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Beyoncé bis Wham! – Das ist der Sound des Sommers - WELT
Sie können federleicht sein oder melancholisch. Oft klingen sie vage südamerikanisch. Und wenn man einen hört, weiß man es sofort. Liebeserklärungen an die besten Sommerhits von Beyoncé, Wham! und Jürgen Drews.
Er kann von Sommer, Sonne und verliebten Küssen handeln. Muss er aber nicht. Während andere Liedkategorien definiert sind – Ballade, Kriegsmarsch, Discoknaller –, ist das hier nicht der Fall. Was ein Lied zum Sommerhit macht, ist ebenso unberechenbar wie die Jahreszeit selbst. Manchmal beruht es auf einem Missverständnis, manchmal ist es schlicht albern. Was aber alle Sommerhits eint, ist eine gewisse Unwiderstehlichkeit.
„Break My Soul“ von Beyoncé
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Bezieht sich die Liedzeile „Worldwide hoodies with a mask outside“ nun auf die Corona-Regeln oder auf die derzeit omnipräsente Mode von Balenciaga? Vielleicht beides. Als Vorgeschmack auf ihr siebtes Studioalbum veröffentlichte Beyoncé Knowles im Juni 2022 ihren House-Song „Break My Soul“. Mit der unwiderstehlichen Basslinie des 90er-Clubhits „Show Me Love“ und der queeren Rapperin Big Freeda, die dazu auffordert, Job, Stress, das Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Perfekte Sommerdudelei mit positiver Botschaft. Trotzdem nur ein Abglanz von Beyoncés 2003er-Hit „Crazy In Love“, einem Song wie eine Champagnerpyramide. Man wünscht sich mit den ersten Takten direkt auf die schönste Yacht des Mittelmeers – mit dem fettesten Soundsystem.
„Sunshine Reggae“ von Laid Back
In den 80ern war cultural appropriation noch ein Zungenbrecher ohne Bedeutung und man bediente sich arglos der Ausdrucksformen anderer Kulturkreise. So stammte der populärste Reggaesong des Sommers 1983 nicht aus Jamaika oder Barbados, sondern aus Dänemark. Die fröhlich-penetrante Karibikfantasie des Duos Laid Back lief damals auf den Liegewiesen der Freibäder rauf und runter. Im dazugehörigen Musikvideo sieht man die beiden Musiker erst im Büro schwitzen und dann mit „Einheimischen“ am Palmenstrand chillen.
„La Vie en Rose“ von Grace Jones
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Aus dem herzschwerem Klassiker von Édith Piaf machte der Produzent Tom Moulton für die 1977 noch belanglose Disco-Cover trällernde Grace Jones eine Bossa-nova-Version, die den Auftakt zu ihrer ruhmreichen Zeit bei Island Records bildete. Von den ersten synkopischen, zirpenden Takten bis zu Jones’ finalem Geheule in ihrem seltsamen Model-Französisch ist das Lied noch heute perfekt. Gelassen und getrieben zugleich.
„Macarena“ von Los del Río
Das Lied hat eine verworrene Entstehungsgeschichte, zum Welthit wurde erst 1996 der discotaugliche Bayside-Boys-Remix, es hat enormes Nervpotenzial – und ist der ideale Lackmustest bei einer Sommerparty: Die einen werden genervt die Augen rollen, die anderen werden juchzend auf die Tanzfläche stürmen und diesen Tanz aufführen, bei dem jeder kurz so aussieht, als würde man sich selbst die Toilette runterspülen. Raten Sie mal, mit wem Sie mehr Spaß haben werden!
„Girl from Ipanema“ von Antônio Carlos Jobim & Astrud Gilberto
Fast scheut man sich, diesen Diamanten von 1963 in irgendeine Liste aufzunehmen, so einzigartig, zart und perfekt funkelt dieses Lied. Ein hingezupfter Song mit genialem Säuselgesang. Und wie das Tenorsaxofon von Stan Getz die Stimme von Astrud Gilberto umspielt, das lässt sich nur mit den badewarmen Wellen des brasilianischen Atlantiks an einem windstillen Tag vergleichen.
„Summer Wine“ von Nancy Sinatra
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In diesem Superhit von 1967 reitet der Mann mit seinen silbernen Sporen ein, während die Frau die Zutatenliste ihres Weines anpreist: „Erdbeeren, Kirschen und der Kuss eines Engels im Frühjahr“. Tatsächlich wird hier die Geschichte einer Sirene mit magischen Kräften erzählt, die den Reisenden anlockt, betäubt und ausraubt (heute würde man ihren Sommerwein eine date rape drug nennen). Schlicht und doch mit großem Studiopomp produziert und so unerträglich traurig wie der perfekte Sommerabend, weil ja irgendwann wieder Herbst ist. Notiz am Rande: Lieder, in denen Erdbeeren vorkommen, funktionieren eigentlich immer.
„Club Tropicana“ von Wham!
Klar, der Bass am Anfang klingt fast schmerzhaft „funky“. Aber das Grillenzirpen davor, die Geräusche des vor den Club fahrenden Cabrios und die triumphalen Trompeten machen das mehr als wett. Dieses Lied von 1983 ist sommerlicher Kaugummi-Pop in seiner absoluten Perfektion. Und ein Widerspruch in sich. Der Text, Urheber sind offiziell George Michael und sein Duo-Partner Andrew Ridgeley, ist eigentlich eine Satire auf preisgünstigen Partytourismus. Heute ist er dessen Hymne.
„Ein Bett im Kornfeld“ von Jürgen Drews
Die deutsche Version des Countrysongs „Let Your Love Flow“ von 1976 gehört in den Kanon der Hochkultur. „Ein Bett im Kornfeld“ weckt eine urdeutsche Sehnsucht, nach Freiheit, nach von Zwängen befreiter Liebe und einem Bett im Freien, die schon Walter von der Vogelweide besang : „Unter der linden, an der heide, da unser zweier bette was“, so der Minnesänger über ein Stelldichein in der Natur, an dessen Ende die „bluomen unde gras“ ganz platt waren. In dem Drews-Song drückt ein Tramper mit einer Zufallsbekanntschaft Ähren zu Boden. Dabei erinnert der vagabundierende Protagonist an den „Taugenichts“ aus Joseph von Eichendorffs gleichnamiger romantischer Erzählung: Der Müllerssohn, der mehr vom Leben wollte als die Mühle der Arbeit – und der literaturhistorisch als Gegenentwurf zu dem gilt, was „preußisch“ ist.
„Du hast den Farbfilm vergessen“ von Nina Hagen
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Als bekannt wurde, dass Angela Merkel sich 2021 für ihren Zapfenstreich Nina Hagens realsozialistische Schlagerparodie „Du hast den Farbfilm vergessen“ von 1974 gewünscht hat, stiegen die Streams bei Musikdiensten wie Spotify und YouTube um mehr als 350 Prozent. Vielen wurde plötzlich auch bewusst, wie bunt und sonnig die DDR sein konnte, wenn man jung und verliebt war. Vor dem „Grau von Bitterfeld“ und der „Tristesse von Leipzig“, so Nina Hagen in ihrer Autobiografie, habe der Song mit den kleinen Fluchten und erotischen Freiheiten gespielt. Für Angela Merkel blieb er schlicht ein „Highlight“ ihrer Jugend.
„In the Summertime“ von Mungo Jerry
Ray Dorset wollte gar keinen Sommerhit schreiben. Doch die Poesie von „In the Summertime“ war so eindeutig: „In der Sommerzeit, wenn das Wetter toll ist, kannst du durch die Gegend rennen und den Himmel berühren.“ Wer will das nicht? Als er 1970 mit seiner Band Mungo Jerry beim Hollywood-Festival im englischen Newcastle-under-Lyme als Pausenfüller zwischen Black Sabbath und Grateful Dead auftrat, geriet das Publikum in Wallung. Die Single wurde zur meistverkauften des Jahres. Bis heute ist das Lied der umsatzstärkste Sommersong aller Zeiten.
„Sunny“ von Bobby Hebb
Es war ein düsterer Herbst. Am 23. November 1963 wurde John F. Kennedy ermordet. Einen Tag später kam Bobby Hebbs Bruder Harold bei einer Messerstecherei in Nashville ums Leben: Für den Jazzmusiker Bobby Hebb wurde die Dunkelheit zum Anlass für einen Soulsong, der voller Traurigkeit und Dankbarkeit und Liebe zugleich ist. Er habe zu viel Whiskey gegen den Schmerz getrunken, sagte er später in einem Interview. Und plötzlich sei der Himmel purpurrot gewesen. Lange wurde hinter „Sunny“ eine Frau vermutet. Hebb sagte irgendwann, er habe seinen Song für Gott geschrieben.
„Geh aus mein Herz“ von Paul Gerhardt
Anna Maria Bertholds Welt lag in Trümmern. Fünf Jahre lag der Dreißigjährige Krieg zurück. Doch das Sterben nahm kein Ende. In Berlin, wo die 31-Jährige lebte, rafften Pest, Pocken und Ruhr die Menschen dahin. Wie hätte sie nicht den Glauben verlieren sollen? Ihr Verlobter, der Theologe Paul Gerhardt, konnte ihre Traurigkeit nicht länger mit ansehen und verfasste 1653 ein Trostgedicht. „Geh aus mein Herz“, schrieb er, dann könne sie entdecken, wofür es sich zu leben lohnt: Blumen, Glucken, Lerchen. Schöpfung. Es sollte als eines der bekanntesten Kirchen- und Volkslieder in die Geschichte eingehen, das selbst in das Arbeiterliederbuch „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit“ Eingang fand.
„Summertime“ von George Gershwin
Als „Porgy and Bess“, George Gershwins „Volksoper“ über das Leben der Schwarzen in Catfish Row in Charleston, 1935 uraufgeführt wurde, stieß das Werk beim weißen Publikum auf Desinteresse, von schwarzen Intellektuellen wurde es als klischeehaft kritisiert. Erst 1942 begann die Erfolgsgeschichte – und damit die des berühmten Wiegenlieds, für das sich Gershwin von einem ukrainischen Vorbild inspirieren ließ. „Summertime“, diese melancholische Weise über den Sommer, über die Fische, die im Wasser springen und die Baumwolle, die reift. Ein Sommerlied in Moll. Bis heute das meistinterpretierte Vokalstück aller Zeiten.
„Drop it Like it’s Hot“ von Snoop Dogg
Kaviar, Champagner, Rolex, Million-Dollar-Yacht, man kann nicht behaupten, dass dieser Song von Snoop Dogg und Pharrell Williams irgendein Rapper-Klischee auslässt. Und eigentlich bezieht sich der Titel nicht auf sommerliche Temperaturen, sondern auf eine hektische Tanzbewegung. Aber die Geschichte der Sommerhits ist eine der Missverständnisse: Auch wenn hier von der Los-Angeles-Gang Cribs gerappt wird, schlüpfen die Zuhörer seit 2004 automatisch in ihre Gucci-Slipper oder in ihre superknappen Sommerkleider und schlittern auf den al fresco dancefloor.
„Dicht im Flieger“ von Julian Sommer
Der „Salesmanager für Zubehörteile“ in einem BMW-Autohaus hat seine Ballermann-Erfahrungen zu dem Song „Dicht im Flieger“ destilliert. „Ich sitz schon wieder dicht in nem Flieger/Alles egal, denn der Bass knallt brutal“, lautet Sommers Refrain mit Mitgröhl-Garantie. Feingeister werden darin die rabaukige Seite des Genres sehen, aber genau das macht das Lied zum heißen Kandidaten für den Sommerhit 2022.