20. Juli 1944, gegen 12.40 Uhr: Claus Schenk Graf von Stauffenberg stellt seine Aktentasche mit einer Bombe in der Nähe Adolf Hitlers ab und verlässt unter einem Vorwand den Raum. Wenige Minuten später kommt es in der "Wolfsschanze", Hitlers "Führerhauptquartier" in Ostpreußen, zur Explosion. Mindestens vier der vierundzwanzig Anwesenden werden getötet - Hitler überlebt leicht verletzt.
Attentat lange geplant
Attentat und Umsturz waren von langer Hand geplant: von einer heterogenen Gruppe ziviler und militärischer Oppositioneller, unter ihnen Generäle, Offiziere sowie Verwaltungsbeamte. Viele von ihnen hatten Kontakte zum Kreisauer Kreis, der Widerstandsgruppe um Helmuth James Graf von Moltke. Treibende Kraft der Widerstandsgruppe des 20. Juli war Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Offizier der deutschen Wehrmacht. Stauffenberg war zunächst kein ausgesprochener Gegner des NS-Regimes. Doch bald gehörte er zu den Kritikern Hitlers. Dem aktiven Widerstand schloss er sich im September 1942 an. Stauffenberg stand unter dem Eindruck der Massenmorde an Juden, der hohen Verluste der Wehrmacht in Russland und der brutalen Behandlung der Zivilbevölkerung in den besetzten Gebieten.
Die Gruppe um Stauffenberg plante einen militärischen Umsturz mit dem Ziel, Hitler auszuschalten, die nationalsozialistische Herrschaft und den Krieg zu beenden. Im Gegenzug wollten die Verschwörer die militärische Befehlsgewalt und die Regierungsverantwortung übernehmen. Über ein künftiges Staatsmodell waren sie unterschiedlicher Auffassung. Was die Gegner des Nationalsozialismus einte, war der Wille, den Verbrechen der NS-Herrschaft ein Ende zu setzen.
Operation "Walküre"
Für die Zeit nach dem Umsturz existierten bereits konkrete Pläne. General Friedrich Olbricht, Generaloberst Ludwig Beck, Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim, Generalmajor Henning von Tresckow sowie Carl Friedrich Goerdeler - Kopf des zivilen Widerstandes - hatten in monatelanger Konspiration die Operation "Walküre" erarbeitet: Der Plan basierte auf der bereits vorhandenen "Geheimen Kommandosache" der Nationalsozialisten, mit der etwaige Aufstände ausländischer Zwangsarbeiter im deutschen Reich niedergeschlagen werden sollten. Auf dieser Grundlage knüpfte die Gruppe ein Netz an Vertrauensleuten in Wehrkreisen, wichtigen Ämtern und in den Berliner Schaltstellen der Macht. Auch der Entwurf einer Regierungserklärung, die von Beck als provisorischem Staatsoberhaupt und Goerdeler als Kanzler unterzeichnet werden sollte, war bereits ausgearbeitet.
1943 wurde Stauffenberg zum Stabschef beim Befehlshaber des Ersatzheeres (BdE) Friedrich Fromm berufen und erhielt Gelegenheit, an Lagebesprechungen bei Hitler teilzunehmen. Anfang Juli 1944 beschloss er, das Attentat bei einer Lagebesprechung in der "Wolfsschanze" selbst auszuführen. Zuvor waren bereits mehrere Versuche der Widerstandsgruppe gescheitert. Auch das Attentat am 20. Juli schlug fehl - und damit die gesamte Operation "Walküre". Noch in derselben Nacht wurden Stauffenberg und weitere Hauptverantwortliche des Attentats im Hof des Bendlerblocks, der Berliner Zentrale des Umsturzversuches, erschossen. Ludwig Beck wurde zum Selbstmord gezwungen. Henning von Tresckow nahm sich später an der Ostfront das Leben. In den Tagen nach dem Attentatsversuch nahm die Gestapo Tausende von Regimegegnern fest. Anfang August begannen die Prozesse vor dem "Volksgerichtshof", die bis zum Zusammenbruch des NS-Regimes im Mai 1945 andauerten. Hunderte wurden hingerichtet.