2001 Odyssee im Weltraum: Handlung und Ende einfach erklärt

Polarlichter auf dem Jupiter: NASA Raumsonde macht einmalige Aufnahmen
Stanley Kubricks visionäres Meisterwerk "2001 Odyssee im Weltraum" bietet seit fast 60 Jahren nicht nur den Fans viel Raum für Spekulationen. Der Sündenfall des Menschen, die Entdeckung von Werkzeugen und deren Möglichkeiten, Chance und Fluch der künstlichen Intelligenz: Kubrick verarbeitet in seinem Meisterwerk unterschiedlichste kulturphilosophische Themen auf einzigartige Art und Weise. Damit ihr mitreden könnt und um euch etwaige Verwirrung zu nehmen, bringen wir euch die Handlung näher und erklären das Ende. Doch eines sei vorweg gesagt: Einfach wird es nicht!

Das Intro von 2001 Odyssee im Weltraum – der Start der Handlung

Die fantastische Weltraumoper ist anders als andere Filme: Langsame Bildschnitte, geniale Kameraeinstellungen und wenige Dialoge gemessen an der Länge des Filmes sowie klassische Musik in einem komplett ungewohnten Zusammenhang. Kubrick unterteilt "2001 Odyssee im Weltraum" in vier Kapitel und bietet dabei jeweils viel Raum für Interpretationen.Der Film beginnt mit einem schwarzen Bildschirm – und das für ganze drei Minuten. Dazu läuft eine Musiksequenz aus "Atmosphères" von György Ligeti, einem österreichisch-ungarischen Komponisten. Danach folgt das MGM-Logo und die in diesem Zusammenhang wohl berühmteste Filmmusik "Also sprach Zarathustra" von Richard Strauss. Der Blick fällt aus dem Weltraum heraus auf eine aufgehende Sonne zusammen mit Erde und Mond.

Kapitel 1: Aufbruch der Menschheit

Der erste Mord der Geschichte ist ein wichtiges Handlungs-Element von 2001 Odyssee im Weltraum (Bild: Metro-Goldwyn-Mayer)

Nach einem langen Kameraflug über karge Gesteinslandschaften und öde Savannen seht ihr eine Gruppe von vegetarischen Affen (Vormenschen) und Tapiren – vier Millionen Jahre in der Vergangenheit. Sie müssen sich vor Leoparden schützen und ihr Wasserloch gegen andere Affen verteidigen. Eines Morgens entdecken sie einen großen schwarzen Monolithen, der alles verändern soll. Ein Affe berührt ihn und erkennt kurz darauf, dass Knochen auch Waffen sein können. Ihm werden durch diese Erkenntnis Intelligenz und Religion geschenkt. Die Affen beginnen nun, die Tapire zu jagen und werden zu Fleischfressern. Der Monolith verschwindet, da seine "Aufgabe" – die Rettung der Menschheit vor der Ausrottung – erfüllt ist. Als der Affe das Wasserloch mit dem Knochen gegen ein anderes Rudel verteidigt, tötet er einen seiner Artgenossen: Der erste Mord der Menschheitsgeschichte. Siegestrunken wirft er den Knochen in die Luft. Als er herunterfällt, wechselt das Bild auf einen Erdsatelliten.

Kapitel 2: TMA-1

Die Wissenschaftler finden einen mysteriösen Monolithen auf dem Mond (Bild: Metro-Goldwyn-Mayer)

Das erste Wort in "2001 Odyssee im Weltraum" wird nach genau 25:42 Minuten gesprochen. Dr. Heywood R. Floyd (William Sylvester) reist 1999 mit der Orion III zu einer halbfertigen Raumstation, um einer "Epidemie" auf dem Mond nachzugehen. Der Walzer "An der schönen blauen Donau" begleitet das Andockmanöver der Orion III an die Raumstation und macht daraus eine Art Weltraumballett. Auf der Raumstation wird Dr. Floyd von sowjetischen Wissenschaftlern auf die ungewöhnlichen Vorkommnisse auf Clavius (einer Mondbasis) angesprochen. Auch die Frage nach der Epidemie steht im Raum. Dr. Floyd beteuert, dass er nicht befugt ist, etwas darüber zu sagen. Anschließend reist er weiter zur Mondbasis Clavius.Dort angekommen, bedankt er sich beim Team für die Geheimhaltung und deutet auf die Wichtigkeit hin, dieses Versteckspiel aufrecht zu erhalten. Dennoch übt er auch Kritik an der Lüge. Der Zweck seines Besuches ist, herauszufinden, wann die Wahrheit ans Licht kommen darf und was genau die Wahrheit überhaupt ist. Ihr erfahrt, dass auf dem Mond ebenfalls ein Monolith gefunden wurde, identisch mit dem der Affenmenschen. Er soll vier Millionen Jahre alt sein und wurde absichtlich dort vergraben. Den Hinweis auf eine andere Lebensform gilt es, unbedingt vor allen anderen Nationen und Menschen zu schützen. Dr. Floyd besucht mit einigen Wissenschaftlern die Ausgrabungsstätte, von der ein abnormales Magnetfeld, TMA-1 (Tycho Magnetic Abnormaly), ausgeht. Als das Team ein Foto machen will, erklingt ein ohrenbetäubendes Geräusch. Dr. Floyd schaut den schwarzen Quader hinauf und sieht die aufgehende Sonne. Als die Affenmenschen damals zum Monolithen hinaufsahen, ging dahinter ebenfalls die Sonne auf.

Kapitel 3: Die Jupiter-Mission

Das Auge von HAL 9000 (Bild: Pixabay)

Im Jahr 2001 ist eine bemannte Expedition zum Jupiter unterwegs. Dorthin hat der Mondmonolith ein elektromagnetisches Signal gesendet (das Geräusch). Die Discovery One ist bereits 80 Millionen Meilen von der Erde entfernt. An Bord des Raumschiffs befinden sich Dr. Frank Poole (Gary Lockwood) und Dr. Dave Bowman (Keir Dullea) sowie drei Wissenschaftler im Dauerschlaf. Bei einem Interview mit der Erde wird das sechste Crewmitglied, der Supercomputer HAL 9000 vorgestellt. Er tritt in Form einer allgegenwärtigen, rot leuchtenden Kameralinse auf und ist das komplizierteste und vollkommenste Elektronengehirn, das es gibt. Seine Baureihe ist seit der Entstehung absolut fehlerfrei. Trotz seiner Überlegenheit gegenüber den Menschen arbeitet er gerne mit ihnen zusammen. In einem Gespräch zwischen Dr. Bowman und HAL äußert der Computer seine Sorge über den Grund der Mission und die Umstände. Auch hier sind wieder die Geheimhaltung und merkwürdige Umstände ein Thema. Dr. Bowman ist irritiert, dass für HAL etwas unklar ist und fragt ihn danach, erhält jedoch keine eindeutige Antwort. HAL sagt kurz danach den Ausfall der Übertragungsanlage voraus. Die beiden Astronauten überprüfen ein entsprechendes Teil, finden aber keinen Fehler, der zu einem Defekt führen könnte. Der Zwillingscomputer HAL 9000 auf der Erde sieht ebenfalls keinen Fehler und auch keinen Ausfall.

Was führt HAL im Schilde?

Bowman und Poole unterhalten sich über den HAL 9000 – unwissend, dass dieser sie versteht (Bild: Metro-Goldwyn-Mayer)

Die beiden Astronauten konfrontieren ihren HAL mit der Aussage von der Erde und seiner bisherigen absoluten Fehlerfreiheit. HAL fragt, ob sie sich Sorgen um seine Leistung machen und meint, dass derartige Unstimmigkeiten ausschließlich auf menschliches Versagen zurückzuführen sind. Die Crew bekommt Zweifel an HAL. Sie gehen unter einem Vorwand in eine Raumgondel und schalten die Kommunikation ab, sodass sie ungehört von HAL sprechen können. Dr. Bowman und Dr. Poole wollen den Computer notfalls abschalten und fragen sich, ob er das zulassen würde. HAL hört die beiden zwar nicht, liest aber von ihren Lippen.

HAL offenbart sein wahres Gesicht

Die Raumstation wird für die Besatzung zur Todesfalle (Bild: Metro-Goldwyn-Mayer)

Es folgt eine "Intermission", bei der ihr wieder für einige Minuten mit einem schwarzen Bildschirm und Klängen von György Ligetis "Atmosphères" alleingelassen werdet. Beim Versuch von Dr. Poole, das angeblich defekte Teil an seinen Platz an der Empfangsanlage außerhalb des Raumschiffs zu setzen, tötet HAL diesen anschließend mithilfe einer Raumgondel. Dr. Bowman eilt in einer zweiten Raumgondel zur Rettung seines Kollegen. Er weiß nicht, was passiert ist und ob er noch lebt. HAL gibt ihm keine Auskunft darüber. Er schnappt den leblos im All treibenden Körper mit den Greifarmen der Gondel und bringt ihn zurück zur Discovery One. Doch HAL weigert sich, die Schleuse zu öffnen und offenbart Dr. Bowman, dass er ihr Gespräch "mitgehört" hat. Darum kann er seine Rückkehr auch nicht zulassen. Dr. Bowman lässt den toten Dr. Poole wieder los und rettet sich ohne Helm durch ein Druckluftmanöver der Notschleuse in das Raumschiff. Während der Rettungsaktion hat HAL die drei im Tiefschlaf befindlichen Wissenschaftler ebenfalls getötet.

Die Handlung nimmt eine Wendung

Bowman nimmt sich vor, HAL endgültig abzuschalten (Bild: Metro-Goldwyn-Mayer)

Dr. Bowman will HAL nun definitiv abschalten. Auf dem Weg von der Schleuse zum Gehirn von HAL verlangt dieser von Dr. Bowman eine Erklärung für sein Vorhaben. HAL gibt seine Fehler zu, beteuert aber vehement, dass alles wieder gut werden wird und er auf dem Weg der Besserung ist. Er rät Dr. Bowman, sich zu beruhigen und schlafen zu gehen. Dann bettelt er ihn an, ihn nicht abzuschalten. Dr. Bowman lässt sich aber nicht beirren. Nachdem HAL komplett deaktiviert ist, wird eine Videobotschaft gestartet, durch die Dr. Bowman den wahren Grund der Mission erfährt. Ihm wird auch gesagt, dass HAL alles wusste. Dadurch wird seine Handlungsweise erklärt. HAL versuchte absichtlich, die Kommunikation zwischen Raumfähre und Erde zu verhindern. Als die beiden Astronauten Zweifel hegten und die Gefahr bestand, dass HALs Mission scheitern könnten, entschied er sich dazu, die Crew zu töten.

Kapitel 4: Wiedergeburt

Die Reise zum Jupiter (Bild: Pixabay)

Das letzte Kapitel des Films beginnt mit einem Blick auf den Jupiter und einem riesigen Monolithen im All. Auch dieser gleicht in Form und Erscheinung den beiden anderen. Dr. Bowman folgt dem Monolithen in einer Raumgondel und wird durch Raum und Zeit gesogen. Psychedelische Farbspiele untermalt mit Musik begleiten seine Reise. Er sieht fremde Galaxien und ihre Entstehung, Supernovae und anderes, was ihn an den Rand des Wahnsinns treibt. Plötzlich befindet sich seine Raumgondel in einem Zimmer im viktorianischen Stil mit beleuchtetem Fußboden. Bowman wirkt apathisch und es braucht einige Zeit, bis er zu sich findet. Er blickt aus dem Fenster der Gondel und sieht sich selbst etwas älter in einem roten Raumanzug gekleidet. Die Perspektive wechselt auf den älteren Bowman, die Raumgondel verschwindet. Der ältere Bowman geht ins Bad und betrachtet sich im Spiegel. Er folgt einem Geräusch aus dem großen Zimmer nebenan und sieht sich, wieder älter, jetzt aber ohne Raumanzug, am Esstisch speisen. Die Kamera wechselt erneut zum älteren Bowman, der jüngere verschwindet. Nachdem Bowman ein Glas vom Tisch stößt, schaut er zum Bett, in dem er sich selbst als Greis sieht. Er liegt im Sterben. Die Perspektive wechselt erneut, der andere Bowman löst sich in Luft auf. Ein letztes Mal taucht der Monolith vor dem Bett des sterbenden Dr. Bowman auf. Als dieser versucht, nach ihm zu greifen, verschwindet auch diese Version von ihm und zurück bleibt ein Fötus in einer Art Fruchtblase, der starke Ähnlichkeit mit Bowman hat. Die Kamera wandert durch den Monolithen und bringt den Fötus als eine Art Sternenkind zurück zur Erde. In der letzten Szene seht ihr, wie es mit großen Augen im Weltraum schwebt.

Kubrick löst das Rätsel um das Ende von 2001 Odyssee im Weltraum selbst auf

Kubrick erklärt 2001 Odyssee im Weltraum (Bild: Metro-Goldwyn-Mayer)

Obwohl Stanley Kubrick es zeitlebens vermied, seine Filme für die Fans zu interpretieren beziehungsweise seine Motive hinter den Filmen zu erklären, gibt es im Fall dieses bahnbrechenden Meisterwerkes eine Ausnahme. 2016 wurde ein Master-Tape gefunden, auf dem sich Kubrick erstmals selbst zum Ende von "2001 Odyssee im Weltraum" äußert. Darin sagt er, dass Dr. Bowman von einem gottgleichen Wesen, das aus reiner Energie und Intelligenz besteht, entführt wurde. Dieses Wesen taucht in Form des Monolithen auf. Bowman wurde in einer Art Zoo untergebracht, damit ihn das Wesen beobachten und studieren konnte. Der Raum sollte eine natürliche Umgebung für den Menschen darstellen. Doch wie in einem Zoo ist der Käfig der Natur lediglich nachempfunden und nicht identisch. Darum besteht der Fußboden auch aus leuchtenden Vierecken. Die ständigen Perspektivenwechsel zum älter werdenden Ich Bowmans verdeutlichen den Umstand, dass er jegliches Gefühl für Zeit verloren hat. Am Ende dieses Weges schufen die göttlichen Wesen mit Bowman eine Art Supermenschen und schickten diesen zur Erde zurück.Was genau die Aufgabe des Wesens sein sollte, lässt Kubrick aber auch auf diesem Tape offen. Vielleicht ist er eine Art Wiedergutmachung an der Menschheit oder ein symbolischer Neubeginn mit neuem Vorbild. Denn als der Affe durch die Berührung des Monolithen Intelligenz empfing, legte sich auch ein Fluch auf ihn (hier wird das Motiv des Sündenfalls deutlich). Seine Schwächen zogen sich durch die Jahrhunderte. Doch nun, mit diesem "Superman" könnte alles anders werden. Aber das ist nur ein Möglichkeit von vielen weiteren Interpretationen.Autor: Sebastian Kellert

Ihr fragt euch, was es mit dem Ende von David Lynchs "Mulholland Drive" auf sich hat? Das haben wir in diesem Artikel zusammengefasst.

Übrigens: Wenn du keine News über Serien und Filme mehr verpassen möchtest, werde Fan von Deine Serien auf Facebook oder folge uns auf Twitter. Alternativ schicken wir dir die Nachrichten auch direkt auf WhatsApp. Falls du noch mehr über interessante und wissenswerte Dinge lesen willst, abonniere doch unseren Panorama Newsletter.