FDP-Politiker: Otto Graf Lambsdorff gestorben - WELT
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Otto Graf Lambsdorff gestorben

Der FDP-Ehrenvorsitzende Otto Graf Lambsdorff, eine der prägendsten Persönlichkeiten der deutschen Nachkriegspolitik, ist tot. Der frühere Bundeswirtschaftsminister und FDP-Chef starb am Samstag in Bonn.

"Graf Lambsdorff ist am 5. Dezember 2009 am späten Nachmittag in einem Krankenhaus in Bonn gestorben und damit von seinen vielfältigen Leiden erlöst worden", teilte sein Büro am Sonntag mit.

Nach Angaben seines Sohns ist die Todesursache noch unklar. Nikolaus Graf Lambsdorff erklärte lediglich, sein Vater sei plötzlich und unerwartet gestorben. Termine für Trauerfeier und Beisetzung stünden noch nicht fest.

Lambsdorff, in Aachen geboren, wäre am 20. Dezember 83 Jahre alte geworden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) würdigte Lambsdorff als menschlich wie politisch gleichermaßen herausragenden Liberalen. „Er hat die Wirtschaftspolitik der Bundesrepublik Deutschland lange Jahre hindurch ordnungspolitisch geprägt und reiht sich ein in die Reihe der großen Persönlichkeiten unserer sozialen Marktwirtschaft."

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Auch jenseits der Tagespolitik habe Lambsdorff in sensiblen Fragen wie der deutschen Entschädigung der Zwangsarbeiter des Zweiten Weltkrieges bleibende Maßstäbe gesetzt.

Der frühere FDP-Vorsitzende Wolfgang Gerhardt charakterisierte den Tod Lambsdorffs als „großen Verlust eines überragenden Mannes“. Er fügte in einer Stellungnahme am Sonntag hinzu: „In der politischen Geschichte der Bundesrepublik ist seine Handschrift zu erkennen.“

Lambsdorff war Vorgänger Gerhardts als Vorsitzender der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung.

Der FDP-Politiker und überzeugte Marktwirtschaftler bekleidete in seiner langen politischen Karriere viele Ämter. 1951 trat er der FDP bei. Mit dem Einzug in den Bundestag begann 1972 seine bundespolitische Karriere.

Er war von 1977 bis 1982 unter Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) sowie von 1982 bis 1984 unter Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) Bundeswirtschaftsminister. Von 1988 bis 1993 war er FDP-Vorsitzender. Zuletzt war er Ehrenvorsitzender FDP.

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Lambsdorff symbolisierte wie kein anderer Politiker den Wechsel von der sozial-liberalen zur christ-liberalen Koalition im Jahr 1982. In dem später „Wendepapier“ genannten Aufsatz "Konzept für eine Politik zur Überwindung der Wachstumsschwäche und zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit" sprach er sich für die Kürzung von Sozialleistungen und damit gegen den Kurs der SPD unter Helmut Schmidt aus.

Getrübt wird seine politische Bilanz allerdings durch die Parteispendenaffäre Mitte der 80er-Jahre. In der Affäre um den Flick-Konzern war Lambsdorff 1987 zu 180.000 Mark Geldstrafe verurteilt worden, zuvor hatte er vom Ministeramt zurücktreten müssen. Lambsdorff behielt sein Abgeordnetenmandat und wurde 1988 an die Spitze der FDP gewählt, die er bis 1993 führte.

1999 ernannte ihn Bundeskanzler Gerhard Schröder zum Bundesbeauftragten bei der Regelung für die Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter unter dem nationalsozialistischen Regime. 2001 führte er die schwierigen Verhandlungen mit der US-Regierung, der deutschen Wirtschaft und Anwälten der NS-Zwangsarbeiter zu einem erfolgreichen Ende.


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