In einem Interview sprach Putin am Samstagabend über die russische Militärstärke im Ukraine-Krieg. Laut der US-Denkfabrik ISW sind seine Aussagen «falsch».
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Der russische Präsident Wladimir Putin. Im Februar 2022 startete Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Putin gab ein Interview im Staatsfernsehen und sprach über die russische Militärstärke.
  • Der US-Denkfabrik ISW zufolge sind die dabei gemachten Aussagen «falsch».
  • Zugleich gibt das ISW Entwarnung: Das Risiko eines Nuklearkriegs sei «extrem niedrig».

Am Samstagabend gab Wladimir Putin im russischen Staatsfernsehen ein Interview. Darin nahm es der russische Präsident mit der Wahrheit nicht ganz genau. Zumindest, was die russische Militärstärke anbelangt.

Für die US-Denkfabrik «Institute for the Study of War» (ISW) ist das Interview nichts anderes als die «nächste vorhersehbare Informationskampagne». Das Ziel: die Ukrainer und westliche Unterstützung – etwa in Form von Waffenlieferungen – brechen.

Zugleich ist das ISW überzeugt, dass «Putin aus Angst agiert» – weil «er den möglichen Erfolg einer ukrainischen Gegenoffensive fürchtet». Putins Aussagen zur eigenen militärischen Stärke sind gemäss dem ISW «falsch». Dazu gehört etwa die Behauptung, dass Russland bis Ende 2023 mehr als 1600 neue Panzer bauen würde. Bereits jetzt verfüge Russland demnach über mehr als dreimal so viele Panzer wie die Ukraine.

Russland verliert im Ukraine-Krieg monatlich 150 Panzer

Die Aussage stimmt so jedoch nicht, wie das ISW festhält. Denn die einzige russische Panzerfabrik Uralwagonsawod (UVZ) produziert Berichten zufolge monatlich 20 Panzer. Sie bräuchte demnach sechs Jahre, um Putins anvisiertes Ziel zu erreichen. Kommt hinzu: Pro Monat verliert Russland rund 150 Panzer.

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In einem Interview spricht Wladimir Putin über die russische Militärstärke. Im Bild: Ein ukrainischer Soldat vor einem brennenden Gebäude im Ukraine-Krieg.
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Laut Putin werden bis Ende Jahr 1600 Panzer produziert. Das ist laut dem ISW unmöglich. Im Bild: Panzer im Ukraine-Krieg. (Archivbild)
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Unter den russischen Soldaten befinden sich nur selten auch Kinder der Vertreter der russischen Elite wie im Wagner Peskow Fall. (Symbolbild)
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Das ISW stuft Putins Aussagen als «falsch» ein. Im Bild: Der russische Präsident Wladimir Putin. (Archiv)

Putin stellte zudem klar, dass Russland auch ohne übermässige Kriegswirtschaft militärisch-industrielle Erfolge erzielen könne. Dies im Gegensatz zum Westen. Das ISW widerspricht: «Das russische militärisch-industrielle Potenzial ist dem westlichen militärisch-industriellen Potenzial in der Tat hoffnungslos unterlegen.» Für Russland sei eine Umstellung auf volle Kriegsbereitschaft nötig, um den Ukraine-Krieg so weiterzuführen.

Risiko eines Nuklearkriegs bleibt unbedeutend

Das ISW gibt ebenfalls eine Einschätzung zu der im Ukraine-Krieg angekündigten Stationierung taktischer Nuklearwaffen in Belarus ab. Die Ankündigung sei unbedeutend für das «Risiko einer Eskalation hin zu einem Nuklearkrieg».

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Das ISW stuft das Risiko als «extrem niedrig» ein – und begründet: Putin sei ein «risikoscheuer Akteur, der wiederholt mit dem Einsatz von Atomwaffen droht, ohne Absicht, das auch durchzuziehen». Er wolle lediglich Ängste vor einer atomaren Eskalation im Westen schüren. Nach ISW-Einschätzung ist es deshalb «sehr unwahrscheinlich, dass Russland nukleare Waffen in der Ukraine oder anderswo einsetzt».

Putin versuche, eine «Aura der Sowjet-Ära» mit ihrer damals starken Militärindustrie zu erzeugen. Seine Äusserungen hätten aber nichts mit der Wirklichkeit zu tun, stellt das ISW fest.

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