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Panorama Lafontaine-Zwillinge

„Der Oskar hat mich fallen gelassen“

Hans Lafontaine war lange Weggefährte seines Bruders Oskar Hans Lafontaine war lange Weggefährte seines Bruders Oskar
Hans Lafontaine war lange Weggefährte seines Bruders Oskar
Quelle: Viktor Enns
Blonder Seitenscheitel: Hans. Brauner Seitenscheitel: Oskar Lafontaine. Die Zwillinge waren auch politisch Genossen. Bis Hans glaubte, einen V-Mann enttarnt zu haben. Jetzt kämpft Hans um seine Ehre.

In Saarbrücken, in seinem Büro, erster Stock, Altbau, an Graffiti und den kettenrauchenden Rechtsanwälten der Bürogemeinschaft vorbei, in der einzigen nikotinfreien Zone der Etage, kann Hans Lafontaine den Brief nicht finden. Den Brief, den er im Januar an den Bundestagspräsidenten geschrieben hat.

Es ist ein wichtiger Brief, ein „nicht ganz unmutiger“ Brief, sagt Lafontaine. Er lächelt. Er lächelt mit der linken Gesichtshälfte ein bisschen mehr als mit der rechten. Es sieht aus, als würde er gleichzeitig lächeln und sich das Lächeln verkneifen wollen.

Lafontaine ist ein bescheidener Typ. Na ja, vielleicht stimmt das gar nicht. Vielleicht ist er gar nicht bescheiden, er wirkt vielleicht nur deswegen bescheiden, weil man ihn immer mit seinem Bruder vergleicht, seinem Zwillingsbruder Oskar Lafontaine. Fast jeder wirkt bescheiden neben Oskar Lafontaine.

Aber das Büro von Hans Lafontaine ist wirklich bescheiden für einen Rechtsanwalt. Kleiner Raum, kleiner Schreibtisch. Zwei Holzstühle für die Mandanten. Wenn man eine Weile auf den Stühlen gesessen hat, möchte man gern aufstehen, weil es wehtut.

Die Mandanten von Hans Lafontaine sind Ausländer und Hartz-IV-Empfänger. Arme Leute, hilflose Leute. Leute von ganz unten, die sich eigentlich keinen Anwalt leisten können. Das Büro strahlt keine Rechtsanwaltsarroganz aus. Es sagt den Satz: Keine Angst, ich helfe euch.

Viel Papier, viele Bücher, kein Computer. Was es zu schreiben gibt, diktiert er in ein Diktiergerät.

Hans Lafontaine ist kein Politiker, aber er ist ein politischer Mensch. Er ist ein Linker. Er war immer ein Linker. Er war früher politisch und auch früher links als sein Bruder Oskar. Hans trat vor Oskar in die SPD ein, Oskar folgte ihm.

Hans und Oskar, sechs Monate alt, im weißen Strickhemdchen. Hans kam fünf Minuten früher auf die Welt und war fünf Zentimeter größer. Der Größenunterschied besteht bis heute
Hans und Oskar, sechs Monate alt, im weißen Strickhemdchen. Hans kam fünf Minuten früher auf die Welt und war fünf Zentimeter größer. Der Größenunterschied besteht bis heute
Quelle: privat

So war es immer. Hans tat etwas, Oskar machte es nach. Hans war 13 und fuhr mit dem Fahrrad nach Paris, mit seinem Freund, eine Woche lang. Ein Jahr später fuhr Oskar auch nach Paris. Hans verließ mit 15 das Internat und suchte sich ein eigenes Zimmer in Saarbrücken. Oskar machte das Gleiche mit 16. Wenn die Mutter Oskar etwas nicht erlauben wollte, sagte er: „Aber der Hans durfte das auch.“

Heute sieht es andersherum aus, so, als wäre Hans derjenige, der seinem Bruder folgt. Wenn in der Presse etwas von Hans Lafontaine steht, zum Beispiel nachdem er den V-Mann enttarnt hatte oder nach dem Brief an den Bundestagspräsidenten, den er jetzt sucht, dann ist immer vom „Schatten“ die Rede, von Oskars Schatten, der angeblich auf Hans falle. So ein Unsinn, sagt Hans.

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Lafontaine hat in seinem Büro in der Altstadt von Saarbrücken sein Leben zusammengetragen und in Stapeln aufgeschichtet: Geburt und Kindheit, Schule und Internat, politische Arbeit, Zeit in Augsburg, Familie und Kinder steht auf gelben Zetteln auf den Stapeln.

Und dann noch, auf einem etwas dickeren Stapel, zusammengehalten von einer durchsichtigen Folie, ein Zettel, auf dem „V-Mann-Sache“ steht. Über die V-Mann-Sache will Hans Lafontaine reden, er will sie klären und abschließen. In der „Zeit“ stand einmal etwas Perfides: „Zwischen uns passt mehr als ein Blatt Papier“, zitierte ihn die Zeitung. Lafontaine sagt, der Satz sei frei erfunden, und, was schlimmer sei, falsch. Von anderen Journalisten wird er immer wieder herausgekramt, aber er bleibt falsch.

Brüder, zur Sonne, zur Freiheit

Hans Lafontaine sagt auch, er wolle nicht über Gefühle zu seinem Zwillingsbruder reden. Nur diese V-Mann-Sache müsse zu einem Abschluss kommen. Faktisch und emotional. Vor allem emotional. Es soll wieder werden wie früher, es soll wieder alles gut werden – das sagt Lafontaine nicht. Jedenfalls sagt er es nicht mit Worten.

Hans und Oskar. Bleiben wir doch lieber noch beim ältesten Stapel. Kindheit und Jugend. Fotos.

Hans und Oskar in weißen Strickhemdchen. Zwei Babys auf der Krabbeldecke.

Blonder Seitenscheitel: Hans. Brauner Seitenscheitel: Oskar Lafontaine
Blonder Seitenscheitel: Hans. Brauner Seitenscheitel: Oskar Lafontaine
Quelle: Hans Lafontaine

Hans und Oskar in identischen kurzen Hosen, identischen Karohemden, Hosenträgern. Die gemusterten Kniestrümpfe ordentlich hochgezogen. Blonder Seitenscheitel – Hans; brauner Seitenscheitel – Oskar.

Hans und Oskar ungefähr als Gymnasiasten. Identische Jacken mit Webpelzkragen. Oskar hebt das Gesicht, Hans senkt seines. So sehen sie fast gleich groß aus.

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Hans und Oskar beim Spazierengehen. Da hat Oskar schon sein Politikergesicht. Hans sieht aus wie ein Intellektueller, ein Student, der die Welt verbessern will.

Hans Lafontaine wurde am 16. September 1943 um 5.00 Uhr früh in Saarlautern im Saarland geboren. Um 5.05 Uhr kam sein Zwillingsbruder Oskar auf die Welt, fünf Minuten jünger, fünf Zentimeter kleiner, dafür deutlich kräftiger und gesundheitlich robuster als Hans. So blieb es immer, bis heute.

Die Brüder spielten, was Jungs so spielen, Fußball, Schach, fast immer auf der Straße. Alles, was sie spielten, spielten sie zusammen. Hans Lafontaine beschreibt seine Kindheit mit seinem Bruder so: Wir waren eine Einheit. Wir waren unzertrennlich. Der Oskar war ein Teil von mir.

Zwei Nachkriegskindheiten, die prägenden Menschen waren Frauen, die Mutter und die Tante Gretl. Die Mutter verdiente das Geld als Sekretärin in der Stahlhütte Völklingen. Tante Gretl, zehn Jahre älter, alleinstehend, kümmerte sich um Haus, Garten und um Hans und Oskar.

Der Vater war im Krieg. Er war von 1939 bis 1945 im Krieg. Der Vater war überall, wo Front war, in Russland, in Belgien, in Frankreich. Vom ersten bis fast zum letzten Tag des Zweiten Weltkriegs war er im Krieg. Er war auch im Krieg, als seine Söhne zur Welt kamen. Er hat sie einmal gesehen. Die Söhne können sich nicht an ihren Vater erinnern. Gefallen ist er in Bad Brückenau, Bayern. Fast zu Hause. Erst 1952 erfuhr die Familie, dass der Vater tot war.

Ein Foto vom Grab des Vaters, ein Holzkreuz. „Uffz. Hans Lafontaine † 4.4.1945“.

Oskar hebt das Kinn, Hans senkt seins. So sehen die Zwillingen fast gleich groß aus.
Oskar hebt das Kinn, Hans senkt seins. So sehen die Zwillingen fast gleich groß aus.
Quelle: Hans Lafontaine

Der Vater war 29 Jahre alt, als er starb. In der Schule mussten die Kinder reihum sagen, was ihr Vater von Beruf ist. Hans und Oskar sprangen dann nacheinander auf und sagten: „Beruf des Vaters: vermisst.“ So was Verrücktes. Beruf: vermisst. Es war der zweithäufigste Beruf. Der häufigste Beruf war: gefallen. Sie riefen es so raus in die Klasse, laut und deutlich und stramm stehend, wie damals üblich, und bemerkten gar nicht das Drama.

In der Schule und zu Hause hießen die Brüder „der Hans und der Oskar“ – immer in einem Satz, als würde es sie einzeln gar nicht geben. Eine schöne Kindheit war es, eine sehr schöne Kindheit. Hans Lafontaine lächelt und verkneift sich das Lächeln.

Brüder, zum Licht empor!

Wenn man ein Kind ist und einen Zwillingsbruder wie Oskar hat, fühlt man sich nie allein.

Wenn man erwachsen ist und einen Bruder wie Oskar Lafontaine hat, kann es passieren, dass man sich allein fühlt, dass man das Gefühl hat, durchsichtig zu sein.

Hans war Schüler, als es bei ihm anfing mit der Politik. Adenauer kam nach Saarbrücken, er winkte ihm zu, weil man, wenn man 14 ist, winkt, wenn der Kanzler kommt. Aber Adenauer ließ ihn kalt. Zwei Jahre später winkte er wieder, diesmal Willy Brandt. Das war 1960, und Brandt kam als Wahlkämpfer ins Saarland. In Saarbrücken bekam er keinen Saal, Willy Brandt, alias Herbert Frahm, der Drückeberger mit zwielichtiger Kriegsvergangenheit in Norwegen, mit ketzerischen Ansichten zum deutschen Osten. Brandt trat in Saarlautern auf, das jetzt Saarlouis hieß, und Hans Lafontaine fuhr hin.

Oskar und Hans Lafontaine. Hier hat Oskar schon sein Politikergesicht, Hans sieht aus wie ein Student, der die Welt verbessern will.
Oskar und Hans Lafontaine. Hier hat Oskar schon sein Politikergesicht, Hans sieht aus wie ein Student, der die Welt verbessern will.
Quelle: privat

Er sah Brandt, er hörte ihn reden. Brandt stand da, ein deutscher Kennedy, ein Redner, ein Hoffnungsträger. Und dann passierte Hans Lafontaine, was später Millionen Deutschen passierte. Er hatte plötzlich und ganz intensiv das Gefühl, in Willy Brandt seine politische Heimat gefunden zu haben. Ein Jahr später, mit 17, trat er in die SPD ein. Oskar brauchte für diesen Schritt noch vier Jahre. Etwas später passierte es in der Schule, dass ein Lehrer, ein Kriegsveteran mit Armprothese, Willy Brandt einen Vaterlandsverräter nannte. Da nahm Hans all seinen Mut zusammen, stand auf und sagte: „Willy Brandt ist kein Vaterlandsverräter.“ Das sei ein schönes Gefühl gewesen, sagt Hans, gegen alle für seine Überzeugung einzutreten.

Die Brüder schrieben sich Postkarten.

Lieber Bruder, ich gratuliere dir ganz herzlich dazu, dass du dem Gesetz nach nun ein Erwachsener bist. Oskar.

Lieber Oskar, ich grüße dich von der Spitze des Eiffelturms, Hans.

Das Abitur trennte die Brüder. Hans blieb in Saarbrücken und studierte Jura. Oskar ging fürs Physikstudium nach Bonn, als Stipendiat des Cusanuswerks. Konservativ, katholisch, elitär. Hier hätte er alles werden können, CDU, CSU, FDP.

Das Grab von Hans Lafontaine. Er war von 1939 bis 1945 an der Front und starb mit 29 Jahren. Seine Söhne sah er nur einmal. Sie können sich nicht daran erinnern.
Das Grab von Hans Lafontaine. Er war von 1939 bis 1945 an der Front und starb mit 29 Jahren. Seine Söhne sah er nur einmal. Sie können sich nicht daran erinnern.
Quelle: privat

Es wurde dann die SPD. Der Oskar habe seinen Weg in die Sozialdemokratie immer mit Albert Schweitzer begründet, mit christlichen Werten, sagt Hans, und das sei auch nicht falsch. Aber ganz richtig ist es auch nicht, weil etwas fehlt: Wenn die Brüder sich trafen, redeten sie über Politik. Wenn sie sich schrieben, ging es um Politik. Um das Unrecht in der Welt, den Kapitalismus, das Oben und Unten, den Osten, den Westen, den Krieg und die Schuld. Die Lösung dieser Probleme kannte Hans vor Oskar: SPD. Darum weiß Hans Folgendes: Neben Albert Schweitzer hat er seinen bescheidenen Beitrag geleistet dafür, dass Oskar zur SPD kam.

Brüder, in eins nun die Hände

Bürgermeister von Saarbrücken, Ministerpräsident, Kanzlerkandidat, SPD-Vorsitzender. Attentat, Krebs, Erfolg, Scheitern. Es ist schön, wenn der Bruder erfolgreich ist, sagt Hans Lafontaine. Man beobachtet, wie er nach oben klettert. Man bangt mit ihm, man sorgt sich um ihn. Man leidet mit ihm. Man verteidigt ihn, man wählt ihn. Mit ihm tauschen will man aber nicht.

War Hans stolz auf Oskar?

„Stolz? Also ja, also nein“, sagt Hans, und dann denkt er noch einmal nach. Die Nachrüstungsdebatte der frühen 80er, Helmut Schmidt war dafür. Ein Sozialdemokrat, der Pershings nach Deutschland holte, Waffen und Krieg. Sein Bruder Oskar stellte sich hin, gegen Schmidt, den Bundeskanzler, für seine Überzeugungen. Da, sagt Hans, sei er stolz gewesen auf Oskar.

War Hans neidisch auf Oskar?

„Eigentlich nicht.“

Willy Brandt und der „Enkel“ Oskar Lafontaine beim Politikerspaziergang
Willy Brandt und der „Enkel“ Oskar Lafontaine beim Politikerspaziergang
Quelle: privat

„Eigentlich nicht“ klingt ein bisschen wie „ja“. Aber wenn ja, ein bisschen ja, sagt er, dann war er neidisch auf die Freundschaft zwischen Willy Brandt und Oskar Lafontaine.

Dann kamen Gerhard Schröder und Hartz IV, und Deutschland führte Krieg am Hindukusch. Politik für die Reichen, gegen die Armen, Kriegspolitik. Alles, aber keine sozialdemokratische Politik, sagt Hans Lafontaine. Sein Bruder brach mit der SPD. Er ging zur WASG, später zu den Linken. Hans Lafontaine folgte ihm. Die Brüder blieben einig. Bis 2009.

Jetzt ist es Zeit für den dicksten Stapel auf Hans Lafontaines Schreibtisch, für die „V-Mann-Sache“.

Sein Brief an den Bundestagspräsidenten sollte ein Befreiungsschlag werden. Im Januar 2014 schrieb er: „Sehr geehrter Herr Präsident Dr. Lammert, dass der Deutsche Bundestag nun die Aktivitäten des amerikanischen Geheimdienstes untersuchen will, ist gut. Es wäre allerdings glaubwürdiger ... auch die Aktivitäten der deutschen Geheimdienste ins Visier zu nehmen.“

Oskar Lafontaine war der jüngste Bürgermeister von Saarbrücken, Ministerpräsident des Saarlandes, SPD-Vorsitzender, Kanzlerkandidat
Oskar Lafontaine war der jüngste Bürgermeister von Saarbrücken, Ministerpräsident des Saarlandes, SPD-Vorsitzender, Kanzlerkandidat
Quelle: picture alliance / ZB

Die V-Mann-Affäre machte während des Wahlkampfs 2009 Schlagzeilen. Oskar Lafontaine war Spitzenkandidat im Saarland, diesmal für die Linken, und Hans Lafontaine wollte seinem Bruder helfen und machte beim Wahlkampf mit. Zwei Jahre zuvor hatte er im Büro des Bundestagsabgeordneten für die Linke im Saarland, Hans-Kurt Hill, als Berater gearbeitet und einen Verdacht mit sich herumgeschleppt, der sich nun, mitten in Oskars Wahlkampf, für ihn bestätigte, und zwar „zweifelsfrei“, wie Hans Lafontaine zu wissen glaubte: Der Abgeordnete Hill habe die Linkspartei ausspioniert. Er sei der V-Mann des Verfassungsschutzes gewesen, der Mann, den die Partei suchte, seit sie wusste, dass sie beobachtet wurde. Mitten im Wahlkampf musste Hans Lafontaine abwägen. Was schadet der Partei weniger: reden oder schweigen? Er entschied sich fürs Reden. Er habe es tun müssen, sagt Lafontaine.

Er machte sich keine Freunde. Man hielt ihm vor, er schade der Wahl, der Partei und ihrem Spitzenkandidaten Oskar Lafontaine. Das konnte offenbar auch Oskar ihm nicht verzeihen, bis heute. Zwischen Oskar und Hans Lafontaine ist es kalt geworden seitdem. Und still.

Anfangs ging es nur um die Frage, ob der Vorwurf gegen Hill wahr sei. Hill stritt und streitet alles ab. Er drohte mit zivilrechtlichen Schritten, die aber nicht folgten, auch nicht, nachdem Hans Lafontaine ihn dazu aufforderte.

Bald ging es ihm nicht mehr um die Personalie Hill. Der ist seit 2009 nicht mehr Bundestagsabgeordneter. Es ging um die grundsätzliche Frage, ob in einer Demokratie ein V-Mann im Bundestag sitzen darf. Ein Ermittlungsverfahren wegen Verleumdung gegen Hans Lafontaine stellte die Staatsanwaltschaft ein. Interessant findet er die Begründung: „Die Zusammenarbeit von Einzelpersonen mit dem Verfassungsschutz ist legal, aus staats- und verfassungspolitischer Sicht erwünscht.“ Dieser Satz sei richtig, sagt er. „Aber für einen Bundestagsabgeordneten ist er falsch.“

Lafontaine verteidigt als Rechtsanwalt vor allem Hartz-IV-Empfänger und Ausländer
Lafontaine verteidigt als Rechtsanwalt vor allem Hartz-IV-Empfänger und Ausländer
Quelle: Viktor Enns

Die Korrespondenz mit dem Bundestagspräsidenten ist sein vorerst letzter Versuch, demokratische Grundregeln zu erzwingen. Im Januar 2014 schrieb er Lammert: „Der Wähler möchte Garantie haben, dass er nicht ahnungslos einen V-Mann ins Parlament wählt.“ Lammert leitete Lafontaines Schreiben an das parlamentarische Kontrollgremium des Bundestages weiter, also an den Ausschuss, der das Wirken der Geheimdienste überwacht. Dort liegt es nun. Passiert ist nichts.

Vor zwei Wochen schrieb Lafontaine noch einen Brief an Lammert, schärfer im Ton: „Der Deutsche Bundestag hätte die Möglichkeit, die Sache in eigener Regie aufzuklären. Wenn Sie als Präsident des Deutschen Bundestages nicht Entsprechendes einleiten, würden Sie nach meiner tiefsten Überzeugung Ihre Amtspflichten verletzen und Schuld gegenüber dem Deutschen Bundestag auf sich laden. Ich erlaube mir diese Feststellung, nachdem ich selbst in dieser Sache unter großen Opfern meinen staatsbürgerlichen Pflichten nachgekommen bin.“

Ein bisschen sehnt er sich nach seinem Bruder. „Der Oskar hat mich fallen gelassen“, sagt Hans. Er bedauert es. Das Band, das die beiden früher verband, ist vielleicht noch da.

Hans Lafontaine wird weiterkämpfen. Es ist ein Kampf ums Prinzip und um die Ehre. Es ist auch ein Kampf um Versöhnung mit dem Bruder. Hans Lafontaine kämpft ihn allein.

Rechtsanwalt Hans Lafontaine in seinem Büro in Saarbrücken
Rechtsanwalt Hans Lafontaine in seinem Büro in Saarbrücken
Quelle: Viktor Enns

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