Neu im Streaming: Sieben Filme, die wir empfehlen können | DiePresse.com
Von der Traumhochzeit zur stillen Ehehölle: Jacob Elordi und Cailee Spaeny als Elvis und Priscilla Presley in Sofia Coppolas Filmbiografie „Priscilla“. Neuerdings auf Mubi zu streamen.
Was schauen?

Neu im Streaming: Sieben Filme, die wir empfehlen können

Die exzentrische Parabel „Poor Things“ ist ebenso zu sehen wie der rasante Kracher „Bullet Train“ oder das Biopic „Priscilla“. Die spannendsten Film-Neustarts auf Netflix, Amazon, Disney+ und Mubi. Und drei Serien.

Poor Things

„Poor Things“ ist eine hochkarätig besetzte, herzhaft unverschämte Coming-of-Age-Parabel der exzentrischen Art: Basierend auf einem Roman des Kultautors Alasdair Gray schildert es die Lehr- und Wanderjahre von Bella Baxter (Emma Stone), einem im Geiste von Frankenstein und Pygmalion geschaffenen Homunkulus. Ausgestattet mit der furchtlosen Neugierde eines Kindes und der Willenskraft einer Erwachsenen erkundet sie alle Winkel der Menschenwelt, vom Luxusleben der High Society bis zu den Lasterhöhlen eines Pariser Bordells. Und findet dabei zu ihrem souveränen, unverstellten Selbst, ungeachtet der Vereinnahmungsversuche diverser Männerfiguren.

Zu sehen auf Disney+ (und gegen Gebühr bei anderen Anbietern) >> Zur „Presse“-Kritik

Napoleon

Joaquin Phoenix gibt in diesem Epos von „Gladiator“-Regisseur Ridley Scott den französischen Feldherren und Kaiser, der gemischte Gefühle weckt wie nur wenige Figuren der Geschichte. Hölzern und starr wirkt dieser Napoleon, kalt und unzugänglich selbst in seiner Leidenschaft für seinen Lebensmenschen Joséphine, was zum Teil auch absichtliche Figurenzeichnung sein mag. Die Schlachtszenen wiederum sind einfach eindrucksvoll: Fast ohne Blut macht Scott dabei auch anschaulich, wie wenig wert das Leben Tausender einfacher Soldaten war.

Zu sehen auf Apple TV+ (und gegen Gebühr bei anderen Anbietern) >> Zur „Presse“-Kritik

Das Lehrerzimmer

Eine idealistische Lehrerin, die alles richtig machen will, eine Reihe von ungeklärten Diebstählen, moralische Dilemmata im Sozialbiotop Schule: Ilker Çataks Drama wurde heuer zu Recht für einen Auslandsoscar nominiert. Besonders überzeugend: Das nuancierte Spiel Leonie Beneschs, das immer wieder zwischen Strahlen und Verzweiflung changiert. Zwar weiß der Film auf die komplexen Fragen, die er stellt, kaum befriedigende Antworten zu geben. Doch das ist zuletzt so konsequent wie das mulmige Gefühl, mit dem er das Publikum zurücklässt.

Zu sehen auf Amazon Prime >> Zur „Presse“-Kritik

Taylor Swift: The Eras Tour

Immer wieder greift Superstar Swift in diesem spektakulären Konzertfilm zur Gitarre, während die komplett aus Screens bestehende, blockweise hoch- und niederfahrende Bühne ganze Welten entstehen lässt: ein Bürogebäude, ein Puppenhaus, ein Spiegelkabinett voller (unterschiedlich gekleideter) Taylor Swifts. Ein bisschen Zaubershow, ein bisschen Theater, dazu kristallklar tönend viele eingängige Hits: Dieser dreistündige Film hat zwar einige Längen, fängt die Euphorie der „Swifties“ im Stadion aber wirkungsvoll ein.

Zu sehen auf Disney+ >> Zur Presse Kritik

Bullet Train

David Leitch war Actiondouble (u. a. für Brad Pitt, der in diesem Film seine Stunts selbst drehte), bevor er ins Regiefach wechselte und etwa „John Wick“ oder „Deadpool 2“ inszenierte. Mit „Bullet Train“ gelang ihm ein hochstilisierter, rasanter Kracher, der vor allem Spaß macht: Ein Auftragskiller (Pitt), der friedlich werden will, doch in einem japanischen Schnellzug von Missetätern verfolgt wird. Was die Figuren über Schicksal, Glück und Verantwortung schwurbeln, wird überlagert durch die Tarantino-artigen, fetzig komponierten Ansichten spritzenden Blutes und einer mannsgroßen, durchs Kinderabteil wankenden Plüsch-Animefigur.

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Priscilla

Alle, die sich von diesem Film eine Erzählung erwarten, die Priscilla Presley zur missverstandenen Heldin macht, enttäuscht Regisseurin Sofia Coppola: Mit zarten, pastelligen Pinselstrichen gegen den Zeitgeist gebürstet, zeigt ihr Biopic ein hilf- und machtloses Mädchen, das sich seinem Schicksal als vom Vater zum Ehemann gereichtes Püppchen fügt. Eine unmodische Interpretation, die aber herausfordert: Was sagt es über uns, wenn wir uns eine vielleicht revisionistische Ermächtigungsstory erhofft hatten?

Zu sehen auf Mubi >> Zur „Presse“-Kritik

„The Iron Claw“

Ein Wrestling-Clan wird von einem „Fluch“ dahingerafft. Des Unheils wahre Wurzel? Toxische Männlichkeit! Sean Durkins Drama „The Iron Claw“ mit Zac Efron in der Hauptrolle inszeniert die Kämpfe als packendes Testosterontheater und empfiehlt Tränen als Antidot. Die Kernbotschaft ist, dass auch Machismo Performance ist, und zwar keine, die sich lohnt.

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Und dann noch eine kurze Auswahl an neuen Serien

„3 Body Problem“

Als hochwertiger Science-Fiction-Mystery-Thriller macht „3 Body Problem“ nichts Neues, das aber ausgesprochen gut. Visuelles Spektakel, philosophische Fragen, eine fesselnde, sich auf zwei Zeitebenen und zusätzlich in einer Art virtuellen Realität entrollende Handlung: alles da. Dazu kommen Szenen, die sich einprägen, nicht nur weil sie computertechnisch betörend gut gemacht sind. Der chinesischen Autor Liu Cixin lieferte mit seinem Bestseller (deutscher Titel: „Die drei Sonnen“) die Romanvorlage für die Serie. „3 Body Problem“ ist eine ziemlich dicht gepackte Erzählung. Allerdings auch eine, der man leicht folgen kann.

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„Young Royals“, Staffel 3

Er war’s. Er ist eine der zwei Personen im Sexvideo, sagt der schwedische Kronprinz Wilhelm vor versammelter Presse. Der Mutter bleibt die Luft weg. Und Abspann. Der Cliffhanger am Ende der zweiten „Young Royals“ Staffel hat das Warten auf Nummer drei endlos erscheinen lassen. Nun geht es um die Folgen seiner Beichte, die gleichzeitig ein Coming-Out war. Eine gewisse Anspannung ist selbst in den liebevollsten Szenen spürbar. Weil es zwischen den Zeilen immer um die großen Fragen geht: Steht der Klassenunterschied zweier Verliebter einer Beziehung im Weg? Darf ein König heute schwul sein? Und überhaupt: Ist die Monarchie noch zeitgemäß?

Zu sehen auf Netflix

„Kafka“

Dieser Franz Kafka kann nerven. Nicht nur, wenn er zwischen „Fleischfressern“ Nüsse, Karotten und Ziegenkäse kaut, jeden Bissen 40 Mal. Auch mit obsessiver Turnerei und seltsamen Bemerkungen. Joel Basmans eine Spur alienartig wirkender, aber humorvoller Kafka hat wenig Charme, dafür andere Vorzüge. Rund um ihn gruppieren sich so viele ausgezeichnete (österreichische) Schauspielerinnen und Schauspieler, dass man nicht weiß, wo man anfangen und enden soll – oder doch, bei Nicholas Ofczarek als Hermann Kafka: ein Kraftzentrum der Serie.

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