der Geburt der gemeinsamen Tochter Ruth 1901 bewohnen die Rilkes zunächst ein Haus in Westerwede. Die Ehe hält aber nur einige Jahre. Nach etlichen Aufenthalten in verschiedenen Städten Europas kehrt Clara mit Tochter Ruth schließlich zurück in die Heimat und lebt von 1919 an bis zu ihrem Tod 1954 in Fischerhude. 

Arbeiten im Privatbesitz 

Die verdiente Anerkennung bleibt Clara Rilke-Westhoff zeitlebens verwehrt. Und selbst heute ist sie noch vielen unbekannt. Die meisten Arbeiten der Künstlerin befinden sich in Privatbesitz und im Nachlass, der von der Familie Rilke in Gernsbach bei Baden-Baden betreut wird. 

Dennoch ist Clara-Rilke-Westhoff in Bremen und Fischerhude präsent: Hinter der Bremer Kunsthalle in den Wallanlagen befindet sich seit 2007 ein Abguss jener Büste von Paula Modersohn-Becker, die Clara Rilke-Westhoff 1899 in der Künstlerkolonie Worpswede von ihrer Freundin geschaffen hat. 

Im Bremer Stadtteil Oberneuland, wo die Bildhauerin geboren und aufgewachsen ist, wurde der Rilke-Westhoff-Weg nach ihr benannt. Und in Fischerhude existiert heute noch das „alte Rilke-Haus”, wie es die Fischerhuder nennen, in dem die Bildhauerin bis zu ihrem Tod gelebt und gearbeitet hat. 

Das hübsche Fachwerkhaus und der angrenzende Garten mit Blick auf die Wümme und die Wümmewiesen beherbergt heute ein Café, das 2014 vom Magazin „Der Feinschmecker“ sogar zu einem der besten Cafés Deutschlands ausgezeichnet wurde.

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