Ex-Skistar Christian Neureuther: Sein Leben ohne Rosi
Sie waren das Traumpaar des deutschen Wintersports – Rosi Mittermaier und Christian Neureuther. Vor etwas mehr als einem Jahr starb die „Goldrosi“ mit 72. In einem Film aus der BR-Reihe „Lebenslinien“ erinnert sich Christian Neureuther (74) an die Frau seines Lebens.
Sie träumten nicht von einer Reise nach Hawaii, sondern davon, „dass wir noch lange auf einen Berg wie diesen raufkommen und von oben runterschauen können“, sagt Christian Neureuther an einer Stelle dieses Films. Rosi Mittermaier nickt zustimmend. Das ist 2018 bei einer Brotzeit auf dem Kreuzjoch in den Kitzbüheler Alpen, und niemand kann zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass den beiden nur noch wenige gemeinsame Jahre bleiben. Am 4. Januar 2023 starb Mittermaier im Alter von 72 Jahren an Krebs. Aus Anlass des 75. Geburtstags von Christian Neureuther hat Daniela Agostini im Rahmen der Reihe „Lebenslinien“ ein Porträt gedreht. Es trägt den Titel „Christian Neureuther und Rosi Mittermaier – Eine unsterbliche Liebe“ und ist nach der Ausstrahlung im BR Fernsehen nun in der Mediathek zu sehen.
Es ist ein ungewöhnlicher Film, denn er enthält viele Szenen aus einem Porträt aus eben jenem Jahr 2018, das den Untertitel „Gold in der Kombination“ trug. Darin erinnern sie sich an die Erfolge der „Goldrosi“, sprechen über die besonderen Momente ihrer Beziehung. Schon damals ist Christian Neureuther der Gesprächigere, und so sind die Übergänge zwischen den alten und den neuen Sequenzen fließend – zumal sich der 74-Jährige seitdem äußerlich kaum verändert hat.
Die erste Begegnung mit Rosi Mittermaier hat ihn „wie der Blitz getroffen“
Die Szenen von 2018 zeigen, wie glaubhaft Neureuthers Worte von 2024 sind. Man nimmt ihm ab, dass ihn die erste Begegnung mit Rosi beim Skifahren im Jahr 1966 – er war 16, sie 15 – „wie der Blitz getroffen“ hat. Und dass er sich, „in der Art, wie man aufeinander zugeht“, in die Epoche der Romantik zurückgesetzt gefühlt habe. Tatsächlich hielten die Rosi und der Christian ihre Liebe lange geheim, um ihre Privatsphäre zu schützen.
Spätestens mit Rosi Mittermaiers Medaillen bei den Olympischen Spielen im Jahr 1976 – zweimal Gold, einmal Silber – war das Paar jedoch ein öffentliches Paar. Der als Skirennläufer nicht ganz so erfolgreiche Christian Neureuther fühlte sich an der Seite seiner erfolgreichen Frau bisweilen als „Mensch zweiter Klasse“, Rosi Mittermaier sinniert 2018 über die nach ihren Siegen einsetzende „Masseneuphorie“, erzählt, eher belustigt, vom Ansturm der Fans auf ihr Zuhause, die Winklmoosalm bei Reit im Winkl. Autorin Agostini illustriert die Rückblicke mit historischem Material aus der Karriere der Ausnahmeathleten.
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Christian Neureuther macht schon 2018 – noch in Rosi Mittermaiers Gegenwart – deutlich, dass das Glück der beiden nicht an Gold, Silber und Bronze hänge, sondern „an den Werten, die man lebt“. Wenn der Christian Neureuther des Jahres 2024 von seiner verstorbenen Frau spricht, zittert oft die Stimme, man spürt, wie frisch die Wunde noch ist. Doch er hat sich vorgenommen, nach vorne zu schauen, denn „sie wollte nicht, dass wir traurig sind“.
In einer der letzten Szenen sieht man, wie die ältere Rosi Mittermaier elegant wie eh und je über die Piste pflügt. Sie habe Spuren im Schnee hinterlassen, kommentiert Christian Neureuther, die tiefsten jedoch „im Herzen“.
Die tiefsten Spuren hat sie im Herzen hinterlassen.