Attraktion
Längste Seebrücke der Ostsee: Erste Besucher erkunden Millionen-Bau
Prerow / Lesedauer: 3 min
Vor der Küste Mecklenburg-Vorpommerns entsteht ein Bau der Superlative – die längste Seebrücke der Ostsee. Und kürzlich dürften wohl die ersten Besucher die Brücke am Ostseebad Prerow besichtigen.
Auch ein rettender Hafen
Es ist ein spannender Einblick auf die Baustelle des Super-Baus in dem Ferienort, der Millionen verschlingt, Touristen sowie Einheimische begeistern soll und am Ende ein rettender Hafen sein soll. Ganz klar: Ein Projekt, das Prerow und den Darß lange prägen wird.
Es sei schon sehr windig auf der Brücke gewesen, berichtet René Roloff, Bürgermeister des Ostseebads Prerows. Mit Vertretern von Land und Gemeinde sowie der Kurdirektorin hatte er sich zuletzt auf den Weg ans Ende der Brücke gemacht und den Inselhafen inspiziert.
Der Wunsch einer Brücken-Begehung und Inselbesichtigung sei zuvor in der Gemeindevertretung aufgekommen. Wie sieht das aus? Wie fasst sich so manches schon an? Welches Gefühl vermittelt das Ganze? Schließlich wächst der Bau ja dort, wo die alte Seebrücke stand.
Schon alleine die Maße der längsten Seebrücke der Ostsee sprechen für sich: 720 Meter lang, rund 4,20 Meter breit, auf 87 Pfählen gegründet, so breit wie eine Spielstraße. Auch deshalb können dort Autos im Ausnahmefall fahren, selbst eine Ampel soll den Verkehr regeln.
Mal zum Vergleich: Der Weltrekord im 800-Meter-Lauf der Männer liegt bei 1.40,91 Minuten. Dafür flog der Kenianer David Rudisha 2012 regelrecht über die Laufbahn des Londoner Olympiastadions. Für 720 Meter wären es bei Rudishas Speed von 28,23 km/h knapp 90 Sekunden für die Seebrücken-Strecke.
Überall wird gearbeitet
Neben der langen Brücke wird auch ein Inselhafen mit einer nutzbaren Fläche von 10.000 Quadratmetern gebaut – das ist eigentlich das Herzstück. Der Hafen ersetzt den früheren Nothafen im Naturschutzgebiet. „Ich hatte wirklich das Gefühl, auf einer Insel mit Hafen zu stehen“, berichtet der Bürgermeister angetan.
Er stellt auch heraus: „Das ist schon weit draußen. Da ist auch kein Landklima mehr. Es herrscht dort ein Wind wie auf einem Segelboot. Es ist wie auf hoher See. Ich habe großen Respekt vor den Bauarbeitern, die teils mit blanken Händen dort arbeiten“, so Roloff. Er war froh, dass es ab und zu auch Windschatten gab. Und beim Besuch soll die Witterung noch recht gut gewesen sein.
Roloff erzählt auch davon, dass noch überall gewerkelt werde: am Hafengebäude, am Handlauf der Brücke, am Steg, an den Ausweitungen. Viele Bauarbeiter seien derzeit „auf der komplexen Baustelle“ unterwegs. „Das ist eben kein Einfamilienhaus, was mal schnell gebaut wird“, berichtet er. Vieles geschehe gleichzeitig, die Arbeiten würden ineinandergreifen.
Der Wind hatte auch dafür gesorgt, dass es zu Stillstandszeiten bei den Bauarbeiten im Winter kam, erklärte das Umweltministerium zuletzt. Wann der Bau des Landes fertig werde und die Eröffnung gefeiert werden kann, ist unklar – irgendwann im Sommer.
Einige Fragen müssen noch geklärt werden
Und auch andere Fragen müssen noch geklärt werden: zum Beispiel die zu den Fahrgastschiffen. Ein neuer Anleger wird gebaut. „Ich rechne damit, dass ein Fahrgastschiffsbetrieb im nächsten Jahr möglich wird. In der laufenden Saison noch nicht. Interessierte Reedereien haben sich immer wieder mal gemeldet“, so Bürgermeister Roloff.
Seit August 2022 wird an der Brücke gebaut. Für das ganze Projekt mit Seebrücke, Inselhafen und Renaturierung des einstigen Nothafens gibt MV rund 46,2 Mio. Euro aus - finanziert aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung.
Im Sommer soll alles in der Ferien-Saison wohl fertig werden. Und dann wird die längste Seebrücke der Ostsee sicher mit viel Brimborium offiziell eröffnet. Immerhin: Eintritt soll diese neue Attraktion an der Ostsee nicht kosten.