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Oskar Lafontaine hat wieder geheiratet. Warum nur?

Sahra Wagenknecht (zweite Ehe) und Oskar Lafontaine (vierte Ehe) haben gerade ihre Hochzeit bekannt gegeben. Zum fünften Mal sind Lothar Matthäus (o., mit Frau Anastasia) Joschka Fischer (mit Minu Barati) verheiratet Sahra Wagenknecht (zweite Ehe) und Oskar Lafontaine (vierte Ehe) haben gerade ihre Hochzeit bekannt gegeben. Zum fünften Mal sind Lothar Matthäus (o., mit Frau Anastasia) Joschka Fischer (mit Minu Barati) verheiratet
Sahra Wagenknecht (zweite Ehe) und Oskar Lafontaine (vierte Ehe) haben gerade ihre Hochzeit bekannt gegeben. Zum fünften Mal sind Lothar Matthäus (o., mit Frau Anastasia) Joschka F...ischer (mit Minu Barati) verheiratet
Quelle: pa/ dpa (2),Getty Images
Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine haben heimlich die Ehe geschlossen. Es ist das vierte Mal, dass der Linkenpolitiker von ewiger Liebe ausgeht. Dabei wirkt schon lange das Gesetz der Serie.

Oskar Lafontaine, 71, hat wieder geheiratet. Ohne Ankündigung und ohne Feier, ohne Gäste und ohne anschließendes „Es geben ihre Eheschließung bekannt: …“ Sogar ohne Ringe. Eigentlich ohne alles.

Er hat die Eheschließung mit Sahra Wagenknecht, ach – sagen wir doch einfach: mit seiner Sahra, auf das Wesentliche reduziert. Auf das „Ja“. Wie wäre es schön, wenn man an dieser Stelle einfach aufhören könnte. Wenn man einen herzlichen Glückwunsch von der ganzen Redaktion hinterherschieben könnte. Oder ein „Nur die Liebe zählt“.

Doch das geht nicht. Wenn Menschen wie Oskar Lafontaine heiraten, muss immer nachgezählt werden. Genau wie bei Gerhard Schröder (vier) und bei Joschka Fischer und Lothar Matthäus (beide fünf). Bei Oskar Lafontaine ist es jetzt die Vier. Es ist die vierte Ehe, die Lafontaine eingegangen ist.

Einmal

Sie erwarten jetzt Schadenfreude? So ein kräftiges Sozialistenbashing nach dem Motto „Typisch für die moralische Verkommenheit der Kommunisten?“ Das werden Sie nicht bekommen.

Denn hinter der Zahl Vier steckt Drama. Unvorstellbar viel Drama. Zerschmissene Vasen, geöffnete Briefe, ausspionierte Handys, enttarnte Geheimnisse. Und warten. Warten auf Zuwendung, auf Verständnis, auf Neuanfang, aufs Nachhausekommen. Warten, warten, warten.

Gerhard Schröder (SPD) und seine vierte Frau Doris Schröder-Köpf
Gerhard Schröder (SPD) und seine vierte Frau Doris Schröder-Köpf
Quelle: picture-alliance/ dpa

Und genauso viel Leidenschaft. Die ganze Leidenschaft, die ein neuer Mensch, eine neue Verliebtheit in Menschen nun mal auslösen kann und die Menschen am Ende irgendeines Tages schwören lässt, für immer, wenn nicht sogar für ewig zusammenzubleiben.

Zweimal

Das ist menschlich. Das ist in Ordnung. Trotzdem bleibt nach dem Nachzählen der Ehen fremder Leute eine Frage: Warum heiraten die Menschen eigentlich immer wieder?

Nicht zu verwechseln mit der Frage: Warum heiraten Menschen? Diese Antwort ist leicht zu geben. Hochzeitstraeume.de, eine Art Ratgebermagazin für Heiratswillige, hat Männer nach ihren Gründen fürs Heiraten gefragt: die Top Antworten waren:

1. Weil wir uns unendlich lieben

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2. Weil wir uns das Fest nicht entgehen lassen wollen

3. Weil wir sowieso für den Rest unseres Lebens zusammenbleiben wollen

4. Weil wir eine Familie und Kinder haben wollen

5. Weil wir einen gemeinsamen Namen tragen wollen.

Alles das sind wirklich fantastische Gründe für die erste, vielleicht auch zweite Ehe, aber im Fall der Immerwiederheirater erledigen sich die meisten von selbst. So ist es auch bei Oskar und Sahra. Kein Fest, kein gemeinsamer Name, keine Kinder und möglicherweise wieder kein Rest des Lebens. Nur die Liebe.

Dreimal

Darum ist die Antwort auf die zweite Frage auch so schwierig: Warum heiraten Menschen wieder und wieder? Warum heiraten sie zweimal? Dreimal? Viermal? Sobald die Zahl der Eheschließungen auf über zwei steigt, springt das soziale Metronom an, und es wird mitgezählt. Einmal – Jubel. Zweimal – kann passieren. Dreimal – aufgepasst. Viermal – jetzt ist es ein Thema.

Schon klar, was jetzt als Einwand kommt – die Weltweisheit der Spießer: es geht ja gar nicht um Liebe, es geht um was ganz anderes, es geht ums Geld. Ums Steuernsparen, ums Erben, um Pensionsansprüche. Dazu könnte man nun sicherlich allerhand sagen. Muss man aber nicht.

Viermal

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Tatsache ist: Ab dem zweiten Scheitern wirkt das Gesetz der Serie. Nun ist vielleicht nicht jeder Mensch rational genug veranlagt, die Gesetzmäßigkeiten seines eigenen Tuns zu analysieren, vor allem dann nicht, wenn biologische Störfaktoren wie Hormone im Spiel sind.

Oskar Lafontaine ist aber nicht Biologe oder Zoologe oder Psychologe oder Sonstwasologe. Er ist Physiker. Physiker sind die Rationalsten unter den Menschen. Sie gehören außerdem zu den Klügeren unter den Menschen. Sie sind darauf trainiert, zu beobachten und aus dem Konkreten auf das Allgemeine zu schließen, Gesetzmäßigkeiten zu erkennen.

Ganz sicher hat Oskar Lafontaine sich bei allem, was er bisher auf dem Standesamt und später vor dem Zivilgericht tat, genau beobachtet. Er hat sich lieben und hassen sehen, er hat sich ewige Treue schwören und seine eigenen Schwüre brechen sehen. Der Naturwissenschaftler in ihm hat längst verstanden, dass er dem Menschen in ihm nicht hundertprozentig vertrauen kann.

Noch mal

Aber er hat aus seinem Scheitern nicht den Schluss gezogen, dass er aufhören sollte, etwas Neues zu beginnen. Der Mensch ist nicht Physik. Er ist kein Experimentierbaukasten. Und die Liebe ist keine Versicherungspolice. Sie kann kommen und gehen, sie kann wiederkommen und wieder vergehen und wiederkommen und so weiter.

Vielheirater wie Oskar Lafontaine tun immer ein bisschen weh. Sie führen uns die Endlichkeit der Liebe vor Augen. Aber auch die Möglichkeit, dass die Liebe wiederkommt. Eigentlich ist das doch ganz schön.

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