LeMO Biografie Rainer Eppelmann
  • Foto, schwarz-weiß. Zu sehen ist ein Mann, 47 Jahre alt. Der Oberkörper ist leicht weggedreht, während der Mann direkt in die Kamera blickt. Er hat eine Halbglatze und einen Bart um Oberlippe und Kinn und trägt ein gestreiftes Hemd sowie ein Sakko. Abbildung in kleiner Version

    Porträtfoto von Rainer Eppelmann aus seiner Zeit als Minister für Abrüstung und Verteidigung (April–Oktober 1990).

    Bildnachweis: Bundesarchiv; ADN-Zentralbild Bild 183-1990-0504-309

Rainer Eppelmann geb. 1943

Rainer Eppelmann ist ein deutscher evangelischer Pfarrer, Theologe und Politiker. Er übt offen Kritik an den politischen Verhältnissen in der DDR und gerät mit dem SED-Regime in Konflikt. Der redegewandte Pfarrer ist eine der bekanntesten Persönlichkeiten der friedlichen Revolution und in der Bundesrepublik für die CDU aktiv.

  • 1943

    12. Februar: Rainer Eppelmann wird in eine Handwerkerfamilie in Berlin geboren. Er wächst im Ostteil der Stadt auf.

  • 1961

    Bis zum Mauerbau besucht Eppelmann das Johannes-Kepler-Gymnasium in West-Berlin, da die Familie als zu westorientiert gilt und ihm deswegen in Ost-Berlin der Weg zum Abitur verweigert wird. Nach dem Mauerbau muss er die Schule abbrechen. Statt eines geplanten Architekturstudiums arbeitet er in Ost-Berlin als Dachdeckerhilfsarbeiter.

    Sein Vater, der in West-Berlin arbeitet, kehrt nicht mehr von dort zurück.

  • 1962-1965

    Absolvierung einer Maurerlehre und anschließend Arbeit als Maurer.

  • 1966

    Verweigerung des Wehrdienstes und auch des von ihm als "Bausoldat" geforderten Gelöbnisses. Daraufhin wird Eppelmann zu acht Monaten Gefängnis verurteilt.

  • 1969

    27. Dezember: Heirat mit Eva-Maria Strauth. Aus der Ehe gehen fünf Kinder hervor.

  • 1969-1974

    Studium der evangelischen Theologie in Berlin an der Fachhochschule "Predigerschule Paulinum".

  • ab 1974

    Gemeindepfarrer in der Samariter-Gemeinde und Kreisjugendpfarrer für den Kirchenkreis Berlin-Friedrichshain. Aufgrund der Organisation von Bluesmessen und anderen umstrittenen Veranstaltungen der Jugendarbeit wird die SED auf Eppelmann aufmerksam und beobachtet ihn.

  • 1982

    Mitinitiator des "Berliner Appells" mit der Losung "Frieden schaffen ohne Waffen". Daraufhin wird Eppelmann vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) festgenommen, jedoch nach einigen Tagen wieder freigelassen.

  • 1988

    11. Juni: Scheidung von seiner Frau Eva.

    Dezember: Eppelmann findet in seiner Wohnung Abhöranlagen der Stasi und erstattet Anzeige.

  • 1989

    Mai: Nach den Kommunalwahlen in der DDR zeigt Eppelmann die SED in Friedrichshain wegen Wahlfälschung an.

    Oktober: Gründungsmitglied der Partei Demokratischer Aufbruch (DA) in Ost-Berlin.

  • 1990

    Februar: Eppelmann wird für den Demokratischen Aufbruch Minister ohne Geschäftsbereich in der Regierung Modrow.

    März: Nach dem Rücktritt des DA-Chefs Wolfgang Schnur übernimmt Eppelmann kommissarisch den Vorsitz der DA.

    18. März: Nach der Volkskammerwahl wird Eppelmann einer von vier Abgeordneten des DA.

    12. April: Eppelmann wird Minister für Abrüstung und Verteidigung der DDR in der Regierung von Lothar de Maizière.

    22. April: Wahl zum Vorsitzenden des DA.

    11. Juni: Rainer Eppelmann heiratet zum zweiten Mal Eva-Maria Strauth.

    20. Juli: Die Rekruten der Nationalen Volksarmee (NVA) legen einen neuen Fahneneid ab. Sie verpflichten sich fortan, die demokratische Rechtsordnung zu verteidigen. Eppelmann verliest als Abrüstungs- und Verteidigungsminister den Tagesbefehl, der an die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 erinnert. Damit stellt er die NVA bewusst in die Tradition des militärischen Widerstandes gegen die nationalsozialistische Diktatur.

    August: Fusion des DA mit der CDU.

    September: Unterzeichnung des Protokolls über das Ausscheiden der NVA aus dem Warschauer Pakt.

    3. Oktober: Die Einheit beendet die Arbeit der Regierung und Eppelmanns Tätigkeit als Minister.

    November: Wahl zu einem der stellvertretenden Landesvorsitzenden der CDU in Brandenburg.

    Dezember: Bei den Wahlen zum ersten gesamtdeutschen Bundestag erringt Eppelmann ein Direktmandat und wird Mitglied des Bundestages.

  • 1991

    Vorsitzender des "Ausschusses für Familie und Senioren" des Deutschen Bundestages.

  • 1991-1993

    Landesvorsitzender der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) Brandenburgs.

  • 1991-1994

    Stellvertretender Vorsitzender der CDA Deutschlands.

  • 1992

    Herausgabe des Buches "Wendewege. Briefe an die Familie".

  • 1992-1998

    Vorsitzender der Enquête-Kommission zur "Aufarbeitung der Geschichte und Folgen der SED-Diktatur" bzw. ab 1995 deren Nachfolgekommission "Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozeß der deutschen Einheit".

  • 1993

    Veröffentlichung der Autobiographie "Fremd im eigenen Haus. Mein Leben im anderen Deutschland".

  • 1994-2001

    Bundesvorsitzender der CDA Deutschlands, seither Ehrenvorsitzender.

  • 1996-2000

    Mitglied im Präsidium der CDU Deutschlands.

  • seit 1998

    Vorstandsvorsitzender der "Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur".

  • 2000-2002

    Mitglied des CDU-Bundesvorstands.

  • 2005

    Eppelmann verlässt den Deutschen Bundestag.

    Die Vorstandsarbeit in der "Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur" behält er bei.

  • 2021

    Oktober: In einer Rede in der hannoverschen Apostelkirche kritisiert Eppelmann mit Verweis auf seine eigenen Erfahrungen in der DDR, dass Gegnerinnen und Gegner der Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie von einer "Diktatur" sprechen.

 

(iz/reh/lb/idy) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 01.02.2023
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Dyck, Imke/Haunhorst, Regina/Lepper-Binnewerg, Antoinette/Zündorf, Irmgard: Biografie Rainer Eppelmann, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/rainer-eppelmann.html
Zuletzt besucht am 10.05.2024

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