Prof. Wall im Bordell
Selbstgefälliger Moralist lässt im Puff die Hosen runter.
Kammerdrama
„Der Kalauer muss sein: Anspruch, der verpufft“
Unter höchsten sozialethischen Standards visitiert Jurist Wall (Hanns Zischler) ein Rotlichtetablissement: Er will Frau Heinrich (Emilia Schüle, sichtlich überfordert von den komplexen Verbalduellen), seine begabteste Studentin, zur Rückkehr an die Uni überreden. „Aurelie“ aber, deren Referat Wall demütigend verriss, erteilt dem überheblichen Akademiker eine – ihrerseits bitter erlernte – Lektion von Macht und Ohnmacht… Das oft punktgenaue Regie-Skript-Team Stefan Krohmer/Daniel Nocke („Sie haben Knut“) steigt steil ein, dröselt mit Karl Poppers Falsifikationsprinzip einen Justizirrtum auf, bricht ihn auf Missbrauchs- und Familientraumata herunter und erschöpft sich im Klischee von „toxischer Männlichkeit“. Warum Schüle das prätentiöse Stück in Reizwäsche absolvieren muss, bleibt dabei spekulativ.