Der 9. November 1918 in Geschichte | Schülerlexikon | Lernhelfer

Der 9. November 1918

Die Novemberrevolution

Der Matrosenaufstand, der am 29. Oktober in Wilhelmshaven begonnen hatte, löste weitere Meutereien aus. Erst in den anderen Hafenstädten (3. November 1918 in Kiel), kurze Zeit später auch in den Garnisonen und Städten im Inland. Auch die Arbeiter in den Industriestandorten fingen an zu streiken. Überall im Deutschen Reich bildeten sich Arbeiter- und Soldatenräte, die die sofortige Beendigung der Kampfhandlungen forderten. Außerdem verlangten sie die Abdankung des Kaisers und der Landesfürsten, da sie nach ihrer Auffassung einem Friedensschluss im Weg standen. Die Alliierten hatten nämlich die Bedingung gestellt, dass sie nur mit einer vom Volk getragenen Regierung über einen Waffenstillstand verhandeln würden. Am 7. November wurde die Dynastie der Wittelsbacher in München gestürzt und ganz Deutschland blickte nun gespannt nach Berlin und wartete auf die Reaktion des Kaisers, den viele als den Hauptschuldigen des Krieges ansahen. WILHELM II. hielt sich unterdessen im belgischen Spa auf und besprach die Lage im Reich und an der Front mit den Generälen der Obersten Heeresleitung (OHL).

Abdankung des Kaisers

Am 9. November 1918 überschlugen sich dann die Ereignisse. Der linke Flügel der Unabhängigen Sozialdemokratie (USPD), besonders der Spartakusbund um KARL LIEBKNECHT und ROSA LUXEMBURG, hatte sich auf eine Revolution vorbereitet. Der Vormittag des 9. November begann mit einem Generalstreik, der von den Revolutionären ausgerufen worden war und der von der Mehrheitssozialdemokratie (MSPD) und den Gewerkschaften unterstützt wurde. Überall in der Hauptstadt wurden Arbeiter- und Soldatenräte gebildet, das Polizeipräsidium und strategisch wichtige Punkte besetzt. Da die MSPD befürchtete, sie könnte die Kontrolle über die revolutionäre Bewegung verlieren, trat sie um 9 Uhr aus der kaiserlichen Regierung aus und solidarisierte sich mit den Aufständischen.
Gegen 10 Uhr erhielt der Reichskanzler PRINZ MAX VON BADEN die Nachricht, dass sich die Aufständischen in riesigen Demonstrationszügen auf die Berliner Innenstadt zubewegten und bereits eine Garnison fast kampflos eingenommen hätten. Der Reichskanzler stand unter großem Druck, denn der Kaiser ließ sich trotz drängender telefonischer und telegrafischer Bitten nicht zum Thronverzicht bewegen.
Um 14 Uhr traf endlich ein Telegramm des Kaisers ein, in dem er ankündigte, dass er bereit sei, als deutscher Kaiser abzudanken, jedoch nicht als König von Preußen. Doch das war zu diesem Zeitpunkt schon gegenstandslos. MAX VON BADEN hatte sich wegen der zugespitzten Lage bereits um 11.30 Uhr eigenmächtig dazu entschlossen, die Nachricht zu veröffentlichen, dass WILHELM II. und der Kronprinz auf den Thron des deutschen Kaisers und Königs von Preußen verzichtet hätten. Außerdem übergab er die Regierungsgeschäfte an den MSPD-Vorsitzenden FRIEDRICH EBERT, der gegen 12 Uhr in der Reichskanzlei erschienen war und ihn dazu aufgefordert hatte. Außerdem schlug er vor, Wahlen für eine verfassungsgebende Nationalversammlung abzuhalten, die dann über die künftige Staatsform des Deutschen Reichs entscheiden sollte. EBERT stimmte zu, dass erst eine Nationalversammlung über die künftige Staatsform entscheiden solle. Eine Garantie für eine parlamentarische Monarchie wollte er zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht abgeben, da er befürchtete, dass die innenpolitische Lage dadurch weiter eskalieren könnte.

Doppelte Ausrufung der Republik

Während FRIEDRICH EBERT in der Reichskanzlei noch mit den Vertretern der USPD darüber verhandelte, wie sich die neue Regierung zusammensetzen sollte, hatte sich die Lage auf den Straßen Berlins weiter zugespitzt. PHILIPP SCHEIDEMANN hatte die Nachricht erhalten, dass der Linkssozialist KARL LIEBKNECHT die Absicht hätte, eine sozialistische Republik in Deutschland auszurufen. Daraufhin eilte SCHEIDEMANN, ohne sich vorher mit EBERT abzusprechen, auf den Balkon des Reichstages und rief gegen 14 Uhr in einer improvisierten Rede eine „deutsche Republik“ aus. Die Menge war begeistert, doch EBERT machte SCHEIDEMANN später wütend den Vorwurf, dass er nicht das Recht gehabt hätte, über die künftige Staatsform Deutschlands zu entscheiden.

KARL LIEBKNECHT proklamierte dann tatsächlich erst zwei Stunden später vom Balkon des Berliner Stadtschlosses eine „freie sozialistische Republik Deutschland“, in der die Herrschaft des Kapitalismus gebrochen würde.
Die beiden Proklamationen der Republik machten deutlich, mit welchen Gegnern die entstehende Republik zu rechnen hatte. Die abgelösten kaisertreuen Kräfte und Führungsschichten wollten überhaupt keine Republik. Sie hofften auf eine parlamentarische Monarchie, also auf ein Staatswesen das zwar ein Parlament hatte, an dessen Spitze aber ein König oder Kaiser stehen sollte. Durch die frühzeitige Ausrufung der Republik war diese Möglichkeit aber bereits verbaut und damit der Keim zur feindseligen Haltung der alten Kräfte gegenüber der Weimarer Republik gelegt worden. Die Linkssozialisten hingegen wollten die Revolution fortführen und eine Republik nach sowjetischem Vorbild errichten, in der die Arbeiter- und Soldatenräte die Macht übernehmen würden.
FRIEDRICH EBERT hingegen verfolgte das Ziel, eine linkssozialistische Revolution zu verhindern. Er versuchte, sich mit der USPD zu verständigen, um die extreme Linke zu isolieren und die gemäßigten Teile der Arbeiterbewegung zu vereinigen. Bis die noch zu wählende Nationalversammlung zusammentreten würde, musste auch eine Übergangsregierung gebildet werden, die die Regierungsgeschäfte bis zu diesem Zeitpunkt führte. SPD und USPD einigten sich schließlich auf die Bildung eines „entscheidenden Kabinetts“, das paritätisch besetzt sein sollte, das heißt, MSPD und USPD sollten gleich viele Vertreter in die Regierung entsenden. Um die USPD zur Zustimmung zu bewegen, musste EBERT große Zugeständnisse machen, so sollten zum Beispiel Grundsatzentscheidungen nicht durch das „entscheidende Kabinett“, dem späteren Rat der Volksbeauftragten, sondern durch eine Vollversammlung der deutschen Arbeiter- und Soldatenräte getroffen werden.

Aber es gab an diesem 9. November 1918 noch eine unbekannte Größe für die neue Regierung, nämlich die Oberste Heeresleitung, die in Spa um den Kaiser versammelt war. Aber auch dort ereignete sich Erstaunliches: Der Nachfolger LUDENDORFFs im Amt des Generalquartiermeisters der OHL, General WILHELM GROENER, beschied dem Kaiser, dass die Militärführung für einen geordneten Rückzug des deutschen Heeres sorgen werde. Dies werde aber nicht mehr unter dem Befehl des Kaisers geschehen, da das Heer nicht mehr hinter ihm stünde. Da auch der Chef der OHL Generalfeldmarschall PAUL VON HINDENBURG nicht für die Sicherheit des Kaisers garantieren konnte, blieb WILHELM II. nichts anderes übrig, als am nächsten Morgen nach Holland ins Exil zu flüchten.

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