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Brüderle stürzt nach Dirndl-Spruch bei Wählern ab

Seine umstrittene Äußerung gegenüber der „Stern“-Reporterin ist bei den Deutschen nicht gut angekommen: Nur noch 28 Prozent sind mit der Arbeit Rainer Brüderles zufrieden. Ein deutliches Minus.

Eine breite Schleifspur hinterlässt Rainer Brüderles Dirndl-Gate in den Meinungsumfragen. Sein Beliebtheitswert ist rapide gesunken. Und so heißt es bei den Liberalen: Frauen an die Front! Der durch unbedachte Äußerungen gegenüber einer „Stern“-Reporterin unter Sexismusverdacht geratene FDP-Spitzenkandidat bekommt jetzt sogar massiven Flankenschutz von seiner Vizevorsitzenden, Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger.

In einem Interview des Deutschlandfunks sagte sie am Donnerstagmorgen, Brüderle habe sich „absolut richtig“ verhalten, man müsse „die Kirche im Dorf lassen“. Zu Brüderles umstrittener Äußerung, die von ihm angesprochene Journalistin könne „ein Dirndl füllen“, sagte Leutheusser-Schnarrenberger: „Ach, das war doch ein Kompliment. Das ist doch was anderes, als wenn jemand tatsächlich übergriffig wird.“

Da ist aber wohl noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten, denn folgt man den Daten des Deutschlandtrends von Infratest Dimap im Auftrag der ARD-„Tagesthemen“ und der „Welt“, haben die Querelen um Brüderle sowie sein Zaudern im Führungsstreit dem Ansehen des FDP-Politikers sehr geschadet: Derzeit sind 28 Prozent der Deutschen mit seiner politischen Arbeit zufrieden – ein Minus von neun Punkten im Vergleich zum Deutschlandtrend vor drei Wochen.

Rösler profitiert leicht von neuer FDP

Von der neuen personellen Aufstellung der FDP profitiert dagegen der Parteivorsitzende: Mit einer Zustimmungsrate von 22 Prozent (+5) verbessert sich das Ansehen Philipp Röslers deutlich, er bleibt aber weiterhin Schlusslicht der abgefragten Politiker. Außenminister Guido Westerwelle vermag seinen Rückhalt in der Bevölkerung auf 46 Prozent (+6) zu steigern und erreicht damit seinen besten Wert im Deutschlandtrend in seiner Funktion als Außenminister.

Zieht man allerdings den Vergleich zu Abstürzen anderer jäh in Ungnade gefallener Politiker, relativiert sich Brüderles aktueller Ansehensverlust. So verlor Karl-Theodor zu Guttenberg zwischen März und Dezember 2011 sogar 13 Punkte auf der Beliebtheitsskala (vier mehr als Brüderle jetzt). Guttenberg wäre allerdings kurioserweise mit einem Zufriedenheitswert von 60 Prozent selbst heute noch der drittbeliebteste Politiker im Land, wenn die aktuelle Statistik ihn führen würde.

Ginge es allein um Brüderle, das FDP-Debakel hielte sich in Grenzen. Aber auch das Duo der Liberalen-Führung mit Brüderle und Rösler sehen die Deutschen skeptisch: Lediglich jeder Dritte (32 Prozent) glaubt, dass die beiden die Erfolgschancen der Liberalen verbessern.

Bürger geben Führungsduo keine Chance

Demgegenüber gehen 51 Prozent aller Wahlberechtigten davon aus, dass sich dies negativ auf das Abschneiden der FDP auswirken wird. Jeder Zweite (49 Prozent) rechnet ohnehin nicht damit, dass das Spitzenduo bis zur Bundestagswahl die Führungsrolle durchhält.

Weitgehend stabil sind die Zufriedenheitswerte bei den Politikern der anderen Parteien. Nach Angela Merkel in der Poleposition folgt mit einigem Abstand Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), dessen Arbeit derzeit von 63 Prozent (+4) wohlwollend beurteilt wird.

Die in der Bevölkerung unpopuläre Anschaffung von bewaffneten Bundeswehrdrohnen wirkt sich auf das Urteil über den Verteidigungsminister aus: Mit der Arbeit von Thomas de Maizière (CDU) sind im Januar 2013 nur noch 57 Prozent der Bürger einverstanden, sechs Punkte weniger als zu Jahresbeginn. Seine Kabinettskollegin Ursula von der Leyen (CDU) bleibt mit 45 Prozent (+1) nahezu konstant.

Gabriel kann Vorsprung ausbauen

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Die beliebtesten sozialdemokratischen Politiker sind derzeit die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (57 Prozent, -1) und der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier (53 Prozent, +2). Der Parteichef der Sozialdemokraten, Sigmar Gabriel, kann seinen Rückhalt auf nun 42 Prozent deutlich ausbauen (+7).

Peer Steinbrück, Herausforderer Merkels, verharrt hingegen abgeschlagen im hinteren Mittelfeld: Mit seinem politischen Wirken sind aktuell 37 Prozent zufrieden (+1). Einen guten Platz im Mittelfeld belegt Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin mit 45 Prozent Zuspruch (+/-0).

Weiter hinten platziert sich gleichauf mit Steinbrück der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU, 38 Prozent, +2). Das Wirken des Linke-Fraktionschefs Gregor Gysi wird kritischer beurteilt als Anfang Januar (30 Prozent, -4).

Mehrheit gegen Schwarz-Gelb

Unabhängig davon, ob nach der Bundestagswahl im Herbst die sogenannten bürgerlichen Parteien eine Koalition bilden könnten – die Mehrheit der Deutschen spricht sich gegen eine Fortsetzung von Schwarz-Gelb aus. 60 Prozent der Bundesbürger sprechen sich für einen Regierungswechsel aus. Lediglich ein Drittel (34 Prozent) ist der Meinung, dass die amtierende Regierungskonstellation über den Herbst hinaus Bestand haben sollte.

Damit ist der Wunsch nach einem Wechsel der Regierungszusammensetzung so groß wie im September 2009 im Vorfeld der letzten Bundestagswahl, als Union und SPD eine große Koalition bildeten. Offenbar ist unabhängig von der Zusammensetzung das Vertrauen in die Regierung irgendwann aufgebraucht.

Gleichwohl ist die CDU/CSU mit einem Stimmenanteil von 40 Prozent (-2 im Vergleich zur Vorwoche) immer noch stärkste Partei, während die FDP (4 Prozent) weiterhin unter der Mandatsschwelle verharrt. Die SPD erreicht konstant 27 Prozent, während die Grünen einen Punkt auf 15 Prozent zulegen können.

Deutsche verbinden Vergangenheit mit Schwarz-Gelb

Die Linke erreicht wie in der Vorwoche sechs Prozent. Die Piraten legen leicht zu (4 Prozent, +1). Bei diesem Ergebnis hätten neben einer großen Koalition sowohl ein Zusammenschluss aus Union und Grünen als auch ein rot-rot-grünes Bündnis eine Mehrheit im Bundestag.

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Der Grund für die skeptische Haltung gegenüber der CDU/CSU/FDP-Koalition wird deutlich bei einem Begriffsvergleich zwischen Schwarz-Gelb und Rot-Grün. Zwar steht die amtierende Koalition aus Sicht der Bürger eher für „Wachstum“ (53 zu 30 Prozent), „Sicherheit“ (51 zu 31 Prozent) und „Kompetenz“ (47 zu 34 Prozent) als Rot-Grün.

Zugleich verbinden die Deutschen mit Schwarz-Gelb aber auch „Vergangenheit“ (47 zu 30 Prozent), während ein Bündnis aus SPD und Grünen „Aufbruch“ symbolisiert (30 zu 49 Prozent). Darüber hinaus verbinden die Bürger mit einer rot-grünen Koalition eher „Gerechtigkeit“ (30 zu 49 Prozent) und „Harmonie“ (29 zu 42 Prozent).

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