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Ruth Drexel starb mit 78 Jahren.
Ruth Drexel starb mit 78 Jahren. © dpa

Feldkirchen - So hat Benno Berghammer seine Mutter Resi in "Der Bulle von Tölz" jahrelang verabschiedet: Servus, Mama!

Aber „Servus, Ruth!“? – Das würde niemand sagen. Denn Ruth Drexel, die schon am 26. Februar im Alter von 78 Jahren gestorben ist, war keine Frau für die große Liebe des Volkes.

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Und das wollte sie auch nie sein. Dass sie bewundert und verehrt wurde, vom TV-Zuschauer bis hin zu ihren Kollegen und den Kritikern, das nahm sie hin, ohne es an die große Glocke zu hängen.

Ruth Drexel war eine der letzten großen Schauspielerinnen ihrer Zunft. Und ein Mensch, der sein Privatleben wie seinen Augapfel hütete. Das ging niemanden etwas an, der nicht zu ihrer Familie gehörte. Dabei war die Drexel alles andere als unzugänglich für diejenigen, die sie an sich heranließ. Dazu war allein schon ihr Leben schillernd genug: Aus ihrer Ehe mit Michael Adami, einem Angestellten der Air France, stammt die Tochter Katharina. Als das Mädchen 14 war, ließen sich die Eltern scheiden. Weitere fünf Jahre später gebar Ruth Drexel ihre zweite Tochter Cilli. Sie war die Frucht ihrer langjährigen Beziehung mit dem legendären Schauspieler Hans Brenner, der 1998 starb und in Innsbruck begraben ist.

Wenn ein Mensch wie sie einen heftigen Schicksalsschlag verkraften muss, dann wird er alles tun, um zu überleben. Das war so, als Hans Brenner an Krebs starb („Ich dachte, es geht überhaupt nicht mehr weiter. Aber wenn man weiterleben will, dann muss man sich aufrappeln“, sagte sie einst der Bild). Und das war so, als Ruth Drexel selbst vor zwei Jahren schwer erkrankt war. Typisch für die Künstlerin: Auch hier bewahrte sie Stillschweigen darüber, an was sie litt. Die Vermutung Krebs wurde nie offiziell bestätigt.

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otti_drexel_1 © -

Fest steht: Die Dreharbeiten zum Bullen von Tölz und alle anderen Aktivitäten mussten auf Eis gelegt werden. Aus Wochen wurden Monate, aus Monaten wurde über ein Jahr. Als man sich schon damit abgefunden hatte, sie vielleicht nie wieder im Fernsehen zu sehen, da kam sie wieder zurück. Im vergangenen Juli waren die Dreharbeiten zu ihrer letzten Bullen-Folge, die gerade erst im Februar im Fernsehen lief. Sie schien wieder ganz die Alte, war mit Energie und Feuereifer dabei, als ob nie etwas gewesen wäre. Dass sie sich bei aller Professionalität nach den Dreharbeiten zurückzog und lieber für sich war, das fiel nicht weiter auf. So war Ruth Drexel ja schon immer gewesen. Wie’s innen drin aussieht, geht keinen was an.

Krista Hauser ist eine der wenigen Menschen außerhalb des engsten Kreises, die Zugang zu Ruth Drexel fanden. Sie war ihre Biografin (im Haymon Verlag, Innsbruck, ist die Biografie erschienen). Sie berichtet von einem penibel aufgeräumten Haus: „Kein Bröselchen am Tisch, kein Glas, das nicht an seinem Platz steht“, schreibt sie. „Ruth Drexel liebt Ordnung, Spuren eines Bohémien-Lebens, die zum Klischee von Künstlern und Theaterleuten gehören, finden sich nicht.“

Dass Drexel bei aller Disziplin auch eine echte „Glucke“ sein konnte, belegt die Biografie ebenfalls: „Man muss die Mädchen auch mehr beschützen als Buben“, sagte Drexel in dem Buch. Ein Motto gab die Mutter ihren Töchtern Katharina und Cilli mit auf den Weg: „Auf eigenen Füßen stehen, keine Versorgungsehe eingehen. Dazu gehört eben Leistung.“ Leistung, um unabhängig zu sein. Ein Leben ohne Verpflichtungen, die man nicht eingehen will – das bestimmte Ruth Drexels Denken und Sein.

Wenn sie nun ihre Beerdigung in aller Stille wünschte, sie nicht einmal langjährige Weggefährten informiert haben wollte, dann ist das nur ein weiteres Zeichen dafür, dass die Drexel ihr Leben bis zuletzt nach ihrem Willen, ihrem Wesen gestalten wollte. Und das, wie so oft, auch durchsetzte. „Ruth wünschte sich eine Beerdigung im engsten Familienkreis. Nix für ungut“, so heißt es in einem Brief der Familie. Wir werden Sie vermissen, Frau Drexel. Nix für ungut.

M. B.

Quelle: tz

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